sieh es doch mal so: entweder Du willst saufen oder Du willst nicht saufen. Irgendwetwas in Dir will saufen, eindeutig. Finde raus, was das ist.
Das aber kannst Du nicht im nassen Zustand. Also: gehe in eine Klinik und mache eine betreute Entgiftung, suche Dir direkte Hilfe von Ärtzten und von Selbsthilfegruppen. Du mußt es alleine schaffen, aber alleine schaffst Du es nicht.
Der Selbstekel gehört übrigens zur Sucht. Er erleichtert Dir den nächsten Absturz ganz gewaltig. Nach dem Motto: ich bin es eh nicht wert, da kann ich mir auch einen löten. Sieh das auch mal so.
@Merry: Hallo! Du hast bestimmt recht, dass etwas in mir trinken will und ich glaube zu wissen was. Ich möchte einfach anders sein als ich bin. Nur, wie soll das gehen? Ich bin immer so unsicher, von Selbstzweifeln geplagt und vermute hinter jeder netten Tat einen Angriff, so nach dem Motto: Man kann niemandem trauen! Wollen das andere Alkoholiker auch? Besser sein, unbesiegbar, beliebt und über jeden Zweifel erhaben. Gehört das zur Sucht? Ich habe Angst bewusst körperlich Alkoholabhängig zu werden. Bisher sehe ich mich "nur" als psychisch-abhängige Alkoholikerin an.
wenn das andere Ich in Dir trinken will, dann heißt das ja nichts anderes, als dass Du die Ursache nicht unbedingt bei Dir suchst!
Der Körper ist ein Stück im Ganzen, Seele und Materie sind doch eine Gesamtheit und dieses Gefühl von perfekt sein zu wollen und es eigentlich nicht zu sein, ist selbstzerstörerisch. Akzeptiere Dich mit Deinen Stärken und Schwächen, der perfekte Mensch ist eine Illusion. Sie kann höchstens Motivation sein, sich diesem Ideal ein bißchen zu nähern. Gesundes Misstrauen ist eine Schutzfunktion, wenn es wie bei Dir aber zu weit geht, dann liegt das wohl daran, dass Du denkst, jeder will Dir nur demonstrieren, wie viel besser er als Du ist.
Besinne Dich auf die Dinge, die Du besonders gut kannst und guck nicht so sehr auf die anderen. Sie verstecken und kaschieren ihre Fehler, haben tun sie sie aber auch!!
du schreibst: Und beim kleinsten Zwinker greife ich zur Flasche.
Jouh-das kenne/kannte ich auch in dieser Form. Hab mich dann mal gefragt, wieso das so ist, und ich kam zu dem Schluss, dass ich mir einbildete(!), nüchtern nicht mit diesem "Zwinker" klar zu kommen.
Dann habe ich mich gefragt, was denn wohl passieren würde, wenn ich es (einfach mal probeweise und aus Neugierde) drauf ankommen lassen würde und der Sucht zum Trotz einfach mal den Versuch starte, ohne Sprit dem "Zwinker" zu begegnen.....
Und dann stellte ich fest, dass GARNIX passiert ist. Bei mir war es ganz einfach die Angst davor, solch einer Situation in einem mir unbekannten Zustand (nüchtern) zu begegnen.
Sei tapfer! Du weisst so gut wie wir alle hier, dass du nicht ewig vor dieser Problematik weglaufen kannst. Stell dich der Geschichte, ggf. auch in `ner Klinik.
ich sage es nochmal: du mußt aus diesem Kreislauf raus, aus den Selbsterklärungen und selbstbeschuldigungen. Minderwetigkeitsgefühle sind nicht untypisch für alkoholiker, soweit ich das bisher erfahren habe. Was aber von diesen Gefühlen tatsächlich bestehen bleibt, kannst Du erst sehen, wenn Du aufgehört hast zu trinken. Vieles erledigt sich von selber, zum Krankheitsbild gehören diverse Persönlichkeitsveränderungen. Auf welche Art Du alkoholabhängig bist ist im Moment völlig egal, die Konsequenz ist die gleiche: Du darfst nichts mehr trinken. Und das geht nur, wenn Du nichts mehr trinken willst. Suche Dir eine suchtberatungsstelle, nehme Kontakt auf zu Selbsthilfegruppen. Wir können hier etwas Hilfe geben, aber das reicht im Moment für dich nicht.
als ich meinen Saufdruck hatte und dem nachgab, hasste ich mich ebenso. Ich hatte wieder nachgegeben...habe wieder meinen Gollum gefüttert....habe wieder Schuldgefühle....hasste mich wieder Danach.....nie wieder werde ich trinken....doch es ging nicht....immer wieder aufs neue....nachgegeben....Gollum war stärker Immer, immer wieder! 5 Tage - 3 Wochen habe ich es öfters mal geschafft, doch dann wieder der endlose Kreislauf von Selbstzerstörung und Selbsthass!!!!
taize du musst dir Hilfe holen, du hast das recht dazu! Alleine ist es schwer....man belügt sich selbst mal wieder
Bei meiner ambulanten Therapie habe ich mal gelernt, dass es fast wie zwei Menschen sind wenn der Saufdruck da ist nämlich mich die Lisl und.....die Alkoholikerin der Gollum
Verstehst du was ich meine ? Du fütterst deinen Gollum und je mehr du ihn fütterst, je mehr will er und je mehr zerstört er dich
Es sind wie zwei Mächte vorhanden....wer hatt nun die Macht: Du oder der Gollum? wer lebt Dein Leben?
ich wünsche dir alles gute
[f1][ Editiert von Lisl am: 04.11.2004 14:02 ][/f]
Hallo, mit der Therapie ist das schwierig für mich. Ich war die letzten drei Jahre bereits in Behandlung inkl. 3monatigem Krankenhausaufenthalt und Kur etc. Die Krankenkasse hat im Juni eine Verlängerung der Therapiesitzungen abgelehnt. Das Kontingent sei ausgeschöpft. Bin froh, dass ich überhaupt noch meinen Arbeitsplatz habe. Habe in den letzten drei Jahren ca. 13 Monate am Arbeitsplatz gefehlt. Davon waren allein 8 Monate am Stück. Wenn bei uns Entlassungen anstehen, bin ich sicherlich eine der ersten. Aber komischerweise sehe ich das gar nicht so negativ, da ich denke ich könnte nochmal ganz von vorne anfangen.
Zur Zeit bestehen meine Stimmungen nur aus zwei Extremen. a) total euphorisch b) total depressiv
Bin froh, dass es hier Menschen gibt, die die Problematik kennen und mir helfen. Vielen Dank dafür!
"Aber komischerweise sehe ich das gar nicht so negativ, da ich denke ich könnte nochmal ganz von vorne anfangen"
Sieh das nicht so locker! Einen Neuanfang solltest du dir besser aus einer sicheren Position heraus suchen. Wenn du erst mal gefeuert bist, kommt meist viel ungesunde Hektik auf:-(
Überleg dir _jetzt_, was du eigentlich willst und pack's an! Kündigen ist viieel lustvoller, als gekündigt zu werden!