Liebes Forum, in den Gruppen höre ich immer wie froh die Leute sind trocken zu sein. Ich bin es auch, aber ganz ehrlich, Gedanken an Alkohol kommen ab und an durch Werbung z. B. angeregt oder in bestimmten früheren Alkoholsituationen (nach langem Arbeitstag, auf Konzerten). Ich saß vorgestern an einem Strand und habe mich lange mit einem Mann dort unterhalten und er meinte dann, was jetzt noch fehlt sind ein paar Bier. Ich hab ihm erzählt daß ich Alkoholiker sei, ich war da echt froh trocken zu sein. Die crux ist halt, wenn ich mit umgehen könnte, was ich nicht kann!, würde ich wohl Alk trinken. Ich denke das ist normal oder bin ich im Trockenrausch? Ich denke nicht, ich glaub nur ich bin Realist. Wäre aber über einen Forums Reality check dankbar.
Hallo Bobby, ich kann Dich gut verstehen. Ich bin jetzt gut 7 Monate trocken. Die Momente werden weniger, aber sie kommen immer noch. Bierwerbung z. B. spricht mich gar nicht an. In der letzten Woche habe ich allerdings einen Film gesehen, da hat jemand eine volle Flasche Schnaps angesetzt und über die Hälfte in einem Zug getrunken. Für einige Momente ist direkt eine Hitze in mir hochgestiegen. Ich hatte ein unheimliches Verlangen nach Alkohol, glücklicherweise nur für kurze Zeit. Auch bestimmte Musik kann ich bis heute nicht hören ohne trinken zu wollen. Die drehe ich dann konsequent ab. Heute vertrete ich auch die Meinung, man sollte keinen Alkohol im Haus haben. So hat man im schlimmsten Fall des Drucks immer noch die Zeit zusätzlich zum "klar denken", die man zur nächsten Tankstelle oder so brauchen würde. Ich habe vorletzte Nacht im Wohnzimmer meiner Mutter übernachtet, weil es ihr zur Zeit sehr schlecht geht. Dämlicherweise hat ihr am Wochenende Besuch eine Flasche Rotwein und einen Rumtopf mitgebracht. Sie und mein Mann halten mich inzwischen für "geheilt". Bis ich dann aber endlich eingeschlafen bin zwischen der vollen Flasche und dem Rumtopf habe ich immer wieder denken müssen: So muss sich ein dressierter Hund fühlen, wenn eine Fleischwurst auf dem Tisch liegt und er sie sich nicht nehmen darf, obwohl er allein im Raum ist. Der lang eingehämmerte Satz "ich will nicht" war wie weggeblasen. Diese Nacht war schlicht und ergreifend ein "ich darf nicht" für mich. Gestern früh haben wir den Krempel dann verschenkt. Herzliche Grüße, Marianne
es ist schon erstaunlich, wie es so jedem Einzelnen mit dem "an Alkohol denken" (er-)geht.
Bei mir ist es so, dass ich seit meiner Trockenheit (18 Monate) kein einziges mal Verlangen nach Alkohol hatte oder in eine Situation gekommen bin, wo ich gerne mitgetrunken hätte. In meinem Leben gab es so viele Gelegenheiten oder besser gesagt Gründe, um (mit-)zutrinken. Ich habe viele Dinge mit Alkoholtrinken kombiniert: bestimmte Musik hören, Fernseh gucken, telefonieren, Belohnung nach anstrengenden Arbeiten, Ärger, Wut, Unzufriedenheit, Freude, Feiern, Angst, Langeweile - einfach alles. Bis zu dem berühmten "Klick-Tag". Ab da setzte eine Vewandlung bei mir ein, die mir immer mehr verdeutlicht hat, dass Alkohol gar keine Bereicherung für mich ist, sondern einfach das Unterdrücken meines ICH war.
Nun ist es ja nicht so, dass mit dem ersten Tag der Abstinenz auch gleich das ICH perfekt hergerichtet ist. Das war für mich ein langer Prozess, bei dem ich mit jedem Tag stärker hervorging. Ich habe zwar weder den Geschmack noch die Wirkung von Alkohol vergessen, aber ich kann einfach damit nichts mehr anfangen, weil ich BEWUSST leben möchte und nicht angesäuselt schwebend meine Gedanken und Wünsche verbiegen möchte. Dann würde ich ja wieder zugeben, dass ich immer noch nicht zu MIR und meinem Handeln und Denken stehen kann. Ich wäre also immer noch verbogen und anfällig für den Kick, der mein Verbogensein ersäuft. Deshalb würde ich auch auf EIN Glas Alkohol verzichten (selbst wenn ich dabei bleiben könnte), weil mich der Geschmack nicht interessiert und die gewohnte Wirkung damit gar nicht erzielt wird.
