Das kann man bestimmt nicht so einfach pauschalisieren.
Bei manchen ist es eine reine Kopfsache, manche werden unruhig, wenn sie den Alkohol nur riechen und wiederum andere können durch minimalste Alkoholgehalte in Lebensmitteln rückfällig werden.
Ich habe schon jede dieser Formen der Alkoholkrankheit miterlebt. Ich selbst bin eher Typ1...
Gruss Todde
[f1][ Editiert von Der Todde am: 01.10.2004 23:14 ][/f]
mit Kopf meinst du wahrscheinlich das Denken, wodurch die Sucht in den Griff zu bekommen ist, bzw. selbst kleinste Alkoholmengen nicht gefährlich werden könnten. Das ist ein Irrtum. Das Suchtgedächtnis kann selbst durch kleine versteckte Alkoholmengen wieder aktiviert werden. Da nützt im Grunde das abstinente Denken nichts, wenn die Droge die Chance bekommt, dieses Denken zu irritieren. Der Betroffene KANN es schaffen, trotzdem keinen Rückfall zu bekommen, oder auch nicht. Dieses Risiko kann man weder einschätzen, noch wird sich ein trockener Alkoholiker dieser Gefahr aussetzen. Es würde mir nicht im Traum einfallen, wegen z.B. einer alkoholgewürzten Sauce meine Trockenheit auf`s Spiel zu setzen, um wieder in der Alkoholhölle zu landen.
Wenn jemand gegen Erdnüsse allergisch ist und Atemnot bekommt, dann würde derjenige ebenfalls nicht eine einzige Nuss zu sich nehmen, um vielleicht daran zu ersticken. Wenn er sie versteckt zu sich nimmt, würde ihm das Denken auch nicht helfen, um nicht allergisch zu reagieren.
dieses Thema hatte mich auch vehement interessiert und ich hatte es damals mal mit meinem Suchtarzt angesprochen. Der war der Meinung,daß es sowas wie "körperliche" Abhängigkeit nicht gäbe,da sich die Zellen regenerieren. Aber nicht das,was im Kopf gespeichert ist,also diese Suchtmechanismen. Eine Psychologin erklärte mir,daß diese Nervenbahnen sich zwar zurückbilden,aber jederzeit wieder aktiviert werden können. Und da können Geringstmengen schon wieder "auf den Geschmack bringen".
Ich bin zwar keine Psychologin,aber ich halte es für vermessen,annehmen zu wollen,den Menschen in seiner Komplexität und in sämtlichen Schichten therapieren zu können.
Werden Probleme XY und ehemalige Trinkgründe z.B. erfolgreich therapiert,kann man sicher sein,daß die nächste Zombie-Leiche aus dem Keller tritt.....und da kommt man schnell wieder auf die Idee,auch diese Leiche baden zu schicken.
Ich denke,dauerhafte Trockenheit funktionniert nur mit einem konsequenten Abstinenzdenken,was auch die Weinbrandbohne mit einschliesst.
Ausserdem lösen Alkohol in Speisen ect. bei Trockenen schnell Unwohlsein aus. Man merkt als Abstinenzler schon,daß es sich um ein Gift handelt.
Eine Psychologin erklärte mir,daß diese Nervenbahnen sich zwar zurückbilden,aber jederzeit wieder aktiviert werden können. Und da können Geringstmengen schon wieder "auf den Geschmack bringen
Ich stelle mir das vor, wie mit dem Herpesvirus, wenn du ihn einmal hast, schlummert er in den Nervenbahnen und wartet nur darauf aktiviert zu werden.
Allerdings spielt für mich bewusst oder unbewusst eine große Rolle. Wenn ich merke das Alkohol in einem Lebensmittel ist und ich habe es zu spät bemerkt,dann Ekel ich mich und lass den Rest stehen,unbewusst)passiert nichts Wähle ich ein Lebensmittel das Alkohol enthält, dann ist das bewusst und sehr gefährlich, weil ich das will. Das bringt zwar nicht das gewünschte Gefühl, aber man hält am Alkohol fest.
neueste Studien in Amerika belegen, daß beim einem Alkoholiker schon der Anblick der "Stammkneipe" oder eines Bierglases genügen kann, um die Rezeptoren zu aktivieren.
