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Saufnix  
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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 1.045 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Jaira ( gelöscht )
Beiträge:

31.12.2004 12:35
RE: Ein langer Weg... Zitat · Antworten

Hallo Zusammen!

ich bin neu hier und auch prompt im "falschen! Board gelandet!

War aber nicht schlimm und ich habe den freundlichen Tipp erhalten hier doch mal etwas über mich bzw. meine Suchtgeschichte zu schreiben...Das ist nicht so einfach, nicht weil ich Angst habe etwas zu erzählen, sondern weil in den letzten 15 Jahren so viel passiert ist, dass ich ein Buch...ein sehr dickes Buch damit füllen könnte...

Hier die Kurzversion:
Ich werde in zwölf Tagen vierzig und bin schon süchtig so lange ich denken kann! Als Kind war ich zu dick, habe dann im Alter von dreizehn Jahren eine Bulimie entwickelt, bin dann in eine Tablettensucht abgerauscht und der Konsum von Zigaretten fing so mit vierzehn an. Ich habe zwar nur wenig geraucht und Alkohol "nur" zur besseren Wirkung der Pillen genutzt...aber anyway...es ging nur um Eines - den Rausch!! Sich einfach weg machen, nichts mehr sehen und hören müssen. Dementsprechen hatte ich dann auch mit sechszehn Jahren einen Suizidversuch...hat aber nicht geklappt wie Ihr seht... So voll in der Essstörung und Pillenabhängigkeit verfangen habe ich dann eine Ausbildung zur Krankenschwester begonnen und sogar abgeschlossen!! War praktisch...so kam ich einfacher an die Pillen! Im Alter von 23 Jahren war ich auf dem Höhepunkt der Sucht angekommen und habe die Stadt gewechselt, weil ich in meiner wahrscheinlich keine Anstellung mehr bekommen hätte...(war eine Kleinstadt...) Kurz nach meinem Umzug habe ich dann meinen alkoholkranken zukünftigen Mann kennengelernt und wir waren ein Suchtpäärchen aus dem Bilderbuch! Nie habe ich mir Gedanken darüber gemacht, dass es vieleicht nicht normal sein könnte 20mal am Tag zu kotzen und nur mit zehn 10er Valium intus überhaupt existensbereit zu sein! Bis ich eines Tages mal wieder die Stationen wechselte und als Krankenschwester in der Psychiatrie landete...da hatte ich noch den Schlüssel...aber nicht mehr lange... Im Kontakt mit traumatisierten Kindern und Süchtigen wurde mir erstmals klar, was eigentlich mit mir los war!!! Ich beschloss von jetzt auf gleich nichts mehr zu konsumieren ohne über die Folgen nach zu denken...Es hat ungefähr fünf Tage gedauert, da war ich in einer abgrundtiefen Depression mit psychiotischen Erleben gelandet und kam für 10 Tage zur Restentgiftung in die Klinik. Dort hatte ich das erste Mal Kontakt mit einem Suchttherapeuten und habe bis heute nicht aufgehört an mir zu arbeiten...das Ganze ist jetzt dreizehn Jahre her. Ich habe mich relativ schnell von meinem Mann scheiden lassen und habe heute ..(nach einigen gescheiterten Versuchen..) einen sehr liebevollen Partner. Dann habe ich das Fachabitur gemacht, Soziologie studiert und habe heute eine kleine Firma (zwei Frauen) im Marketingbereich, kann also primär selbständig und von zu Hause aus arbeiten. Wie im Märchen, gelle?? Aber jetzt kommt es...langsam aber stetig habe ich offensichtlich meine Esssucht auf den Alkohol verlagert. Der dauernde Kundenkontakt, abends hier und dort noch einen Wein und natürlich der imense Stress, den die Selbständigkeit so mit sich bringt...Kurz vor Weihnachten war ich dann an dem Punkt jeden Abend so ungefähr eine Flasche Rotwein zu konsumieren, was mein Freund, der so gut wie nie Alkohol trinkt etwas befremdlich fand. Ich habe das lange verdrängt und wollte letztlich nicht noch auf mein "letztes Suchtmittel" verzichten müssen, weiß aber jetzt, dass das mehr als dran ist! Und ich weiß auch, dass ich das schaffen kann!!! Aber ich brauchten die langen Jahre der Sebstreflektion und des Erkennens um diesen letzten Schritt zu gehen. Noch weiter am Alkohol zu kleben war wie eine letzte Krücke, die ich mich nicht getraut habe weg zu werfen. Aber jetzt fühle ich mich bereit! Ich mache mir nicht vor, dass es keine Tage mit Suchtdruck geben wird, vieleicht sogar einen Rückfall, wer weiß das heute schon?! Ich weiß nur 40 Jahre Sucht liegen hinter mir, die nächsten 40 Jahre sind meinem neuen Leben gewidmet!!! Und eins noch...das Wichtigste überhaupt...ohne meine neu gewonnene Beziehung zu Gott hätte ich das Alles nie geschafft!!! Ich sehe es als meinen Lebensauftrag immer mehr in Gott vertrauen zu lernen und damit auch in mich!!!
In Licht und Liebe
Petra


