danke an Gaby,Lisl und Fallada für die liebe Nachfrage.
Leider hab ich nicht ganz so viel Erfreuliches zu berichten.
Hab vor ein paar Wochen einen einwöchigen Rückfall hingelegt.Der hatte sich schon einige Zeit vorher abgezeichnet.Ich muss zu meiner Schande gestehen,daß ich fleissig mitgeholfen habe,mir einen "Auslöser" zu basteln.
"Dieser Auslöser" war dann ein Partnerschaftskonflikt gewesen,der wieder an meinen alten Verlassens,Versagens und Existenzängsten gerüttelt hat.
Ich hatte zwar immer den Eindruck gehabt,diese Dinge bearbeitet zu haben,aber das war eine glatte Fehlanzeige gewesen. Dieser Rückfall war wohl noch mal vonnöten gewesen,um mich mit dieser alten Geschichte nochmal auseinandersetzen zu können. Das hab ich dann auch getan und mittlerweile bin ich wohl für mich persönlich eine Stufe höher gestiegen. Der Entzug war nämlich mal wieder so was von grausam,noch dazu,nach den ganzen Warnungen hier an Board und mit der damals tötlichen Geschichte meines Vaters,diesmal noch begleitet von Todesängsten und Ängsten wohl den anderen Morgen nicht mehr erleben zu können ( Hab zu wenig Blutplättchen und mein Daddy ist nach einem epileptischen Anfall an einer Hirnblutung mitten in der Nacht so einfach eingesickert).
So bin ich dann zu der für mich lebenswichtigen Erkenntnis gekommen,schon aus existentiellen Gründen niemals wieder zur Flasche greifen zu können und zu dürfen.
Egal was auch immer kommen mag....diese "Lösung" werde ich mir für alle Zeiten abschminken.
Wir sind auch nun zwischenzeitlich in die Insolvenz gegangen und ich kann endlich sagen,daß mir damit ein Riesenstein vom Herzen gefallen ist. Seit mehr als zwei Jahren hing mir dieser Laden nur noch wie ein Klotz am Bein und angepinkelt wurde man von jeder Ecke....Sach ich nur: HALLELUJA!
Saufdruck oder Ähnliches hab ich nicht,denn ich hatte immer nur quartalsmässig getrunken,sodaß mir rein gar nichts fehlt,wenn ich nicht trinke. Nur das aufhören,wenn ich mal anfange,daß ist gar nicht so einfach. Ich hatte auch vorgehabt mich einweisen zu lassen,aber an dem Tag war kein Platz frei und den Termin in der Klinik hab ich glatt verschlafen. Also hab ich mich mal wieder alleine runtergeholt.
Aber empfehlen tu ich das niemanden!!!!!!!!!!!!!
Ich war ja glücklicherweise nicht alleine und mein Mann hatte die strikte Anweisung,sofort den Notarzt zu rufen,falls ich anfangen sollte zu spinnen.
Nun denn,ich denke mal (ohne nu nach "Entschuldigungen suchen zu wollen oder zu müssen),daß mir einfach alles über den Kopf gewachsen ist.....aber,was soll's. Auf ein neues und auf "NIEEEE wieder".
Und danke an dieses Board,denn ohne Euch hätte ich mir niemals Gedanken darüber gemacht,daß sowas für mich tötlich enden könnte. Früher waren diese Art von Entzugerscheinungen für mich nur immer die Manifestation eines "Schweren Katers" *mir selbst Vogel zeig*.
ich hab auch gemerkt, dass Du ne Weile nicht da warst.
ZitatGepostet von Biene2 Ich hatte zwar immer den Eindruck gehabt,diese Dinge bearbeitet zu haben,aber das war eine glatte Fehlanzeige gewesen. Dieser Rückfall war wohl noch mal vonnöten gewesen,um mich mit dieser alten Geschichte nochmal auseinandersetzen zu können.
Einspruch, euer Ehren, es geht nicht drum, sich über die Vergangenheit zu erheben, sondern darum seine Zukunft zu bewältigen. Und dazu gehört mit einiger Wahrscheinlichkeit zukünftiger Saufdruck, und damit gilt es umzugehen. Denn einmal reicht.
Tja, fängst Du halt wieder an..geh mal in Dich, wie ernst es Dir damit ist, das Alkohol keine Option mehr ist. Denn wortreich erklären konntest du es früher ja auch schon. Ich glaub auch nicht, dass Dir weitere Aufarbeitung Deiner Vergangenheit da noch sehr viel bringt.
Für mich ganz persönlich ist der Kern, mit dem Alkohol abzuschliessen, und mich mit diesem scheinbar banalen Sachverhalt immer wieder zu beschäftigen, den trotz Klick und Kapitulation schleicht sich das "vielleicht .." nämlich doch hinterrücks ein, wenn man nicht aufpasst. Das ist aber Eigendynamik der Sucht, da kannst Du noch so viele Leichen aus dem Keller räumen.
Und ich bin der Überzeugung, daß nicht mal ne psychologische Doktorarbeit zu den Gründen hilft, wenn man bei der Zielführung schlampt.