Da will ich mal meinen Senf auch noch dazu geben. (Vorher habe ich die Inhaltsstoffe studiert, denn es gibt auch Senf-Sorten, die mit Wein abgeschmeckt werden...)
Auch zu diesem Thema fällt mir wieder der Satz ein, der vor einiger Zeit in unserer AA-Gruppe gefallen ist:
Alles, was man/frau übertreibt, endet in Leid.
Wie die Süchte im Einzelnen in unseren Körpern ihr Werk tun, ist bei weitem nicht erforscht. Daher ist es müßig, einzelne Theorien als Postulate hinzustellen.
Bedenke: Es gibt auch "ärztlich" empfohlene Diäten, die zur Gewichtsabnahme führen, insgesamt aber doch dem Körper wichtige Stoffwechsel-Ausgangs- und Funktionsstoffe vorenthalten und so eher schädlich sind...
So mache ich es:
Meine Umgebung ist alkoholfrei.
Da ich mich schon dafür interessiere, schaue ich mir bei jedem Lebensmittel die Inhaltsstoffe an, ohne dabei in Panik zu verfallen. Superschlau wird man/frau davon auch nicht, da manche Stoffe bis zu einer bestimmten Menge nicht ausgewiesen werden müssen. Alkohol ist ein gutes Beispiel. Alkoholfreies Bier ist nicht alkoholfrei, alkoholfreier Sekt ebenso wenig. Viele Süssigkeiten und Backwaren enthalten Alkohol oder man täuscht es vor durch Zugabe von Aromen, die für manche genauso gefährlich werden können.
Für Medikamente gibt es Alternativ-Listen.
Körperpflege- und Kosmetikartikel gibt es ebenfalls ohne Alkoholzusätze.
Schlußfolgerung:
Augen und Ohren auf! Da, wo man Hinweise findet, weglassen.
Beim Essen in Restaurants danach zu fragen, kann das Risiko mindern, ist aber auch keine Garantie.
Und meine Lebensqualität leidet darunter nun wirklich nicht. Beeinträchtigt würde sie dann, wenn ich mit einem Chemie-Labor auf dem Rücken nach jedem mikroskopischen Auftreten von Stoffen suchen würde, deren schädliche Wirkung mehr oder weniger vermutet wird.
Die Auswahl an alkoholfreien Produkten in jedem Lebensbereich bleibt immer noch hinreichend groß, dass mir nichts fehlt.
Den Hauptanteil macht also der Kopf, mit einem vernünftigen Maß an Wissen. Lästig wird es, wenn sich eine Manie daraus entwickelt.
Zum anderen befürchte ich für mich auch keinen Rückfall, wenn ich aus Versehen mal ein Plätzchen mit Rum-Geschmack erwische...
Ich nehme an, dass Du als Psychotherapeutin nicht in der Sucht arbeitest. Es ist mehr als gefählich wenn ein Psychotherapeut so eine Aussage in einem Alkohollicker Forum macht. Bin aber gern bereit in einem meiner Seminare Dir mehr Fachwissen über Suchterkrankungen und Rückfallgefahren zu vermitteln.
Viele Suchtkranke und auch ich leben nach dem Motto :Ich trinke keinen Alkohol also esse ich auch keinen und gehen so allen möglichen Gefahren aus dem Weg. Was ist daran falsch?
Ich kenne viele Rückfallpatienten die gerade durch solche Unachsamkeiten wieder einen dicken Rückfall gebaut haben.
