Hallo zusammen, ich bin traum, und ich bin Alkoholiker. Es hat ziemlich lange gedauert bis ich das für mich selbst so akzeptieren konnte, denn wer gesteht sich schon gern ein, ein Problem mit Alkohol zu haben? Ging mir halt auch so... mittlerweile kann ich es aber nicht mehr leugnen.
Meine Geschichte ist nicht mal vorbei, nein, ich stecke immer noch mittendrin. Einen wirklichen Ausweg habe ich bisher nicht gefunden. Wie oft hab ich mir schon den Kopf darüber zerbrochen wo das alles noch hinführt wenn ich so weitermache...
Mir gehts grad ziemlich bescheiden und ich habe heute schon etliche Stunden als Gast in diesem Forum verbracht und mag die Stimmung hier. Komme also nicht drum herum, mich hier auch zu registrieren, da ich denke dass ich euch noch eine ganze Zeit brauchen werde.
Wie hat der Mist denn bei mir eigentlich angefangen, eine Frage die ich mir immer wieder stelle und nie zu einer Lösung komme. Ich bin in einer Familie aufgewachsen in der Alkohol zum täglichen Leben dazu gehörte wie das Mittagessen. Meine Mutter trank regelmäßig, mein Vater ebenfalls, und meine beiden Brüder waren auch nicht die Menschen die ins Glas spuckten. Allerdings hatte ich damals als Kind (bin das Nesthäkchen) nie das Gefühl dass da etwas nicht stimmen könnte. Im Großen und Ganzen hatte ich eigentlich eine gute Kindheit, jedenfalls empfinde ich das so wenn ich drüber nachdenke.
Mit ungefähr 14 oder 15 Jahren muss es langsam angefangen haben. Ich trank gerne Bier oder Wein, oder Wodka-O mit Freunden vor unserer Dorfdisco, jedoch war es nicht so dass wir jeden Tag gesoffen haben, aber am Wochenende eigentlich immer. Ich hatte da auch noch nicht das Gefühl das zu brauchen. Es kam halt regelmäßig vor, aber vermisst habe ich nichts. Meinen allerersten Vollrausch hatte ich allerdings als Kleinkind. Meine Oma hatte mich mit Erdbeeren aus der Bowle gefüttert... Naja, sie wusste es nicht besser in dem Moment. Meinen ersten bewussten Vollrausch müsste ich so mit 14 oder sogar noch etwas früher gehabt haben müssen. Aber es hielt sich alles in Grenzen und wurde nie wirklich zu einem ungesunden Zeitvertreib.
Das blieb aber bei mir persönlich nicht besonders lange so. Irgendwann kam der Moment, dass wir Drogen testeten. So ziemlich alles ausser den ganz harten Sachen. Hätte ich gewusst auf was ich mich einlasse... jedenfalls hatte ich nach knappen 2 Jahren keine Lust mehr auf LSD, Pilze, Kiffen usw. und wollte aufhören. Da ich aber nicht mehr mal genau wusste wie es denn jetzt überhaupt ist nüchtern zu sein und eine Zeitlang (wegen einem Bad Trip) Bluthochdruck und Angstzustände hatte, versuchte ich mich mit Alkohol zu beruhigen, was ziemlich schnell Regelmäßigkeit wurde. Jeden Tag ein bis zwei, vielleicht auch drei Bier waren immer drin.
Ich verliebte mich bald in eine tolle junge Frau. Naja gut, ich war 17 und sie war 15. Jedenfalls trank ich da auch weiterhin regelmäßig mal mehr mal weniger. Aber immer nur Bier, hatte ich doch bis vor kurzem auch angenommen dass das nicht so schlimm wäre wie harter Alk. Naja, hab mich getäuscht, bin jetzt schlauer. Jedenfalls hatte ich während unseren fast 3 Jahren Beziehung oft Streit wegen dem Bier. Es war also im Endeffekt die erste Beziehung, oder das erste was mir wichtig war, was ich durch den Alkohol verlor. Aber diese Warnung prallte einfach an mir ab. Ich hatte mittlerweile eine Ausbildung als Mediengestalter angefangen und machte den Job sehr gerne. Ich hatte bis dahin auch noch keine Entzugserscheinungen, doch im dritten Lehrjahr begann dann langsam meine wirkliche Sucht. Die Firma disponierte um und ich musste nur noch die Scheissarbeit machen, setzte meine Zwischenprüfung total in den Sand und entwickelte heftige Depressionen zusammen mit SVV. Irgendwann stellte sich bei meiner Therapie die ich deswegen machte heraus dass ich wohl eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung erlitten (oder durch LSD und andere Drogen ins Hirn gefressen) habe. Zu der Zeit, war ich dann bereits ein halbes Jahr krank geschrieben, weil ich das alles nicht mehr ausgehalten habe. Noch vorher wurde ich nach unserem Schützenfest ins Büro des Chefs gerufen, welcher mir klar machte dass er mich schon lange beobachtet und bemerkt hat dass ich offensichtlich ein Alkoholproblem habe.