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

31.12.2004 13:18
#2 RE: Ein langer Weg... Zitat · Antworten

Hallo Petra,

herzlich willkommen hier auf dem Board!

Vieles aus deiner Geschichte kenne ich auch, so z.B.
Bulimie, Suizidversuche. Irgendwann habe ich die Bulimie besiegt, aber es wurden immer mehr Gläschen Rotwein am Abend. Zuletzt war es jeden Abend mindestens eine Flasche. Ich habe auch immer meinen Job gemacht, die äußere Fassade in den ganzen Zeiten irgendwie aufrecht erhalten.

Viele Verhaltensweisen hatte ich gar nicht geändert, nachdem ich mit den Essanfällen aufgehört hatte, z.B. meine ständige Selbstüberforderung, so dass ich irgendwann ein anderes "Ventil" brauchte - so erkläre ich mir das heute. Auch jetzt gibt es immer wieder Dinge, wo ich mich mal verstricke, lernen muss mich durchsetzen und nicht wegzulaufen (mich zu betäuben).

Ich wünsche dir, dass 40 Jahre Sucht nun hinter dir liegen. Doch Veränderung braucht auch etwas Zeit - gerade die Veränderung im Kopf - und die Zeit solltst du dir geben. Hier wirst du viel Unterstützung und viele Denkanstöße finden.

Gehst du in eine Selbsthilfegruppe oder zum Suchtberater? Würde ich dir unbedingt empfehlen - mir hat´s sehr geholfen.

Liebe Grüße
Gaby


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

31.12.2004 13:41
#3 RE: Ein langer Weg... Zitat · Antworten

Hallo Gaby

Vielen Dank für Deine Antwort!
Um Deine Frage mit den Therapeuten zu beantworten...Ja...ich bin seit dreizehn Jahren mehr oder minder dauernd in therapeutischen Kontakten (Einzeltherapie, Gruppentherapie etc.) Ich habe auch selber eine fünf-jährige Gestalttherapeutische Ausbildung...aber wie Du siehst schützt auch das nicht zwangsläufig vor einer Suchtverlagerung...wohin auch immer. Ehrlich gesagt glaube ich, dass es für mich jetzt eher darum geht nicht mehr zu Therapeuten zu latschen und zu analysieren, sondern einfach "nur" aufzuhören zu konsumieren! Deswegen auch mein Weg ins Forum. Das bietet mir immer noch eine "Restunterstützung" und ist dennoch anders als Therapie- oder Selbsthilfegruppen. Therapie kann auch eine wunderbare Vermeidungsstrategie sein, das kann ich Dir sagen! Letztlich wird Alkohol, Essen oder was auch immer für uns Süchtige zeitlebens ein Thema sein, an dem es zu arbeiten gilt. Oder wie siehst Du das??
Liebe Grüße
Petra