Hallo Gast"Psycho..."!! Hier meine Meinung: Durch meine letzten Erfahrungen mit Alkohol, die schon einige Zeit zurück liegt aber sehr heftig waren, war ich zunächst übervorsichtig, aber dies hin bis vorsichtig.Ich weiß daß mein Meos sehr wohl aktiviert ist und jeder Zeit alles wieder los gehen kann. Deswegen versuche ich einfach ganz normal zu leben, mir alles " Schöne" wonach mir zu Mute ist( natürlich außer Alkohol, es gibt viel schöneres!!!) zu gönnen! Eine Alkoholpraline,wenn ich denn so etwas essen würde, würde ich sicherlich nicht als Anlaß sehen wieder gesoffen zu haben!Dann steckt der " Rückfall" schon längst im Kopf!!! Angst kann auch hemmen!!;In meinen Gruppen und durch viele Kontakte in vielen unterschiedlichen Bereichen( nur mit Alkis Kontakt zu haben wäre mir auch nichts!!)habe ich fest gestellt, daß sich die Alkis in drei Kategorien einteilen lassen können: sie werden "normal" und verhalten sich auch so!,sie müssen sich unwahrscheinlich profilieren, weil sie es nicht schaffen ein gesundes Selbstbewußtsein aufzubauen,oder aber sie haben ganz schlimme krankhafte Defizite bis hin zu Psychosen,Eifersuchtssüchten oder anderes. Bisher habe ich diese Theorie nur bestätigt bekommen. Also ich bekomme auch kein Panik wenn ich denn im nachhinein feststelle, daß da Alkohol im Joghurt war oder ein Aroma.Wenn ich es beim essen feststelle, dann höre ich auf und wenn es danach sein sollte drehe ich auch nicht durch und gehe in Angst auf, weil ich nun denke mir fällt jetzt der Rückfall vom Himmel zu!!! Es ist, denke ich nur die geistige Verbindung, die man sich dann eventuell selbst aufbaut:...ach guckan,hast Du ja vertragen und es ist nichts passiert, dann spricht der Selbstbetrug,Leichtsinn und das Wunschdenken eine große Rolle und schon gehts los!! Ich denke, jeder sollte es auch so genau für sich nehmen wie er es braucht und wie er es für sich heraus findet, fühlt.Das hat mir viel geholfen, denn bei mir geht vieles über den Bauch!!Wenn ich irgendwie merke, mir ist bei irgendetwas nicht ganz 100%ig, dann laß ich es.ich mußte mich in vielen Dingen ganz konkret ändern und ich dachte immer,ich schaffe es nie.Manches wir mir auch negativ ausgelegt,aber das ist mir fast egal, denn ich m uß gut mit mir umgehen!tschüß!! Bummi
Zitat:...ach guckan,hast Du ja vertragen und es ist nichts passiert, dann spricht der Selbstbetrug,Leichtsinn und das Wunschdenken eine große Rolle und schon gehts los!!
Ich möchte nochmal das Zitat von Bummi unterstreichen. Das trifft es, finde ich! Genau auch meine Meinung!
Als Psychotherapeutin müsste doch der Zusammenhang zwischen Kopf und Gefühl bzw. deren Widerstreit doch zu deinem täglichen Brot gehören, oder? Aber nicht nur als Therapeutin, sondern einfach auch als Mensch. Der Kopf sagt: Schokolade essen macht fett, nimm lieber einen Apfel...tja,..nimmst du dann immer einen Apfel? Falls nein, warum nicht?? Der Mensch kann nicht alles nur nach Vernunft und Kopf steuern.
Außerdem strebt der Mensch doch immer nach dem größtmöglichen Wohlgefühl, ein Suchtkranker macht es sich unnötig schwer und spielt mit dem Risiko, indem er seine Geschmacksnerven mit etwas "strapaziert", was ihm früher immer schnelle Erlösung von Anspannung, Sorgen, Kummer etc. gebracht hat. Es kann passieren, dass es dann zum logischen Nachdenken über die ganzen schwerwiegenden Konsequenzen zu spät ist. Man will es nur noch haben, dieses "erleichternde" Gefühl, alles andere ist egal... Deshalb ist achtsamer Umgang im Vorfeld - auch mit scheinbaren "Kleinigkeiten", wie Rumaroma oder Gesichtswasser mit Alkohol, nur ein Ausdruck des Respektes vor sich selbst und vor der Krankheit.
