ich wollte nun schon lange in den Bus zum Sport, doch ich muss dauernd weinen!
ich weiss gar nicht was mit mir los ist....es wird immer schlimmer...ich bin soooo empfindlich geworden! Das mit Bernd gibt mir nun doch noch einen grossen Schub!
In den letzten Wochen bemerke ich, dass wenn ich von Rückfällen in der Gruppe höre...oder von einem schweren Alkoholschicksal hier lese oder Alkoholiker auf der Strasse sehe ....ich sehr traurig werde und das weinen nicht stoppen kann
Gestern als ich am Morgen für meine Chefin einkaufen war und an der Kasse war, stand ganz nervös ein junger Mann...er roch sehr stark nach Alkohol und hatte auch 3 Flaschen Bier in der Hand. Ich versuchte dem Geruch und meinem Traurigsein-gefühl zu entkommen, indem ich mit der Verkäuferin sprach, doch der junge Mann zitterte schon und hatte es sooo eilig, dass er ganz nah zu mir kam....um gleich seinen Alk bezahlen zu können. Ich konnte dann doch nicht mehr Ich stand an der Kasse und fing laut an zu weinen...ich fand vor lauter Tränen in den Augen, mein Geld nicht ich konnte nicht mehr weitergehen!
Die Menschen schauten mich natürlich an und der junge Mann mit den Bierflaschen half mir das Geld im Geldbeutel zu finden........irgendwie bin ich dann doch noch mit der ware heil ins Auto gekommen!
Was habe ich nur?
Und das mit Bernd? das ist doch alles furchtbar
Früher konnte man doch solches Leid mit Alk hinunterkippen ich habe da Angst, dass ich in eine Depression komme....das will ich nicht doch es nimmt kein Ende
so nun habe ich mich etwas ausgeweint und gehe nun endlich zum Sport!
danke fürs lesen
[f1][ Editiert von Lisl am: 09.11.2004 13:58 ][/f]
Du darfst Dir nicht jeden Absturz und jedes Schicksal eines Alkoholikers so zu Herzen nehmen.
Man kann nur helfen, wo der andere auch Hilfe annimmt. Mich stimmt Bernd auch sehr traurig. Vor allem, weil man hilf- und machtlos da sitzt und nichts tun kann.
Liebe Lisl, Bernd muß selber entscheiden, ob er endlich was unternimmt oder weitersaufen will. Wir können ihn nicht daran hindern.
Nimm Deine Tasche und geh zum Sport, damit Du auf andere Gedanken kommst.
manchmal muss man sich ausweinen und das tut auch ganz gut. aber im moment ist auch wichtig, das du ein ganz klein wenig egoistisch wirst und an dich denkst. Das DUes bis jetzt geschafft hast vom Alkohol wegzukommen ist ganz wichtig und das wichtigste überhaupt für dich. Du hast in allererster Linie die Verantwortung für dein Leben und das kannst du nur ohne ALK erfolgreich meistern. Alle anderen, Bernd eingeschlossen haben die verantwortung für ihr Leben, die kannst du nicht mit übernehmen. und so leid dir das eine oder andere Schicksal auch tut, du kannst an anderen Schicksalen nichts ändern außer zu versuchen sie positiv zu beeinflussen. und das hast du getan, mehr als zur genüge.(bernd) jetzt ist bernd selbst daran etwas zu tun.
Hi Lisl, es tut mir weh, dich leiden zu sehen. Du bist in etwa so lange auf dem Board wie ich. Ich hab Deinen Rückfall also "miterlebt" und erlebt, wie Du Dich, trotz aller Hindernisse und Hürden wieder nach oben gekämpft hast. Ja, ich verstehe was Du meinst. So wie Du das beschreibst kommt mir das vor, als würde ich neben Dir an der Kasse stehen. Ich habe früher solche Dinge auch wahrgenommen, in jeder Stunde meines neuen, trockenen Lebens. Egal ob in der Gruppe, beim Einkauf oder in der Arbeit, bei jeder Gelegenheit dachte ich, ich müßte eingreifen, helfen oder irgendetwas tun. Heute sehe ich es für mich als Egoismus, was ich getan habe.Es ging nicht um die "Anderen" sondern um mich. Dachte mir wohl ich könnte mir für jeden "Trockenen" der auf mein Konto geht einen Orden anstecken. Es hat mich unwahrscheinlich viel Kraft gekostet, mich davon zu lösen. Es als gegeben anzusehen, daß es Menschen gibt, denen nicht zu helfen ist. Nachdem ich damals von der Therapie zurückkam, als "Vorbild" in der Firma, was aus einer verkappten Existenz doch noch werden kann, hat mein Vorgesetzter einen Kollegen so lange bearbeitet, am Ende mit Entlassung gedroht, bis dieser auch auf eine LZT ging. Es machte keinen Sinn. Er hat es für die Firma getan, oder für meinen Vorgesetzten, oder für wen auch immer, nur nicht für sich. Er ist in kürzester Zeit rückfällig geworden, und hat sich ein Jahr später bei einem Sturz (betrunken) das Genick gebrochen. Hochintelligent, auf alles eine Antwort, aber dennoch nicht zu retten. Ich habe mir lange das Gehirn zermartert, ob ich hätte was ändern können. Nein, hätte ich nicht. Er wollte es so. Er war glücklich in "seiner" Traumwelt, die er sich aufgebaut hat, und die er nicht verlassen wollte. Mach Dir keine Vorwürfe, denk nicht an "einen" hier, dem Du mit Deinen Worten nicht helfen konntes, sondern an die "ganz vielen" denen Du geholfen hast. Bleib wie Du bist, ich mag Dich
Dein Erlebnis in der Kaufhalle hat auch mich nachdenklich gemacht. Ich glaube, Dich überkommen Erinnerungen; Erinnerungen an selbsterlebtes und erfahrenes.
