Ich hab nach "Lebensmittelpunkt" gegoogelt, und bin auf ein Krebs-Forum gestossen. Plopp, da stirbt nach langem Leiden und trotz Annahme jeder verfügbaren Hilfe einer, der 12 Jahre jünger ist als ich, so ganz nebenbei.
Wir Alkoholiker haben die Möglichkeit, es zu schnallen, und unsere Krankheit aktiv aufzuhalten..
Das ist so eine Ecke, da muss ich aufpassen. Da fängt bei mir der Selbsthass an, daß ich so arrogant bin, und mich über mein Leben nicht wirklich glücklich schätze. Aber da muss ich mich selbst auch ernst nehmen. Wenn ich mich hinstelle und sage, in Wirklichkeit bin ich doch glücklich, dann platz ich fast und könnt verzweifeln. Ich teste das immer wieder mal, und ich mein das auch ernst.
Also mein eigener Verdacht stimmt jedenfalls nicht, daß ich in Wirlichkeit glücklich und zufrieden bin, und nur zu arrogant, um das anzuerkennen. Ich würde es liebend gerne anerkennen, aber so einfach komm ich mir selbst nicht bei. (aber es ist auch nicht alles beschissen, das beklag ich nicht)
mit was legen wir unser Zufriedenheit fest? Sollten wir zufrieden sein, indem wir sehen, ein anderer hatt Krebs und wir haben kein Krebs? Sollten wir zufrieden sein, indem wir Brot haben und in der dritten Welt haben sie keines? Sollte ich als trockener Alkoholiker zufriedener sein als ein nasser Alkoholiker?
Das sind doch nun ganz krasse Vergleiche...und das sollte zufrieden machen? indem es einem anderem schlechter geht als mir? ... das kann es doch nicht sein odda?
ist das nicht eher arrogant wenn ich dann, wenn es anderen schlechter geht sage: ich bin zufrieden
Ich habe mich heute morgen mit meinem Mann darüber unterhalten an was für Kriterien wir die Zufriedenheit festlegen! Es ist ja schon so, dass wenn wir unzufrieden mit uns selbst und unserer Umwelt sind, dann akzeptieren wir ja uns selbst und unsere Umwelt nicht! Ich akzeptiere mich nicht so wie ich jetzt bin, oder wie ich war, oder wie ich denke, dass ich sein werde. Auch habe ich meine Unzufriedenheit indem ich Vergleiche....ich vergleiche mich mit anderen ob materiell, mit dem Aussehen oder mit dem Charakter etc.
Oder ich vergleiche mich jetzt mit meiner eigenen Vergangenheit etc. und kann diese als solche nicht akzeptieren auch mich jetzt nicht so akzeptieren wie ich bin ...das macht doch auch Unzufrieden odda?
Oft habe ich das Gefühl dass ich in meinem Leben irgendetwas ändern müsste, und gehe dann irgendwelche Projekte durch, um dann am Schluss zu sehen dass dieser Weg auch nicht Zufriedener macht Dann denke ich doch wieder ich muss irgendetwas anderes ändern....das dann aber im Endeffekt doch nicht glücklicher macht und ich hänge wieder in der Luft, blockiert, frustriert, deprimiert
Ist das nicht alles wieder ein Bedürfniss nach einem Sinn in allen Dingen unseres Lebens? Besonderst in unserem persönlichem Leben spielt ja die Sinnfindung eine ausschlaggebende Rolle. Es ist ja, so wie es ausfällt, das Ergebniss all unseres Bemühens - ein Kunstwerk in das wir unablässig arbeiten und in das unsere Gefühle, Eingebungen und die Erkenntnisse die Richtung gegegeben haben oder noch geben. Ja nicht nur der Verstand hatt dieses Kunstwerk geschaffen, sondern unsere GEFÜHLE, EINGEBUNGEN UND ERKENNTNISSE gestalten primär unser Leben. Und wenn ich sie ignoriere, lebe ich an mir vorbei - verliere die Orientierung - habe keine Klarheit - verschliesse die Augen für meine eigentlichen seelischen Bedürfnisse und habe meist dann auch ne Lebenskrise oder eine Krankheit und dabei auch wieder einen Grund für meine Unzufriedenheit oder innere Unklarheit.
Und was heisst das? Gefühle, Träume ernst nehmen und auf die Zeichen achten, die das Leben täglich gibt. Frust und Freude sind dabei die grössten Führer Auch lernen sich selbst ernst zu nehmen und seine Vergangenheit akzeptieren...mit allen ihren Schattenseiten und Leichen!
sich einfach so nehmen wie man ist
doch das will man ja nicht.. ..das macht ja manchmal oder auch oft unzufrieden....und da holt man sich wieder Vergleiche...und das macht auch UNZUFRIEDEN
ich nehme nun auch meine heutige Aggressionen als solche an auch das ist nur ein Instinktverhalten, das sich notwendig aus dem in der Welt herrschenden Konkurrenzprinzip ergibt und der individuellen Selbstverwirklichung oder Selbsterhaltung dient.
schönes freies Weiterleben wünsch ich Dir
[f1][ Editiert von Lisl am: 18.09.2004 15:05 ][/f]
Du hast recht, ich glaub auch das wär armselig, wenn sich Zufriedenheit dadurch definiert, daß es anderen schlechter geht
Jemand hat mir geschrieben, daß es fast wurscht ist, was man macht. Man muss es nur richtig machen und auch mal dabeibleiben, wen sich der Erfolg nicht gleich einstellt. Nicht immer wieder was neues anfangen. Aber man soll auch nicht glauben, dass es ein Allheilmittel gibt. Man muss für die eigene Beweglichkeit Sorge tragen.
