wie Anfangen?. Gar nicht so einfach für mich. Es fällt mir sehr schwer und ich habe es in einem Thread schon mal kurz angesprochen. Mir ist so sehr danach darüber zu reden. Ich fang mal an und rede wie mir der Schnabel gewachsen ist. Wenn ich hier lese gehen mir so viele Gedanken durch den Kopf, die mir sehr hilfreich sind. Die meisten hier, sind durch sehr harte Zeiten gegangen, ganz individuell. Genau wie bei mir. Bis heute kann ich nicht festmachen, wann ich zur Alkoholikerin geworden bin. Spielt auch keine Rolle mehr ,es ändert nichts an den Tatsachen. Das ist Schnee von gestern, aber HEUTE bin ich trocken. Das zählt für mich. Aber da gab es noch eine Zeit, vor dem absoluten Suff, da war ich psychisch sehr krank. Diesen Zustand verständlich zu beschreiben ist nicht einfach, ich versuche es mal.
Im Sommer 89 ging eine Veränderung mit mir vor , die ich und mein Umfeld nicht einordnen konnten. Irgendwas passierte mit mir . Ich wurde immer stiller und irgendwann sprach ich gar nicht mehr. Ich konnte nicht mehr schlafen und nicht mehr essen. Irgendwann wog ich 43 kg Ich bekam Angst vor Menschen , plötzlich konnte ich nicht mehr schreiben, rechnen 4+3 ???. Einkaufen, arbeiten nichts ging mehr. Ich wusste noch wie ich heiße und wo ich wohne , der Rest war weg. Ich kam in eine Klinik . Nach drei Monaten wurde ich entlassen, um nach 2 Jahren , für 1 ,5 Jahre in drei verschiedenen Kliniken wohnen zu dürfen. Als lebender Zombie .Die bisher schlimmste Zeit meines Lebens Was ich da erlebt habe , werde ich nie vergessen .Nie.
Aber es war auch eine gute Zeit für mich, das weiß ich heute. Dort habe ich gelernt, was ich viel früher hätte lernen müssen. Dort gab es gute Ärzte und weniger gute. Wie überall. Ich hab mich an die guten Ärzte gehalten, die mir halfen wieder leben zu können. Die weniger guten , gaben sowieso keine Aussicht auf Heilung. Ich hatte nicht die Wahl ,Therapie oder keine.Heute weiß ich. Ohne wäre ich tot oder für immer weggeschlossen. Ich wollte leben und habe Therapien bis über meine Schmerzgrenze zugelassen.
Es lässt sich tatsächlich überleben und danach tut es so unendlich gut.
Für Leute die mich aus dieser Zeit kennen , ist meine Alkoholzeit, gar nicht relevant. Jeder fragt mich nach der anderen Zeit, ich habe wohl auch wie ein Zombie ausgesehen.
Und zu der Zeit wo ich trank , sah ich nicht besser aus.
Ich glaube , ich habe das nicht nur für mich geschrieben ? Eigentlich wollte ich auch sagen. Therapeuten gute, Therapien, wollen nichts böses. Sie wollen und sollen helfen.
Ihr habt die Wahl, ich hatte sie nicht. Manche Menschen muss man halt zum Glück zwingen. Wie mich meine Krankheit gezwungen hat.
Ich könnte laut schreien vor Glück. Ichlebe und das ohne Alkohol Manuela
Die erste Klinik, wo ich drei Monate war, liegt am Rhein in einem wunderschönen Städtchen. Ab und an fahre ich noch mal hin und wenn ich dann im Aussengarten der Klinik spazieren gehe, dann habe ich immer ein großes Gefühl der Geborgenheit. Muß ich mir da Gedanken machen ?,ich finde es o.k.
Lieben Gruß Manuela
[f1][ Editiert von Falballa am: 07.11.2004 13:45 ][/f]
[f1][ Editiert von Falballa am: 07.11.2004 13:45 ][/f]
auch ich wünsch dir weiterhin alles erdenklich Gute:
ich glaub nicht, das du dir deswegen Sorgen mache4n musst, das du ab und zu mal noch gern dahin gehst. solange du das mit einem positiven Gefühl verbindest.
