ZitatGepostet von Hoyo der Alk ist ein extrem starker und raffinierter Gegner, der unbewußt ständig versucht, sich wieder einzuschleichen.
das ist meiner Ansicht nach einer der Kardinalfehler, den Alkoholiker so machen. Sie versuchen, den Alkohol verantwortlich zu machen.
Was für eine elendige Selbstverblendung. Dem Alkohol ist das vollkommen egal. Der einzige, der verantwortlich ist, ist derjenige der das Glas in die Hand nimmt und zum Munde führt. Sprich der Alkoholiker, ders nicht lassen kann und ganz weit hinten drin wohl auch nicht lassen will.
Du scheibst, was Du alles schon Therapiemäßig gemacht hast. Ich denke Biene2 hat recht mit dem was sie geschrieben hat, um Deine eigentlichen Probleme hast Du immer einen großen Bogen gemacht. Du hast es jetzt erlebt, dass es nicht reicht einfach nichts mehr zu trinken. Es sollte Dir jetzt leichter fallen zu verstehen, dass auch die psychische Seite behandelt werden muß um dauerhaft abstinent leben zu können.
Ich verfolge nun schon von anfang an Deine Geschichte und hatte immer das Gefühl, dass Du nur schwer Hilfe annehmen kannst. Klar gibt es Leute die es ganz ohne Hilfe geschafft haben Abstinent zu leben, aber ob sie eine zufriedene Abstinenz haben, sei dahin gestellt. Wer die Ursachen seiner Erkrankung nicht kennt ist immer in Gefahr, dass diese Ursachen ihn immer wieder zum Alkohol greifen lassen.
Mit Kentnis der Auslöser und wenn nötig auch mit einer Therapie baut man sich ein stabieles Fundament, von dem man nicht gleich herunterfällt wenn es mal wackelt. Du solltest jetzt profisionelle Hilfe von einem Suchttherapeut für Dich in Anspruch nehmen, damit Du Hilfe hast die noch verbliebenen Leichen aus dem Keller zu räumen und zu beerdigen.
Wenn Du einen Suchttherapeuten oder eine Selbsthilfegruppe suchst und dabei Hilfe brauchst, dann schreibe mir ein Mail wo Du dises bräuchtest, dannn helfe ich Dir.
Natürlich ist der Alkohol an sich eine neutrale, chemische Substanz; vielleicht ist es genauer nicht vom "Alk" zu sprechen, sondern von den fest gespeicherten "Alk-Programmen", die im Kopf eines Alkoholikers eingebrannt sind! So ist Alk natürlich auch kein "Dreckszeug" etc., sondern der Umgang mit ihm! Die Auseinandersetzung mit den eingebrannten Alk-Programmen ist DIE zentrale Herausforderung für jeden, der dauerhaft trocken bleiben will; nur zu sagen: ab heute trinke ich nichts mehr, ist zwar schön gesagt und in Phasen zufriedener Trockenheit auch leicht zu machen.
Aber was ist, wenn die Situation kommt, wo man früher immer das gespeicherte Suchtprogramm abgespult hat: hat man dann die Kraft und Entschlossenheit, trocken zu bleiben? Was macht man stattdessen? Hält man dem Verlangen stand und kann es aushalten?
das stimmt, mit dem Hilfe nicht gut annehmen können, aber jetzt bin ich ziemlich weichgeknetet :-(
Auch was Ihr darüberhinaus geschrieben habt, kann ich gut nachvollziehen. Im Innersten wußte ich schon immer, dass es ohne nochmalige Therapie wohl nicht gehen würde - zumal ich ja an anderen Fronten mit dem gleichen Thema in grün kämpfe - PC z.B.
andererseits kann man ja nicht sein halbes Leben mit Therapien verbringen - und noch andererseits weiß ich von den anderen Dingen her, die ich gemacht habe, dass ich wieder an den Punkt kommen werde, da ich vor der Veränderung zurückschrecke -
in dem Sinne, wenn ich mich verändere, stimmt das ganze Gefüge drumherum auch nicht mehr und könnte in Scherben fallen (Partnerschaft z.B.) und das will ich nicht.
Günther, ich denke, ich werde auf Dich zukommen, danke für das Angebot - das ist die nächste Unsicherheit, den richtigen Therapeuten zu finden ...
Aber was ist, wenn die Situation kommt, wo man früher immer das gespeicherte Suchtprogramm abgespult hat: hat man dann die Kraft und Entschlossenheit, trocken zu bleiben? Was macht man stattdessen? Hält man dem Verlangen stand und kann es aushalten?
Da gehört viel Aufmerksamkeit und Wachheit dazu!
Gruß Hoyo
Man kann sich auch sagen:
mir reichts mit dem Trinken und ich halte den Druck jetzt aus. Nur dann wird er nämlich weniger, und das muss ich halt mal glauben wenns brennt.
Nein, ich frage mich nicht, ob ich die Kraft habe, denn wenn ich ein bisschen drüber nachdenke, dann weiss ich ganz genau, daß Trinken immer mehr Kraft kostet als nichts zu trinken. Und wenns nur ist, daß Körper und Geist den Alkohol verarbeiten müssen, was ne ganz schöne Anstrengung ist. Von den Folgen mit den Mitmenschen und den Selbstvorwürfen ganz zu schweigen - soll das vielleicht weniger Kraft kosten?
Also das Argument mit der Kraft zieht überhaupt nicht.
Nur wenn ich unbedingt glauben will, dass es gar schwierig ist, trockenzubleiben, dann wird es auch schwierig. Letztlich ist das aber ne Hintertür, nach dem Motto, es ist so anstrengend da ich könnte ja mal schwach werden. So als Belohnung für vorangegangene Anstrengungen oder weil ich mir einbilde ich bin ja so schwach. Dabei ist es nur der Durst und es ist mir zu unbequem, den Druck nüchtern auszuhalten. Und das wird dann als Rückfall deklariert, dabei war das vorher nur ne Trinkpause.