Das kam mir ziemlich einleuchtend vor. Und es ist ja auch so:
in der Liebe in der Trockenheit beim Yoga auf Bergtour im Beruf in der eigenen Persönlichkeit .. .. Überall kann man sich entwickeln, wenn man nicht gleich aufgibt.
Wenn ichs mir recht überlege, dann wird man ja in jeder Disziplin erst nach einer gewissen Zeit so richtig gut. Man überschreitet immer neue Grenzen, innerhalb dessen, zu was man sich entschieden hat.
Das könnte heute für mich wichtiger sein, als immer wieder was neues anzufangen. Das hab ich schon sehr oft getan, und ich bin immer wieder an dieser inneren Grenze gestanden, an der ich heute stehe.
..Ich hab Angst, daß die Herausforderungen zu groß werden, wenn ich sowas wie professionell werde. Oder wenn ich bei was lang genug dabei bin, daß mir meine Anfängerfehler irgendwann um die Ohren fliegen..und/oder ich den alten Schmarrn ausbügeln muss Heut seh ich, daß ich mir wohl immer wieder Gründe gesucht habe, dann von neuem klein anzufangen. Da ist die Gefahr des Versagens nicht so groß.
Aber vielleicht erwächst mir erst dann eine ganz neue Befriedigung. Ich möchte das wissen, und dazu muß ichs tun.
Flexibilität und Wackelpudding ist vielleicht doch nicht dasselbe
Gestalte jedermanns Alltag ein wenig surreal....von wegen hier sind erwachsene Leute...
"es wird Zeit, dass du erwachsen wirst" - das war einer der Standardsprüche meiner Mutter, wenn ich mal wieder nicht folgsam oder vernünftigen Argumenten nicht zugänglich war. Diesen Spruch kenn ich, seit ich so vier oder 5 Jahre alt war.
Ich fand das nie erstrebenswert..
Es war noch nie sehr leicht mit mir, ich war schon immer ein sehr widersprüchlicher Typ, eine extreme und exzentrische Persönlichkeit.
Ein Analytiker mit irrationalen Neigungen... Ein Freigeist mit autoritären Zügen.. Ein lockerer Typ mit depressiven Neigungen... Ein netter Kerl mit einer cholerischen Ader...
...diese Facetten liessen sich beliebig fortsetzen, und es kommen immer neue dazu...
Das bin ganz einfach ich. Bald 4 Jahre trocken, und ich werd immer noch exzentrischer..es fängt an, mir richtig Spass zu machen.
Ne Zeitlang wollte ich mich mal dahingegend verändern, dass es andere Leute leichter mit mir haben. Es ging nicht, und ich wurde sehr unzufrieden mit mir.
Zum Teil hab ich wohl sogar gesoffen, weil ich mich nüchtern nicht getraut hab, dieser Typ zu sein, der ich nun mal bin. Weil ich mich nicht erklären und verstehen konnte, weil ich ein eindeutiges Bild von mir haben wollte und das nicht zusammengebracht habe.
Es war ein grosser Fortschritt, dass ich mich heut so nehmen kann, wie ich halt grad bin. Heut so und morgen anders..je nach Tagesform und Laune. Lass Dich doch einfach laufen...
Es wird immer Leute geben, die Schwierigkeiten mit mir haben, und ich werde es nie allen recht machen können. Dazu bin ich zu extrovertiert, ich sag einfach gerne meine Meinung, auch wenn diese Meinung nicht perfekt ist.. Zum Glück für mich gibt es Ecken in meinem Leben, da wird sogar verlangt, dass ich Profil zeige und etwas durchsetzen kann, und nüchtern meine Konfliktfähigkeit zu behalten, war eine meiner besseren Erfahrungen. Ich durfte lernen, das es auch für so einen Chaoten wie mich Plätze zum Leben gibt.. ..ich muss halt wissen wo es um meine Existenz geht, und wo ich "Spielraum" habe - hier zum Beispiel ist ein Spielraum für mich. Jedenfalls, soviel wir uns hier streiten, es stärkt unsere Lebensfähigkeit. Man sollte nie zu schnell einpacken.
Und siehst Du einen Riesen an der Wand, dann schau, ob es nicht der Schatten eines Zwerges ist..was man auch auf den grossmächtigen Alkohol beziehen könnte, der seine Macht erst aus demjenigen bezieht, der ihn sich zuführt.