Man schaut den Leuten in die Einkaufswagen und auf das Gummiband und wundert sich, dass fast niemand dabei ist, der keinen Alkohol kauft. Irgendwann gehörte man doch auch dazu und fühlte manchmal die Gedanken der anderen...'Mann, der langt aber zu, is bestimmt ein Spritie, mann, diese Assies, leben vom Staat und hauen alles für Schnaps raus' -oder so ähnlich. Ich las bei manchen, dass sie sogar sporadisch die Läden wechselten, um nicht zu sehr aufzufallen. Tja, da steht Otto Normalverbraucher da und macht sich keinen Kopf über das, was der vor ihm so aufs Band stellt. Er schaut sich nicht seinen trüben Blick an, sein rotes Gesicht, seinen ausgemergelten Körper - er will nur schnell abkassiert werden und wieder nach Hause. Unsereins schaut da schon genauer hin und sieht an dem trüben Blick, wie schlecht es diesem Körper wahrscheinlich schon ein paar mal gegangen sein wird. Den einen durchströmt ein wenig Stolz, weil er geschafft hat, was der vor ihm noch nicht hat; dem anderen wird schwer ums Herz, weil er an die Vergangenheit denken muss und weiß, wohin es den vor ihm bringen wird.
Nimm es, Lisl, nicht ganz so persönlich. Lass die Dinge nur soweit an Dich ran, dass es nicht weh tut. Du hast Deinen eigenen Schmerz schon ertragen müssen.
Schon komisch, gestern passierte mir was ähnliches ....
ich stand auch an der Kasse und hinter mir ein unglaublich fahrig wirkender Typ, etwa in meinem Alter. Er zappelte hinter mir und seine Hände waren am zittern, auf dem Laufband natürlich eine Flasche Wodka und das Alibi Brot und der Alibi Käse. Kurz überlegte ich mir ob ich was sagen soll, in etwa : " schrecklich so leben zu müssen ..." Habe es dann letztendlich nicht gemacht. Daheim angekommen dachte ich nochmals darüber nach und in sah es dann als etwas postives, ganz egoistisch :
Bin ich froh das ich aus diesem Mist draussen bin !
Ich kenne das auch, gerade derzeit, da läuft bei uns nicht alles rund, vor Allem nicht so, wie geplant, dann dies und jenes und ich beziehe alle Unbille des Lebens auf mich.
Für mich kann ich sagen, dass es eine grosse Schwierigkeit bedeutet, vom Verstand getrieben nicht Alles an sich rankommen zu lassen und andereseits, die Gefühle zu ertragen, die trotzdem einfach hochkommen.
Lisl, ich tröste mich damit, dass ich weiss, es werden auch wieder andere Zeiten kommen und du wirst wieder Tränen lachen, so wie ich auch vor Kurzem
Das Aushalten ist ständig eine Herhausforderung.
Liebe Griessli ( isch des jetzt rächt gsii?) Patricia
versuche sowas doch positiv zu werten....es macht Dich traurig...dann lasse diese traurigkeit zu! Schlimmer wäre es wenn es Dich kalt lassen würde. So sehe ich das. Sowas ist traurig und das darf man auch zeigen bzw. zulassen. Ich sehe mich auch in vielen Alltagssituationen wieder und es macht mich auch traurig oder erschreckt mich! Ich denke solange es so ist sind wir hier auf dem richtigen Weg!
bis ich deinen Beitrag und die Antworten darauf las habe ich eigentlich mit dem Gedanken gespielt, mich hier abzumelden. Einfach weil ich das Gefühl hatte, mir tut dieses Board einfach nicht mehr gut. Ich dachte, ich habe ja meine Gruppe, meinen Mann, meine Mutter. Das soll doch wohl reichen um sich bei Bedarf weiterhin über das Thema Alkohol auszutauschen. Beim Einkauf, auf der Straße, Beobachtungen wie du sie gemacht hast, klingen bei mir auch noch lange nach. Gestern hätte ich um ein Haar zwei Flachmänner Weinbrand eines älteren Herrn vom Band direkt in meinen Einkaufskorb gepackt. Mein Mitleid mit dem Herrn und der Schreck über mich selbst hielten sich dabei so in etwa die Waage. Besonders Hyperlinks Antwort auf deinen Beitrag hat meinen Blick wieder in eine objektivere Richtung gelenkt.
