Hallo an alle. Nachdem ich ein paar Tage herumgelesen habe, in vielen Beiträgen meine eigene Karriere, Gedanken, Gefühle und Meinung wiederfand, möchte ich mich auch gern mal mit euch austauschen.
Wie alles begann: und das weiss ich eben nicht so recht. Ich habe da so ein paar Theorien, warum gerade ich eine Sucht ausgebildet hab. Aber vom Anfang.
Ich wurde 1961 geboren und blieb die einzige Tochter, das einzige Kind. Meine Eltern waren und sind sehr liebevoll, strebsam,moralisch.(War immer alles sehr harmonisch).Sie hatten früher ein Motorboot, mit dem es am Wochenende immer zu irgendwelchen wilden Zeltplätzen(damals war das noch kein Problem)ging, wo die Papas sich auch gern mal einen zwitscherten. Da war ich zwei, drei Jahre alt. Aber aus dieser Zeit existieren Fotos von mir, mit Bierflasche. Nun bin ich mir absolut sicher, dass schon meine Mama darauf geachtet hat, dass ich nicht mal daran nippe (sie ist der Moralapostel und schon immer absolut gegen Alk gewesen). Aber trotzdem denke ich heute manchmal, ob ich nicht mit einem verharmlosten Bild über den Alk aufgewachsen bin. Mein Papa hat nie übermässig getrunken und Mama schon gar nicht, aber der Keller war immer voll mit erlesenen Weinen, Hochprozentigem und in manchen Jahren zig Liter selbstgemachten Wein. Von dem Selbstgemachten durfte ich mit 11, 12 Jahren schon mal kosten. Es schmeckte gut und machte leicht benebelt. Nun war es aber auch nicht so, dass ich da schon häufiger Kontakt zum Alk hatte, aber aus heutiger Sicht glaube ich, dass die Theorie vom verharmlosten Bild mit dem späteren sorglosen Umgang schon zusammenhängen könnte. Mit ca. 15 hatte ich meinen ersten Vollrausch und von da an vielleicht alle zwei Wochen. Wir waren eine Mädchenclique und haben immer unser Taschengeld zusammengeschmissen, um Weinbrand zu kaufen. Eigendlich ging es mir danach immer miserabel und ich habe nicht nur einmal fremde Vorgärten gedüngt, aber das Zeug musste trotzdem rein.
Meine damalige Freundin, die es auch heute noch ist, hatte am Wochenende oft bei mir geschlafen. Manchmal hat mein Papa uns abends eine Flasche Wein spendiert und wir waren dann ganz schön beschwippst.
In den darauf folgenden Jahren habe ich nicht regelmassig getrunken aber auch nie reingespuckt und erst recht nie nein gesagt. Richtig los ging's 1986, als mein erster Mann mich mit einer ausgeräumten Wohnung und zwei kleinen Kindern (meine Tochter war erst 4 Monate alt) sitzenlies. Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, wollte ich es mir richtig gut gehen lassen. Wenn die Kurzen abends im Bett lagen, machte ich es mir auf meinem nagelneuen Sofa mit einer Flasche Wein gemütlich. Ich blieb viele Jahre ohne neuen Partner und hab's mir abends immer "gemütlicher" gemacht. Dann stand ich eines Tages vor dem Problem,wo ich die ganzen leeren Weinflaschen, es waren etwa 2 pro Tag, lassen sollte und ging zu Hochprozentigem über, was nur eine Fl. in zwei Tagen ausmachte. Natürlich steigerte ich mein Pensum, wie man sich denken kann und als ich '91 mit Hilfe meiner Eltern ein eigenes Haus kaufte, hatte ich schon so eine Ahnung,dass ich da wohl etwas viel trinke. Habe dann probeweise mal eine Woche nichts getrunken, und es ging! Aber nur diese eine Woche; danach wurde es schlimmer. Ich trank inzwischen auch am Tage. '94 lernte ich einen Mann kennen. Ich war ja soooo verliebt (nein, ausgehungert nach Zweisamkeit und Liebe) und soooo blind. Diese neue Liebe war, wie sich schnell zeigte, Alkoholiker. Wir haben uns beide gegenseitig immer weiter runtergezogen