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Saufnix  
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Dieses Thema hat 8 Antworten
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 Ganz, ganz viele Fragen
Lissy01 Offline




Beiträge: 2.780

25.02.2005 16:10
RE: Blinder Fleck in der Selbst-Wahrnehmung? Zitat · Antworten

Hallo,

ich versuche gerade den Bereiche meiner Persönlichkeit zu durchleuchten, aus dem die Co-Abhängigkeit resultiert.
Ich hab ja schon öfter geschrieben, dass ich die Co-Abhängigkeit als meinen ureigenen Krankheitsteil betrachte.
Den nehme ich mit, wenn ich aus der Partnerschaft gehe, den behalte ich auch dann, wenn mein Partner schon lange trocken ist.
Aber was genau ist das eigentlich?
Manchmal möchte ich diesen Bereich in Worte fassen und Co-Abhängigkeit passt doch eigentlich nicht mehr, weil mein Partner schon lange trocken ist.

Immer wieder merke ich, dass es genau dieser Teil meiner Persönlichkeit ist, der mir Schwierigkeiten macht.

Gerade zur Zeit geht es mir nicht besonders gut.
Klar gibt es äußere Gründe:
Ich bin zum wiederholten Mal innerhalb kurzer Zeit krank.
Die Probleme auf der Arbeit sind zwar vordergründig gelöst, es gibt aber nach wie vor so starke Spannungen, dass ich an nächste Woche mit sehr gemischten Gefühlen denke.

Mein ganzes Programm, dass mir einen Ausgleich zum Job verschafft, funktioniert zur Zeit nicht, entweder wegen Wetter oder Krankheit oder beidem.
So fühle ich mich eingesperrt wie in einem Gefängnis, das nur noch aus Arbeit (bzw. Kranksein) Essen und Schlafen besteht.
Bin sau-unzufrieden, obwohl ich genau weiß, dass es genug Leute gibt, die nur zu gerne mit meinen Problemen tauschen würden.

Was das mit der Co-Abhängigkeit zu tun hat?
Erst mal nicht viel. Diese Unzufriedenheit kennt vermutlich jeder.
Es ist ehr meine Art, damit umzugehen.
Es vergeht einige Zeit, bis ich überhaupt merke und benennen kann, dass ich so unzufrieden bin.

Und genau in diesem Zustand bin ich dann sehr gefährdet für alte Co-abhängige Verhaltensmuster.
Z.B. dass ich nicht richtig auf mich schaue, sondern lieber auf die Probleme meines Partners oder von sonst irgendwem.
Ich kann dann auch nicht mehr viel daraus gewinnen, dass ich hier im Forum schreibe oder lese.

Das ist, als ob ich einen blinden Fleck in meiner Wahrnehmung hätte, der die Selbstwahrnehmung total beeinträchtigt.
Kann mir noch jemand folgen?

Jetzt ist der Höhepunkt vermutlich schon überschritten, sonst könnte ich das gar nicht in Worte fassen.
Aber es erschreckt mich nicht wenig, zu merken, dass ich vermutlich in Phasen, wo es mir nicht so gut geht, immer noch genauso anfällig wäre für die alten Co-Verhaltensmuster wie früher.

Ich schätze, dieser blinde Fleck ist nicht nur bei Co-Abhängigen ein Problem, sondern führt auch dazu, dass Alkoholiker total von der Sucht vereinnahmt werden ohne es zu merken?

Kommt das jemandem bekannt vor?
Was macht Ihr, um den Nebel zu lichten und wieder frei Sicht auf Euch Selbst zu finden?

Gruß, Lissy


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

25.02.2005 16:35
#2 RE: Blinder Fleck in der Selbst-Wahrnehmung? Zitat · Antworten

hallo Lissy,
dein Phänomen kenne auch ich, Alkoholiker. Ich weiß aber nicht ob das überhaupt mit Alkoholismus zu tun hat, bei mir. Jedenfalls war es früher wesentlich häufiger und stärker.
Maßnahme: ich bin mir (fast) immer meiner Persönlichkeit bewusst, d.h. ich bin für mich verantwortlich, auch dafür dass ich mich freuen kann, und diese Freude teilen kann. Und wenn was schioef geht ist es stets meine Angelegenheit, jedenfalls erstmal. Ich lasse mir auch helfen, aber dieses darf nun überhaupt nicht jeder, ganz im Gegenteil. Langer Rede kurzer Sinn: Kommunikation hilft mir sehr, immer sachlich und bewegt. Und wenn es geht gemeinsam mit lieben Menschen. Freihändig und ohne Netz. Das macht mich immer sicherer.
Aber wenn der Wurm erst drinnen ist, dann ist es erstmal wichtig wieder herauszutreten, sortieren, nicht meckern oder murren z.B. mit dem Schiksal, und was tun. Auf andere Menschen zu, die sich lohnen.
ich grüße dich, Max
und ich merke dass mein Beitrag eher jämmerlich ausgefallen ist bzw. unsicher, also muss er stimmen.


