ich bin Alkoholikerin und möchte mich gerne vorstellen. Seit geraumer Zeit trinke ich, teilweise sogar exzessiv bis zum blackout. Bis zu meinem 19. Lebensjahr habe ich nie Alkohol getrunken. Soviel ich weiss, war meine Ma mal Alkoholikerin aber zum Zeitpunkt meiner ersten Berührung mit Alkohol wohl trocken. Damals habe ich Alkohol für mich entdeckt. Er wurde bei erfolgreich bestandener Prüfung immer angeboten. Und ich war echt erfolgreich in meiner Ausbildung; somit gab es immer einen Grund und Anlass zu trinken. Irgendwann habe ich gemerkt, dass der Alkohol meine Probleme dämpft. Und ich fing an immer bei aufkommendem Druck ein wenig zu trinken. Später dachte ich mir dann: Ach, wenn der Alkohol bei grossen Problemen hilft, dann hilft er auch bei kleinen und Stress. Und schnell wurde aus einem Glas Sekt eine Flasche; aus einer Flasche Bier sechs Flaschen und aus einer Flasche Wein zwei Flaschen Wein. Als ich dann vor ca. 4 Jahren in eine Klinik kam wg. Depressionen musste ich zwangsläufig trocken werden. Die knappen Monate der Trockenheit haben mir gut getan. Ich habe die Welt erstmals wieder wahrgenommen in all ihrer Schönheit. Ich fand durch die AA-Gruppen wieder zum Glauben obwohl mich die Kath.Kirche erneut enttäuschte (nach meinem Austritt vor ca. 12 Jahren). Ich fing wieder an zu trinken, als ich eine verheiratet Frau kennenlernte, die mir erst die grosse Liebe vorgaukelte und mich danach wie eine heisse Kartoffel fallen liess weil sie sich doch für ihren Mann und Tochter entschied. Der Druck und die Erniedrigung waren zu gross. Ich fand nirgendwo Halt ausser im Alkohol (so naiv das auch klingen mag!) Nun trinke ich wieder ab und an aber die Abstände werden grösser. Ich schaffe es nicht in eine AA-Gruppe zu gehen. Bin auch umgezogen und somit besteht für mich die AA-Gruppe, die ich zuvor gesucht habe für mich nicht mehr. Nun, ich wollte mich nur kurz vorstellen und hoffe hier auf "Gleichgesinnte" bzw. verständige Teilnehmer zu stossen.
Danke fürs "zu"lesen! Mein Name ist taize72 und ich BIN Alkoholikerin!
Nick-Name vom Ort bei Lyon? Ich war lange nicht da- wann du zu letzt?
Freu mich von dir zu lesen und deine so arg gesuchte Hilfestellung wirst du hier sicherlich finden- in den vielen Beiträgen all der Nasen, die sich auch auf dem Weg zu einem selbstzufriedenerem Dasein gemacht haben...
Hallo Taize, zunächst einmal herzlich willkommen. Die Schmerzen, die du schilderst habe ich nie erlebt. Ich erinnere mich jedoch an ein Gefühl. Mir war, als lägen meine Nerven obenauf. Kleinste Geräusche haben mich so erschreckt, dass ich dachte, jemand hätte geschossen. Das hat sich mit der Zeit gelegt. Du schreibst, deine Trinkabstände werden größer. Das ist doch schon ein kleiner Lichtblick den du nutzen könntest, oder? Du schaffst es nicht in eine AA-Gruppe. Meinst du damit Angst oder Zeitmangel? Es gibt nicht nur AA. Es kommt am Ende ja doch immer auf die Menschen an, mit denen man sich trifft, egal was auf ihren Kugelschreibern steht. Vielleicht wäre ja eine Suchtberatung hilfreich. Da könntest du sicher auch das Thema Depressionen sofort mit unterbringen und mit qualifizierten Ratschlägen rechnen. Gruß, Marianne
Hallo taize72, willkommen an Bord. Es ist schön, daß Du was unternehmen willst gegen Deine Sucht. Es ist nie zu spät!
Leider habe ich den Weg in eine SHG auch noch nicht gefunden. Obwohl hier bei mir vor Ort es jede nur erdenkliche Gruppe gibt. Ich forsche in mir, warum ich nicht hingehe, vielleicht will ich ja doch noch ein klein bischen was trinken, was mir gestern leider wieder passiert ist, heute kann ich mir vor Wut die Haare raufen und ich war doch schon so schön davor mit ohne Alk. Es ist wie bei Dir, die Abstände werden (wurden) immer größer, aber ehrlich gesagt, so richtig trocken bin ich nicht. So, jetzt wissen es auch gleich all die anderen.
Sag mal, ich glaube mich zu erinnern das du diejenige bist, die des öfteren sinngemäß schrieb, das es in der Gruppe noch viel härter zugehen/noch viel härter einem unangenehme Wahrheiten gesagt werden. Jetzt frage ich mich, woher hast du solche Weisheiten, wenn du garnicht in eine Gruppe gehst ???