und nach knapp einem Jahr Beziehung war ich so unten und so fertig(auch körperlich), dass ich eines abends eine Röhre Tabletten nahm und mich eigendlich von dieser Welt verabschieden wollte. Wie rücksichtslos meinen Kindern gegenüber! Mein damaliger Freund fand mich bewusstlos und ich erwachte in dieser Nacht in der Intensivstation. Meine Eltern waren da. Sie sind wohl vom Arzt über mich aufgeklärt worden, jedenfalls wussten sie schon über alles bescheit. Schon am nächsten Tag durfte ich das KH verlassen. Meine liebe Freundin(die aus der Schulzeit)hat mich dann zu Hause besucht und eine Kontaktadresse mitgebracht. Um es kurz zu machen:sie hatte sich wirklich liebevoll um alles gekümmert, sich immer wieder mit meinen Eltern unterhalten und über diese eine Kontaktadresse ganz schnell einen Therapieplatz für mich organisiert. Zu der Zeit habe ich noch munter weiter getrunken. Irgendwie habe ich da noch nicht mitbekommen, was meine Freundin und meine Eltern für mich taten. Aus eigenem Antrieb wäre ich nicht auf die Idee gekommen, mir bei einer Organisation, Arzt, Beratungsstelle oder so Hilfe zu holen. Dann hätte ich ja Nägel mit Köpfen machen müssen. Auf jeden Fall ging ich für zwei Wochen ins KH zur Entgiftung und danach gleich weiter nach Visbeck(kennt das jemand?) zur stat. Therapie. Der erste Antrag wurde bewilligt für 16 Wochen. Vom ersten Tag an habe ich schrecklich unter Heimweh gelitten und nach 10 Wochen nicht mehr ertragen können. Ich habe abgebrochen. Alle Mitpatienten und Ärzte hatten auf mich eingeredet, nicht abzubrechen, ich würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit rückfällig. Daheim wurde der Freund nach wenigen Wochen vor die Tür gesetzt, denn er konnte "es" nicht lassen und ich wollte nie wieder in dieses alte Leben zurück. Und auf gar keien Fall wieder in eine Suchtklinik.
Das ist über acht Jahre her. Ich bin immernoch trocken( habe sogar selbst einem guten Freund helfen können, trocken zu werden), seit fünf Jahren eine neue Beziehung, mit diesem wundervollen Mann bin ich seit zwei Jahren verheiratet, und ich bin riesig froh, dass meine Kinder offensichtlich keinen Schaden genommen haben, an der Blödheit ihrer Mutter.
Heute geniesse ich mein Leben in vollen Zügen, kann ich es doch jetzt wirklich und wahrhaftig spüren, diese Leben.
Nur manchmal stelle ich mir die Frage: wie kann ein Mensch aus liebevollen, behüteten, aufgeklärten Verhältnissen so tief sinken? Wo nahm meine Sucht seinen Anfang? Und warum gerade ich???
Deine Kindheit liest sich fast wie meine. Auch ich habe oft darüber nachgedacht, wie ich dem Alkohol verfallen konnte. Meine Eltern tranken ab und zu aber keiner war süchtig.
Wahrscheinlich war es auch bei mir der sorglose Umgang mit Alkohol. Mit 5 Jahren wurde ich immer Sonntags zum Mittagessen Bier vom Faß holen geschickt. Die Kneipe lag nur den Berg paar Meter runter von unserem Haus. Als ich auf dem Nachhauseweg immer mal am Schaum genippt habe, fanden das die Erwachsenen die mich vom Fenster aus beobachtet haben sehr lustig. Dadurch wurde ich natürlich bestärkt und habe das immer gemacht. Auch war ich als Kind wenn wir Besuch hatten beim Aufräumen sehr erpicht darauf, die Likörgläser auszulecken.
Heute glaube ich, daß der frühe Umgang zwar mit minimalen Mengen mein Einstieg war. Mir hat es als Kind geschmeckt, das war wohl das Problem. Merkwürdiger Weise habe ich als ich älter wurde erstmal nichts mehr angefaßt. Da hat es mir auf einmal nicht mehr geschmeckt. Erst später dann habe ich den Alkohol "wiederentdeckt".
