Morgens ausgeruht aufwachen statt mit schwerem Schädel und üblem Alk-und-Kippen-Belag auf der Zunge und der Seele. Mal zur Abwechslung wieder zu viel Energie haben statt zu wenig. Frei und lebendig sein statt ausgeliefert und ängstlich. Achtsam und fürsorglich statt selbstzerstörerisch.
Klingt schön, was? Was treibt mich an, zu wissen, was gut ist, und immer und immer und immer wieder das Gegenteil zu tun? Ist das mein süchtiges Hirn, das mir vorgaukeln will, nur heute noch, ab morgen wird alles anders, ab morgen, ab demnächst, ab irgendwann?
Ich löse meine Sorgen in Alkohol und lasse sie in Rauch aufgehen. Das funktioniert IMMER. Genau einen Abend lang, und noch einen, und noch einen. Der vergebliche Versuch, Dämonen zu vertreiben. Statt dessen wächst da leise und verborgen ein neuer Dämon und wird größer und mächtiger mit jedem Glas Bier und jeder Zigarette. Sein Name ist Sucht und er ist mein größter Feind. Wieso lass ich ihn dann in mein Leben und versuche auch noch, ihn genau mit dem zu bekämpfen, wodurch er überhaupt entstanden ist?
Nächste Woche hab ich einen Therapietermin. Endlich. Dringend nötig. Bin auf einer Spirale abwärts und kann das nicht mehr alleine stoppen.
das mit den Dämonen hast du sehr verständlich geschrieben...genau so ist es mit der Sucht! Man hatt nicht viel Freude im Leben, wenn man mit dem Alkohol nicht zurechtkommt Ich habe meinem Dämon einem Namen gegeben, er heisst Gollum und schleicht heute noch nach 41 Wochen um mich um mit mir anzustossen
schön dass du nun bald einen Termin bei der Suchtberatung hast ....das ist schon mal ein ganz guter Anfang
Ja, Dein Hirn produziert diese Selbstüberlistung. Bloß noch heute, morgen nicht mehr - tja, wenn dann morgen ist, dann ist es heute und der gleiche Spruch funktioniert wieder.
Erst hast Du getrunken, weil Du Sorgen hattest, jetzt hast Du Sorgen, weil Du trinkst. Ein fürchterlicher Kreislauf. Schön, dass Du Dich entschlossen hast, ihn zu durchbrechen.
*seufz* ... du hast mir aus der seele geschrieben! diesen aussichtslosen kampf betreibe ich seit 16 jahren immer und immer wieder!
und jetzt pack ich's auch wieder an!
irgendjemand hat hier als signatur den spruch: " wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren" ... das trifft's doch haargenau, oder?!
alles gute auf dem richtigen weg wünsche ich dir (und mir auch)! ach ja ... und herzlich willkommen natürlich auch von mir!
Hallo Lisl, hallo beed, hallo Anuschka, vielen Dank für eure Antworten. Und so prompt. Hab hier schon eine Weile mitgelesen und mich in vielen Beiträgen so dermaßen wiedergefunden, dass es mir echt die Augen geöffnet hat. Hart aber hilfreich.
Ja, gestern - von trotz-guter-Vorsätze brauch ich hier wohl keinem hier was erzählen - wurdens doch wieder dreieinhalb Bier, und dreieinhalb deshalb, weil ich supermüde war und nach den drei Bieren fast im Sitzen eingeschlafen bin und trotzdem noch ein viertes aufgemacht habe, das ich nicht mehr ausgetrunken habe, obwohl ich wollte, und an dem Punkt drang durch mein benebeltes Hirn dann irgendwie noch durch: Elli, du hast da ein großes Problem.
Heute häng ich also bloß so rum, fühle mich ängstlich und ausgelaugt, habe noch nichts gegessen und auch keinen Hunger, aber Kopfweh, rauche zu viel und hab überhaupt keinen Plan. Solche Tage häufen sich. Nein nein, aber ich hab doch kein Alkoholproblem, jeder trinkt mal zu viel, und grad sind ja auch so schwierige Zeiten. Außerdem trink ich ja nicht jeden Tag, gell?
