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Saufnix  
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Dieses Thema hat 16 Antworten
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 Ganz, ganz viele Fragen
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Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

06.11.2004 11:11
RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Hi,

immer wieder hört man von neuen Boardmitgliedern, daß Sie eine lebenslange Abstinents ohne Hilfe von SHG und Suchtberatung anstreben.

In den meisten Fällen ist es müßig darüber zu diskutieren weil auf jedes Argument ein tolles Argument kommt warum bei ihnen alles ganz anderst ist. Wenn dann noch ein paar Boardmitglieder die schon länger trocken sind sagen, daß sie es ohne SHG und Therapie geschafft haben fühlen sich die Neuen vollends bestättigt.

Das Ablehnen von Hilfe ist meiner Meinung nach ein Teil der Sucht. Mir ist es auch schwer gefallen, daß erste Mal in die SHG zu gehen. Das Forum kann kein Ersatz, aber eine sehr gute Ergänzung, für die SHG sein. In der SHG habe ich Menschen die meine Probleme verstehen. Dort lerne ich meine Meinung zu sagen und meine Gefühle auszudrucken. In der SHG habe ich neue soziale Kontakte geknüpft.

Es gibt ein reichhaltiges Angebot an SHG. Wenn es einem in einer SHG nicht gefällt dann sucht man sich eine neue. Wenn es einem in keiner SHG gefällt sollte man sich überlegen warum das so ist. Eine SHG ist keine Einbahnstraße. Je mehr man gibt umso mehr bekommt man zurück.

Ob jemand eine stationäre oder ambulante Therapie braucht kann nur ein geschulter Psychologe nach mehreren ehrlichen Gesprächen feststellen. Ich habe auch keine Therapie gemacht, habe aber die Therapie nicht von vorne herein ausgeschlossen. Wäre der Psychologe zu dem Ergebniss gekommen, daß eine Therpie erforderlich ist hätte ich diese gemacht.

Jeder Arbeitgeber verzichtet sicherlich gerne, für einen körperlichen Entzug, einige Zeit auf seinen Mitarbeiter wenn dieser danach wieder voll einsatzfähig ist.

Wer sich in diesem Beitrag wiederfindet sollte sich mal Gedanken machen ob es wirklich so schlimm ist Hilfe anzunehmen.

Schönes Wochenende Ralf


helena R ( gelöscht )
Beiträge:

06.11.2004 11:18
#2 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Hallo Ralph,

das sehe ich auch so, man muß auch mal sehen, in welchem prozentualen Verhältnis die wenigen, die es ohne professionelle Hilfe geschaftt haben, zu denen stehen, die es andauernd eben NICHT schaffen.

Das kommt natürlich hier nicht so zum Ausdruck, es ist ja auch völlig ok., wenns jemand oder einige alleine geschafft haben, die große Gefahr sehe ich eben darin, daß mancher sich bestätigt fühlt, es auch alleine schaffen zu können.


Aber wie auch immer, spätestens wenns derjenige NICHT schafft, kann er dann vielleicht besser Hilfe annehmen!

LG helena


Winkelbube ( gelöscht )
Beiträge:

06.11.2004 11:44
#3 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Hallo Ralf, hallo helena.

Ich schreib mal, weil wir ja nun hier zwei Ral..s im Board haben - einmal den Ralfi und dann noch den Winkelbuben-Ralph. Ich hoffe mal nicht, dass es da zu Verwechslungen kommt. Meinen Nick könnte ich ja noch ändern, meinen Vornamen schlecht.

Im Gegensatz zu Ralf habe ich - Ralph - auch ohne jede Hilfe entzogen und bin trocken ohne SHG und Therapie. Ich stelle es nicht unbedingt in den Vordergrund, aber verheimlichen muss ich es ja auch nicht.

Allerdings würde ich niemals jemanden dazu ermuntern, es ohne Hilfe zu versuchen. Nur wenn einer Hilfe nicht annehmen will oder kann, dann ist es vielleicht das letzte Mittel, es doch wenigstens allein (unter Aufsicht am besten) zu versuchen.

Gruss von Ralph.


helena R ( gelöscht )
Beiträge:

06.11.2004 11:46
#4 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Oh sorry,

hab ich wohl was verwechselt!!!

LG helena


Winkelbube ( gelöscht )
Beiträge:

06.11.2004 11:54
#5 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Ist schon ok helena, deshalb war ich ja hier
und hab es gradegerückt.


beed Offline




Beiträge: 882

06.11.2004 12:33
#6 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Hallo Ralf,Ralph,Helena,

ich denke, dass der Entzug derart unterschiedlich bei jedem ist, dass man grundsätzlich garnicht sagen kann, ob ein Entzug ohne Hilfe möglich und ungefährlich ist.

So viele Faktoren, wie Gesundheitszustand, Grad der Leberschädigung, Ernährungsniveau, Dauer des Abusus und privates Umfeld spielen da rein.
Dem einen macht es nichts weiter aus, den anderen fällt es regelrecht.