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

31.12.2004 15:22
#4 RE: Ein langer Weg... Zitat · Antworten

Hallo Petra,

ich sehe es so, dass für uns Suchtkranke der Konsum von Alkohol, (Über)Essen, Drogen etc. nur die Symptome sind. Es ist ein Hinweis, dass ich mich überfordere, übergehe, nicht durchsetze, irgendwelche Gefühle (ob positiv oder negativ) nicht aushalten kann etc.

Bei mir ist es so, dass ich mich selbst wohl immer zuviel übergangen habe im Leben, oft nicht mal genau wußte was ich fühle (fühlen darf!). Es war ein langer Lernprozess bis heute und auch heute bekomme ich sofort "Warnzeichen", wenn ich nicht auf mich und meine Gefühle achte.Das ist lebenslang wichtig - aber im Grunde nicht nur für Suchtkranke, sondern für alle Menschen.

Dieser achtsame Umgang mit mir selbst wird immer ein Thema sein. Therapeuten oder Gruppen sind da recht hilfreich. Ich verstehe aber durchaus gut, dass du nach so langer Therapiezeit sagst, es muss noch einen anderen Weg geben.
Zur Zeit habe ich selbst öfter das Gefühl, dass ich feststecke in Therapie und Nachsorgegruppe.

Sicher kommt irgendwann der Punkt, wo man sagt: so und jetzt nehme ich das Ruder in die Hand und lebe auf eigenes Risiko

Du erkennst selbst, dass der Alkohol noch die "letzte Krücke" ist, an der du dich festhältst. Sie erfüllt also noch einen Zweck! Welchen?
Das ist oft gar nicht so einfach zu beantworten. Es ist jahrelang gewachsen. Als ich den Alkohol weglies, dann galt es alle negativen und positiven Gefühle so auszuhalten - das war zunächst schwerer als ich erwartet hatte. Es ist auch heute noch manchmal schwer.

Zitat
Ich habe auch selber eine fünf-jährige Gestalttherapeutische Ausbildung...aber wie Du siehst schützt auch das nicht zwangsläufig vor einer Suchtverlagerung...



Das stimmt - deshalb habe ich mich auch für den Spruch unter meinen Postings entschieden. Man braucht - trotz allen Wissens - immer andere Menschen und Sichtweisen um sich weiterentwickeln zu können.

Aus diesem Grund finde ich es trotzdem gut und wichtig zumindest sich mal eine Selbsthilfegruppe anzuschauen. Dann kann man ja immer noch entscheiden. Eine Selbsthilfegruppe hat ja auch nichts mit Therapie zu tun, finde ich. Es ist eher was, was zum Leben gehören kann, wo man Freunde findet, wo man kein Blatt vor den Mund nehmen muss. Kirche kann das natürlich auch sein.


Zitat
Ich weiß nur 40 Jahre Sucht liegen hinter mir, die nächsten 40 Jahre sind meinem neuen Leben gewidmet!!!


Dieser Satz von dir macht mich etwas nachdenklich. Es ist alles zusammen dein Leben mit einem reichen Erfahrungsschatz. Die Formulierung "altes" und "neues" Leben erinnert mich so, an meine unzähligen Diätversuche die ich hinter mir habe. Heute gilts noch mal, aber ab morgen wird alles anders. Hat nie funktioniert, weil meine "alten" Gewohnheiten auch am nächsten Tag leider noch an mir klebten. Am besten half es sie zu akzeptieren, zu integrieren und nur leicht zu verändern - jegliches Unterdrücken, Verleugnen und Bekämpfen bewirkte dramatischte Suchtrückfälle bei mir.

