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Saufnix  
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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 950 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Flroes ( gelöscht )
Beiträge:

12.11.2004 23:55
RE: Leere... Zitat · Antworten

Ihr Lieben,

bin nun seit viereinhalb wochen trocken und mir gehts körperlich und auch psychsich sehr viel besser als in meiner nassen Zeit.
Dennoch meldedt sich der Saufdruck öfter mal und was seltsam ist,
ich verspüre eine gewisse Leere in mir.
Es fehlt etwas, ich vermisse den Alkohol nicht direkt- er hat mehr Unheil gebracht als nur irgendetwas-dennoch hat er eine gewisse Leere hinterlassen.
Ich ertappe mich dann bei übermäßigem Süßigkeitenkonsum oder ich gehe einfach was kaufen, manchmal denke ich nur, daß ich ganz viel kaufen oder essen will/muß, es ist dann wie eine Art Zwang, um diese Leere zu füllen...dennoch, die Leere verschwindet dann nur kurzzeitig und dann werde ich wieder unzufrieden und einfach leer, unausgefüllt.
ich verstehe das nicht, ich mache im Moment so viel mehr als zu meiner nassen Zeit, ich studiere wieder, lerne jeden Tag, treff Freunde, habe wieder Muße zu lesen und dennoch...
Meine Frage ist, ob das jemand von Euch kennt und / oder ob ihr ein paar Ratschläge zur Hand habt.

in diesem Sinne...
alles Liebe und
gute 24 Stunden
Flores


Bernd48 Offline




Beiträge: 979

13.11.2004 00:42
#2 RE: Leere... Zitat · Antworten

Hallo Flores,

von Trockenzeiten kann ich ja nicht schreiben, nur von unterschiedlich langen Trinkpausen.

Auch heute liegt hier eine 300g-Milka, Schokolade soll ja glücklich machen.
Ich habe damit kein Problem.

Zum Kaufrausch komme ich nicht, da ich eh nie Geld habe.
Es reicht gerade für's Nötigste.

Wichtig war für mich, dem Tag eine Struktur zu geben.
Während der ersten 5 Monate des Jahres habe ich ja auch ein Fernstudium via Internet gemacht.
Bernd allein zu Haus.

Um 7 aufstehen, duschen, frühstücken.
Um 9 einloggen, den Lehrstoff durcharbeiten bis 12.
Dann das Fahrrad genommen, bis 13 Uhr gestrampelt.

Anschliessend Mittagessen gekocht, gegessen, kleine Pause.

Ab 14 Uhr die Hausaufgaben erledigt und eingeschickt.

Das ist 5 Monate wunderbar gegangen, obwohl es nicht einfach ist, wenn kein Schwein nach einem fragt.

Durch meine Abstürze habe ich nur eine Prüfung absolviert, die allerdings mit Note 1.
Aber für alle Kurse im Durchschnitt 95% in der Bewertung.

Und das Papier ist mir ohnehin wurscht, denn mit einer Festanstellung rechne ich nach ca. 100 Absagen als 49jähriger in diesem Leben nicht mehr.

In meinen Jahren als Freiberufler (Datenbank-Programmierung) hat nie jemand ein Zeugnis oder einen Abschluss sehen wolllen.

Es stand nur die Frage;
Können sie das - oder können sie das nicht?

In diesem Sinne - nach meiner LZT fängt ein neues Leben an.
Trocken.
Und ich werde endlich mal zum Einsatz bringen, was ich kann.
Vom Jammern und Saufen wird ja nun mal gar nichts.

Gute 24 Stunden.


Lisl Offline




Beiträge: 1.980

13.11.2004 09:51
#3 RE: Leere... Zitat · Antworten

Hallo flores

herzlich willkommen hier im saufnix-Forum

ich gratuliere dir zu deinen 4,5 Wochen Abstinenz

In der ersten Zeit öfters und auch heute noch nach 40 Wochen nichtstrinken meldete sich der Saufdruck, ich habe ihm einen Namen gegeben (Gollum) auch immer mal wieder.