Nee. Bloß jeden zweiten. Daß ich mir neulich einen Termin beim Arzt hab geben lassen, um mal meine Blutwerte zu checken, hab ich ja auch nur gemacht, weil das ab und zu mal sinnvoll ist. Da war gar kein Hintergedanke, was? Ich sag dem noch, ich glaub, ich trink zu viel, und er sagt, wie viel trinken sie denn, ich untertreib natürlich und weiß das auch, und er sagt, das ist schon noch im normalen Rahmen. Meinen ersten Impuls, prima, dann kann ich ja so weitermachen, wenn der das sagt, den fand ich schon krass.
Mein Dämon hat noch keinen Namen, Lisl, aber das ist eine gute Idee. Weiß aber nicht, ob ich einen finde, der gruslig genug ist für das, was da auf mich wartet, wenn ich mein Leben nicht endlich wieder auf die Reihe kriege. Gollum ist jedenfalls ein guter Name, und der Tolkien-Gollum ist das fantastischste Bild für Sucht, das ich kenne.
Anuschka, ich weiß noch gar nicht, was ich machen werde. Ich hab vor ein paar Jahren mal eine Kurzzeittherapie mit zwanzig Sitzungen gemacht, aus anderen Gründen (Kindheitskram und so... getrunken hab ich damals noch normal), und fand die Therapeuten dort sehr, sehr gut, also hab ich erstmal dort wieder angerufen und nächste Woche einen Termin. Ich weiß, ich mach ich mir immer noch was vor mit dem Alk, aber ich habe mir fest vorgenommen, meine Scham zu überwinden und zu sagen, dass ich saufe. Glücklicherweise sind die dort auf Sucht und Co-Abhängigkeit spezialisiert (beides mein Problem), es kann mir also nicht passieren, dass ich in meiner Kindheit wühlen und dabei fröhlich weitersaufen darf. Und du? Wie wirst du's anpacken?
Danke für eure Unterstützung. Ihr seid super, wirklich. Alles Gute auch für euch. Elli
Hallo Lisl, hallo beed, hallo Anuschka, vielen Dank für eure Antworten. Und so prompt. Hab hier schon eine Weile mitgelesen und mich in vielen Beiträgen so dermaßen wiedergefunden, dass es mir echt die Augen geöffnet hat. Hart aber hilfreich.
Ja, gestern - von trotz-guter-Vorsätze brauch ich hier wohl keinem hier was erzählen - wurdens doch wieder dreieinhalb Bier, und dreieinhalb deshalb, weil ich supermüde war und nach den drei Bieren fast im Sitzen eingeschlafen bin und trotzdem noch ein viertes aufgemacht habe, das ich nicht mehr ausgetrunken habe, obwohl ich wollte, und an dem Punkt drang durch mein benebeltes Hirn dann irgendwie noch durch: Elli, du hast da ein großes Problem.
Heute häng ich also bloß so rum, fühle mich ängstlich und ausgelaugt, habe noch nichts gegessen und auch keinen Hunger, aber Kopfweh, rauche zu viel und hab überhaupt keinen Plan. Solche Tage häufen sich. Nein nein, aber ich hab doch kein Alkoholproblem, jeder trinkt mal zu viel, und grad sind ja auch so schwierige Zeiten. Außerdem trink ich ja nicht jeden Tag, gell?
Nee. Bloß jeden zweiten. Daß ich mir neulich einen Termin beim Arzt hab geben lassen, um mal meine Blutwerte zu checken, hab ich ja auch nur gemacht, weil das ab und zu mal sinnvoll ist. Da war gar kein Hintergedanke, was? Ich sag dem noch, ich glaub, ich trink zu viel, und er sagt, wie viel trinken sie denn, ich untertreib natürlich und weiß das auch, und er sagt, das ist schon noch im normalen Rahmen. Meinen ersten Impuls, prima, dann kann ich ja so weitermachen, wenn der das sagt, den fand ich schon krass.
