Nun bin ich bei Tag 5 angelangt.Eigentlich geht es mir recht gut.Keinerlei Entzugserscheinungen habe ich.Im Gegenteil,ich schlafe nachts viel viel bessr wie vorher.Nun war ich gestern das erste mal in der SHG.Lange habe ich überlegt ob ich gehen soll oder nicht.Ob ich reingehen soll oder nicht.Letztendlich entschloss ich mich dann doch mir das ganze mal anzusehen.Ehrlich gesagt,ich bin da reingekommen und dachte erst einmal das ich total falsch bin.Ich hatte immer ein anderes Bild von Alkoholikern.Dachte immer die sehen so fertig aus.Aber genau das Gegenteil war der Fall.Sie sahen alle sehr gut aus und waren alle sehr sehr nett.Ich wurde total lieb aufgenommen.Niemand hat mir Fragen gestellt,sie haben alle abgewartet bis ich bereit war,von mir aus zu erzählen.Nur habe ich gedacht das in diesen Selbsthilfegruppen eigentlich nur das Thema Alkohol behandelt wird und nicht die persönlichen Probleme auch.Einer hat über eine Stunde von seinen Eheproblemen erzählt.Der Mann tat mir echt ganz leid,aber am Anfang fühlte ich mich bisschen fehl am Platz.Aber ich habe beschlossen nun jede Woche dorthin zu gehen.Und ich weiss das ich es schaffen kann ganz trocken zu bleiben auch wenn es immer noch nicht ganz leicht ist.Ab und an,habe ich schon enormes Verlangen nach Alkohol.Und genau deshalb hat mein Freund heute den gesamten Alkohol aus dem Haus geschafft.Mir wurde gestern gelehrt ich brauch mich nicht schämen wegen meiner Krankheit,aber ich schäme mich jetzt schon dem Narkosearzt nächsten Monat sagen zu müssen das ich trockene Alkoholikerin bin.Es fällt mir verdammt schwer.Und wenn nicht die scheiss Schmerzen tag für tag wären,die mich fast in den Wahnsinn treiben,würde ich am liebsten die OP absagen oder gar verschieben. So jetzt war es aber ein halber Roman.Danke fürs Zuhören.
das hört sich ja alles schon einmal sehr gut an, toll dass du den Schritt in eine SHG gewagt hast und so positive Erfahrungen sammeln durftest. Du bist auf dem richtigen Weg.
Dass es dir peinlich ist zuzugeben, dass du trockene Alkoholikerin bist kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch mir ist das nach wie vor peinlich und unangenehm. Ich schäme mich halt. Deshalb spreche ich auch lieber von alkohlkrank und alkoholabhängig zu sein, als dass ich konkret äußern könnte ich sei Alkoholikerin, Das hört sich gleich so stigmatisierend an und ist leider mit negativen assoziationen besetzt. Wie du ja selbst schon sagtest, man hat ein bestimmtes Bild (leider) von uns Alkoholikern. Mit der Wirklichkeit hat das zwar nicht viel zu tun, aber man wird halt doch immer noch viel zu schnell in eine Schublade gesteckt.
Darum finde ich es um so mutiger, dass du dir eingestanden hast abhängig zu sein und Hilfe zu brauchen.
ich wünsch dir weiterhin viel Erfolg auf deinem Weg.
Zitataber ich schäme mich jetzt schon dem Narkosearzt nächsten Monat sagen zu müssen das ich trockene Alkoholikerin bin
..würdest Du dich weniger schämen, wenn Du nasse Alkoholikerin wärst?
Ja, wenn ich was getrunken hatte, war ich auch stark und dachte, es merkt keiner. Besoffen hab ich mich nie geschämt. Aber die Kiste ist schon rum ums Eck, und mein Wohlbefinden ist mir wichtiger, als was jemand von mir denkt.
Vor allem denkst Du ja nur, der Narkosearzt könnte was denken. Du schämst Dich vor Dir selbst, und das projizierst du auf den Arzt, dem Du das sagen wirst. Für den bist Du ein Patient mit ner Krankheit, das ist er gewöhnt sonst wär er nicht Arzt.
Die schönsten Schubladen bauen wir uns immer noch selbst, für die meisten Normalos sind trockene Alkoholiker gar nicht weiter erwähnenswert.
Ich habs ja schonmal gesagt, ich bin Narkoseärztin und es muß niemandem peinlich sein, zu sagen, man sei trockener Alkoholiker, weder dem Arzt noch dem Patienten.
Da haben wir garkeine Probleme mit, ich persönlich habe immer sehr viel Respekt für Menschen empfunden, die das geschafft haben. Das gilt auch für Menschen, die Drogenprobleme haben, im Methadonprogramm sind oder was auch immer.
Viel unangenehmer wird die Sache, wenn offensichtlich ein Mißbrauch vorliegt und der geleugnet wird, das macht einen ärgerlich und meist wird die Arbeit erschwert dadurch!
ich habe einem Arzt mal am Anfang meiner Trockenheit nichts erzählt. Die haben mir dann die Herzrhythmusstörungen bei fast vollem Bewustsein behandelt.
Ein anderes Beispiel für meine heutige Offenheit ist ein positives Erlebnis im Praktikum. Der Chef hatte extra für mich alkoholfreie Berliner gekauft und selbst darauf geachtet, das ich wirklich nur die esse. Man muß sich für die richtigen ( trocken sein oder werden ) nicht schämen. Das hätten wir in der nassen Zeit zu genüge tun sollen.
ich habe durchaus schon die Erfahrung gemacht, dass es peinlich ist, zu sagen, dass man Alkoholiker ist.
