Hallo, ich habe jahrelang stark getrunken und bin jetzt einige Monate nüchtern. Das ist auch sehr gut so, nur habe ich gelegentlich eine Art "leichte Bewußtseinseintrübung", ich nenne das "wie im falschen Film sein": Alles erscheint ein bisschen unwirklich und nebulös, etwa wie in einem Traum. Unter Streß oder nach wenig Schlaf ist es ein bißchen stärker. Ich verhalte mich normal, Stimmung und Gedanken sind ebenfalls normal, nur erzeugt dieses "schwammige Gefühl" ein Unwohlsein. Kann es sein, daß sich das Gehirn erst langsam wieder an die Nüchternheit gewöhnen muß? Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen!
lass dich am besten mal von deinem Hausarzt durchmessen. Ich habe die gleiche Vermutung wie Beed. Nachdem ich 25 Jahre blutdrucksenkende Mittel geschluckt habe, fühlte ich mich jeweils nach längerer Abstinenz so, als sei ich früher Porsche gefahren und jetzt plötzlich Käfer. Inzwischen sind die Werte ohne Medikamente völlig normal. Schildere mal einfach dein momentanes Gefühl. Blutdruck, Puls, Zucker messen ist ja kein aufwendiges Unterfangen. Mein Puls ging nach einigen Monaten der Abstinenz auch von um die 120 langsam auf 70 zurück. Da hatte ich dann schon einige Wochen das Gefühl, das Temperament einer Schlaftablette zu haben.
Viel Erfolg und weiter so, - Marianne -
[f1][ Editiert von Absti am: 06.11.2004 7:13 ][/f]
@Beed+ Marianneanke für Eure Antworten! Blutbild, Blutdruck etc. sind bei mir in Ordnung. ´Habe mal davon gehört, daß so "Eintrübungen unter Streß" auch durch frühere Traumta auftreten können. Bei Belastungen "dissoziiert" die Psyche, schirmt sich also ab, um zu schützen. Nun ja, das klingt dramatisch, insgesamt ist es aber wie gesagt nur eine vorrübergehende Beeinträchtigung. Kein Vergleich zu dem Seelenschlamassel, den man im Suff so durchläuft. Ein Lob noch an dieses Board, werde mich demnächst auch anmelden. Bin jedenfalls über ein Vierteljahr "clean" und es hat sich gelohnt!!
nun, da Du die Ursache für die "Filmerscheinungen" auf frühere Traumata zurückführst, kann man recht wenig dazu sagen. Nur mit dem Blutdruck, dass ist so ne Sache. Wenn er nur beim Arzt gemessen wird, ist er eh ein bißchen höher.
Ich persönlich habe solche "komischen" Zustände früher auch gehabt. Auf diese Eintrübungen folgte dann manchmal eine Art Aura, alles was drumrum war, sah ich nicht mehr, nur noch viele Lichtpunkte, gefolgt von Schwindel und Übelkeit. Nach EEGs, wo nichts rauskam und CT, stellte man dann eine Wucherung am Hirn fest, na toll. Heut nenn ich sie mein 2. Gehirn und hoffe sie bildet sich zurück. Nun kam noch dazu, dass ich trank und wenn ich meinen Pegel mal überschritten hatte und wenig geschlafen hatte und unter Stress stand und noch nicht allzuviel gegessen hatte, dass nach den Lichtpunkten ein gigantischer Krampf folgte, bei dem ich mir jedes mal Knochen brach, die halbe Zunge abbiss und danach wochenlang nicht zu gebrauchen war.
Es ist also schwer zu sagen, was solche Eintrübungen verursachen kann. Lass doch mal ein SchädelCT machen. Man weiß ja nie.
das hört sich in etwa so ähnlich an wie etwas was ich mal im Rahmen meiner Angst-Panikstörung mit Depressionen hatte. Die Wirklichkeit wird verzerrt wahrgenommen (weil Du schreibst nebulös..) Bei mir hiess das Depersonalisationsstörung/Derealisation. Heute habe ich diese Störungen -Gott sei Dank- nicht mehr und bin auch sehr froh darüber.
@taize72 Danke für den Tipp. Ja, das ist es wohl, eine "Derealisationsstörung", nichts wirklich Schlimmes und oft als Begleitung zu psychischen Störungen wie Depression oder Angststörung. Auf "verrückt.de" hierzu:
"Bei einer Derealisation besteht das Gefühl des gestörten Umwelterlebens. Objekte, Menschen oder die gesamte Umgebung werden als fremd, unvertraut, unwirklich, roboterhaft, fern, künstlich, zu klein oder zu groß, farblos oder leblos erlebt.Das DSM-IV ordnet (im Gegensatz zum internationalen Diagnoseschema ICD-10) die Depersonalisationsstörung den dissoziativen Störungen zu, was insofern berechtigt erscheint, als es sich dabei um Abspaltungsvorgänge (Dissoziation) handelt. Negative, belastende und unerträgliche Gefühle werden durch Abspaltung zu bewältigen versucht, die wahrgenommene Gefühllosigkeit wird in der Folge als Entfremdung gegenüber sich selbst erlebt."
Werde wohl damit leben müssen, vielleicht klingt es irgendwann ganz ab.
Sorry, daß ich mich hier noch nicht angemeldet habe. ´Mache es jetzt gleich für meinen nächsten Beitrag, ich bin der Jörg, 36 Jahre, Alkoholiker.