menno, menno, so ein mist!!! Ich hatte gestern ein vorstellungsgespräch wegen einer halbtagsstelle – nach 2 jahren krank-sein wg. Depris und alkohol hatte ich mich endlich wieder aufgerafft, mich zu bewerben.
Die letzte Stelle hatte ich verloren, weil ich dort wg. Überforderung, es nicht zugeben wollen und private Probleme einige sachen schleifen habe lassen. Und abends dann das schlechte gewissen tüchtig runtergespült....
Da ich dort freie mitarbeiterin war, gabs kein arbeitszeugnis und bei der bewerbung jetzt, habe ich das ganze auch unter den tisch fallen lassen und was von schlechter auftragslage, kunden an die konkurrenz verloren, ect. erzählt – wollte diese ganze krankheits-depri-alk-misere der letzten 2 jahre nicht offenlegen.
Tja und nun wollen sie die adresse und telefonnummer des letzten auftraggebers, um dort erkundigungen einzuziehen.... habe natürlich weder das eine, noch das andere...
Meine letzten arbeitszeugnisse als angestellte sind gut, meine abschlusszeugnisse auch, es schien bis gestern alles paletti mit der stelle. Und nun das!
Ich war nahe dran, mal wieder alles runterzuspülen. Nee, keine angst – nix passiert. Aber ich renne rum wie ein aufgescheuchtes huhn und bin am hin und her überlegen, was ich jetzt mache...
natürlich haben mir die damals kein arbeitszeugnis nach meinem unrühmlichen abgang vor 2 jahren gegeben. Und danach habe ich in meinem lebenslauf halt: „selbstständige Tätigkeit für diverse Auftraggeber“ geschrieben und nicht: „2 jahre krank wg. depression und sucht, aufenthalt in klinik ... von ... bis ... , Alk-Entgiftung von... bis...“.
Wenn ich sowas in eine bewerbung reinschreibe, brauche ich sie erst garnicht abschicken.
Tja im moment fallen mir 3 verschiedene Vorgehensweisen ein:
1. Die ganze Wahrheit. 2. Auskunft verweigern „das geht sie nichts an...“ 3. Irgendeinen Bekannten als fake-Auftraggeber angeben.
Bei den ersten beiden bekomme ich die stelle wohl nicht, bei der dritten würde mir ständig in zukunft der kalte angstschweiß auf der stirn stehen.
Natürlich weiss ich, dass ich mir durch die sauferei damals viel versaut habe, aber muss mir das denn beruflicherseits jetzt das ganze leben nachhängen? Na, auf jeden fall werde ich mir bei den nächsten bewerbungen gründlicher überlegen, was ich in den lebenslauf schreibe... hmmmm,
jaaa, werde ich beim nächsten mal auch schreiben. Dachte, es sieht halt besser aus, als familienpause.... es ist schon faszinierend, wie schnell ich wieder in dieses schlechte-gewissen-ohjeohje-gefühl reingerutscht bin. Ich mache mir immer noch vorwürfe für diese versäumnisse in meiner letzten firma – obwohl es in den therapien schon x-mal durchgekaut wurde. Einfach nur die größe besitzen, und zu dem mist stehen, den ich in meiner nassen zeit gebaut habe – anscheinend bin ich da noch nicht so weit...
vor einigen Wochen haben wir in der SHG einen ganzen Abend über dieses Problem der fehlenden Monate im Lebenslauf geredet. Einige sind im Moment auf Arbeitssuche und stehen vor der gleichen Frage wie Du.
Zwei der Anwesenden haben bei folgenden Bewerbungsgesprächen wirklich ehrlich die Karten auf den Tisch gelegt und in beiden Fällen wurde es von den Personalchefs positiv aufgenommen. Es ist natürlich schwierig zu raten aber bei Ehrlichkeit musst Du wenigstens keine Angst haben, dass es irgendwann rauskommt und der Arbeitgeber dann Probleme macht oder Du in negatives Licht gerückt wirst.