Ganz ehrlich, das war mir auch schon in den Sinn gekommen, denn mittlerweile war ich bei ungefähr 8 Bier am Tag angekommen. Das musste natürlich auffallen, das ging gar nicht anders. Zittern, starkes Schwitzen und ein wenig neben der Spur zu sein, das war das was ich eigentlich jeden Tag während der Arbeitszeit durchmachte. Und natürlich die Fahne nach der Mittagspause.
Er stellte mich vor die Wahl: Entgiftung und Therapie, oder Kündigung. Ich willigte ein und wenige Wochen danach trat ich meine erste Entgiftung an. Mit 21 Jahren.
Ich wusste sowieso dass mein Leben im Arsch war, denn wenn ich nach der Therapie wieder in die Firma kommen würde, würden die mich so oder so feuern und so schmiss ich die Entgiftung gleich am 2ten Tag. Ein Fehler, den ich mir nie verzeihen werde. Ich ließ mich anschließend von meinem alten Psychotherapeuten krank schreiben, denn der wusste nichts von der Entgiftung. So bezog ich irgendwann Krankengeld und hatte mir der Firma ausgemacht, dass wir einen Aufhebungsvertrag machen werden.
Jetzt hatte ich den ganzen Tag Zeit um zu saufen. Ich war ja nicht mehr bis Nachmittags gezwungen nichts zu trinken, so konnte ich also trinken wann immer ich wollte. Und so verbrachte ich viel Zeit draussen, im Wald, im Park, bei Bekannten aber auch unheimlich viel Zeit alleine zu Hause. Und mein Konsum steigerte sich auf, je nachdem, 12 - 14 0,5er Bier. Jeden Tag, ziemlich lange Zeit. Da ich nicht wusste wie heftig die Entzugserscheinungen sein würden machte ich mir da auch gar nicht so die Gedanken drüber, sondern bretzelte fröhlich weiter. Oft genug bis zum Erbrechen und vorm Rechner einpennen. (War schließlich meine erste eigene Bude.)
Ich erinnere mich noch daran, wie ich soff bis ich vorm Rechner eingepennt bin, aufgewacht bin und mein Hals mir übelst weh tat. Kennt ja jeder wenn der Kopf nach vorne kippt wenn man plötzlich einschläft. Vor allem, ich hab überhaupt gar nicht gemerkt wie ich einschlief. Ich wachte auf und hatte wirklich 5 Stunden gepennt. Dann musste natürlich erst mal eine neues Schwarzbier her, zum klar kommen wie ich es immer spaßeshalber sagte. "Morgen!" *plöpp* Auch im Kino bin ich schon eingepennt und hab den ganzen Film verschlafen inkl. dass mittlerweile alle den Saal verlassen hatten. Mein Kumpel mit dem ich da war musste mich anbrüllen um mich wach zu bekommen.
Das waren die Momente in denen ich begann mir sorgen zu machen, aber sobald es mir am nächsten Tag mit genug Bier wieder gut ging, war eigentlich alles okay. Abgesehen von meinen Depressionen, von denen ich heute weiß woher sie kommen.
Meine Freundin hatte mich schon lange verlassen und ich zog in eine andere Wohnung. Doch auch hier veränderte ich meine Sauferei nicht so richtig. Es wurde mal weniger, aber nie mehr. Die 14 zu Spitzenzeiten waren ja auch kaum noch zu toppen. Diese extreme Phase ging vielleicht ein paar Monate und ich hatte schon längst den 'Point Of No Return' überschritten, was ich merkte als ich mal nichts trinken konnte weil ich einen Termin hatte. Da merkte ich, dass da was nicht stimmt. Ich wendete mich an meine Mutter. Erzählte ihr davon dass ich da ein echtes Problem habe und war unheimlich froh sie gehabt zu haben. Sie hatte immer ein offenes Ohr wenn ich mit Schweißausbrüchen vor der Tür stand und Hilfe brauchte. Aber so ganz gelassen hatte ich das Bier nie. Ich habe nach dieser bitteren Erkenntnis versucht von jetzt auf gleich aufzuhören. 2 Tage hielt ich es aus, aber in was für einem bemitleidenswerten Zustand. Ich war blass wie der Tot, konnte nichts essen, soff ohne Ende Wasser, weil ich ja sonst auch immer irgendeine Flüssigkeit schluckte und hatte sogar eine kurze Halluzination. Am dritten Tag trank ich wieder Bier.
