es bringt dir gar nichts dich in deiner jetztigen, akuten Situation über irgendwelche Vorgehensweisen aufzuregen. Ob und wie ein Arzt dir helfen kann und muss kannst du später ausdiskutieren.
Gehe morgen zu einer Suchtberatungsstelle. Dort hilft man dir, in allen Belangen.
Wenn du sofort einen Ansprechpartner haben möchtest, rufe folgende kostenlose Tel.nummer an:
0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222 (rund um die Uhr).
Das ist die Nummer der Telefonseelsorge im Internet, die helfen auch alkoholkranken Menschen.
Vielleicht erst einmal das wichtigste... Heute ist Montag und ich habe eine übelst anstrengende Zeit hinter mir. Aufgrund der vielen Tips durch Euch, auch dem direkten Beistand im Chat, hab ichs nicht ganz ohnmächtig erleben müssen. Vielleicht der Reihe nach. Meine Nachbarin ist nasse Alkoholikerin und meldete sich durch *Zufall* noch in der Nacht. Ich hab sie direkt gefragt, ob sie mir irgendwie helfen könnte...das konnte sie auch. Nämlich mit Korodin ( mein Kreislauf fuhr Achterbahn, das Herzrasen wurde immer unerträglicher) und vor Allem einer gewissen Menge Alkohol. Das Korodin konnte ich immer nehmen, wenn der Kreislauf zu instabil wurde. Aber erstens ist das Zeug auf Alkoholbasis und zweitens hats immer schlechter gewirkt. Heute morgen hatte ich fast nen ganzes Fläschchen drin, um beim Sozialamt meinen Namen überhaupt in die Terminliste schreiben zu können. Ein Flachmann wäre da effektiver gewesen und den Namen musste ich von jemand anderem schreiben lassen. In der Notapotheke, weil es ja Wochenende war hab ich mir dann Traubenzucker, Vitamin B, Vitamin C, Baldrian, Aspirin und Schlaf- und Nerventee geholt. Trotzdem kein Schlaf von Sonntag auf Montag, essen eh nichts..das wollte nicht bei mir bleiben, kurzes wegdämmern mit Alptraum ich sei abgestürzt und würde wieder hochgeschleudert (Kreislauf). Ich habe meinen Alkoholspiegel nun soweit unten, daß ich nicht zwanghaft innerlich danach schreie. Nun, nach dem ich also die Aktion Sozialamt und Krankenkasse hinter mir hatte, bin ich also zum Arzt.
Mir fällt es immer noch schwer, an der Anmeldung zwischen den neben mir so normal krank wirkenden Leuten, erst mal in aller Öffentkichkeit zu verkünden, hallo..ich bin Alkoholikerin und leide an Entzugssympthomen. Ein Hinweis auf starke Herz- und Kreislaufprobleme brachten mich dann aber auch relativ schnell an ein EKG. Und dann wars irgendwie wieder alles total furchtbar. Ich saß dort mit nacktem Oberkörper und mein Hausarzt sagt, ja was mir denn fehle. Ich weiß nicht, ich hab da ohne was anzuhaben ,erst mal nur sagen können, da würde ich gerne mit Ihnen in Ruhe drüber sprechen. Ja, da solle ich dann nächste Woche wieder kommen, meine Herzprobleme kämen von Rückenproblemen, ich bekäm da jetzt ne Spritze. Da war er wieder weg und ich hätt heulen können. Ich hab´s über mich ergehen lassen,und als ich endlich mal was anhatte, hab ichs dann sagen können, musste aber eben in Kauf nehmen, daß alle mithören konnten. Naja.- es war zumindestens raus. Ich habe nun etwas zur Beruhigung bekommen, aber ich glaube nicht das es wirklich das Richtige ist. Das ist Melperon Stada , es soll wohl zumindestens gegen die Wahrnehmungsstörungen und die Angst helfen. Ich habs nun einmal genommen, in der kleinsten Dosierung um endlich mal wieder ein paar Stündchen zu schlafen. Das ging auch, und nun möchte ich ganz gerne wieder die Finger davon lassen. Ich glaube, mein Hausarzt ist nicht wirklich der richtige Ansprechpartner für mein Problem. Leider liegt mein Zettelchen vom Sozialamt nun bei ihm, morgen werde ich direkt anrufen und um eine Überweisung zur Suchtberatung in Langenfeld bitten. Ich hab nun lang genug kurgepfuscht.
In vielen Eurer Beiträge ist mir klar geworden, das war kein persönliches Versagen, daß alles so schwierig laufen musste. Es ist wirklich so, daß alles unheimlich eingeschränkt ist. Bis vor kurzem war ich noch Privatpatient, jetzt Versicherungsstufe 4..naja, da kriegt man nicht mehr die Tasse Tee noch bei angeboten.Und ganz ohne Status, öhm ja. Da liegen enorme Klassenunterschiede zwischen, was den Satz, alle Menschen sind gleich wohl nur noch auf den Zustand Existus beziehen kann.