Du siehst also, so ganz nebenbei hast du mir schon wieder ein Stück aus meiner Frustration rausgeholfen.
Ich hoffe, der Sport und die Antworten auf deinen Beitrag machen dich wieder ein Stück fröhlicher, -Marianne -
Ich weiss auch nicht was mit mir los ist in letzter Zeit...mein Therapeut wird morgen sagen, dass es wieder eins meiner Gefühle ist, das ich jahrelang unterdrückt oder mit Alkohol hinuntergespült habe....ein "Gefühl" das sich nun bei mir verstärkt meldet und das Recht haben möchte, angesehen und beachtet zu werden Wahrscheinlich ein jahrelanges unterdrücktes Gefühl und jetzt wo es immer wieder mal da ist....muss ich weinen Ich weiss auch nicht wie es heisst...es kommt und geht
Stellt euch vor, eben als ich nach Hause kam, war ganz überrascht ein kleines Packet in meinem Milchkästli vom Postmann hineingelgt worden mit einem Buch Es heisst: "Der träumende Delphin" von Sergio Bambaren eine magische Reise zu dir selbst
vielen, vielen dank
ich bin nun ganz aufgeregt, da ich glaube, dass Bücher sich seine Leser suchen die sie brauchen und habe nun schon etwas in dem Buch gelesen und da steht nun: Die Stimme klang so vertraut, als würde er (Delfin Daniel) sie seit Jahren kennen und sie sagte:
Es kommt eine Zeit im Leben, da bleibt einem nichts anderes übrig, als seinen Weg zu gehen. Eine Zeit, in der man die eigenen Träume verwirklichen muss. Eine Zeit, in der man endlich für die eigenen Überzeugungen eintreten muss.
da muss ich ja schon wieder weinen
es ist kein weinen wegen traurigkeit, nein, es ist ein weinen von: darf ich das?
"Es kommt eine Zeit im Leben, da bleibt einem nichts anderes übrig, als seinen Weg zu gehen. Eine Zeit, in der man die eigenen Träume verwirklichen muss. Eine Zeit, in der man endlich für die eigenen Überzeugungen eintreten muss."
Ähhh, du solltest jetzt an _dich_ denken, Lisl, und nicht an _mich_!
Trotzdem danke: Die Zeilen sind einfach...aufrüttelnd(!) - fürn alten Mann ohne Meer!
Oooch, Lisl, weinen muß Weibsvolk halt manchmal. Ich meinte...Menschen, fallada
Durch unsere Entscheidungen definieren wir uns selbst. Allein durch sie können wir unseren Worten und Träumen Leben und Bedeutung verleihen. Allein durch sie können wir aus dem, was wir sind, das machen, was wir sein wollen.
Seite 70
Du darfst.
Manuela
[f1][ Editiert von Falballa am: 09.11.2004 22:59 ][/f]
Da habe ich ja glatt deinen "Regentach" verschlafen.... Ich möchte dir kurz was erzählen... in meinem Schutzraum, von dem ich vor Jahren ja flügge wurde- also dem Raum, in dem ich zwei Jahre lang Therapie machte, da gabe es einen keinen Glastisch und viele Postkarten mit Sprüchen drauf- hey- und die waren von ulkig bis zynisch bös´... meine Lieblingskarte sah in so etwas so aus:
Und drauf stand Heul doch!...
War machmal zu ulkig- sagte meiner Therapeutin freudigst Hallo- setzte mich, schaufte durch vom schnellen Fahrrad fahren hin zum Termin- sie fragte: und - wie war die Woche und ich flennte einfach los- das ging ehrlich wochenlang so bzw. phasenweise immer mal n paar Sitzungen als "Auftakt" - ohne Tempos bin ich da nie ausgekommen - minimum 2-5 für die ersten 20 min....
Hab net zu viel Angst, du segelst auf eine Depression hinzu-was im übrigen heissen würde, du hättest gar keine Gefühle und bist von diesen wie abgesperrt- und DAS macht fertig ohne Ende- gar keine Gefühle zu haben- weder gutes noch hartes und schmerzendes...
Und wie hier ja schon gesagt- sowas an der Supermarktskasse, das geht mir auch immer wieder traurig auf´s Gemüt, weil´s ja auch einfach traurig ist! Aber das geht auch wieder, dass du so dünnhäutig bist, wenn du genug die "Heul doch!"-Karte in der Hand gehalten hast....Versprochen! Erinnerst du dich noch an den Satz/Assoziation von mir..."Lisl ist in der Pubertät"?
Heute wünsch ich bissel mehr "Elefantenhaut"- sensibel und dennoch robust