Hallo ihr! Gerade hab ich einen Termin bei der Suchtberatung bekommen für diese Woche. Das erste Mal, und es ist dringend nötig. Bin furchtbar erleichtert, dass das so schnell ging, aber auch sehr unsicher, was da jetzt auf mich zukommt. Ich trau mir und meiner Sucht nicht über den Weg und seh mich schon dort sitzen und alles verharmlosen, obwohl ich genau das NICHT tun sollte. Vielleicht schreibt mir jemand von euch über seine Erfahrungen bei so einer ersten Beratung? Fiel es euch leicht oder schwer, euer Trinkverhalten zuzugeben? Was wurde euch geraten? Wie ging es danach weiter? Vielleicht hat jemand Lust, mir zu antworten. Viele Grüße Die Klabauterin
da kann ich nur soviel dazu sagen, das es nur einen Sinn macht da hinzugehen wenn du ehrlich zu dir selbst und anderen bist. Anders wirst du das Problem nicht lösen können.
um die Suchtberatung hatte ich auch immer einen grossen Bogen gemacht...wohl hatte ich aber schon Therapieerfahrung,als ich das erste Mal dort war.
So wusste ich auch von vornherein,daß mir in Bezug auf Ehrlichkeit,was die Sucht anging,nicht zu trauen war.
Und das hab ich dem Berater auch so gesagt...O-Ton: "Glauben Sie mir bloss nicht Alles,was ich Ihnen erzähle...."
Im Übrigen hatte ich auch die üblichen Vorurteile,was Alkoholismus anging...ich war auch der Meinung,daß es bei mir nicht sooooo schlimm sein kann....bin doch keine Asoziale...lebe nicht unter der Brücke oder in der Einkaufsstrasse...treibe mich nicht in Spelunken rum...ectpp...der übliche Quatsch...
Naja,einen Mittwoch Abend hatte ich dann den ersten Termin in der Motivationsgruppe...ich noch im Flur,die Tür öffnete sich und eine extrem distinguierte,ältere Frau trat ein und erkundigte sich bei mir,wo denn die Gruppe sei....ich erst mal irritiert...wie,was will die denn hier?????
Sicherlich hat sie ein Problem mit Tabletten...sah ja so gepflegt und gar nicht abgerissen aus,die Gute...
Pustekuchen...zwei Flaschen Wein am Abend...um zu entspannen und schlafen zu können...Tendenz steigend...so sah es bei der Dame aus...
Nuja,da habe ich das erste Mal meine Meinung über mich,meinen Konsum und Alkoholismus im allgemeinen revidieren müssen....
also mich zum ersten mal zu outen, das war der oberhammer sozusagen. der wichtigste schritt in meinem leben. noch wichtiger als meine hochzeit. ich hatte ja schliesslich 27 jahre getrunken.
das fällt sehr schwer, aber hinterher bist du 10 kg leichter, wenn es raus ist. glaube mir!!! ausserdem kannst du dem suchtberater nicht viel vormachen. das ist sein job. daran musst du immer denken, wenn du mit ihm sprichst. er ist der fachmann. sag ihm haargenau was und wie lange du trinkst. wie du dich fühlst. wie dein umfeld, deine freunde drauf sind. usw. das kann dir nur helfen.
stell dir einfach vor, du bist beim zahnarzt. die kaputten zähne werden gezogen und tun dann nicht mehr weh. dann muss der kiefer nur noch abheilen.
ich bin zwar selbst nicht betroffen, sondern Co, aber vielleicht hilft Dir die Methode, die ich bei mir anwende, wenn ich vor einem wichtigen Gespräch stehe und Angst habe, daß ich im Eifer des Gefechts die Hälfte vergesse, oder mich nicht zu sagen traue.
Ich schreibe mir vorher alles auf, was mir wichtig erscheint. Den Zettel nehme ich dann mit. Ob ich im Währenden drauf schaue oder nicht, entscheide ich vor Ort. Meistens brauch ich das dann nicht mehr, wenn ich vorher beim Aufschreiben Ordnung geschaffen habe.
So ähnlich wie früher beim Spickzettel schreiben. Den hab ich dann auch meistens nicht mehr gebraucht, weil ich es durchs Aufschreiben gleich gelernt habe.
Wenn Du Angst hast, daß Du einen Rückzieher machst und Deine Krankheit verharmlost, dann kannst Du doch Deine Suchtkarriere für D i c h erstmal aufschreiben und das mitnehmen zum "Spicken".
Ich wünsch Dir, daß es ein gutes Gespräch wird! Gruß, Lissy
Hallo ihr, danke für eure Antworten. Ich habs jetzt so gemacht, dass ich gestern laut geübt habe, was ich sagen will, nämlich die Wahrheit, und auch ganz bewußt die Dinge laut ausgesprochen habe, die mir so, naja, peinlich sind. Vermutlich habt ihr alle recht mit der Erleichterung, denn allein das vor-mir-selbst-laut-aussprechen war gar nicht schlimm, sondern eher befreiend.