Logisch dass da auch ne gewisse Leere entsteht....die hatte ich auch, denn dieser Gollum war ja doch mein jahrelanger Freund und Helfer, der mir in meiner "anderen Leere" immer beistand ...immer wenn ich ihn brauchte, war er ja auch gleich da
immer wenn ich ein Gefühls-chaos hatte, war er gleich zu Stelle um mit mir anzustossen
immer wenn ich alleine zu Hause war und Grossputz machte, war er da um mir die schmutzigen Ecken zu zeigen ...leider die anderen schmutzigen Ecken und nicht die im Hause
immer aber auch immer wenn ich ihn brauchte war er gleich zur Stelle

ach er war ja so oft bei mir....ich rief ihn und er war da....ja das waren ja Zeiten der vollkommenen Freundschaft
...ist jetzt ironisch gemeint
will nur damit sagen, dass es ja auch seine guten Seiten hatte....wenn man die Seiten danach nicht anschaut

wie du auch schreibst er hatt Unheil gebracht, er hatt nicht geholfen, sondern er hatt mich krank und abhängig von ihm gemacht
und nun wo du ihn nicht mehr willst, meldet er sich natürlich, schleimt,kommt und geht wieder und hinterlässt eine dann "Leere" je nach dem wie sie vorher gefüllt wurde ist sie auch LEER.


flores ich habe diese Leere gelernt zu akzeptieren. Das heisst nicht, dass die Lage sich in Zukunft nicht ändert, nein im Gegenteil, denn es kommen ganz viele ungelebte Dinge, die gelebt werden möchten und da ist dann alles, ausser LEERE in dir ....so jedenfalls bei mir

einen anderen Ratschlag ausser von mir was erzählen kann ich im Moment nicht....ich hoffe dennoch dir etwas geholfen zu haben

es gibt auch Bücher mit Ratschlägen z.B. Leben ohne Alkohol von Beate Hellmann....Tommi hatt sie auf seiner HP aufgelistet

gute 24 Stunden


gepard Offline




Beiträge: 851

13.11.2004 10:11
#4 RE: Leere... Zitat · Antworten

Hi Flores, es war bei mir auch so. Habe endlich eine Ausbildung begonnen, und es macht mir viel Freude. In der ersten Zeit war ich aber auch oft müde bis sehr müde, mir fehlte ständig was, das ich mit Kuchen etc kompensierte. Letzteres habe ich dann angefangen durch verschiedene Tees zu ersetzen und hatte dann ständig Tee zu nippen, eine gesunde Ersatzbefriedigung; anfangs immer mit viel Honig oder Zucker, habe mich aber auch da bald bewusst eingeschränkt und trinke ihn jetzt ungesüßt. Wenn du ständig Süßigkeiten brauchst, dann schau, dass du immer Obst zu knabbern hast - es klingt zwar jetzt für dich vielleicht nicht so verheißungsvoll wie Süßigkeiten, aber Obst ist ein guter Ersatz, und man möchte es bald nicht mehr missen. Nach einiger Zeit war es ganz selbstverständlich, dass ich keinen Alk mehr trinke. Habe auch selten dran gedacht. Aber ich dachte damals doch oft "naja drei Monate Nichttrinken, schön und gut, endlich geschafft, toll gemacht, die negativen Aspekte der nassen Zeit sind alle weg, hurra, aber wann wird es endlich `noch´ besser." Drei Monate lang ging es immer gleich dahin, ich legte ein paar Kilo zu vom Naschen und nächtlichen Essen in der ersten Zeit, fühlte mich deswegen auch schwerfälliger und unattraktiver. Ich hatte das dann wirklich satt und besserte mich. Ich habe mich nicht übernommen, aber in Maßen das Naschen, Kaffeetrinken, Rauchen eingeschränkt (möchte gern bald ganz aufhören mit dem Rauchen - klappte noch nicht), und ich fahre wieder öfter mit dem Fahrrad, was ich übrigens super angenehm und meditativ finde. So kam ich etwas heraus aus dem Trott der ersten Monate, und ich fühle mich schon einiges besser. Ganz zu Beginn der Trockenheit überwiegte eben noch diese Genugtuung darüber dass ich nicht mehr trank. Bald war mir diese bloße Genugtuung nicht mehr genug. Das Wohlbefinden besteht ja normalerweise nicht nur aus der Zufriedenheit, nicht zu trinken. Du musst herausfinden, was dir sonst noch gut tut, Mängel beseitigen (Schlaf, Vitalstoffe, Ernährung, Bewegung). Angenehme menschliche Begegnungen, Begegnungen mit der Natur, mit der Kunst, ein neues Steckenpferd suchen oder ein altes weiterpflegen, such dir was aus.


Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

13.11.2004 10:21
#5 RE: Leere... Zitat · Antworten

Hi Flores,

du bist seit viereinhalb wochen trocken und kannst mit deiner neu gewonnen Zeit etwas sinnvolles anfangen. Das ist mehr als viele Alkoholiker jemals erreichen.

Die erste Euphorie ist verflogen und der Alltag hat einen wieder. Es ist ganz normal das dann eine Leere kommt. Du solltest schauen, daß du diese Zeit mit etwas was dir Spaß macht (z.B. Sport oder VHS) ausfüllen kannst. Übermäßiges Einkaufen und Shoppen sind der falsche Ausgleich. Das ist in der ersten Zeit noch ganz OK führt aber auf Dauer zu Suchtverlagerung.

Gruß Ralf


Flores ( gelöscht )
Beiträge:

13.11.2004 21:01
#6 RE: Leere... Zitat · Antworten

Ihr Lieben,
vielen Dank für Eure Rückmeldungen...ich hab mich sehr gefreut!
Ja Lisl, wie du es beschreibst, so ist wohl auch... der Alkohol war lange Zeit ein "guter Freund", der immer da war und jetzt wo er weg ist, fehlt natürlich was, auch wenn es mir besser geht, denn er hatte ja wie Du auch sagst, seine positiven Funktionen.

Wahrscheinlich muß ich ein Teil der Leere akzeptieren, wie immer wenn eine "Freundschaft" zu Ende geht, und den anderen Teil mit mehr Leben füllen...Darin bin ich ja nun auch ungeübt, denn es ging viel Zeit fürs Saufen und Ausnüchtern drauf...
Vor einer Suchtverlagerung habe ich schon Angst, aber mir haben Eure antworten auch Mut gemacht, denn wenn ich das weiter im Auge behalte, kann mir ja nicht so viel passiren, hoffe ich.

Und es stimmt, der Alltagstrott kommt wieder und die erste Euphorie ist weg und auch das Leiden, was der Alkohol mit sich brachte, gerät mehr und mehr in Vergessenheit.
Auch das sehe ich bei mir als eine Falle... aber wie ihr schon alle schreibt, es gilt diese Leere ein wenig zu fühlen und wenn, nach gesunden Ersatzbefriedigungen zu suchen, wie Tee trinken, Obst essen, ein altes oder neues Steckenpferd...ich wollte schon immer mit argentinischem Tango beginnen und habe es in der Saufzeit verdrängt, verschoben usw. Ich werde mich jetzt darum kümmern...
Ich bin froh über Eure Beiträge und über das Lob, denn mir fällt es schwer mich selbst zu loben, also DANKE!
Ich werde weiter berichten, was sich mit mir, meiner Leere und vielleicht dem Tango tut...
Euch alles Liebe und
gute 24 Stunden
Flores


detlef54 ( gelöscht )
Beiträge:

14.11.2004 10:08
#7 RE: Leere... Zitat · Antworten

Guten Morgen Flores,ich habe gerade dein Post gelesen. Auch ich habe eine gewisse Leere in mir verspürt, aber in erster Linie lag es wohl an meiner Ungeduld, ich wollte alles auf einmal, d.h. Leben ohne Alkohol will auch neu erlernt werden, Lisl hat völlig Recht mit Ihrer Äußerung, der beste Freund bis dahin war der Alkohol, er war es doch, der unser Leben bestimmt hatte!! Und nun müssen wir versuchen, diese Lücken wieder sinnvoll zu schliessen, eine zufriedene Trockenheit kommt nicht von heute auf morgen, gehe es langsam an, Schritt für Schritt!! :love3etlef


karwoll Offline




Beiträge: 24

16.11.2004 15:30
#8 RE: Leere... Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von detlef54
, eine zufriedene Trockenheit kommt nicht von heute auf morgen, gehe es langsam an, Schritt für Schritt!! :love3etlef



Eigentlich kann ich Dir nu zustimmen, aber gibt es eine unzufriedene Trockenheit?
Ich denke nicht.
Durch den Alkohol habe ich mir eine künstliche Zufriedenheit aufgebaut und alles mit einer rosa Brille gesehen. Jetzt wo diese Brille weg ist, sehe ich die Realität und die ist nicht immer schön.
Das hat aber nichts mit der Trockenheit zu tun.
Für mich gab es keinen unzufriedenen trockenen Tag.
Sie waren und sind alle sejr schön und wunderbar und das von Anfang an.
Ich habe mich für das Leben entschieden und muß mich dem Leben stellen.

Gruß
karwoll


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