Vieleicht sehnst du dich nach etwas mehr Geborgenheit? Oder du hast dort etwas bekommen was du schon immer vermisst hast?
Es ist verwunderlich wie oft wir Menschen erst einmal leiden müssen, bis wir bereit sind das Leben anzunehmen und es zu lieben. Auch Du musstest erst durch das Tiefe Tal einer großen Lebenskrankheit gehen um nach einem langen beschwerlichen fast nicht zu schaffenden Aufstieg wieder den Horizont und die Sonne sehen zu können. Bewahr Dir dieses Erlebte den es wird Dir in schwierigen Situation die Kraft geben die Du brauchst um mit diesen Dingen umgehen zu können, ohne wieder in ein so tiefes Loch zu fallen, aus dem man im ersten Moment scheinbar keinen Ausweg finden kann. Du hast diesen Weg gefunden sei stolz darauf und bewahre Dir Deine Lebensfreude die ich in Köln erleben durfte.
Hallo , wär wirklich schade gewesen, wenn sie dich weggesperrt hätten!
Du schreibst "Ich kam in eine Klinik ." Hat man dich hinbringen müssen oder kam es von dir aus? Ist schon abartig: Wenn einem der Fuß weh tut, geht man zum Arzt; wenn man mit seinen Gedanken oder seinem Verhalten nicht mehr klar kommt, nicht... Psychodocs sind was für "Bekloppte", und "so einer" will man ja nicht sein... Man ist ja auch kein Alkoholiker, sondern trinkt nur irgendwie anders...
Daß du dich in der Nähe deiner ehemaligen Klinik so wohl fühlst: Das ist mir auch schon viel durch den Kopf gegangen, diese Therapien in einem abgeschlossenen Umfeld... Dort versteht man den einzelnen Menschen, geht auf ihn individuell ein. Das geschieht in "freier Wildbahn" aber meist nicht...Wieder "entlassen" gibts dann schlimmstenfalls einen Schock und die ganze Scheiße geht von vorne los, oder?
hallo Manuela, was ich an dir so bewundere, ist dein Willen zum "Sein", nicht zum "haben". Die meisten Menschen sammeln ja alles in ihr Säckchen, heimlich, bleiben damit alleine weil sie zu mehr ja gar keine Zeit haben, und hinterher beschweren sie sich, dass sie soooo alleine geblieben sind. "Sein" macht froh, braucht andere Gleichgesinnte, und schon gteht das Leben los. ich grüße dich, Max
Hatte ich doch große Schwierigkeiten darüber zu reden, weil ich wußte, das diese Krankheit oft, für die meisten Menschen, mit einem Stigma behaftet ist.Wie die Alkoholkrankheit auch.
Mein Gefühl hat mich nicht getäuscht,hier sind andere Menschen.Hier konnte ich erzählen,worüber ich bisher nur mit einem Menschen gesprochen hatte. Das ist für mich was ganz wertvolles.
Ich wollte auch Mut machen und wenn mir das gelungen ist, dann habe ich nicht nur alleine was gewonnen.
Ich habe zugestimmt, weil man mich keine 10 Minuten alleine lassen konnte.Ich war fertig, im wahrsten Sinne des Wortes, ich wollte nur noch die Verantwortung für mich abgeben und nur noch schlafen, Ruhe haben.............
Zitat:
Das geschieht in "freier Wildbahn" aber meist nicht...Wieder "entlassen" gibts dann schlimmstenfalls einen Schock und die ganze Scheiße geht von vorne los, oder?
Eigentlich nicht.Es gab nur 2 Menschen in meiner Familie, die wollten mich gar nicht gesund haben.Das was ich erkannt hatte, wurde im Keim erstickt, man hat mich gar nicht gelassen.Bis ich das erkannt habe,mußte ich noch mal verschwinden, leider viel schlimmer als vorher. Ich habe mich von beiden Menschen scheiden lassen, je weiter sie von mir weg sind, umso besser geht es mir.