Alkohol berührt mich weder in der Werbung oder sonstwo. Ich mag nur keine angetrunkenen Leute um mich rum, denn ab einem bestimmten Level kann ich das dumme Geschwätz einfach nicht mehr ertragen. Ich fühle mich auch nicht wie ein dressierter Hund, der alleine im Raum die Fleischwurst nicht vom Tisch holen darf, sondern ich fühle mich wie ein befreiter Mensch, der alleine im Raum mit Alkohol, diesen gar nicht mehr wahr nimmt und links liegen lässt.
Ich darf, soll, kann keinen Alkohol mehr trinken? Doch!! Aber ich BRAUCHE ihn nicht mehr. Es ist das kleine Wort "brauchen", was mich vom Alkohol fern hält.
ich möchte hier auch meinen Kommentar zu dem Thema abgeben. Ich bin seit fast zwei Jahren zufrieden trocken, das heißt, ich vermisse den Alkohol absolut nicht. Wenn ich mit ihm konfrontiert werde (sei es in der Werbung, im Geschäft, im Haus) ekelt er mich, ich schüttel mich dabei und es macht mich im selben Moment froh, dass ich ihn nicht mehr trinken muss.
Es gibt keine Situation bei mir, in der ich ihn vermisse. Und das seit dem Tag, an dem ich das erste Glas stehen ließ. Nicht einmal habe ich ihm hinterher geweint.
Es geht mir doch jetzt viel besser, und genau das möchte ich nicht mehr ändern.
ich bin seit vorgestern genau 2 Jahre trocken und unterschreibe Lailas und Juttas Threats gleich mit.
Ich brauche ihn nicht mehr und somit können 1000 Flaschen um mich rum sein....es interessiert mich einfach nicht mehr...im Gegenteil,es ekelt mich an.Allein schon der Gedanke an den Morgen danach läßt mir die Haare zu Berge stehen.
Im Schrank bei uns stehen immer einige Weinflaschen rum,die der Pizzaservice regelmässig mitbringt,wenn wir mal wieder unsere Familienpizza Giganta bestellen.....keine Reaktion.
Ich habe auch keine Lust mehr,mir meine Persönlichkeit wegzuduseln....und "schönsaufen" brauch und will ich mich auch nicht mehr.
ich habe fast immer Wein oder Sekt für Besucher im Haus. Es berührt mich in keinster Weise. Ich bin froh, daß ich dieses Zeug heute nicht mehr brauche. Wie ein dressierter Hund fühle ich mich dabei keineswegs. Es macht mir nichtmal was aus, dem Besucher die Weinflasche zu öffnen.
Sicherlich kommt so ab und zu der Gedanke an Alkohol. Nur ist er meistens flüchtig. Und zum Großteil steigt schon beim Gedanken darauf in mir eine leichte Übelkeit hoch. Dann trinke ich glücklich meinen Kaffee und die Welt ist wieder in Ordnung.
Werbung im Fernsehen z.B. kann mich überhaupt nicht animieren. Da wird einem das große Wohlbefinden und die große Freiheit suggeriert. Nur wie war es denn mit Alkohol wirklich? Das Gegenteil war doch der Fall.
hallo bobby, bei mir gibt es überhaupt keinen Alkohol. Nicht aus Angst und nicht aus Freude, einfach eben nicht. Seit ich damals am Alk zerbrochen war, und in ‚langen Jahren‘ mich ohne Alk umgeändert habe, gehen mich diesbezügliche gesellschaftliche oder persönliche Gepflogenheiten überhaupt nichts an. „Heute trinke ich nicht“ wissen meine Kinder/Enkel/ Freunde, und weitere Palaver erübrigen sich. Ich gehe auch mühelos durch Reklame, Flaschenregale usw., mein Leben ist anders als zuvor, und es ist gut so. Dieses ist zum Fundament geworden bei mir, d.h. ich brauche es nicht ständig zu polieren, Staub zu wischen oder nachzubessern. ich grüße dich, Max
Hallo Bobby, hallo Laila, hallo an alle! Nun sind die Antworten auf Bobbys Frage für mich zur Hilfe geworden. Das Wort brauchen trifft bei mir den Punkt. Und das Wort gefällt mir und gibt Stolz und Stärke. Das Ekelgefühl Alkohol zu riechen oder die Gleichgültigkeit durch volle Regale zu laufen kenne ich auch, nur war es in der jüngsten Vergangenheit in den beiden Fällen, die ich beschrieben habe, leider anders. Ich wollte ja auch von mir aus ehrlich antworten und nicht schlau. Ich hoffe ja, dass solche Augenblicke immer seltener werden, je länger ich trocken bin. So sagt jedenfalls meine Gruppe und so habe ich es bei mir auch beobachtet. Alles Gute, Marianne
Seit dem letzten Besuch meiner Eltern habe ich noch etliche Flaschen Bier da. Den angefangenen Wein habe ich weggeschüttet, weil mich der Geruch im Kühlschrank stört. Die Bierflaschen habe ich mal in die Abstellkammer verbannt. Mann was ist mir das auf die Nerven gegangen, wenn ich den Kühlschrank aufgemacht habe und immer diese Bierflaschen gesehen habe! Einfach auf die Nerven, weil sie da standen, nicht weil ich Verlangen hatte. Und ich habe auch bemerkt, dass es etwas riskant ist, sie so vor der Nase zu haben: Neulich auf einer abendlichen Radtour hatte ich die Gedanken "wenn ich heimkomme, werd ich mich vor die Glotze setzen und ganz gemütlich die Biere aufmachen - nur heute Nacht". Bin dann richtig erschrocken und habe es natürlich nicht gemacht in dem Bewusstsein, dass ich dann am nächsten Tag heilfroh sein werde. Also mal in die Abstellkammer zwischengelagert. Vielleicht kann sie ein Freund, der Biertrinker ist, demnächst mitnehmen.