Der Anästhesist will genau wissen wieviel man trinkt und schreibt das in die Akte, wo es alle anderen lesen können, bei der Visite macht der Assistent darauf aufmerksam und alle anderen patienten im Zimmer hören mit. Ebenso die Krankenschwestern bei der Medikamentenausgabe. Dann bin ich noch "aussätzig", kriege einen Rüffel, weil die Schmerzmittel nicht wirken. Bin ja selber schuld als Alkoholiker, wenn ich so viel brauche. Ich bin ein "schwieriger" Fall, sagt dann die Schwester zu mir. Komme mir vor, wie ein Mensch zweiter Klasse.
Zu den Blicken von Schwestern und Mitpatienten will ich mal nichts sagen.
Das war sicher NICHT! eingebildet!
Ich werde nie mehr sagen, dass ich Alkoholiker bin, wenn ich ins Krankenhaus gehe. Das ist sehr demütigend.
nun bin ich bei Tag sechs angekommen und mir fällt es heute verdammt schwer.Ich trinke gerade eine Flasche Sprudel nach der anderen.Vielleicht liegt es auch daran das heute mein Freund nicht da ist.Bis vor einer Woche noch habe ich das immer total ausgenutzt wenn er nicht da war und trank dann in aller Ruhe meine Bierchen.Ich glaube wenn heute Alkohol im Haus wäre.......Ich weiss es nicht.Aber dachte das der Drang nach einer Woche nicht mehr so stark sein dürfte!!!Bin ein bisschen frustriert und habe Angst vor morgen da mein Freund auch morgen wieder nicht kommt.Aber ich werde stark sein,und mir immer und immer wieder die negativen Seiten vom Alkohol zu sehen.
halte durch...lenke dich ab wenn der Gollum kommt...mache irgendetwas damit dein Suchtgedächtniss andere Verbindungen als Alkohol bekommt. Wasser trinken ist sehr gut
ich denk an Dich,ich bin auch allein,das macht es schwierig.Ich bin früher wenn Mann auf Nachtschicht,einfach ins Bett gegangen.Das tu ich heut auch noch.Oder halt schreiben bis die Müdigkeit einsetzt. gruss Steff
Nun bin ich heute schon bei Tag acht angekommen.Obwohl ich echt sagen muss,das die letzte 2 Tage nicht allzuleicht waren.Denn meistens trank ich ja wenn ich alleine war soviel.Ja und gestern und vorgestern war mein Freund nicht da.Es war die Hölle.Ich gebe zu habe sogar mit dem Gedanken gespielt mir doch ein paar Fläschchen Bier zu kaufen.Aber habe es Gott sei Dank nicht gemacht.Ich glaube ich hätte es bitter bereut.Gestern abend habe ich dann aus Verzweiflung 3 Flaschen Wasser getrunken.Musste ich dann bitter bereuen heute nacht.War mehr auf der Toilette wie im Bett.Aber bin froh das ich meinem innerlichem Drang nicht nachgegeben habe.Denn ich möchte Freitag unbedingt wieder in die SHG und hätte mich fürchterlich geschämt dort zuzugeben müssen,wieder schwach geworden zu sein.Nein,nein...Aber wann lässt den das Verlangen ein bisschen nach????Dachte das es mit der Zeit weniger wird,aber manchmal habe ich das Gefühl das es immer schlimmer wird.Und dann habe ich echt richtige Fressatacken.Habe es geschafft in einem Jahr 20 Kilo abzunehmen,und nun nehme ich wieder alles zu!!! Aber hauptsache ich schaffe es standhaft zu bleiben.
ich fühle mit Dir, da wir einige Gemeinsamkeiten haben: auch ich habe (allerdings immer) allein getrunken, es war (fast) immer Bier, auch ich habe jetzt erst wieder den 19 Tag ohne Alkohol am Wickel und habe allerdings auch schon in den Wochen vor dem Tag xx, weil ich nichts mehr trinken wollte, maßlos und zu ungewöhnlichen Zeiten ungewöhnliches gegessen. Nach dem ich allerdings die ersten 24 Stunden gepackt hatte, habe ich alles akzeptiert (Eßverhalten) und nur aufgepaßt, dass ich mich nicht überfordere, um trocken zu bleiben. Jetzt paß ich immer noch auf, das ich nicht in alte Verhaltensmuster falle, weil sich so um 17.30 Uhr irgendetwas regt, einkaufen fahren zu wollen. Das war so meine Zeit dann auch das Bier für den Abend zu besorgen.
Du hast es für Dich ja schon erkannt, man schämt sich gewaltig in der SHG zu erzählen, ich habe es in der Woche nicht gepackt. Schon ist wieder eine Hürde da, dort hinzugehen, obwohl man sich doch eigentlich freut und sich dort aufgehoben fühlt. In meiner Gruppe sind leider nur Alkoholiker, die ausnahmslos viele Jahre trocken sind. Ich fühlte und fühle mich schon manchmal als Außenseiter, aber das sind halt meine Gefühle, auch wenn sie immer beteuern, es sei wichtig für sie zu hören, wie ein Gruppenmitglied wieder einen Rückfall baut und wie er damit umgeht. Ich wünsche Dir, dass der Druck schnell nachläßt, dass Du das Gefühl trocken zu sein ein klitzekleines bisschen genießen kannst, eben oder gerade in den ersten Tagen. Später soll es sich ja sowieso ergeben, das haben mir alle vermittelt. So laß uns einen nach dem anderen Tag "gut" trocken herum-bekommen.