Mein Dämon hat noch keinen Namen, Lisl, aber das ist eine gute Idee. Weiß aber nicht, ob ich einen finde, der gruslig genug ist für das, was da auf mich wartet, wenn ich mein Leben nicht endlich wieder auf die Reihe kriege. Gollum ist jedenfalls ein guter Name, und der Tolkien-Gollum ist das fantastischste Bild für Sucht, das ich kenne.
Anuschka, ich weiß noch gar nicht, was ich machen werde. Ich hab vor ein paar Jahren mal eine Kurzzeittherapie mit zwanzig Sitzungen gemacht, aus anderen Gründen (Kindheitskram und so... getrunken hab ich damals noch normal), und fand die Therapeuten dort sehr, sehr gut, also hab ich erstmal dort wieder angerufen und nächste Woche einen Termin. Ich weiß, ich mach ich mir immer noch was vor mit dem Alk, aber ich habe mir fest vorgenommen, meine Scham zu überwinden und zu sagen, dass ich saufe. Glücklicherweise sind die dort auf Sucht und Co-Abhängigkeit spezialisiert (beides mein Problem), es kann mir also nicht passieren, dass ich in meiner Kindheit wühlen und dabei fröhlich weitersaufen darf. Und du? Wie wirst du's anpacken?
Danke für eure Unterstützung. Ihr seid super, wirklich. Alles Gute auch für euch. Elli
herzlich willkommen hier und schön, daß Du Dich zum schreiben entschlossen hast. Das hilft schon um einiges weiter. Auch ist es gut, daß Du zur Suchtberatung gehst.
Dieser ewige Kreislauf morgen, morgen nur nicht heute ist ein typisches Zeichen der Sucht. Da haben wohl die meisten erstmal darunter zu leiden. Es hilft nichts, diesen Kreislauf muß man durchbrechen.
In dem Buch von Lindenmeyer - Lieber schlau als blau - ist da so ein schönes Beispiel mit einem Zug und Gleisen. Der Zug fährt immer dieselbe Strecke und die Gleise sind schön sauber und leicht befahrbar. Dann gibt es da ein Gleis, das nicht benutzt wird. Dieses ist total mit Unkraut überwuchert. Da kommt der Zug nur ganz langsam vorwärts. Aber je öfters er dieses Gleis benutzt, um so besser geht es.
So ist es auch mit dem Alkohol. Der Süchtige ist sein tägliches Trinken gewohnt und kann es sich ohne Alkohol gar nicht vorstellen. Wenn er aber jetzt diesen überwucherten Weg wählt und ihn konsequent weitergeht, wird dieser Weg immer leichter zu beschreiten sein.
Jetzt hab ich so viel getextet und der Rechner lädt es auch noch zweimal. Depperte Technik. Naja, andererseits kann es es gar nicht oft genug wiederholt werden, bis ich es endlich kapiere: ich habe ein Alkoholproblem. Da war der PC wohl schlauer als ich.
Hallo Adobe, gutes Bild mit dem Zug. Ich hab's für mich selber noch weitergemalt: weil das einst überwucherte, unbefahrene Gleis immer öfter benutzt wird, fährt der Zug auch immer schneller, und eine Zeitlang macht die Fahrt richtig Spaß, es fährt sich scheinbar so einfach, aber wenn man nicht die Notbremse zieht, rast der Zug irgendwann in den Abgrund am Ende des Gleises, den man nicht sehen wollte. Denn es gibt ja einen Grund, warum man das Gleis nicht benutzen oder jedenfalls besser wieder verlassen sollte: am Ende wartet der Tod, und ein schauerlicher. Viele Grüße und danke für deine guten Wünsche. Elli