Ich habe schon diese Momente, wo ich das Gefühl habe, dass mir jetzt im Moment genau diese alkoholische Befriedigung gut tun würde. Ich bin mir dann schon sehr bewusst, dass es ein Fehler wäre - habe ja schon Erfahrung damit, wie das ist mit aufhören und wieder anfangen. Ohne diese Erfahrung würde ich jetzt sicher wieder trinken. Die Vernunft muss über dieses Gefühl siegen. Ich hoffe, dass die Momente seltener werden, es ist ja bei mir erst ein paar Monate her. Mal kommen die Gedanken ans Trinken wochenlang nicht, dann wieder mehrmals die Woche, immer nur kurz. Ich bin auch schon draufgekommen, dass mir da wirklich immer was fehlt: Tee, Limo, was Süßes, was Saures, die frische Luft, ein Schläfchen, Bewegung, etc! Dann geht es wieder.
Sehr wichtig für mich, vor allem wenn es wieder so Gedanken gab, ist immer diese Selbstbestätigung: "wieder ein Tag ohne, jetzt schon so lange Zeit" - da denke ich immer für eine Sekunde an die Nachteile des früheren Trinkens und an die Vorteile des Nichttrinkens. Es geht mir gut.
hallo Marianne, „Das Wort brauchen trifft bei mir den Punkt. Und das Wort gefällt mir und gibt Stolz und Stärke.“ Das freut mich sehr zu lesen, davor muss nämlich eine Kapitulation gewesen sein, sonst kommt man nicht darauf. „Ich wollte ja auch von mir aus ehrlich antworten und nicht schlau.“ Du darfst aber auch gerne sowohl ehrlich als auch schlau sein, das ist kein Widersüruch! ich grüße dich, Max
Liebes Forum, Absti usw., danke für die Diskussion. Als erstes habe ich in der Gruppe gelernt eine alkoholfreie Bude zu haben. Mir hat es geholfen. Ich bin wirklich froh heute trocken zu sein, mir haben eure Beiträge geholfen das Thema objektiver zu sehen. Zu Hause denke ich selten an Alkohol, eher so in einschlägigen Gegenden sprich Kneipengegenden. Es gab Zeiten in der Trockenheit da habe ich sogar daran gedacht mir Heroin einzupfeifen, so schlecht ging es mir. Jetzt bin ich doch froh, mein Alkoholismus war echt schon genug, Alk ist eine der härtesten Drogen!!! Alkoholiker, Junkies, Medikamentenabhängige, alles schwer süchtige mit ihrer eigenen Beschaffungsproblematik sowie spezifischen Nebenwirkungen. Alle leben in ihrer eigenen Welt, fast wie abgeschottet von der Realität. Aber es ist eine Scheißwelt, man ist für sich und alle anderen ein Risiko und kann einfach auch nicht funktionieren und im Endeffekt außer einem recht kurzen Kick hat man gar nix davon außer Mist. Ging mir grad so durch den Kopf,
Hallo Bobby,heute habe ich meinen freien Tag und so komme ich endlich dazu verschiedene Beiträge zu lesen. Zum Thema kann Dir aus meiner persönlichen Erfahrung mitteilen, das Saufgedanken völlig normal sind,ich habe in der ersten Phase meines Trockenwerden riesige Angst davor gehabt und natürlich auch ausgiebig in der Gruppe darüber gesprochen,im Laufe der Zeit sind diese Spots seltener geworden,aber ganz aufgehört haben sie nie,und ich finde das auch gut so..erinnern sie mich doch immer wieder an meine schlimmsten Stunden,Tage ,Wochen,Monate und Jahre.Ich bekomme eine Gänsehaut,wenn ich daran denke.Brr... Ich persönlich finde es toll,das es Leute gibt die nicht einen einzigen Gedanken daran verschwenden,wie gesagt..mir passiert es hin und wieder,aber ich kann damit leben,wichtig ist mir nur,.. das ich nicht mehr trinken muss und das meine Gedanken das auch klar erkennen und unterscheiden können!:love3etlef