Zitat So, jetzt wissen es auch gleich all die anderen.
ehrlich gesagt, mir ist es schnurz ob du trinkst oder nicht. Du bist nicht abstinent für mich. Nüchtern leben wollen sollte man ganz für sich alleine, für niemanden sonst. Trocken zu leben ist eben mehr als nur nicht zu trinken, es ist ein Ändern der Lebenseinstellung.
Ich bin Depri und bin auch Alkoholikerin. Ich bin jetzt seit 10 Wochen trocken und hatte in der Zeit einen Rückfall. Lieber einen Rückfall in 10 Wochen, als jeden Tag betrunken in 70 Tagen.
Herzlich Willkommen hier an Board. Es gibt nichts, was mir so geholfen hat, wie die Hilfe und die netten Leute hier. Es war immer jemand da, und wenns auch nur zum Ausheulen ist.
Hallo Taizze, ich trinke auch seit 14 Tagen nnichts mehr. war vor einem Vierteljahr 9 Wochen trocken und meinte, ich könnte mal zwischendurch ein kleines Radler oder so trinken. Das war grundverkehrt. Jetzt weiss ichs besser. Mir gehts heute auch nicht so gut, weil ich den ganzen Tag zuhause war und einen enormen "Saufdruck". Aber bis jetzt habe ichs ü+berstanden und werde heute auch nichts mehr trinken. Gestern war ich wieder bei den AA. Hat mir sehr viel gegeben . War ein informativer Abend. Du schaffst es doch auch , nicht zu trinken, wenn Du willst. Man muss glaube ich nur fest wollen. Es lohnt sich. Mir gings als ich nicht getrunken habe viel besser und ich braucht e auch keine Angst haben, Auto fahren zu müssen. Evtl. Kind abholen oder so und eine Ausrede suchen, dass ich nicht fahren muss. So ist man doch viel freier. Ich drücke Dir die Daumen und fange heute noch an mit dem nichts trinken. wir lesen dann wieder voneinander. Alles Gut Gerda
so Dein Schlusswort. Das ist ja schon etwas, Du erkennst, dass es so nicht weitergehen kann. Deine Trinkabstände werden grösser, aber das hat nichts zu sagen. Beim kleinsten Problem werden sie sich mit Sicherheit wieder auf den "Normalstand" einpendeln. Wieso kannst Du nicht in eine SHG gehen Du bist doch nicht auf den Mond gezogen und in jeder kleineren Stadt gibt es so etwas. Ohne Hilfe wirst Du es schwer haben, denn es kommt vom Kopf und-oder aus dem Bauch, dieser ganz feste Wille, ich trinke nichts mehr. Dabei können Dir Gespräche mit anderen Betroffenen sehr helfen.
gerne will ich Deine Frage beantworten woher ich weiß, wie es in SHG so zugeht. Also: Ich war von 1981 bis 1990 in einer solchen und "abstinent". Dann in den 90er Jahren diverse Anläufe gemacht in verschiedenen Gruppen. So, nun alles klar. Ich freue mich, das es Dir egal ist, ob ich saufe oder nicht.(Mir auch)Ich habe nie behauptet "abstinent" zu sein. Höchstens mal längere Phasen trocken.
Ja die 80er Jahre waren doch die Besten. Naja, da waren meine Kinder schließlich noch klein und ich hatte einen Grund "abstinent" zu sein. Jetzt habe ich nichts und niemanden mehr, außer einen kranken, arbeitslosen Ehemann.(Kotz).
- du machst/brauchst Gründe um zu trinken wie zb. der arbeitslose Ehemann, das Alleinsein ....
Ich trinke nicht mehr, weil ich nicht mehr trinken will und genau dieses Selbstmitleid, diese Selbstlügen und das alkolholneblige Jammertal so satt hatte !
Ich möchte zu den üblichen Gründen meine Trinkerei zu entschuldigen noch einige aufschreiben. Oft wollte ich meine gute Laune noch "guter" machen. Das mit dem ewig für jeden da zu sein war auch eine Lüge. Mich hat doch niemand gezwungen. Wollte ich mich nicht durch Überstunden und privat dann durch ewige Hilfsbereitschaft beliebt machen? Vielleicht sogar Menschen an mich binden? So uneigennützig war das doch in Wirklichkeit alles gar nicht. Als ich dann zur LZT war lief daheim und in der Firma der Laden doch auch (hat mir übrigens im ersten Moment gar nicht so gut gefallen). Als mir dann durch den Alkohol tatsächlich alles zu viel wurde und ich meinen Alkoholismus auch nirgendwo mehr verstecken konnte und wollte, da habe ich auf der Couch gelegen nach dem Motto: Seht her, ich bin krank. Ich kann nicht mehr. Und es hat geklappt: Meine Co´s haben sich um mich gekümmert! Diese Gedanken wollte ich mal loswerden. Hat lange gedauert, bis ich das so sehen konnte. Zuerst habe ich an Sätzen festgehalten wie: Jede Sucht hat eine Geschichte - das habe ich aber so interpretiert, dass jemand anderen die Schuld trifft. So ist es aber nicht. Jetzt nehme ich mein Leben in die Hand und bin fast beinahe dankbar aus tausenden von unheilbaren Krankheiten eine erwischt zu haben, auf die ich selbst Einfluss nehmen kann.