Schreib´hier ruhig weiter. Es ist ein guter Anfang! Bei mir war es die entscheidende Unterstützung vom Alkohol wegzukommen - vieles entwickelte sich später und kam dazu.

Liebe Grüße
Gaby


1Aldebaran ( gelöscht )
Beiträge:

31.12.2004 15:54
#5 RE: Ein langer Weg... Zitat · Antworten

Hallo Petra,

"Welcome onboard"

..., sondern einfach "nur" aufzuhören zu konsumieren!


Ganz so einfach wird`s wohl nicht werden.

Aber du bist sehr intelligent, hast einen "Draht nach oben"...
...klingt gut!


LG`s
Aldebaran


Jaira ( gelöscht )
Beiträge:

31.12.2004 16:54
#6 RE: Ein langer Weg... Zitat · Antworten

Danke dür die Blumen Aldebaran

ich fürchte auch, dass es so einfach nicht wird...deshalb habe ich das NUR auch in Anführungszeichen gesetzt

Aber Spaß bei Seite...im Moment muß ich glaube ich alle Engelchen aktivieren, damit ich nicht wieder in meine eigenen Fallen tapse...aber sie unterstützen mich...haben sie mir ganz fest versprochen...

Alles Liebe
Petra


1Aldebaran ( gelöscht )
Beiträge:

31.12.2004 17:03
#7 RE: Ein langer Weg... Zitat · Antworten

Petra,

sie werden dich unterstützen-ganz bestimmt.
Allerdings nur so weit, wie du das zulässt-auch klar.

Nimm dir, was du brauchst....am besten sogar noch etwas mehr.
Es könnten Zeiten kommen, an denen du den Überschuss dringend brauchen kannst.

Ansonsten- hier ist auch fast immer jemand.

LG`s
Aldebaran


Jaira ( gelöscht )
Beiträge:

31.12.2004 17:16
#8 RE: Ein langer Weg... Zitat · Antworten

Hallo Gabi,

das mit dem alten und neuen Leben habe ich so nicht gemeint...aber ich kann nachvollziehen, dass es so ankommen kann.

Dieses Gefühl das sich nach 40 Jahren etwas abschließt bezieht sich nicht nur auf den Alkohol oder sie Sucht generell. Ich kann das gar nicht so richtig beschreiben...es ist so ein grundlegendes Gefühl oder eher eine Gewissheit von "Das Schlimmste habe ich hinter mir!"

Seit ich mich wieder mehr meinem spirituellen (Er)leben zugewandt habe, bin ich auch wieder empfänglicher für Träume, sogenannte Zufälle etc. und so bekomme ich jeden Tag sehr viele Hinweise für meinen Weg. Darüber bin ich total glücklich!!! Ich hatte das als Kind sehr ausgeprägt, habe diese Kanäle aber über meine Süchte völlig zu gemacht. Jetzt öffnen sie sich langsam wieder und das ist gut so!

Das war auch letztlich der Hauptgrund auch mit dem Trinken auf zu hören. Ich habe nämlich gemerkt, dass ich mich mit dem Alkohol nicht mehr an Träume erinnern kann geschweige denn irgendwelche erhellenden Erkentnisse im Alltag erlebe.

Und das hatte auch direkte Auswirkungen z.B. auf mein Geschäft. Die Aufträge, die vorher gut florierten kamen nur noch spärlich usw. Es ist so, als ob der Alkohol den Energiefluß auf ganzer Linie blockiert! Physisch, mental, emotional und energetisch!

Da ich schon Alkoholfreie Phasen hatte kann ich den Unterschied sehr deutlich wahrnehmen.
Und nochmal möchte ich meinen "Draht nach oben" nicht verlieren!!!

Aber ich rede immer nur von mir!

Warum fühlst Du Dich denn mit deiner Therapie in einer Art Sackgasse (...habe ich das richtig verstanden???)

