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Saufnix  
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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 994 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
gegensuff Offline



Beiträge: 10

09.09.2004 21:09
RE: Langer Weg zum trocken sein! Zitat · Antworten

Nun möchte ich mich mal vorstellen.

Ich bin 43 Jahre alt, Alkoholiker und seit 13 Monaten trocken.

Meine Saufzeit fing schon früh an, im Alter von 15 Jahren. Ich habe immer mehr oder weniger gesoffen und war stolz drauf viel zu vertragen.
Meine Zeiten in denen ich mich sinnlos besoffen habe lagen immer näher beieinander.
Nun fing es auch an das ich heimlich gesoffen habe. Ich versteckte überall Flasche von Wein, Schnaps und Bier in der Wohnung und im Keller. Immer wenn meine Freundin längere Dienstreisen machte, soff ich mich tagelang ins Koma!
Alleine vom Flaschenpfand hätte man reich werden können.
Eine gewisse Zeit lang trank meine Freundin auch, nur im Unterschied zu mir täglich, aber kontinuierlich. Sie wurde schlagartig trocken und trinkt seit etwa vier Jahren keinen Schluck mehr. Ich stolz auf Sie!
Bei mir kamen immer trockene Phasen zwischendurch. Aber wenn ich dann wieder zur Flasche griff, dann wieder tagelang so gewaltig, dass ich Filmriss über Wochen oder Tage hatte. Ich arbeitete damals noch als LKW Fahrer und ließ mich sogar krankschreiben wenn meine Sufftage anfingen. Es gab auch Phasen, in denen meine Freundin meine Sachen packte um mich rauszuschmeißen.
Dann gab es auch Ideen, mir ein Hotelzimmer zu nehmen um weiter zu saufen. Meine körperlichen Funktionen gerieten nun auch total durcheinander. Die Nebenwirkungen muss ich hier bestimmt nicht alle aufzählen, da sie bestimmt hinreichend bekannt sind.
So ging es viele Jahre und es wurde immer schlimmer. Wir hatten eine gut gefüllte Bar die ich aber nicht berührte, denn ich kaufte zum saufen immer anderen und billigen Fusel.

Dann kam der Tag an dem meine Freundin zum Wandern mir ihrer Freundin fuhr. Ich sollte zwei Wochen später dazu stoßen. Als sie abfuhr, begann ich die erste gute Flasche Schnaps aus der Bar zu öffnen und auszutrinken und dachte immer noch diese zu ersetzen durch Nachkauf. Tag für Tag schrumpfte die Bar und es waren Flaschen dabei die ich nicht nachkaufen hätte können. Nun ist’s eh scheißegal dachte ich und soff bis zum Eierlikör alles aus. In der ganzen Wohnung warne leere Flasche verteilt. Ich wusste nicht einmal das Datum und dachte schon ich hätte das Datum verpasst um meine Freundin vom Wandern in Südtirol wieder abzuholen. Aber ich hatte noch gut 3 Tage zeit einigermaßen nüchtern zu werden und nach Südtirol zu fahren. Ich schaffte es natürlich nicht nüchtern zu werden und fuhr trotzdem nach Südtirol!

Dort offenbarte ich mich meiner Freundin und bat um Mithilfe und sie sagte zu. Ich brauchte Ihre Hilfe allerdings nicht in Anspruch nehmen und schaffte es nur durch ihre Anwesenheit.
Nun sind gut 13 Monate vergangen und ich bin stolz nicht mehr zur Flasche zu greifen. Was allerdings an Dauerschäden in meinem Körper noch vorhanden ist, schiebe ich immer vor mir her.
So das war es und an alle die noch trinken – hört auf damit und treibt es nicht soweit wie ich!


Lisl Offline




Beiträge: 1.980

09.09.2004 21:23
#2 RE: Langer Weg zum trocken sein! Zitat · Antworten

Hallo gegensuff

herzlich Willkommen hier im Saufnix Forum

Das mit der Bar leersaufen...sowas kenne ich auch ...
eine Woche lang habe ich meiner Schwester als die in Urlaub war ihre grosse Saunabar leergesoffen

Später fand ich dann noch einen Weinkeller

Damals hatt es mir noch nicht gereicht mich mir selbst zu offenbaren...und schon gar nicht meiner Schwester


Doch irgendwann war ich dann auch soweit

Schön dass du es auch geschafft hast


gegensuff Offline



Beiträge: 10

09.09.2004 21:38
#3 RE: Langer Weg zum trocken sein! Zitat · Antworten

Ich denke das ich es geschafft habe, nur denke ich ab und an was wäre wenn ich jetzt wieder…….
Ich stolz drauf nur dran zu denken. Nur selbst dran zu denken ist schon, meiner Meinung nach, zu viel!