Faust Offline




Beiträge: 5.520

25.02.2005 17:17
#3 RE: Blinder Fleck in der Selbst-Wahrnehmung? Zitat · Antworten

,Lissy, für diesen Beitrag.

Für die Sicht auf mich selbst hatte ich während der letzten vierzehn Wochen die Umgebung der Langzeittherapie.

Die Wirkung hat erst eingesetzt, als es mir gelang, auf meiner ersten Heimfahrt zu Weihnachten trocken zu bleiben, obwohl alles schief ging, was schief gehen konnte. Ich bin trotzdem sehr zufrieden zurück gekehrt, weil ich höchst selbst verantwortlich war, wie es aus geht. Mir wurde bewußt, dass ich das kann - mit derart ungünstigen Situationen fertig zu werden, ohne mein Heil in der Flucht mittels Sofort-Rausch oder die Schuld bei anderen zu suchen.

Dass andere mit meinen Problemen tauschen wollen, glaube ich nicht, wären sie auch noch so klein. In einem Buch über Psychotherapie und Selbsterfahrung, dass ich zu dieser Zeit las, stand eine interessante Geschichte:

Am Ende ihres Lebens gehen alle Menschen zu einem großen Baum und hängen ihre Sorgen, Krankheiten und Leiden als Bündel dort dran. Dann gehen sie drum herum und betrachten die Bündel der anderen. Sie dürfen sich das Päckchen nehmen, das sie lieber als ihr eigenes hätten ... zuletzt ist der Baum wieder leer und alle haben ihr eigenes Bündel an Elend wieder mit genommen...

Der springende Punkt ist da, wo Du und Max ihn sehen:
- Wie gehe ich damit (und mit mir) um?

Auf der unendlichen Suche nach Antworten...

LG
Bernd


clara3 Offline



Beiträge: 115

25.02.2005 17:25
#4 RE: Blinder Fleck in der Selbst-Wahrnehmung? Zitat · Antworten

Hallo Lissy, hallo Max,

das Problem, das ich habe, hat auch mit Selbstwahrnehmung zu tun.
Du hast geschrieben, Max, dass Du Dich betrunken nicht mehr ausstehen konntest.
Mir geht es ganz genau so, ich will mich endlich mehr achten können. Und ich kann auch gut trocken bleiben, solange alles glatt läuft.
Aber wehe, wenn ich etwas vermassele. Dann kann ich mich
nicht mehr ertragen. Das ist ein Schmerz, den ich kaum beschreiben kann.
Jetzt frage ich mich, ob dieser Schmerz weniger wird mit der Zeit. Im Hinterkopf habe ich, wenn nicht, dann .....
Der Weg ist viel schwerer als ich dachte.

Ich grüsse Euch
Clara


Adebar Offline




Beiträge: 2.529

25.02.2005 17:42
#5 RE: Blinder Fleck in der Selbst-Wahrnehmung? Zitat · Antworten

Liebe Lissy!

Ich wünsche Dir auf diesem Wege gute Besserung und vor allem,dass es nächste Woche auf Deiner Arbeitsstelle wieder rund läuft.Das Gedankenkarussel tut Deiner Gesundung bestimmt nicht gut.Lass Dich ein bisschen verwöhnen,jetzt bist Du erst mal an der Reihe.

Lieber Faust,eine schöne Geschichte,die Du da beschrieben hast.Sie gibt mir doch den einen oder anderen Gedankenanstoss!

LG
AdeBar


Lissy01 Offline




Beiträge: 2.780

25.02.2005 19:41
#6 RE: Blinder Fleck in der Selbst-Wahrnehmung? Zitat · Antworten

@Max

Zitat
und ich merke dass mein Beitrag eher jämmerlich ausgefallen ist bzw. unsicher, also muss er stimmen.



Ich kann zwar an Deinem Post nichts jämmerliches oder unsicheres erkennen, aber Du bist mir richtig sympathisch, wenn Du glaubst unsicher zu sein!

@Bernd,

nein, ehrlich gesagt, mit Deiner Geschichte möchte ich auch nicht tauschen, da nehm ich lieber wieder mein Bündel vom Baum!
Danke für die Schöne Geschichte.
Ich wünsch Dir ein paar Antworten auf Deine Fragen!