Alles Liebe
Petra


Jaira ( gelöscht )
Beiträge:

31.12.2004 17:23
#9 RE: Ein langer Weg... Zitat · Antworten

"Es könnten Zeiten kommen, an denen du den Überschuss dringend brauchen kannst."

Aldebaran...ich gaube die Engelchen haben für Jeden Jederzeit immer genug......nur bei den Menschen ist das manchmal ein Problem!!!


Jaira ( gelöscht )
Beiträge:

31.12.2004 17:39
#10 RE: Ein langer Weg... Zitat · Antworten

Gabi,

was mich noch total interessieren würde ist, wie Du das mit der Bulemie geschaft hast.
Hast Du da gar keine Rückfälle mehr?? Ich ab und zu schon. Und leider muß ich sagen, dass das nicht passiert um Gefühle zu vermeiden, sondern eher weil ich das STOP verpasst habe...primär aus Unachtsamkeit!
Lebst Du total Bulimie frei?? Und wie machst Du das dann, wenn Du schon in einer Freßattacke drinn steckst?? Oder passiert Dir das gar nicht mehr??

Also...falls Du dazu überhaupt etwas schreiben möchtest würde mich das sehr freuen!

Alles Liebe
Petra


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

03.01.2005 15:27
#11 RE: Ein langer Weg... Zitat · Antworten

Hallo Petra,

Zitat
Es ist so, als ob der Alkohol den Energiefluß auf ganzer Linie blockiert! Physisch, mental, emotional und energetisch!



Kann ich bestätigen...man verliert alles andere immer mehr aus den Augen mit der Zeit, wird empfindlicher, kränker und will auch vieles nicht mehr sehen. So war es zumindest bei mir.

Zur Bulimie:
Ja, es hat tatsächlich komplett aufgehört bei mir. Ich war an einem Punkt angelangt, wo ich nicht mehr glaubte, dass ich noch irgendwann in meinem Leben ohne Ess- Brechanfälle leben würde. Ich machte eine ambulante Verhaltenstherapie - eigentlich nur mit dem Ziel, dass Leben erträglicher zu gestalten hinsichtlich Selbstmordgedanken und Depressionen. Symptomfreiheit hatte ich schon aufgegeben mir zu erhoffen. Jede Vereinbarung hinsichtlich Essen und Trinken schlug fehl. Und auf einmal nach ca. einem halben Jahr hatte ich keine Lust mehr zu erbrechen. Ich hatte zwar noch das Ritual abends: viel Essen, viel Trinken und abschalten - aber ich wollte nicht mehr erbrechen. Ich fing an mehr Gesundes zu Essen. Kartoffeln, Quark, Gemüse und stellte fest, dass ich das Essen konnte und Erbrechen nicht nötig war, weil sich mein Gewicht nicht weiter nach oben entwickelte.

Ich hatte einfach auch keine Lust mehr mich derart zu verausgaben. Denn Bulimie ist ja wahnsinnig anstrengend. Mann muss planen wann, viel essen einkaufen, nicht erwischt werden, ruiniert sich finanziell völlig, muss noch 2 Nebenjobs annehmen, um das zu finanzieren, überall höchstleistungen erbringen, damitg ja nichts auffällt und das dann immer mehr mit dem Belohnungs-Entspannungsritual ausgleichen. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich habe dann gedacht, dann bin ich halt unnützlich, fett, faul und gefräsig - ich wollte nicht mehr dauernd kämpfen und bin dann nach Afrika geflogen, wo ich mich fast den ganzen Sommer aufhielt. Danach war ich geheilt (oder schon währenddessen - ganz unmerklich) zumindest was die Bulimie betraf.

Leider blieb ich aber beim Alkohol jeden abend und es dauerte nochmal ca. 4 Jahre bis ich erkannte, dass es sich auch da bei mir um eine Suchterkrankung handelte. Erst als ich das begriff, konnte ich aufhören.