Ich drück Dir ganz fest die Daumen. Liebe Grüße Beate
ZitatGepostet von Leona M es ist schon faszinierend, wie schnell ich wieder in dieses schlechte-gewissen-ohjeohje-gefühl reingerutscht bin.
Ist das für Dich tatsächlich faszinierend? Für andere scheint es ja weniger faszinierend zu sein, also kann es ja nur um Deine eigene Faszination gehen
Geil wie blöd ich bin..oder so
ZitatGepostet von Leona M Einfach nur die größe besitzen, und zu dem mist stehen, den ich in meiner nassen zeit gebaut habe – anscheinend bin ich da noch nicht so weit...
Wenn Du schon selbst so fasziniert bist, warum haust Du es anderen nicht einfach auf den Tisch? Schlimmer als verlieren kanns nicht werden, und verloren hast Du so ja auch, ohne die Grösse.
Überleg Dir halt was vernünftiges für die Zeit. Ich war auch selbstständig und hab das auch präsentiert. Ich hab aber auch meine Macken präsentiert, daß ich mich verkalkuliert hab, und das hat noch niemand komisch gefunden.
im laufe dieses grübl-sonntages habe ich mich nun entschlossen, die vorgehensweise nr. 2 (auskunft verweigern) zu wählen – sollen sie sich halt ihr teil denken, dieses spiel ist sowieso gelaufen.
Das nächste Mal werde ich schlauer sein – auch dank eurer tipps. Danke nochmal fürs mutmachen!
aber meinegüte minitiger, warum so grantig? Das mit dem faszinierend habe ich natürlich ironisch gemeint...
ich bin nicht grantig. Warum auch? Es ist nicht mein Problem daß Du hast, ich seh das völlig emotionslos. Ich schreib Dir nur wie Deine Selbstdarstellung bei mir ankommt.
Ehrlichkeit ist für solche Gespräche die beste Lösung. Viele Firmen schicken ihre Personalleiter auf Schulungen der Krankenkasse oder Berufsgenossenschaften um mit diesem Thema besser umgehen zu können. Bei meinen Seminaren mit diesen Leuten bekomme ich oft die Rückmeldung über die positiven Erfahrungen die man mit trockenen alkoholikern hat. "Viel weniger Krankheitstage, höhere Verlässlichkeit, bessere Arbeitsleistungen, tiefe Firmenverbundenheit und so weiter".
Natürlich fallen Fehlzeiten erst einmal negativ auf und wenn man dann anfängt nach fadenscheinigen Ausreden zu suchen ist man schon in die Falle getappt. Es ist keine Schande krank zu sein und es wird vielerorts anerkannt wenn man etwas dagegen getan hat. Den der der darüber bei einem Personalgespräch reden kann zeigt, dass er ein hohes Maß an Selbstwergefühl und Veranwortungsgefühl hat.
Im Leben gibt es so viele Zufälle und wenn eine verschwiegene Alkoholerkrankung herauskommt ist das ganze erworbene Vertrauen weg. Wer will den ständig in dieser Anspannung und Angst leben, dass es irgent wann mal durch Zufall herauskommt?
Man muß diese Dionge nicht unbedingt in ein Bewerbungsschreiben schreiben. Aber man muß er erzählen beim Bewerbungsgespräch. Also nochmals Ehrlichkeit wird Dich weiterbringen.
wie wär es mit (Ausfall wegen inzwischen überwundener) Krankheit in der Zeit? Ist die Wahrheit, wenn auch nicht die ganze. Der Personaler _darf_ da eigentlich nicht weiter bohren, fällt unter Privatsphäre,wenn es für eine "spezielle" Stelle nicht von Bedeutung ist, oder?
Ehrlichkeit ist schon ok, aber nur so weit wie _nötig_ oder selbstgewollt.