Manchmal sind es die kleinen Dinge, die uns unbemerkt zu etwas hinsteuern. Sie setzen sich fest als Konditionierungen, Verhaltensmuster, Gewohnheiten, Asoziationen. Die Werbebranche nutzt das aus, das ist uns bekannt.
Ähnlich, denke ich, läuft/lief das auch bei unseren Trinkgewohnheiten. Wir haben/hatten da eingefahrene Rituale, Muster etc. Die offensichtlichen kann man bekämpfen, wie kein Alkohol im Haus, die Alkohol-Regale umgehen usw. Aber wie sieht es aus mit den kleinen, versteckten und unbemerkten bei uns selbst und zuhause.
Darüber habe ich mir mal Gedanken gemacht aus eigener Erfahrung. Beim Trinken sind alle Sinne beteiligt, zumindest anfangs. Der Geruchs- und Geschmackssinn, der Tastsinn, das Hören und Sehen. Ich war Biertrinker, trank aber auch Wein. Das Bier kippte ich mir direkt aus der Halbliterdose in den Hals. Das beobachten wir jetzt mal:
Also Dose kalt, leicht nasse Finger, weil direkt aus dem Kühlschrank gibts Niederschlag der feuchten Warmluft an der Dose, dann der Nippel zum Aufdrücken, damit spielte ich meist vorher, also zupfte dran "Plängpläng", bevor ich mit dem Dingens die vorgestanzte Platte eindrückte. Hölle, wie oft riss dabei die Lasche ab. Meist blieb sie dran, "Knack" und die Platte wurde nach unten gedrückt und endlich konnte ich ansetzen. "Gluckgluck", oder so ähnlich rann es mir die Kehle runter, "aaahhhhhh".
Meine Nase lag dabei immer an der Lasche an und beim Absetzen gab es so ein dumpfes "Plim", heller werdend je nach Füllstand der Dose. Auch das Ausblasen der Luft durch die Nase nach dem Schlucken, denn da atmete man ja besser nicht, echote in jeweils anderer Tonlage in der Dose. Das Gewicht beim Halten änderte sich auch, naturgemäss zum Leichten hin. Je leichter sie aber wurde, desto mehr das Verlangen nach der nächsten. Meist hatte ich die schon parat, damit keine Lücke entstand. Ich hasste nichts mehr als die "Wiege", die meist auch noch pie-warm war und mich häufig zum Ko.. brachte, drum musste ich gleich kalt hinterher trinken.
Alle Sinne waren also beteiligt und ich erzähle das hier deshalb, weil einige Sinne davon unterschätzt werden könnten. Bei mir wäre es das Gehör, bei anderen ist es vielleicht der Geschmackssinn. Dem Geschmackssinn kann man leicht entgegen treten, indem man kein Bier - also Alkohol generell - mehr trinkt. Dem Gehör beim Dosentrinken allerdings schon nicht mehr, dem Tastsinn genauso wenig.
Ich habe mir also generell abgewöhnt, jedwedes Getränk direkt aus Dosen zu trinken. Mich machte das "Pläng" des Nippels nervös, das Echo des Atems in der Dose. Ebenso das "Knack", "Gluck" und "aaahhh", oder das Gewicht erinnerte mich an -Nachschub-. Eines davon hätte mit Sicherheit gereicht, mich sofort an meine Bierdosen und seinen Inhalt denken zu lassen und Saufdruck ausgelöst.
Ähnlich ist es beim Weintrinken gewesen. Das will ich Euch jetzt aber ersparen. Nur ein kurzes Beispiel sei erlaubt: Ich trank aus langstieligen Gläsern. Nun trinke ich aus Gläsern ohne Stiel. Die langstiliegen stehen im Schrank. Allerdings auf dem Kopf. Sonst hätte ich wahrscheinlich das Gefühl von "Füll mich - füll mich" gehabt.
Heute ist das alles kein Problem mehr für mich, aber für diejenigen unter uns, die sich noch in der Trocken-Anfangsphase befinden, vielleicht mal ein Anlass, bei sich zu schauen, ob die winzigen Verhaltensmuster und oft unbemerkten Signale nicht irgendwo den Saufdruck fördern.
deine Post ist interressant vor allem das mit den Geräuschen! Ich habe nun auch bei mir nachgedacht und bin zu dem Ergebniss gekommen, dass ich nun die Getränke aus der Dose trinken müsste....(hab ich immer gehasst) und das Mineral oder die Säfte aus den langstiligen Gläsern trinken, da ich immer normale Gläser zum Saufen (Wein oder Bier und auch mal einen Likör oder Kurzen) nahm
Gerade gestern hatte ich mit meiner Chefin in einem feinem Lokal, das Mineralwasser in einem langstiligem Glas serviert bekommen (stand eben auf dem Tisch für Wein ) und weisst du was? es hatte einen ganz besonderen guten Geschmack und dieses hohe grossvolumige Glas liess das Mineral atmen und sein volles Bouquett entfalten jedenfalls war es ganz toll daraus zu trinken, vor allem wenn man ein sehr gutes Essen serviert bekommt!
ich dachte mir, ich kaufe mir da nun welche
warum nicht das Mineral aus einem langstiligem Bordeauxkelch oder Weisweinkelch und meine selbstgemixten Säfte aus einem Longdrinkglas mit Strohhalm und meinen Tomaten-Sangrita-Saft aus einem Burgunderkelch oder Liqueurkelch trinken?