Es grüßt euch, Marianne
[f1][ Editiert von Absti am: 20.10.2004 20:44 ][/f]
jetzt nehme ich mein Leben in die Hand und bin fast beinahe dankbar aus tausenden von unheilbaren Krankheiten eine erwischt zu haben, auf die ich selbst Einfluss nehmen kann.
Das finde ich supergut was du da geschrieben hast :-)
ich möchte da noch von mir hinzufügen: ich fasste den Entschluss das nächste Glas stehen zu lassen um dadurch auch all meine Probleme selbst in den Griff zu bekommen So was nennt man Selbstverantwortung
und bin ich jetzt trocken so versuche ich weiterhin trocken zu bleiben, indem ich immer wieder auf mich achte und aufpasse......immer wieder, denn der Gollum lauert überall
es ist nie zu spät, um das Ruder im Leben rum zu reißen. Ich glaube auch nicht, dass Krankheit oder Arbeitslosigkeit in einer intakten Beziehung ein "Kotzproblem" darstellen, sondern, dass deine/euere Beziehung Probleme zeigt, für die es auch bei Gesundheit und Arbeit keine Besserung gibt. Mit Alkohol löst sich weder das "Kotzproblem", noch bringt er Gesundheit und Arbeit. Wie wär`s denn, wenn du dich überwindest und mal wieder in eine SHG gehst - kennst du ja schon - um sozusagen vor Ort und live daran erinnert zu werden, dass du die wichtigste Person in deinem Leben bist?
Aufgrund deiner abstinenten Erfahrung und deinen jetzigen Trinkpausen liegt es an dir zu vergleichen, welche Situation dir mehr Zufriedenheit brachte/bringt und warum du dein Glück oder Unglück von Menschen abhängig machst, die du zeitweise nüchtern oder nur betrunken ertragen kannst. Ich denke, bei dieser Zerrissenheit solltest du ganz schnell Hilfe annehmen, um aus der "zerrupften" Pauline eine GANZE Person werden zu lassen, damit es keine Löcher mehr in Herz und Seele gibt, die du so gerne mit Alkohol füllst und die trotzdem immer größer werden. Denk mal drüber nach, WAS DU DIR WERT BIST.
ZitatGepostet von Lisl jetzt nehme ich mein Leben in die Hand und bin fast beinahe dankbar aus tausenden von unheilbaren Krankheiten eine erwischt zu haben, auf die ich selbst Einfluss nehmen kann.
Das ist ein toller Satz. Ich kenn überhaupt sonst keine unheilbare Krankheit, die nicht irgendwann mit dir macht, was sie will, egal wie sehr du dich bemühst. Du hast das unwahrscheinliche Glück, Taize, Pauline, Gerda,..., die unheilbare Krankheit, die du aufgerissen hast, ausschließlich mit deinem eigenen Willen, ohne jeglichen Einsatz finanzieller Mittel restlos in Schach halten zu können, ihre Symptome vollständig zum Verschwinden zu bringen, so als hättest du die Krankheit nicht.
Es ist wie im Märchen: Es kommt die Gute Fee und sagt: "Du hast einen Wunsch frei!" Du bist so klug und wünscht dir das höchste Gut für dich selbst, das sich jemand nur wünschen kann, nämlich Gesundheit, und die Fee sagt: "Dein Wunsch wird in Erfüllung gehen, wenn er von Herzen kommt, so sei es. Nur eine einzige Bedingung stelle ich dir: Keinen einzigen Schluck mehr. Hältst du dich daran, so wird dein Wunsch in Erfüllung gehen, hältst du dich nicht daran, wirst du in noch größeres Verderben fallen." Und sieheda, ab diesem Zeitpunkt verschwinden nach und nach die gräßlichen Symptome deines jahrzehntelangen Siechtums, eine geisitge und körperliche Verjüngung setzt ein, als wärst du zusätzlich noch in einen Jungbrunnen gefallen, alle Welt jubelt dir zu und nie wieder, Zeit deines Lebens, wird deine Krankheit ausbrechen, wenn du dich an die klitzekleine Bedingung hältst, die die gute Fee dir gestellt hat: "Nicht ein einziger Schluck mehr."
Guten Morgen miteinander
[f1][ Editiert von waldschrat1 am: 21.10.2004 9:25 ][/f]
[f1][ Editiert von waldschrat1 am: 21.10.2004 9:25 ][/f]