Ich bin übrigends schon auf Psychotherapeuten getroffen, die keine Ahnung von Alkoholsucht hatten (was nicht grundsätzlich schlimm ist) und mich trotzdem versuchten zu behandeln (was dann aber mehr Schaden anrichtete, als das es mir half - das ist dann schlimm!). Ich finde es sehr gut, wenn Therapeutin sich an der "Front" informiert. Schreib´doch nochmal was, zu deiner Meinung von oben!
also wie es beim Alkohol passiert, wenn man auf die Weinbrandbohne beißt, weiß ich nicht, da ich erst am Anfang stehe. Aber ich habe vor gut 6 Jahren mit dem Rauchen aufgehört (2 Schachteln am Tag). Gut 2 Jahre nach dem Aufhören, habe ich mal aus Spaß bei meinem Mann an der alljährlichen Neujahrszigarre gezogen (er ist bis auf dieses Ritual Nichtraucher). Es geschah nichts, aber in der gleichen Nacht träumte ich davon eine meiner früher so geliebten Lucky Strike zu rauchen (ich habe gerne geraucht) und da war das selbe entspannend schöne Gefühl dabei. Jahrelang habe ich nicht mehr an Zigaretten gedacht. Da muß es wohl doch so ein Suchtgedächtnis geben, daß gewisse Infos auf ewig auf die Festplatte gebrannt hat. Mit Alkohol stelle ich es mir noch extremer vor, da die psychische Wirkung hierbei wesentliche stärker ist als bei Zigaretten. Die machen ja in dem Sinne nicht blau wohl aber auch süchtig. Ich jedenfalls habe auf jegliche Züge nur zum Spaß seitdem verzichtet und denke bei Alk muß man es noch genauer nehemen, da gerade hier die Psyche besonders stark eingebunden ist.
mir ist es einmal passiert, dass ich unbeabsichtigt eine Praline erwischt habe, in der Weinbrand war. Erste Reaktion: „Sch…“. Ausspucken ging auch nicht. Danach habe ich die nächste Zeit verstärkt auf Saufdruck bei mir geachtet. Es ist aber zum Glück nichts Auffälliges vorgekommen; Glück gehabt? ! Zu der Zeit war ich 2-3 Jahre trocken.
Ich schließe mich der Meinung von Manuela/Fallballa an. Wenn ich weiß, dass in einem Lebensmittel Alkohol enthalten ist, nehme ich es nicht zu mir.
Lieber Gast, es freut mich, wenn jemand solche Fragen stellt. Damit bringst du mich/uns dazu, über so ein Thema wieder mal nachzudenken.
Du schreibst hier von kleinen Mengen Alkohol. Meine Frage an dich: „Was ist eine winzige Menge Alkohol?“ Was gehört dazu? Wurst, Kuchen, Soßen, meine Praline mit Weinbrand, alkoholfreies Bier, und, und, und? Wo ist die Grenze? berücksichtigen wir noch alle möglichen Variationen des Rückfalls. beachten wir noch den seelischen Zustand der Person.
Und jetzt sag mir, wo die Grenze dessen ist, was wir an alkoholhaltigen Lebensmittel zu uns nehmen können. Du siehst also die Problematik deiner Frage. Um aber auf der sicheren Seite zu sein, muss ich auch auf die kleinste Menge Alkohol verzichten.
Ich weiß, dass Vergleiche immer hinken. Trotzdem die Frage: Würdest du auch sagen, dass jemand eine Zigarette rauchen darf, trotzdem er schon zweimal einen Herzinfarkt hatte? Eine Zigarette ist auch nicht viel.