ich glaube, dass man sich selbst gegenüber immer sehr aufmerksam bleiben muss. Ich hatte lange keinen Gedanken daran, dass ich mal gerne wieder was trinken würde. Nach der LZT hat es mich dann erwischt. Ganz massive Gedanken, die sich ständig vor meine "Vernunft" schieben wollten. Nicht weil es mir schlecht ging, sondern eher weil es mir gut ging. Therapie geschafft, so lange schon abstinent - doch alles gar kein Problem - merkt doch keiner, wenn ich mal auf der Terasse schön 1,2 Gläschen Rotwein schlürfe, oder? Vom Kopf her ist es klar, dass ich nicht mehr trinken will und dass mir der Preis für das kurzfristige Wohlgefühl viel zu hoch ist...aber ich war echt erschrocken über mich selbst, dass ich dann trotzdem noch so einen Scheiß denke
Es hielt auch nur 2 Tage an, dann waren die blöden Gedanken weg. Ich sehe sie als Hinweis, dass ich gerade nicht genug Rücksicht auf mich und meine Bedürfnisse nehme. War in dem Fall auch so, dass ich hier nach der Therapie Bäume ausreißen wollte und dann erkennen musste, dass ich meine Forderungen (an mich selbst ) wieder mal ein "kleines bißchen" zu hoch gesteckt hatte.
Ich kann es übrigends nicht haben, wenn bei uns Alkohol zu Hause rumsteht (z.B. vom Pizzaservice). Ich schmeiß den postwendend in die Mülltonne - kein Platz bei mir mehr zu Hause für überflüssiges!
Marianne, dass find´ich übrigends echt den Oberhammer nachts zwischen Rotwein und Rumtopf zu schlafen und dann noch diese Gedanken über den "abgerichteten Hund". Das wäre mir echt zuviel gewesen. Zum Glück hast du die Kurve noch gekriegt, aber ist solch ein Spiel mit dem Feuer es wert..nur um des lieben Friedens Willen mit der Familie?
mach Dir Nichts draus,das scheint auch nach langer Zeit noch so zu sein.
Im Moment "arbeite" ich gerade an meinen Einstellungen und Blickwinkeln... Ich war die Tage und bin auch noch mittendrin...in einer Situation auf die meine "Kleine" früher immer extrem allergisch reagiert hatte.
Nu dachte ich eigentlich,sie wäre in dieser Hinsicht mittlerweile,zumindest,etwas erwachsener geworden....
Aber erst mal,augenscheinlich,Fehlanzeige...dachte ich....
Bis daß ich merkte,daß es gar nicht die "Kleine" war,die da den "Lauten" macht,sondern mein Kumpel "Fridolin",der versuchte meine Emotionen künstlich hochzukochen.*seufz*
Hab gemerkt,daß offensichtliche "Saufgedanken" noch an und für sich harmlos sind.Schlimmer sind diese Linkereien...die sich so langsam in Form von alten Mustern anschleichen.... Vor allen Dingen ist es gefährlich,da man so die Situation immer noch nach alten Wertvorstellungen,die damals in das Saufmuster passten,bewertet.
Man kann sich tatsächlich selber nicht so richtig über den Weg trauen...
Also,immer schön wachsam bleiben!
[f1][ Editiert von Biene2 am: 29.09.2004 9:03 ][/f]
hi, möchte meinen Senf auch dazugeben. ich kämfe schon länger mit dem gedanken wieder was zu trinken. habe zuletzt im Juli entgiftet und bin seit dem ambulant in Therapie. zuvor hatte ich es schon geschafft ein halbes jahr abstinent zu sein. ich bin ganz klar daß ein bißchen oder kontrolliert trinken für mich nicht möglich ist. zudem fühle ich mich auch wirklich wieder deutlich physisch und vor allem psychisch besser. trotzdem erwische ich mich manchmal bei gefährlich wachsender sicherheit. d.h den gedanken ein schluck macht ja nichts. ich weiß nicht ob das direkt zum thema passt. wollts nur mal loswerden.
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brauch und will ich mich auch nicht mehr.
etlef
Man kann sich tatsächlich selber nicht so richtig über den Weg trauen...