Mein Sohn war als ganz kleines Kind genauso wie ich. Bei Bierschaum wurde er ganz hektisch und wollte immer was haben. Da habe ich aber peinlichst darauf geachtet, daß er nichts abbekam. Und heute findet er das alles ekelhaft und rührt keinen Schluck an.
Es kann schon sein, daß Du recht damit hast. Der frühe sorglose Umgang war wohl auch mein Untergang. Und dann fehlte mir die Aufklärung. Lange Zeit wußte ich überhaupt nicht, was Alkoholismus ist.
Liebe Cleo, ich hoffe, noch öfters hier von Dir zu lesen.
der sorglose Umgang mit Alkohol und die fehlende Aufklärung waren bei mir mit Sicherheit der Auslöser für meine Trunksucht. Meine Eltern haben nur sehr sehr selten Alkohol getrunken und wenn gab es auch kein Besäufnis. Ich kann mich aber erinnern, dass ich als Kind heimlich mal am Eierlikör und Eckes Edel Kirsch geleckt habe und den Geschmack fand ich toll. Alle anderen Alkoholika rochen furchtbar und mit 14 und 16 war ich mal ziemlich besoffen von Sekt. Dazwischen gab es keinen Alkohol. Das kam erst später und hat sich im Laufe der Jahre gesteigert. Ich war zwar in keinem klinischen Entzug oder einer Therapie, aber den Absprung habe ich trotzdem geschafft.
Allerdings habe ich mir durch den Alkohol vieles im Leben kaputt gemacht und als Krönung des Ganzen holten mich die Folgen des Alkoholismus in der Trockenheit ein. Ich habe es nämlich fertig gebracht, dass ich aus dem gesamten sozialen Netz gefallen bin (Job weg,Rente verloren,keine Krankenversicherung, kein Anspruch auf Arbeitslosengeld/Sozialhilfe) und ohne meinen Mann wäre ich obdachlos geworden......das alles traf mich 4 Wochen nach Beginn meiner Trockenheit und das war in meiner Lage die absolute Grenze der Belastbarkeit, wo ich trotzdem nicht zum Alkohol gegriffen habe.
Seit 1.9. habe ich wieder einen Job und ich muss sagen: Es geht mir sehr gut. Den Alkohol habe ich, wie einen langjährigen "Freund" begraben und die "Grabpflege" findet für mich bei den saufnixern statt; denn der Austausch mit Betroffenen ist sehr lehrreich und aufbauend.
Danke für euer Interesse. Ich glaube inzwischen, dass es Menschen gibt, die prädistiniert sind eine Suchtform, welcher Art auch immer, auszubilden. Es gibt da ja angeblich auch dieses Suchtgen, worüber man gelegendlich lesen kann. Erschreckend finde ich nur, wie leichtfertig manche Erwachsene Kindern gegenüber mit Alkohol umgehen. Beschwippste Kinder scheinen sie zu amüsieren!? jedenfalls hatte ich ein Erlebnis vor einiger Zeit. Da sollte mein Neffe (drei Jahre alt) Limo aus einem kleinen Schnapsglas trinken. Er wollte eigendlich nicht, zierte sich und sagte sogar:" Das darf ich doch noch gar nicht. Ich bin doch ein Kind." Aber der dumme "Onkel" hat ihn weiter ermuntert, zur Feier des Tages und da er ja jetzt getauft sei, dürfe er das. Ich konnte nicht anders, als mich einzumischen. Den anschliessenden Streit will ich hier gar nicht weiter ausführen, aber seither bin ich die Meckerziege der Familie meines Mannes.
Natürlich sehe ich ein, dass ich für das Thema Alk viel sensibler geworden bin. Der "Onkel" hat es auch bestimmt nicht böse gemeint und hatte erst recht nicht die Absicht, den kleinen Kerl auf eine Alkoholkarriere vorzubereiten. Aber da kann man mal sehen, wie dumm und ignorant manche sind.