Zwar nicht mehr so viel wie vorher, aber doch. Ich fühlte mich so hundeelend und verfluchte mich dass ich die Chance die sich mir geboten hatte nicht angenommen hatte. Irgendwann allerdings hatte ich das Gefühl meine Sucht im Griff zu haben. Ich trank nicht mehr morgens und fing erst nachmittags an, schüttete das Bier nicht mehr so in mich rein und fühlte mich besser. Aber süchtig war ich noch immer. Immer diese Angst, wenn am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig war, und der Gedanke immer genug Stoff im Haus zu haben. Ich merkte wie sich mein Leben immer mehr um Alk und wie ich ihn bekam, drehte.
Ich lernte irgendwann eine weitere Frau kennen, die so gut wie nie Alkohol trank und meine Trinkgewohnheiten mehr als bedenklich empfand. Sie hatte ja recht, das wusste ich sogar. Wir führten eine Fernbeziehung, sahen uns aber doch recht häufig. Eines Tages sagte sie mir am Telefon, sie würde mich besuchen kommen und 2 Wochen bleiben, aber nur wenn ich in dieser Zeit keinen Tropfen trinken würde. Ich willigte ein pfiff mir in dieser Nacht 1 Gramm Speed ein. Und trank in 6 Stunden nur ein Bier, weil mehr nicht reinging. Der nächste Tag brach an, sie sollte Abends am Bahnhof sein. Auch an diesem Tag während ich wartete reichte mir ein Bier für den ganzen Tag. Und ich stand Höllenqualen durch, da auch das Speed seinen Tribut forderte und mich ausgesaugt hatte wie einen Schwamm. Abends kämpfte ich dann mit mehreren Kreislaufzusammenbrüchen, schlief dann aber auch relativ zufrieden mit ihr ein.
Und von dem Tag an war nichts mehr mit Alkohol. Ich hatte nicht einmal Entzugserscheinungen in diesen zwei Wochen und war fest davon überzeugt, wenn sie wieder fahren würde, weiter abstinent zu bleiben.
Das klappte aber nicht und auch hier endete die Beziehung, was mir sehr weh tat, da ich sie wirklich unheimlich geliebt habe. Ich kürze an dieser Stelle aber ab um zu meiner derzeitigen Situation zu kommen.
Ich wohne mittlerweile in einer ganz anderen Stadt, mit meiner Freundin zusammen. Ich dachte das würde mich davon abhalten weiter zu trinken. Tat es bisher nicht wirklich. Mein Konsum ist zwar weniger geworden, aber ganz lassen kann ich es immer noch nicht. Sie ist unheimlich verständnissvoll und hilft mir wo sie kann, aber es wird irgendwie nichts bei mir. Ich habe mir jetzt das Ziel gesetzt langsam runter zu dosieren, von meinen 6 Bier, langsam runter auf 2 und diese eine Weile halten. Ich weiß dass damit eine Menge Willenskraft verbunden ist, aber ich glaube dass ich es schaffen kann. Auch wenn ich jetzt hier sitze und unterbewusst immer darüber nachdenke dass mein Bier ja nicht reichen könnte. Saufdruck ist ganz enorm grade. Aber ich hab noch Bier und werde heute auch kein neues kaufen, ich werde mich strickt an meinen Plan halten um wenigstens ein Erfolgserlebniss zu haben.
Der erste Tag in meinem neuen Leben wird zwar noch etwas auf sich warten lassen müssen, aber ich weiß dass ich ihn erreichen werde. Ich möchte nicht nochmal eine Frau, und vor allem nicht sie, durch Alkohol verlieren.
Entschuldigt, ist unheimlich lang geworden. Aber es tat gut das los zu werden. Ich bin bald 24 und da sollte mein neues Leben schleunigst anfangen.
minitiger2
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gelöscht
)
Beiträge:
29.03.2005 17:11
#2 RE: Biohazard - Meine Gesichte - Vorsicht, lang
ich hatte auch mal nach einer Jugend in der ich es hab krachen lassen, erst Drogen und Alkohol und später nur noch Alkohol, so grob zwischen 30 bis knapp 40 eine Phase in der ich das ganze scheinbar besser unter Kontrolle hatte. Na ja, ich hatte auch keinen Bock vollends abzustürzen und meine Lebensgefährtin erst recht nicht.