Jede Erklärung ist nur so gut wie derjenige, der die Schlussfolgerungen umsetzt.
Auch mir blieb ja nicht verborgen, das du ne Weile nicht hier geschrieben hast.
ZitatSaufdruck oder Ähnliches hab ich nicht ...
was ist es dann, was dich trinken läßt ? Diese Gedankengänge, das es nicht anders geht als jetzt zu trinken ? Das man es nicht aushält ?
Zitatdaß mir einfach alles über den Kopf gewachsen ist....
... ist das nicht der Trinkgrund ? Damit meine ich, die ureigene Rechtfertigung für sich selbst im Kopf ? Das gute "ich trinke, weil ...." Wenn ich das je wieder denken sollte, weiß ich ganz genau, ich habe doch noch garnichts kapiert.
auch ich habe mir so meine Gedanken gemacht, aber mir fiel ein, dass du gesagt hast, du ziehst dich eine Weile vom Board zurück. War das eine Art Vorbereitung?
schön, dass du wieder da bist. Eines deiner letzten Posts an Lisl (ging um ihren Sohn) hat mich irgendwie erschreckt. Es passte nicht zu deinem sonstigen Schreibstil und ich hatte plötzlich ein sehr ungutes Gefühl.....
Ich denke, dass du dir deinen Rückfall, aufgrund der vielen unausgegorenen Geschehnisse, langsam zurecht gebastelt hast. Wir hören hier immer wieder, dass niemand vor einem Rückfall gefeit ist. Aber ich glaube, dass die echte Kapitulation vor dem Alk, nur schwer ein Hintertürchen offen lässt, damit er sich langsam aber sicher wieder einschleichen kann.
Das wird dir zwar rückwirkend nichts mehr nützen, aber ich wünsche dir, dass du jetzt das Hintertürchen für immer zugemauert hast.
Also Roswitha auf ein Neues und hol dir sofort Hilfe, wenn du wieder unsicher werden solltest. Egal was das Leben an Sorgen und Problemen bietet: Mit Alkohol lässt sich rein gar nichts ändern, außer dass die Lebensqualität auf null runtergefahren wird.
Du bist für mich eine kluge und starke Frau, die solch einen Rückfall für sich nutzen kann , und damit ein Puzzleteilchen mehr zum Verständis ihrer Krankheit hat.
Auf ein Neues und liebe Grüsse, schön, dass du wieder da bist Patricia
Es war genau dieses Puzzleteilchen,daß mir immer noch gefehlt hatte.
Ich hatte es zwei Jahre mit mir rumgetragen....in diesen zwei jahren tonnenweise Probleme bewältigt,einschliesslich die Krankheit meines Sohnes ect...und trotz alledem bin ich um diese,meine ureigensten,tiefsten Ängste,immer rumgeschlichen,wie die Katze um den Brei.
Versagens...und damit auch Existenzängste...und dann die Verlassensängste. Das alles hatte ich schön zugemauert...am Besten nicht daran rühren...das sind noch die Ängste eines ganz kleinen Mädchens...die ich gar nicht mehr spüren wollte.
Aber abgezeichnet hatte sich das alles schon...irgendwie hab ich gefühlt,daß da was ganz Dickes im Anmarsch war...ohne auch nur an Alkohol gedacht zu haben.
Ich merkte nur,daß die alten Ängste wieder vermehrt auftauchten und bemerkte,daß ich mir die passenden Situationen dazu zurechtzimmerte.
Was das Post an Lisl betraf,war wohl eine Art Vorahnung von mir,obwohl zu dem Zeitpunkt bei uns noch alles in Ordnung schien....denn genau das,was ich Lisl schrieb,hat mir mein Sohn vor einer Woche vorgehalten und nu ist bei uns wieder Funkstille....er meldet sich nicht mehr.
Er warf mir vor,ihn nicht an mich ranlassen zu können oder zu wollen....
Und es stimmt teilweise...er ist mir,wie sein Vater,zu irrational...er lebt in einer anderen Dimension,denkt völlig anders wie ich oder die Mehrheit der Menschen und macht mir mit seinen Handlungen Angst...Angst um ihn...denn leiten und führen kann ich ihn wohl nicht mehr.Aber untätig daneben stehen und zuschauen geht über meine Kräfte....Also distanziere ich mich...und das widerum tut ihm wieder weh....
Mein Leben lebe ich jetzt weiter wie gehabt,aber eine ganze Ecke schlauer als vorher. Nicht,daß ihr denkt,daß meine Gedanken jetzt vorläufig nur um Alkohol kreisen...weit gefehlt.Das war auch in der Vergangenheit so...sobald ich wieder nüchtern war konnte man mich mit dem Zeug jagen...so auch jetzt.
Und jetzt noch mehr...ich weiß nicht,wer von Euch weiß,wie ein körperlicher Entzug bei hochgradiger Abhängigkeit vonstatten geht,aber das darf ich mir nicht nochmal antun.