Wenn ich mich mal entschlossen habe, daß Schluss ist mit der Brühe, dann ist Schluss. Ein für Alle mal.
Deine Sätze könnten auch von mir sein ;-) Genau das ist auch für mich der Schlüssel: das Verlangen nach Alk auszuhalten(hab` ich auch schon öfter an anderer Stelle gepostet). Ich mach es für mich so: wenn ich das Verlangen(oder Abspulen des Suchtprogramms) spüre, stell` ich für mich eine kurze + - Bilanz pro und kontra Trinken. Dann ist mir immer sofort klar, was am Ende mit dem einen ach so tollen Drink rauskäme! So ist das Aushalten der Unlustgefühle/Suchtdruck allemal leichter! Nur das Erkennen dieser Situation und das Durchbrechen der Automatismen, die man sich jahrelang eingeübt und verstärkt hat, ist grade am Anfang der Trockenheit garnicht so leicht, aber für mich der Schlüssel zum Erfolg; wenn Du das für Dich so klar mit einer Entscheidung regeln konntest- umso besser!
Ich hatte nur zwischendurch so gaar keine Lust mehr, weil ich wirklich schon viel gemacht habe -allerdings nicht speziell wegen des Alkohol-Themas. Ich habe 5 Jahre Gesprächstherapie absolviert, 2 Familienaufstellungen gemacht, ein Konflikttraining mit meinem Mann, lange eine Meditationsgruppe besucht usw ...
Kenn ich auch! 1 analytische Gesprächstherapie, die sich mit Pausen über 5 jahre zog, 1 Verhaltenstherapie, eine Schrankwand mit Selbsthilfebüchern, Paargespräche, Aurogenes Training, Progressive Muskelentspannung etc. etc.
Nach der ersten Therapie dacht ich, dass muss nun aber langen. Hab´sehr lange gebraucht bis ich kapitulierte und Anlauf für die zweite Therapie nahm. Ich will nicht sagen, dass sie umsonst waren - ganz sicher nicht. In der zweiten bin ich immerhin meine Bulimie losgeworden.Beide haben auch viel zu der Auseinandersetzung mit mir selbst beigetragen. Aber gesoffen habe ich die ganze Zeit.
Was mir wirklich was gebracht hat - so richtig doll, enorm, schon nach wenigen Besuchen, war : der Suchtberater und die Motivationsgruppe dann parallel dazu. Und natürlich das Forum hier. Das war wirklich mein Durchbruch.
Man kann doch nicht sein ganzes Leben Therapie machen, das habe ich auch gedacht. Aber nachdem ich meine Alkoholkrankheit akzeptiert und verstanden habe, wollte ich nun mit klarem Kopf unbedingt noch was tun - und es war die allerebeste Therapie von allen!
Ich habe auch aufgehört, Therapie als "Makel", weil ich "zu blöde bin" mein Leben alleine auf die Reihe zu kriegen, zu sehen. Es ist eine riesige Chance. Die LZT war absolut spannend, sie hat mir so viele neue Perspektiven eröffnet und es war ein Geschenk, dass ich das machen durfte!
Für die Partnerschaft ist das eine Herausforderung, aber ich bin davon überzeugt, dass sie nur zerbricht, wenn die Kluft eh´schon da war, ansonsten ist es eine Bereicherung. Da wird der Alkohol wahrscheinlich eher deine Beziehung irgendwann zerstören.
Warst du überhaupt schon mal beim Suchtberater? Einfach beim Diakonischen Werk oder Caritas anrufen. Also, ich kann es sehr empfehlen.
Nein, bei der Suchtberatung war ich noch nie. Ich wollte es auch immer alleine schaffen, obwohl mir die Gesprächsgruppe seinerzeit sehr geholfen hat und ich für diese Entwicklungschance dankbar war und sie jedem Menschen gewünscht hätte, auch mit weniger Problemen.
Ich bin auch etwas verschreckt von manchen Selbsthilfegruppen - ich habe mal bei einer angerufen und mich kundig machen wollen wegen meiner Mutter, die ein Messie ist. Was da rüberkam klang sehr primitiv, sodaß ich den Eindruck bekam, man muß auch hier sein eigener Meister werden.
Warum ich dachte, ich könnte es alleine schaffen, ist, weil ich diese positive Erfahrung mit dem Rauchen bereits gemacht habe. Da habe ich nach einem Rückfall gemerkt, dass es nur geht, wenn ich die Finger ganz davon lasse und das geht nun seit über 20 Jahren gut. Würde ich heute irgendwo eine mitrauchen, wäre ich spätestens in einer Woche wieder bei einem Päckchen, das weiß ich ...
Ich habe da den merkwürdigen Mechanismus, dass, wenn ich den Hebel erstmal entschlossen umgelegt habe, das für mich gar kein Thema mehr ist, da denke ich nicht ständig dran, dass jetzt was zu trinken recht wäre - auch das Ablehnen in Gesellschaft ist dann gar kein Thema. Allerdings dauert es oft lange, bis ich den Hebel finde. Ich habe nun das Gefühl gewonnen, dass mein Entschluß, *gar nie nicht mehr* im Innersten noch nicht fest genug war :-(
Günther, Dein Satz von der zufriedenen Abstinenz arbeitet in mir nach!
Heute geht es mir etwas besser und ich weiß Gott sei Dank, dass es mit jedem trockenen Tag noch besser wird. Aber diese Panikattacken gestern waren furchtbar.
Ich danke Euch noch mal ganz herzlich für die Unterstützung! mohnfeld