Da hab ich mal mehr mal weniger getrunken und immer gegengesteuert daß es nicht zu viel wird.
Bis ich am Ende halt vor der Erkenntnis gestanden bin daß es mir so lange immer wieder schlecht gehen wird, bis ich GANZ aufhöre.
Meine Güte, es ist anstrengender nach zwei Bier aufzuhören als überhaupt nicht anzufangen, von den ersten paar Tagen vielleicht abgesehen. Ich habs lang genug so gemacht hab reduziert und Pausen gemacht, hab einen ausgeklügelten Trinkplan entworfen und es war irgendwann schlimmer als vorher.
Mach lieber gleich Nägel mit Köpfen, das spart ne Menge Zeit und Frust und Du hast viel schneller wieder was vom Leben.
Und vom Trinken hält Dich nur eins ab: Du selbst. Kein Lebensumstand und gar nix, nur Du selbst.
Gleich zuerst die Frage,die mir auf den Nägeln brennt:
Warum,um Himmels Willen,willst Du DAS noch weiter durchziehen????????????
Zwei Bier und dann Schluss...das ist doch Masochismus pur....
Das Einfachste wär's,in eine professionnelle Entgiftung zu gehen,damit Du zu allererst mal clean wirst...und dann natürlich die Nachsorge...SHG,Thera oder Reha.
Ansonsten fällt mir dazu nun nicht viel mehr ein.
Boh,Du bist 24...und hast schon eine ganze (Drogen)Hölle hinter Dir....also ehrlich,mach was und hör definitiv auf...
Tja, jetzt ist es passiert. Es hat scheinbar Klick gemacht. Wenige Stunden nachdem ich dieses Thema erstellt habe, kam ein Anruf meiner Mutter. Ich hätte die Cance auf eine Arbeit und sollte Donnerstag morgen gleich anfangen. Toll... dann hätte ich von Frankfurt nach Düsseldorf fahren müssen und das mit meinen Effekten zur Zeit. Ich erklärte ihr kurz, mit Tränen in den Augen, dass das nicht ginge. Vor allem weil ich vorher vom Amtsarzt untersucht werden würde und der würde das sowieso merken dass ich zu viel trinke. So legten wir auf und sie war total enttäuscht von mir und stink sauer auf mich. Ich kann es nur all zu gut verstehen.
Danach musste ich raus. Jedem hier ist klar was ich gemacht habe? Na klar, erst mal zwei Bier kaufen und nachgrübeln. Aber eigentlich war mein Entschluss schon getroffen bevor ich das Haus verlassen habe. Ich will in eine Klinik.
Jetzt meine Frage an euch: Wie stelle ich das am besten an? Ich habe hier keinen Hausarzt, weil ich so gut wie nie zum Arzt gehe. An wen muss ich mich wenden, damit ich schnell einen Platz in einer Entzugsklinik bekomme? Alleine, musste ich mir jetzt doch leider eingestehen, wird das bei mir niemals was werden.
Malachy
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gelöscht
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Beiträge:
29.03.2005 20:12
#5 RE: Biohazard - Meine Gesichte - Vorsicht, lang
ich hatte auch keinen Hausarzt. Habe mir einfach einen in meiner Nähe aus dem Telefonbuch gesucht und bin hin. Die Einweisung zur Entgiftung war kein Problem.
Man kriegt wenn man sagt, dass es wichtig ist fast sofort einen Termin beim Arzt (war jedenfalls bei mir immer so). Hm, ich weiss nicht ob du morgen direkt in die klinik kannst. Ich kannte wen bei dem war es so, aber das hilft dir vielleicht nicht weiter. Ruf doch mal da an: 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222
Das ist die Telefonseelsorge. Die können dir bestimmt weiterhelfewn und dir alles erklären.
Oder vielleicht ist auch hier einer der mehr ahnung hat als ich.
kann nicht schlafen. Zu viele Gedanken im Kopf. Also ich fahre nachher eh zum Doc weil ich zu allem Überfluss jetzt auch noch irgendeinen grippalen Infekt habe. Da kann ich das gleich ansprechen. Ein Scheiss, dass immer alles auf einmal kommen muss.
Naja das ist ja der springende Punkt. Darüber habe ich mit ihm ja auch gesprochen, dass bei mir "nur" eine Entgiftung nicht viel bringen würde. Sehe ich auch so. Daher möchte ich schon eine direkte Therapie machen, ich kenn mich doch, ich würde eh wieder anfangen nach dem Entgiften.