Gruß, Lissy


malo Offline




Beiträge: 1.799

25.02.2005 21:31
#7 RE: Blinder Fleck in der Selbst-Wahrnehmung? Zitat · Antworten

hallo lissy,

spannendes thema.

ich war vorgestern in schleswig um meinen führerschein zu
beantragen.dazu muss ich sagen,dass ich im september 2002
in der fachklinik in schleswig meine trockenheit mit einer
2-wöchigen motivationstherapie eingeläutet habe.

ich stieg also aus dem bus und machte mich zu fuss auf den
weg zum amt.von weitem sah ich schon die tanke an der ich
vorbei musste.ich überlegte mir,dort noch eine zeitung für
die rückfahrt mit dem bus zu kaufen.

auf einmal verfiel ich in den gedanken,dass ich mir doch
auch einen jägermeister mitnehmen könnte.merken würde das
ja keiner,wenn ich den erst nach dem amtsbesuch trinken
würde.

ich hab mich total erschrocken. das ist mir seit
meiner therapie noch nie passiert.ich dachte sofort daran
wie sich mein leben in den letzten 2 trockenen jahren
positiv entwickelt hat.dann stellte ich mir die frage,ob ich
das alles wieder mit einem schluck zerstören wollte.und siehe da,das nasse denken war so schnell verschwunden wie
es aufgetaucht war.

trotzdem überlegte ich,was mich auf die idee gebracht hat.
irgendwas kann doch in mir nicht gestimmt haben.

auch im gespräch mit meiner frau bin ich da nicht so richtig
hinter gekommen.vielleicht war es auch einfach nur die as-
sotiation von schleswig-fachklinik-tanke oder so.

es kann natürlich auch der von dir beschriebene schwarze
fleck in meiner selbstwahrnehmung sein.

ich werde auf jeden fall weiter in mir graben,bis mir
ein aufgeht.

danke für den anstoss.

lg malo

ps:an der tanke hab ich mir übrigens ne zeitung und zwei
leckere schokoriegel gekauft.die machen nur fett aber nicht
süchtig.


ben bremser Offline



Beiträge: 955

27.02.2005 09:19
#8 RE: Blinder Fleck in der Selbst-Wahrnehmung? Zitat · Antworten

moin lissy

in der letzten woche war ich auch damit beschäftigt, diesen blinden flecken auf die spur zu kommen.

bin mir jetzt wirklich nicht sicher, ob ich dir in allem folgen konnte, aber ich kann's ja mal versuchen....

ich nannte die ursache dieser art grübelei immer , und natürlich immer noch, scheiss-loyalitäts-denken.
(ein kleiner kraftausdruck am sonntagmorgen sei mir wohl verziehen:frage3.
das soll bedeuten, dass manch handlung von mir, nicht aus lust und überzeugung durchgezogen wurde, sondern aus freundschaftlicher verbundenheit und teilweise auch aus angst,(arbeit) jemanden vor den kopf schiessen zu können.
betreibt man dieses nicht-nein-sagen-können nur lange genug, so wie icke, dann wird es irgendwann nervtötend...oder anders, eine verwandtschaftliche beziehung zum co-verhalten ,ist nicht mehr ganz von der hand zu weisen.

du machst mir allerdings nicht so sehr den eindruck, als würdest du solcherlei konflikte , lange auf die bank schieben wollen, geschweige denn dich damit abfinden...bist co-mässig ja nicht ganz unbedarft...und was problemfindung angeht, nicht gerade auf den mund gefallen.

womit wir beim wetter wären.
immerhin , hast du den langen winter angedeutet, und es ist komisch....heute morgen bricht der blaue himmel über das bremser-leben hinein, die welt ist weiss gepudert und gefroren, die sonne strahlt und alle blinden oder dunklen flecken suche ich vergebens wahrzunehmen....aber morgen ist ja auch noch ein tag.
gruss, fleckenlosen sonntag, und vor allem eine zweifelsfreie woche


Lissy01 Offline




Beiträge: 2.780

27.02.2005 14:43
#9 RE: Blinder Fleck in der Selbst-Wahrnehmung? Zitat · Antworten

Hallo Ben,

Zitat
co-mässig ja nicht ganz unbedarft


stimmt, das bin ich nicht.

W e n n ich das Problem erst mal erkannt habe, dann gehe ich auch flott an die Beseitigung und kann dann auch drüber reden.

Aber wie lange das manchmal dauert....

Da nützt dann die ganze lange und intensive Beschäftigung mit der Thematik rein gar nix mehr.

Gut, ich kann damit leben, und ich hab ja auch einen Partner, der mir mal einen aufmunternden liebevollen Tritt in den ... verpaßt.

Ich denke mir aber, was wäre, wenn ich Alki wäre und nicht Co?
Würde ich dann vielleicht den entscheidenden Punkt manchmal verpassen?
Wäre ich da immer wachsam genug?

Ich hab große Achtung, vor allen, die das schaffen!

Gruß, Lissy


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