Mir leuchtet ebenfalls ein, es ist nicht damit getan , sich irgendwo einfach nur Medis abzuholen, da ist eben der Wille und das nachweisbare Engagement für eine Langzeitbehandlung von Nöten. Ja, und mir ist auch klar geworden, daß mein negativer Beitrag zur Hilfeleistung meine Schamgrenze ist. Sie ist kleiner, wenn ich das Gefühl habe, ich will ja trocken sein und ich hab auch schon etwas dafür getan. Mitten im Rückfall pass ich unter jede Teppichkante.- Auch bin ich nun gerade zum ersten Mal Sozialhilfeempfänger mit evtl. Anspruch auf Arbeitslosengeld im schwebenden Verfahren. Darum auch so viel hickhack, wer ist nun zuständig. Ich hab so wie so schon schlechte Gefühle überhaupt auf diesem Gang zu sitzen. Mir ist also etwas peinlich, was ich auch so wieso noch lernen muss, zu akzeptieren.
Gelernt habe ich zumindestens eine Menge. Unsere Situation hier, ist ja so daß mein Mann so oder so trinkt. Der findet das alles nicht so schlimm. Für mich stand auch 8 Wochen eindeutig "Gift" auf den Bierflaschen im Kühlschrank. Nach Einnahme des Homöophatischen Mittels, stand dort plötzlich "leckeres, erfrischendes alkoholisches Getränk". Ich hab auch mal wieder viel ignorantes über ihn erfahren in dieser Zeit, der Gipfel war als ich auf dem Weg zur Notapotheke war, und ich hatte wirklich Saufdruck ohne Ende, mich zu fragen, ob ich ihm nicht ein Bier mitbringen könne,auf einem Weg. Trotzdem, bis ich da eine Trennung geschafft habe, werd ich wohl noch mehr als eine Therapiesitzung hinter mich bringen müssen. In jedem Fall ..ich lebe also noch und das zu Hause, mein körperlicher Zustand bessert sich. Eure Begleitung ist absolut liebevoll, kritisch, hilfreich, Gedanken anregend..
da haste ja was mitgemacht ...nackter Oberkörper und dann reden Herzrasen wegen Rückenschmerzen
Saliha du hast recht wenn du schreibst: Ich glaube, mein Hausarzt ist nicht wirklich der richtige Ansprechpartner für mein Problem. Leider liegt mein Zettelchen vom Sozialamt nun bei ihm, morgen werde ich direkt anrufen und um eine Überweisung zur Suchtberatung in Langenfeld bitten. Ich hab nun lang genug kurgepfuscht.
Für die Suchtberatung brauchst du keine Überweisung...nur hingehen
Mir fällt es immer noch schwer, an der Anmeldung zwischen den neben mir so normal krank wirkenden Leuten, erst mal in aller Öffentkichkeit zu verkünden, hallo..ich bin Alkoholikerin und leide an Entzugssympthomen.
Kein Mensch, schon gar niemand in einer Arztpraxis kann das von dir verlangen. Da sagt man bei der Anmeldung eben, dass man dringend die Hilfe eines Arztes benötigt, sollte die Frage aufkommen wieso, sagt man, dass man dies gerne nur dem Arzt selbst sagen möchte. Jede Arzthelferin muss sich daran halten und du kannst dem Arzt dann sagen was dir auf dem Herzen liegt. Du musst natürlich auch die Karten auf den Tisch legen und dem Arzt direkt sagen, was dein Problem ist.
Mensch Mädel, geh zur Suchtberatung (siehe mein Post weiter oben). Und höre endlich auf dich mit Hilfe von Nachbarn oder sonstwem selbst zu medikamentieren; das ist zum einen gefährlich für dich und bringt dir im Endeffekt rein gar nichts. Für die Suchtberatung brauchst du keine Überweisung, da gehst du einfach hin. Diesen einen Schritt musst du allerdings selbst machen.
ich habe am Wochenende oft an Dich denken müssen und wie es Dir geht. Ich freue mich,dass Du Dich wieder gemeldet hast. Ich kann mir vorstellen, wie Du Dich gefühlt hast und es tut mir leid,dass Du eigentlich gar keine Hilfe bekommen hast. Wie Lisl schon postet, Suchtberatung wäre wohl jetzt das beste für Dich. Lass Dich von Deinem Mann nicht mit runterziehen, soll er sein Bier doch selbst kaufen. Ich wünsche Dir alles Gute und melde Dich wieder
Ich hab mir Eure Antworten gut durch den Kopf gehen lassen.
Es ist absolut wahr, rumdoktorn hilft nichts. Ich war heute in meiner SHG. Das war ebenfalls sehr hilfreich, endlich das Einzig richtige zu tun. Ich bring mich jetzt nicht mehr weiter alleine auf Null, ich pack heute Abend noch hier zu Hause meine Sachen, Geld, Papiere etc. und steh morgen in der Klinik zur Entgiftung.
Euch auch alles Gute
Ich freu mich auf eine reale Chance zu einer trockenen Zeit mit Euch.
Saliha.
Absti
(
gelöscht
)
Beiträge:
31.08.2004 21:27
#23 RE: Direkt Hilfe und nen paar kritische Gedanken dazu
Saliha, also hast Du alles hintereinander, damit man Dich diesmal aufnimmt? Das hast Du ja wunderbar auf die Reihe gekriegt. Ich drücke Dich und meine Daumen ganz feste, bis bald, M a r i a n n e
hallo Saliha, „Ich freu mich auf eine reale Chance zu einer trockenen Zeit mit Euch.“ Finde ich ungeheuer wichtig: dass du dich freuen kannst, auf eine Trockenheit, aber nicht alleine, sondern in Kontakt zu anderen, zu „uns“. Da gehst du nicht so anonym und grau, sondern mit einer Hoffnung. ich grüße dich, Max