Ha, Ha das schmeckt doch super und ....gerade jetzt zu den Betriebs-und Weihnachtsfesten
und der wo vorher diese Gläser mit Alkohol drin schon genossen hatte...der muss halt umdenken
[f1][ Editiert von Lisl am: 09.11.2004 11:55 ][/f]
Mir ging es wie Lisl, habe meinen Wein und Sekt aus Wassergläsern getrunken. Und mein Wasser trinke ich heute meistens aus der Flasche.
Aus Dosen habe ich immer nur Cola getrunken.
Hallo Lisl,
gute Idee, warum sollte man sein Wasser nicht aus schönen Gläsern trinken? Habe noch echt tolle, die fast nie benutzt wurden. Also werde ich es machen wie Du, und mein Wasser und meine Säfte aus richtig schönen Gläsern genießen.
ich trinke mein Wasser aus eben ganz speziellen geschliffenen Bleikristallgläsern, die einen wunderschönen Klang beim Anstossen haben.
Zu einem leckeren Essen servieren wir auch spezielles Mineralwasser, haben schon richtige Wasserproben veranstaltet. Ich wusste früher gar nicht, dass es Unterschiede zwischen den verschiedenen Wässern gibt.
Unser Favorite ist das Perrier in dieser grünen tropfenähnlichen Flasche, die sogar sehr edel auf dem gedeckten Tisch aussieht.
Im Alltag gibts aber nur Kraneberger mit selbstgemachtem Blubb und das meist aus der Plasikflasche getrunken.
die Beschreibung über den Trinkvorgang finde ich gut. Das Empfinden an sich war bei mir ähnlich. Habe zu nassen Zeiten alles aus der Flasche getrunken, auch Sekt und Wein.
Jetzt habe ich mir zum Gesetz gemacht, dass ich generell nichts mehr aus der Flasche oder Büchse trinke - immer aus dem Glas. Diese alte Angewohnheit des Reinschüttens und dieses blöde Gefühl, wenn man merkt, dass bloß noch ein Schluck drin ist - ich wollte es nicht mehr haben, selbst jetzt, wo es sich ja nur noch um Cola handelt.
Es gab auch ne Zeit, da hab ich diesen Ekelrotwein aus der Pappe getrunken, aus der Pappe> irgendwann war der abgeschnittene Zipfel, oben an der Ecke des Tetrapacks total rot und aufgeweicht; und man hat sich das Zeug trotzdem reingekippt, obwohl es auch aus Bleikristallgläsern nicht geschmeckt hätte. Auweia...
Schöne Gläser auch für Alkoholfreies zu benutzen, find ich ne richtig gut Anregung! C*Cola hatte mal eine schön dekorierte Kollektion von Gläsern. Bei uns im Schrank gibts für A-freies nur billigste Preßgläser... Muß man ja auch nicht extra kaufen, gibts doch zum Senf gratis:-) Die schönsten sind noch die Ex-Nutella-Gläser mit Homer-Simpson-Motiven. Bei Promotions für Bier gibt es oft ein "passendes" Glas dazu, wenn man einen ganzen Kasten kauft. Habt ihr sowas schon mal bei Mineralwasser erlebt? Ich kann mich nicht erinnern Wieso ist die Werbung für Limonaden so sparsam? Weil der Markt zu 90% eh schon an einen Abfüller vergeben ist?!
Ansonsten kann ich berichten, daß bei mir der Saufdruck fast körperlich ist, als wenn Gollum/Mr.Hide in der Lage wäre, meine Kontrollzentrum teilweise lahm zu legen bzw. zu übernehmen Von Max hab ich mal ähnliches gelesen(hoffentlich erinnere ich das korrekt): Er war eine Weile abstinent, ging dann die Straße mit seiner Stammkneipe lang und dann, "wie von einem Seil gezogen" oder so ähnlich, "mußte" er die Straße überqueren und rein...
Taue kappen! fallada
PS: Letzterer Ausruf liest sich, als würde er keinen Sinn ergeben. Komisch, tut er aber sofort, wenn man die Betonung aufs erste Wort legt...merkwürdig...
[f1][ Editiert von fallada am: 09.11.2004 12:46 ][/f]
haben schon richtige Wasserproben veranstaltet" We too, we too! Haben mal im Supermarkt von jeder Sorte eine Flasche gekauft und verkostet, um dabei auch noch festzustellen, daß der Preis gar keine große Rolle spielt... Inzwischen fülle ich mir selber Quellwasser ab und versprudele es in som Wassermax-Dingens Und wenns mal aus geht, tuts auch Bodenseewasser frisch gezapft ausm Hahn
fallada
[f1][ Editiert von fallada am: 09.11.2004 12:40 ][/f]
ja, das ist es ja. Dieses Reinkippen, obwohl es eigentlich garnicht schmeckt. Irgendwann sind die Geschmacksnerven so hinüber, dass man eh keinen Unterschied mehr schmeckt. Getreu dem Motto: >>>Das Beste vom Billigsten ist gerade mal gut genug!<<<
Da taucht auch wieder die alte Frage auf: Wo hört Genuss auf und fängt Missbrauch an? Wann ist es nur noch sinnloses Reinschütten?
Da taucht auch wieder die alte Frage auf: Wo hört Genuss auf und fängt Missbrauch an? Wann ist es nur noch sinnloses Reinschütten?
Spätestens dann, wenn diese Brühe pur konsumiert wird. Spätestens dann, wenn`s einem egal ist, was reingekippt wird...hauptsache angeturnt. Spätestens dann, wenn man sich ekelt - vor der Flüssigkeit und/oder vor sich selber!
und wie ich sehe, wird sogar der Umsatz der Glasbläserwirtschaft wieder angekurbelt, dass hatte ich eigentlich nicht vermutet - aber toll finde ich das.