Wenn ich hier so schreibe, fällt mir auf, dass ich auch heute mal so einen richtigen Befreiungsschlag gebrauchen könnte - würde mir gut tun. Ich bin aber wohl zu brav erzogen um mal auf den Tisch zu hauen und kaue da schon seit Wochen dran rum.

Ich hatte 1x ein paar Wochen einen Rückfall in die Bulimie vor ca. 2 Jahren, als ich bei Weight watchers war und die wöchentlichen Wiegeziele erfüllen wollte. Da habe ich wieder meine Bedürfnisse ignoriert und mich nur den äußeren Anforderungen unterworfen - und prompt kam die "Trotzreaktion". Habe draus gelernt und mir ist seiher nicht mehr zum kotzen. Wenn ich mal zuviel esse, dann muss ich eben damit leben - wie andere Leute auch und kann mich höchstens fragen, ob es ein Warnsignal ist und was ich im Leben ändern muss, damit ich diese Ersatzfunktion nicht brauche...was aber keineswegs eine leichte Frage ist, sondern eine Lebensaufgabe...

Wie gehts dir?

Klappt es mit der Abstinenz - ich weiß, der Anfang ist nicht einfach, aber gib´nicht auf, es lohnt sich!

Liebe Grüße
Gaby


Jaira ( gelöscht )
Beiträge:

03.01.2005 16:51
#12 RE: Ein langer Weg... Zitat · Antworten

Hallo Gabi

Frohes Neues Jahr erst mal...

Herzlichen Glückwunsch, dass Du das mit der Bulemie so gut im Griff hast. Bei mir passieren Rückfälle auch nur noch sehr selten und wenn, dann kann ich mir das gut verzeihen und muß mich nicht mehr so niedermachen. Aber ich habe auch mitlerweile die Erfahrung, dass Rückfall nicht gleich heißt, wieder in der alten Schleife zu hängen. Ich glaube, das ist hier doch etwas anders als beim Alkohol, oder wie siehst Du das??

Warum brauchst Du denn einen "Befreiungsschlag"? Hast Du Dich geärgert?? Mir hilft es meistens mal in den Wald oder zur Not auch Keller (...ich habe ein eigenes Haus..) zu gehen und mal kräftig zu schreien. Ich habe auch zwei Hunde, wenn ich mit denen spazieren gehe, geht es mir meistens auch besser. Oder Sport...allerdings muß ich gestehen, dass ich da auch so manchesmal an meiner Bequemlichkeit scheitere...das ist es gut wenn man Hunde hat...da mußt Du raus, ob Du willst oder nicht.

Mit der Abstinenz klappt es sehr gut, weil ich merke, dass ich mich erstmals wirklich entschieden habe keinen Alkohol mehr zu trinken. Vorher war ich innerlich immer noch davon überzeugt, dass es ja sicherlich reicht, wenn ich immer mal Trinkpausen einlege, weil...so viel war es ja nicht...usw. Hat ein bisschen gedauert, bis ich geschnallt habe, dass es nach ein paar abstinenten Wochen immer nur ein paar Tage gebraucht hat, bis ich wieder bei meinem abendlichen Level von einer dreiviertel bis ganzen Flasche schweren Rotweins angekommen war.

Naja...hauptsache ich habs überhaupt erkannt!!

Im Moment werden mir die Situationen, in denen ich trinken möchte sehr bewußt und es erstaunt mich, dass der Suchtdruck tatsächlich fast ausschließlich in Streßsituationen auftritt. Andererseits beruhigt mich das auch, denn ich sehe, dass ich schon einige Themen in mir aufgelöst habe, die früher extremen Fress-odder Saufdruck erzeugt hätten.
Es ist jetzt wohl mein Job noch genauer zu schauen, welche Situationen konkret Streß bei mir auslösen und welche anderen Mechanismen ich mir da aneignen kann außer mal schnell zum Rotwein zu greifen!

Liebe Grüße
Petra


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