Für meinen Teil muss ich sagen, dass ich mir erst Hilfe hole, wenn absolut nichts mehr geht, wenn auch nur der Hauch einer sonstigen Besserung verweht ist. Da ist es dann besonders schwer, über den eigenen Schatten zu springen, vor allem, da man das ja schon tat, als man sich sein Alkoholproblem eingestand.

Viele fragen sich wahrscheinlich auch, weshalb sie sich mit Leuten umgeben sollen, die sie als Abhängige erkennen (egal, ob sie es selber sind/waren).
Das in einer SHG Leute sind, die dasselbe Problem haben, ist ja klar. Aber warum soll ich mir Sachen anhören, die sich mit Schwierigkeiten beschäftigen, die ich doch schon selber habe? ... Neue Lösungswege erfahren? Gut, mag sein, aber vieles ist auf mich nicht übertragbar und ehe ich mir nen Wolf rede und am Ende versteht mich nur die Hälfte, lass ich es einfach.

Ich geb auch Ralph in dem Punkt recht, dass man positive Erfahrungen über den Entzug ohne Hilfe nicht aus dem Grund verbannen kann, weil sie für die, die ihn unvernünftigerweise machen wollen, eine Bestätigung wären.

LG
beed


henri ( gelöscht )
Beiträge:

06.11.2004 13:32
#7 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Dazu noch ein Auszug aus „Die Suchtfibel“ von Ralf Schneider

„Die Erfolgsaussichten werden von vielen Mitbürgern völlig zu Unrecht als schlecht angesehen. Dauerhaft abstinent bleiben ungefähr 50 % der Patienten nach einer längerfristigen stationären Entwöhnungsbehandlung. Weitere 15 % haben einen Rückfall, aus dem sie sich aus eigener Kraft wieder lösen und zur Abstinenz zurückkehren.
Die besten Aussichten auf einen Therapieerfolg haben Patienten, die sich für eine Langzeittherapie entscheiden, sie beenden und sich anschießend einer Nachsorge- oder Selbsthilfegruppe anschließen. So waren 70,5 % der Männer, die regelmäßig während des gesamten vierjährigen Untersuchungszeitraumes nach einer stationären Therapie eine Selbsthilfegruppe besuchten, abstinent, aber auch noch 45,5 % von denen, die nie eine solche Gruppe aufsuchten“

Ende Artikel

Man sieht aus den Zahlen, wie schwierig es ist, dauerhaft trocken zu bleiben. Was aber in diesem Zusammenhang auffällt ist der Unterschied zwischen denen die eine SHG besuchten und denen, die nie in einer solche Gruppe waren. Wie ungleich schwerer muss es also sein, nur aus eigener Kraft trocken zu werden.

Jeder der es alleine versucht, sollte sich gründlich überlegen, ob er nicht doch die Hilfe einer SHG in Anspruch nimmt.

Mir persönlich war, selbst nach einer 12-wöchigen Therapie, das Risiko zu hoch, es ohne SHG zu versuchen. Heute, nach 5 Jahren Abstinenz, kann ich behaupten, dass es mir mit Hilfe der Gruppe viel leichter gefallen ist, trocken zu bleiben.

Helena, jetzt will ich es einmal versuchen, Ralf und Ralph nicht zu verwechseln.

Ich teile die Ansicht von Ralf, dass dieses Board sehr hilfreich ist, aber die Gruppe nicht vollständig ersetzen kann. Und meine Hochachtung vor dir Ralph, dass du es ohne fremde Hilfe geschafft hast; hätte ich nicht gekonnt.

Wünsche uns, dass wir trocken bleiben

Gruß Henri


beed Offline




Beiträge: 882

06.11.2004 14:21
#8 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Hallo Henri,

wie heißt es so schön:

'Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast!'

Ich glaube, dieses Bild vom sich gehenlassenden, willensschwachen, mit-sich-und-der-Welt-unzufrieden seienden Trinkers wird es in den Köpfen immer geben, diese doch so anders Abhängigen, wie man selbst, denen man nicht begegnen will.

Vielleicht ist diese Einstellung bei vielen zu tief verwurzelt, sie wollen sich nicht mit einem Bild identifizieren, welches viele Menschen ablehnen.
'So einer bin ich doch nicht!'

Was will man mit einer Therapie? - Da soll man umgepolt werden, das ist doch nur für Leute, die nicht mehr ganz dicht sind. Ähnlich wie in der Psychatrie. So nach dem Motto:" Was, Du warst in der Psychatrie?" Insgeheim denken sie schon:' oh Gott, der war in der Klapse!'
Das stinknormale Nervenstörungen einen Besuch in der Psychatrie notwendig machen könnten, darauf kommen sie garnicht erst und dass ihnen das morgen auch passieren könnte, schon mal garnicht.(Ich fange extra nicht an zu trennen, was in die Psychatrie und was in die Neurologie gehört)

Niemand läuft draußen rum und hat das Bedürfnis lauthals seine Probleme rumzuposaunen und wenn es dann doch eine Möglichkeit gäbe, dass man es allein wieder hinkriegt, dann wird es auch versucht! Ja, wahrscheinlich mit oftmals fatalen Folgen!
Aber bedenkt mal, was die Leute teilweise für einen Stuss machen. Warum sollte es auf diesem Gebiet anders sein??