Mein Vater war Alkoholiker und auch sehr brutal. Auch hatten wir in der Nachbarschaft einige Familien wo regelrecht Alkohol getrunken wurde.
Ich selbst hatte als Kind auch immer an den Eierlikör-und Beerenlikörflaschen genippelt weil es mir schmeckte.
Doch da mein Vater so schlechten Charakter hatte, schwor ich mir damals, dass ich niemals Alkohol trinken würde Und was war? Ich bin Alkoholikerin geworden
Bei den Südländern ist es normal dass da jeden Tag Wein am Tisch steht...die Kinder lernen dabei dass Wein zum Essen gehört. Da ist nicht jeder Alkoholiker
Einiger meiner Geschwister sind auch nicht Alkoholiker
Ich denke, dass man sich die Hilfsweisen (Alkohol als Helfer) irgendwo bewusst oder unbewusst abschaut und dann sie anwendet wenn man mit dem Leben nicht mehr zurechtkommt
das mit dem eierlikör kann ich nur bestätigen. ich durfte bei feiern unter dem tisch sitzen und likörgläser auslecken. später wusste ich auch, das der selbstgemachte eierlikör auf dem schrank stand. meines opas. gleich neben dem kräuterspiritus zum einreiben. heute nennt man das schwedenkräuter. ich muss wohl nicht extra erwähnen, das ich auch den einreibespiritus probiert habe.
den spruch mit der grabpflege finde ich sehr treffend.
hallo Cleo, auch ich bin 'lange Jahre' trocken. Auch ich hatte mal gedacht 'warum gerade ich'? Andere saufen wie die Ritter und nichts passiert weiter. Ich werde es nicht herausbekommen! Das sind wohl Beschädigungen und Verwerfungen aus der Kinderzeit, wo es keine 'Zeugen' gibt, (die sowieso nichts gesagt hätten). Aber mal was anderes: Würdest du denn - falls du alles wüsstest und falls du danach 'normal' trinken könntest - überhaupt so leben wollen, gemäß der hiesigen germanischen zivilisierten Trinkkultur? Ich würde dieses nicht wollen. Mit das wertvollste meiner Trockenheit ist, dass ich jeden Tag tatsächlich der Selbe bin, ohne Abstriche, in mir ist eine ruhige Festigkeit eingezogen, welche ich früher niemals für möglich gehalten hätte. ich grüße dich, Max
Komisch ich hatte eine Mutter die Alkohlkrank ist und ich habe mir damals geschoren so werde ich nicht.
Meine Mutter konnte es damals nicht mehr verbergen den Sie trank hochprozentiges .
Als meine Mutter in die Entzugsanstalt kam war das die Hölle für mich.
Auch mein Vater trank immer Alkohol und das sehr oft nah der Arbeit.
so und nun bin ich soweit .
Seit geraumer Zeit trinke ich täglich meine Biere Abends und ich trinke heimlich den ich will nicht das jemand etwas merkt.
Habe vorige Woche mal probiert nichts zu trinken .War kein Problem aber am Wochenende habe ich auf der Geburtstagsfeier ordentlich zugelangt .Und jeden getrunken Schluck bereut .Aber an Aufhören war auch nicht zu denken . Nächsten Tag war ich total fertig und irgendwie truarig das ich so schwach war.
Ich denke ein Teil ist vererbt . Das ist meine Meinung
Und leider sagt einem niemand wie schnell man abhänig wird
also das mit der Geburtstagsfeier habe ich in deinen anderen Posts mitgelesen. Das hatte ich vor meiner LZT auch nicht gekonnt, das erste Glas stehen zu lassen.
Aber steck jetzt bloss nicht den Kopf in den Sand, bleib am Ball, mach da weiter wo du aufgehört hast und lies und schreib so viel du kannst, hier bei den SaufnixerInnen.
Warst du eigentlich bei einer Beratungsstelle, Selbsthilfegruppe, beim Arzt zum Durchchecken?
Und was mich auch brennend interessiert: bist du nun Männlein oder Weiblein? (Frage wegen deinem Avatar)
Aus deinen Posts lese ich, dass du eine Frau sein müsstest!?