Aber selbst bei Treffen und Veranstaltungen akzeptieren die Leute wenn ich nein sage.
Erst dachte ich auf mehr Unverständnis zu stoßen. Aber scheinbar ist es akzeptabel für die Gesellschaft wenn man nichts trinkt.
Da wir, meine Freundin und ich beide nichts trinken, denken bestimmt einige Menschen, dass wir einer Sekte oder so angehören.
Schon lustig, aber es wird hingenommen.
Nur ist meine Anwesenheit bei Veranstaltung mit Alkoholkonsum nicht mehr so abendfüllend, da es dann den Zeitpunkt gibt an dem ich den Schwachsinn nicht mehr mit anhören kann den Besoffenen von sich geben. Oh schrecklich ich war auch so!


Adobe Offline




Beiträge: 2.561

10.09.2004 06:35
#4 RE: Langer Weg zum trocken sein! Zitat · Antworten

Hallo Gegensuff,

auch von mir recht hezlich willkommen.

Ich habe auch einmal meinem Freund die Bar leergesoffen
Das war kurz bevor ich meinen Entzug gemacht haben.

Ob Du Dauerschäden vom Alkohol hast?
In der Regel nicht. Wenn Du Dich hier auf dem Board durchliest, haben wir wohl alle sehr viel Glück gehabt. Laß doch mal von einem Arzt einen Rundumcheck machen, dann bist Du beruhigter.

Daß es die Gesellschaft nicht stört, wenn einer nichts trinkt, habe ich auch festgestellt. Es wird in der Regel nicht nachgefragt. Das finde ich positiv.

LG
Adobe


gegensuff Offline



Beiträge: 10

10.09.2004 07:50
#5 RE: Langer Weg zum trocken sein! Zitat · Antworten

Mit erstaunen musste ich feststellen, dass ich die letzte Nacht schlecht geschlafen habe und über das Thema Alkohol wieder nachgedacht habe.
Eigentlich ja nicht schlecht, dass Alkohol in meinem Alltag keine wesendliche Rolle mehr spielt.
Nun habe ich gedacht, wie kann ich anderen helfen aus der Situation heraus zu kommen in der ich auch Jahre lang war?
Ich bin mir jetzt recht sicher im Umgang mit Alkohol und muss mit Erschrecken feststellen, warum habe ich den Mut und die Willenskraft nicht schon viel früher gefunden?


Also was kann ich dazu beitragen anderen zu helfen? Hat da jemand Vorschläge?


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

10.09.2004 08:42
#6 RE: Langer Weg zum trocken sein! Zitat · Antworten

hallo gegensuff,
„Da wir, meine Freundin und ich beide nichts trinken, denken bestimmt einige Menschen, dass wir einer Sekte oder so angehören.“
„Oh schrecklich ich war auch so!“
„Mit erstaunen musste ich feststellen, dass ich die letzte Nacht schlecht geschlafen habe und über das Thema Alkohol wieder nachgedacht habe“
„Also was kann ich dazu beitragen anderen zu helfen? Hat da jemand Vorschläge?“
Du hattest 27 Jahre lang mit Alk zu tun, und zwar als wesentlich bestimmender Bestandteil deines Lebens. Das waren 27 Jahre lang Training nasses Denken. Du bist mit Alk erwachsen geworden. Daher musst du noch einen inneren Wandel vollziehen zur Selbstverständlichkeit ohne Alk.
Was die anderen (die Alk trinken können und über Alkoholiker richten) denken, geht dich zwar irgendwas an, aber berühren sollte es dich nicht bis kaum. Na klar war das früher schrecklich, aber es war halt so. Und nun ist es ganz anders. Und über Alkohol träume ich bis heute noch manchmal, aber nicht als Alptraum oder Angsttraum, sondern einfach so. Und es belastet mich in überhaupt keiner Weise. Überall steht Alk herum, fast alle trinken, und da sollte das an mir nicht vorbei rauschen.
Hilfe für andere: Das einzige was mir jemals überhaupt geholfen hatte, waren die „Geschichten“ der anderen, neutral erzählt, daher auf gleicher Augenhöhe. ‚Ich berichte dir wie es bei mir war, damit du dich darin vergleichen kannst‘. Alles andere wäre schon wieder Bevormundung, und denken sollen wir alleine, also erfassen, sortieren, wegwerfen oder behalten, aufheben, Teile herausfischen usw. Und bevormundet hatte uns der Alkohol ja lange und reichlich, bis zur lähmenden Unfähigkeit.
Und die einzige Stelle wo ich sowas machen kann, ist eine Selbsthilfegruppe, auch seit ‚langen Jahren‘. Bei mir denken „sie“ aha der hat immer noch Angst und daher geht er immer noch zur Selbsthilfegruppe. Mögen sie denken, mich stört es nicht. Hauptsache ich weiß weshalb ich gehe, nämlich zum einzigen realistischen Treff trockener Alkoholiker.
Dieses kannst du für andere tun (also gleichzeitig auch für dich selbst. Alles andere würde glaube ich im Helfersyndrom landen.)
ich grüße dich, Max


gegensuff Offline



Beiträge: 10

10.09.2004 08:54
#7 RE: Langer Weg zum trocken sein! Zitat · Antworten

Danke für die aufklärende Antwort!