Hier geht es nicht nur darum,nicht mehr trinken zu wollen...hier geht es auch definitiv darum nicht mehr trinken zu dürfen.
ich bin´s nochmal. Diese grausigen körperlichen Entzüge kenne ich. Deshalb habe ich mir auch oft gesagt: ich darf auch einfach nicht mehr. Für diesen Satz wurde ich oft gerügt: Du mußt dir sagen - ich will nicht mehr -. Nun bin ich lange mit dem "ich will nicht mehr" rumgeeiert, aber so richtig ehrlich aus mir heraus war das nicht. Dann habe ich vor etlichen Wochen hier im Forum die Formulierung "ich brauche nicht mehr" entdeckt. Und genau das hat bei mir gepaßt. Selbst wenn ich jetzt doch ein klein wenig mal wollen möchten täte, ich brauche aber nicht. Vielleicht hilft dir das ja auch ein wenig weiter. Denn zuletzt hat mich nur der Alkohol selbst gezwungen ihn zu trinken, weil ich ihn gebraucht habe. Das ist nun vorbei. Also brauche ich nicht trinken, selbst wenn ich mal wollte. Und dürfen tue ich eh, wer will mir denn Selbstmord verbieten?
ich find es schon nachdenkenswert, mit welcher Nonchalance du deinen Rückfall analysierst. Jetzt wird also wieder eingetaucht in die Vergangenheit und deren möglicherweise nie bewältigte Konflikte. Die Ebene, die du schon meintest verlassen zu haben, war dann wohl doch noch nicht abgearbeitet. Also wieder ran und noch einmal suchen. Minitiger hat schon ganz recht. Auch jetzt wirst du bestimmt wieder fündig werden. Aber ist es das, was dich dann zukünftig trocken hält? Dagegen wird der Punkt, der sicherlich auf dein aktuelles Leben den größten Einfluß hat, nur in einem Nebensatz erwähnt: Eure Insolvenz. Hier vermittelst du mir den Eindruck von großer Erleichterung und das kann ich gar nicht nachvollziehen. Da ich auch selbständig bin und mich deshalb schon zwangsläufig in den heutigen Zeiten mit diesem Thema beschäftigen muß, bin ich etwas verwirrt, wie leicht du scheinbar mit dieser Situation fertig wirst. Wie viele menschliche Tragödien hängen oftmals an so einer Pleite. Da werden Mitarbeiter arbeitslos, da wird ein Lebenstraum(wenn schon nicht deiner, so doch bestimmt der von deinem Mann) beerdigt. Es drohen soziale Härten und dass nicht nur für die MA's oder habt ihr genug Kohle zur Seite geschafft.Es ist auf jeden Fall ein schwerwiegender Einschnitt in euer Leben. Was ist mit Verlust- und Versagensängsten. Wie wird dein Mann damit fertig, dass du dich in solch prekärer Situation abgeschossen hast. Welche Auswirkungen hat so etwas für eure gemeinsame Zukunft? Alles Fragen , die mich z.B sehr stark beschäftigen würden. Also das Hier und Jetzt. Und du argumentierst mit irgendwelchen Defiziten in der Vergangenheit und nicht erreichten Ebenen.
mich hat schon etwas irritiert, unter welcher Rubrik du den Bericht deines Rückfalles eingestellt hast.
Unter "Kuddelmuddel".
Ein Rückfall ist alles andere als Kuddelmuddel.
Das einmal dazu.
Andererseits möchte ich mich meinen Vorschreibern anschliessen: wenn ich eines aus der Vergangenheit gelernt haben müsste, dann dieses, dass es nur ein Vorwand ist, diese dafür verantwortlich zu machen, wenn ich trinke.
ICH BIN NICHT OPFER MEINER VERGANGENHEIT.
Ich bin es nie gewesen, weder früher noch heute.
Ich muss das Heute und Hier bewältigen, unter welchen Bedingungen auch immer. Gewisserweise schaffe ich mir die Bedingungen selbst. Und ich ändere an diesen nichts und garnichts, wenn ich trinke. Ich tauche ein in ein kurzfristiges, oberflächliches Vergessen aus dem ich aufwache - wenn ich Glück habe, "nur" mit äusserst unangenehmen und sehr gefährlichen Entzugserscheinungen. Diese lassen mich vielleicht zwischenzeitlich sehr lebendig werden, denn darum geht es ja wieder einmal. Um das akute Überleben. Um ein Herauskrabbeln aus einer Situation, die ungesund, peinlich und unheilvoll ist.
Mit allerbestem Wissen um die Dinge habe ich mich in eine wohlbekannte Situation gebracht und meine nächsten Angehörigen mit hineingezogen.
Auch ich kann in einer Insolvenz nichts Positives sehen.
Ein sehr nasses Denken hat sich wohl wieder eingeschlichen.....
Ich wünsche dir, dass du die Kraft und den Mut hast, den Dingen konkret in die Augen zu sehen und zu handeln.
Dass es dir gelingt, heute das erste Glas stehen zu lassen und dass auf dieses Heute wieder eines folgt und wieder und wieder.
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