Meine Mutter hat mir gerade ihren Hund gebracht, ich darf bis morgen früh Hundesitten. Und was bringt sie mir noch mit? Eine Flasche von meinem Lieblingswein. Ich habe sie ihr in die Hand gedrückt und ihr gesagt, die nimmst du wieder mit. Ja aber, wieso denn, und warum, und ich könnte doch mal... vielleicht am Wochenende. Ich habe ihr nochmal erklärt, dass ich das nicht tuen werde und auch nimmer darf und will. Ungläubig schaut sie mich an........ ohweh armes Mütterlein. Da ist sie jetzt mit ihrer Flasche gegangen und versteht die Welt nicht mehr.
Nein, meine Mutter wird nie begreifen was mit mir los ist. Ihr Horizont reicht da nicht heran. Ich könnte jetzt vieles erzählen, aber es ist zu privat.
Nein, nein, du trittst mir nicht zu nahe, nur ist es hier vor allen nicht der richtige Platz. Da sind halt einige Dinge, die nicht so stimmen. Mittlerweile kann ich damit gut leben. Pssssst, ich habe mal zu meiner Psychologin gesagt, meine Mutter ist ein bisschen dumm. Da darf ich das auch mal rauslassen
die Umwelt stellt sich auch nicht schneller um, als wir selbst das konnten. Das dauert einfach, bis andere glauben, dass es nicht nur vorübergehend ist.
Und so wie die meisten Alkoholiker das ja auch zuerst machen, glauben die anderen meist auch erst mal, nach ner Pause geht es dann wieder. Für viele Leute, die selbst kein Alkoholproblem haben, ist das "nie wieder" mindestens genauso schlecht vorstellbar wie für uns als Betroffene.
Die Frage ist, übersteigt Deine Alkoholkrankheit wirklich den Horizont Deiner Mutter?
Oder gehört das "Dummstellen" einfach zu einem Verhaltensmuster, mit dem sie Dich besser kontrollieren kann? Das kommt ja wohl öfter vor, daß die Angehörigen zum Teil die Alkohol-Abstinenz untergraben, weil sie sich gewissermaßen davor fürchten, daß der Betroffene trocken weniger leicht zu manipulieren ist.
Wenn Du glaubst, das Letzteres der Fall sein könnte, dann wäre das schon ein Thema, über das Du hier reden kannst, weil es einfach wichtig ist, solche Muster aufzudröseln!
Für mich persönlich ist es immer wieder wichtig, über solche Verhaltens-Muster meiner Eltern mit Außenstehenden zu reden und ich habe auch nicht das Gefühl, daß ich unsolidarisch bin gegenüber meinen Eltern.
Ihnen tut es nicht weh, mir hilft es. Und es hat ja nichts damit zu tun, daß ich sie deshalb nicht mehr lieben würde.
wenn ich, tommie, ganz ehrlich zu mir selbst bin muss ich mir eingestehen früher nicht viel anders gedacht zu haben. Zum einen aus Unwissenheit , zum anderen aus Gleichgültigkeit .
Vor 10 Jahren dachte ich auch noch, ein Alkoholiker kann einfach aufhören so viel zu trinken und dann "normal" weitertrinken . Vor ziemlich genau 6 Jahren dachte ich Blödmann noch, ich selbst könnte das, wer oder was sollte mich auch daran hindern? Vor ziemlich genau 6 Jahren machte ich letztendlich die persönliche Erfahrung dass es mir nicht möglich ist. Vor ziemlich genau 6 Jahren fing ich an mich "schlau" zu machen, Suchtberatung, Gruppe, Entgiftung - das Schlauste was ich je getan habe.
Mein persönliches, durchaus ironisches Fazit lautet in dem Fall: durch Suff schlau geworden ..... und jetzt dürft ihr mich alle schlagen ....