@ Biene: ich hab diese Vorstellungen, was Alkoholismus angeht, in der Form nie gehabt, die könnte ich auch gar nicht haben, weil ich aus einer ganz unauffälligen Alkoholikerfamilie ohne Brücken und Spelunken stamme. Von daher kenne ich die andere, "gepflegtere" Seite, wo's möglichst nicht nach außen sichtbar werden soll. Der größte Unterschied ist vielleicht eh bloß die größere Unsichtbarkeit, denn wer unter der Brücke landet oder regelmäßig aus der Kneipe rausgetragen werden muss, den sieht man halt schneller als den einsamen Akademiker, der sich vorm Fernseher betrinkt, oder die Familie mit Kindern, die versucht, irgendwie ihr Familienleben aufrecht zu erhalten. Weiß auch nicht. Grübelgrübel. Ich texte euch hier ganz schön zu, was?
@ Lissy: bin vermutlich beides, suchtgefährdet oder bereits abhängig UND co. Ich würd mich gern mal mit jemandem, der auch co ist, über die Auswirkungen von Co-Abhängigkeit austauschen. Vielleicht hast du - oder jemand anderes, der hier mitliest - dazu Lust?
@ barbaraa: das mit den kaputten Zähnen stell ich mir lieber nicht vor, dazu war die letzte Behandlung zu schrecklich. Damit verglichen kann das morgen gar nicht so schlimm werden. Also hast du mir einen guten Vergleich geliefert, denn: Zahnarzt ist schlimmer! Ich meine, alles, was passieren wird, ist, dass mir da jemand zuhören, mir Fragen stellen und mit mir über NICHT alkoholische Lösungen sprechen wird, oder?
Liebe Klabauterin. So wie du es schreibst ist es. Der auf der anderen Seite sitzt da, weil er dir helfen will. Also keine falsche Scham. Übrigens kein Suchtberater erwartet von dir im Erstgespräch, das du dein Innerstes auf den Tisch packst. Aber er darf sicherlich Ehrlichkeit beim Grundproblem erwarten. Alles andere ergibt sich von selbst. Es ist keine Prüfung und ein guter Suchtberater wird nicht über dich urteilen. Nicht beim ersten mal und nicht später. Du schaffst das. LG privat
mach doch einfach im Ko-Abhängigkeits-Board ein Thema auf. Es sind ja hier wirklich viele Co-Abhängige, da ist immer jemand, der Dich versteht. Ich glaube, es gibt auch mehr, die Betroffen und Co sind.
Aber wenn Du willst kannst Du mich auch gerne per nMail fragen.
Dir einen Termin bei der Suchtberatungsstelle geben zu lassen, war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Hier wird man Dir helfen, wichtigste Voraussetzung aber ist, dass Du ehrlich bist. Nichts verheimlichst und auch nichts beschönigst. Wenn Du zum Arzt gehst, weil Du Schmerzen hast, mußt Du ja auch wenn er Dir helfen soll, diese Schmerzen beschreiben und zeigen wo es Dir genau weh tut. So wie der Arzt ist auch ein Suchtberater kein Hellseher.
Vielleicht beantworten 2 Threads die Du hir im Forum nachlesen kannst eine großen Teil Deiner Fragen.
Den ersten findest Du in der Ruprik "Ganz viele Fragen" auf Seite 2 "Wege der Sucht". Der andere in der Ruprik "Ko-Abhängigkeit/Angehörige von Abhängigen" ebenfalls auf Seite 2 "Die Co-Abhängigkeit"
Hallo klabauterin, bin auf dem weg ins bett und stolpere über deinen neuen Threat. Du weißt doch ganz genau, dass dir nur ehrlichkeit dir selbst gegenüber weiterhelfen kann. Oder ? Klar, dass erste mal ist schrecklich! Der scham-und peinlichkeitsfaktor durchbricht jede richterskala und die angst trägt auch nicht gerade dazu bei, dass wir uns besser fühlen. Du hast deine alkohol story zu papier gebracht- super -. Sie dir laut vorgelesen und dich ein stück befreit gefühlt. Was glaubst du, wie befreit du erst sein wirst, wenn du aus dem raum des suchtberaters hinausgehst? Zumindest bei mir waren das nicht ein paar kilo, sonderen eine zentnerlast, die da von meinem herzen gestürzt ist. Kilos fallen, zentner sind dafür zu schwer, die stürzen nun mal. Ich drücke dir die daumen und zehen LG Hermine
Als ich zum ersten mal zur Suchtberatung ging war mir auch ganz anders.Um mir herum sah aber eh schon alles so düster aus und mein Selbstwertgefühl war sosehr im keller das es wie eine Erleichterung war mal alles auf den Tisch zu packen.Jetzt freu ich mich schon auf den nächsten Thermin. Ehrlichkeit zu sich selbst ist wohl das wichtigste.