Werde ich drüber nachdenken!


Saftnase Offline




Beiträge: 1.206

10.09.2004 19:21
#8 RE: Langer Weg zum trocken sein! Zitat · Antworten

Herzlich willkommen gegensuff

also Bars oder Weinkeller habe ich mir nicht vorgenommen.
Aber edle Alk-Getränke, die dann und wann als Geschenk bei uns ankamen habe ich ausschließlich alleine vernichtet.
Mein Mann trinkt so gut wie gar nichts. Wenn er dann mal auf die Idee kam und mal einen besonderen Likör oder Schnaps trinken wollte war nix mehr da und ich habe immer gesagt, dass ich es weiter verschenkt habe........und dann sagte mein Mann immer öfter: ich weis, du hast es an dich verschenkt.....

In der Not habe ich sogar mal Fernet branca mit Apfelsaft getrunken.....heute kann ich dazu nur noch sagen: Pfui deibel.

Ansonsten würde ich dir mal einen Arztbesuch mit großer Blutkontrolle und Leberultraschall empfehlen.
Dann weist du jedenfalls, ob was hängen geblieben ist und machst dir nicht dauernd Gedanken. Die Ungewissheit kann ziemlich belastend sein.
Ich habe mich auch über 8 Monate rumgequält und dann erfahren, dass ich eine Fettleberhepatitis habe, die bei Abstinenz keine Probleme machen wird und die ich gar nicht bemerke.

Bei mir war es so, dass mit steigender Trockenheit immer mehr "Leichen" zum Vorschein kamen, die ich als Ursache für meine Sucht sehe. Durch das Aufarbeiten und begraben dieser "Leichen" habe ich eine unglaubliche Persönlichkeitsveränderung erfahren und ich kann sagen, dass ich erst jetzt so bin, wie ich immer sein
wollte.
Deshalb bin ich mir sehr sicher, dass mir Alkohol nicht mehr gefährlich werden kann. Die gewonnene Lebensqualität konnte mir im nachhinein gesehen kein Rausch bieten. Es war nur das Unterdrücken bzw. ersäufen des ICH.

Sowas möchte ich nie mehr erleben und du ganz bestimmt auch nicht mehr.
Dein Ansinnen, wie und ob du anderen evtl. helfen kannst, hat Max schon wunderbar erklärt.

Und was andere über deine Abstinenz denken oder sagen, kann dir egal sein. Du bist nur für dich verantwortlich und schließlich geht es um dein Leben.
Überleg dir mal, wieviele Leute sogar neidisch auf dich sind, weil du etwas geschafft hast, was sie auch gerne können würden, aber einfach nicht fertig bringen.....


LG Laila


gegensuff Offline



Beiträge: 10

11.09.2004 14:12
#9 RE: Langer Weg zum trocken sein! Zitat · Antworten

Derzeit geht es mir gut wie viele Jahre nicht mehr. Ich habe 30 kg abgenommen und ernähre mich auch sonst wieder sehr gesund. Sport ist allerdings nicht mein Fall.

Ich habe im Prinzip meinen Abschied vom Alkohol ohne Arzt und jeglicher Therapie genommen. Ist allerdings ein Art Feigheit gewesen zum Arzt oder so zu gehen. Na ja ich denke meine eigene Willenskraft hat mit da ausreichend bei geholfen. Ich frage mich nur immer wieder warum ich das nicht schon viele Jahre früher durchgezogen habe.

Eine weitere Frage die ich mir immer wieder stelle ist, warum ich so gesoffen habe. Es gab dazu eigentlich nie einen plausiblen Grund. Eigentlich dürfte es diesen Grund ja für keinen geben der Säuft, selbst wenn er Probleme irgendeiner Art hat. Diese werden ja bekannter Weise durch den Suff nur noch schlimmer.

Nun gut das war es mal kurz für heute und ich werde mich jetzt in mein Cabrio setzen und nüchtern durch die Gegend cruisen ohne Angst vor einer Verkehrskontrolle haben zu müssen.

Gruß an alle und eine hoffendlich nüchternes Wochenende


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