Ich war ne zeitlang im IT-Support, es ist UNGLAUBLICH, was manche Leute so anstellen!!
Maßlose Selbstüberschätzung und völliges Unverständnis über bestimmte Zusammenhänge treiben die utopischsten Blüten.

Deshalb wird wohl vielen dieser eigentlich logische Weg, der über die Therapie führt, nicht einleuchten.

LG
beed


Roberto1 Offline



Beiträge: 17

06.11.2004 15:00
#9 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Hallo!

Ich möchte hier nur ganz kurz meinen Senf dazu geben, der sich mglw. dämlich anhört, mir aber beim Lesen dieses Threads in den Sinn kam:

Es war immer von Leuten die Rede, die "keine Hilfe annehmen" und es "auf eigene Faust probieren".

Und jetzt mein Denkanstoss: Wenn jemand alleine zu Hause entzieht ohne jegliche Hilfe, kann er auch in keiner Statistik auftauchen. Und wieviele es davon dann schaffen natürlich auch nicht.

So gesehen kann man nur von den Personen sprechen, die überhaupt irgendwann in solchen Therapien Hilfe gesucht haben, niemals aber von einer allumfassenden Statistik.

Nur meine Meinung...

Roberto


barbaraa Offline




Beiträge: 538

06.11.2004 15:13
#10 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

hallo ihrs,

eigentlich sind wir hier auch eine selbsthilfegruppe, oder?
wir diskutieren, streiten und versuchen uns zu helfen.
genau, wie in meiner shg in die ich wöchentlich ein mal gehe.

barbaraa


NoAlktoday Offline




Beiträge: 654

06.11.2004 15:16
#11 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Hallöchen,

auch ich muss mich einfach mal dazu zu Wort melden.

Ralfi schrieb:

Zitat
Wenn dann noch ein paar Boardmitglieder die schon länger trocken sind sagen, daß sie es ohne SHG und Therapie geschafft haben fühlen sich die Neuen vollends bestättigt.


Ralfi, es gibt immer verschiedene Wege, Probleme und Lösungen anzugehen.
Und darüber, ob Suchtberatung und Selbsthilfegruppe in jedem Fall unbedingt notwendig ist oder nicht, wurde auch hier schon viel geschrieben und wird es auch in Zukunft geschrieben werden.
Ich bin im dritten Jahr ohne SHG und weitere Maßnahmen trocken und ich kann nur darauf bestehen, dass nicht alles, was anderen gut tut, auch mir gut tut. So wird jeder für sich entscheiden (müssen), wie er die Abstinenz angeht.

Und selbst, wenn ich rückfällig werden sollte und du dann schreiben würdest: "Siehste, hättest du mal eine SHG besucht", dann kann ich dem nur erwidern, auch Alkoholkranke, die das jahrelang machen, können rückfällig werden.
Es ist meine Entscheidung, NEIN zum Alkohol zu sagen. Ob nun mit oder ohne SHG; der Weg ist weniger relevant, das Ergebnis - die Trockenheit - ist in jedem Falle wichtiger!

Gruß Jutta


henri ( gelöscht )
Beiträge:

06.11.2004 16:49
#12 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Hallo Beed,

es gibt keine „gefälschten“, sondern nur „geschönte“ Statistiken.

Ich wollte damit auch nur zeigen, dass die SHG eine große Hilfe auf dem Weg zur Abstinenz ist. Letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er die Hilfe in Anspruch nehmen will oder nicht. Wenn es ohne SHG geht, desto besser.

Gruß Henri


Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

06.11.2004 21:13
#13 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Hi Ralph und Jutta,

ich wollte niemanden zu Nahe tretten. Natürlich darf jeder seinen Weg beschreiben wie er trocken bleibt. Ich halte es sogar für wichtig das neuen Boardmitgliedern aufgezeigt wird, daß viele Wege in die Abstinenz führen können. Das Ganze habe ich unter das Thema "Ist Hilfe annehmen so schwer?" gestellt und wundere mich halt warum fast alle am Anfang "sich winden wie ein Wurm" nur um keine Hilfe annehmen zu müssen.

Zitat beed:
Aber warum soll ich mir Sachen anhören, die sich mit Schwierigkeiten beschäftigen, die ich doch schon selber habe?

Mir hilft es sehr, daß ich immer wieder feststelle, daß andere mit gleichen Problemen kämpfen wie ich. Übrigens, wenn dich Probleme anderer nur belasten gibt es wenig Sinn hier zu lesen.

Gruß Ralf


beed Offline




Beiträge: 882

06.11.2004 21:30
#14 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Hi Ralf,

das was Du zitiert hast, war nicht meine persönliche Meinung, sondern der Versuch, mögliche Ursachen dafür aufzuzählen, warum viele sich sträuben, in eine SHG zu gehen.

LG
beed


Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

06.11.2004 21:37
#15 RE: Ist Hilfe annehmen so schwer? Zitat · Antworten

Hi beed,

entschuldige, da hab ich wohl etwas falsch verstanden.

Gruß Ralf


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