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Saufnix  
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Dieses Thema hat 22 Antworten
und wurde 1.791 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Seiten 1 | 2
Klabauterin Offline



Beiträge: 166

01.04.2005 03:10
RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

Hallo ihr klugen Leute, ganz oft les ich hier vom nassen Denken. Und frag mich vieles. Also frag ich jetzt mal euch: was ist "nasses Denken"?

Etwas vereinfacht mal meine Überlegungen: wenn von "nassem Denken" die Rede ist, geht's doch darum, dass die Eigenverantwortung entweder abgegeben wird nach dem Motto: wenn ich nur einen besseren Job/einen netteren Partner/treuere Freunde/liebevollere Eltern/eine glücklichere Kindheit/ein verständnisvolleres Umfeld (gehabt) hätte, dann wäre alles anders/wäre ich anders/würde ich nicht trinken/wäre ich glücklich. Da ist so ein Opferdenken, oder? Auch das Gefühl von Machtlosigkeit, aber eine, in der man sich ganz gut einrichten kann, denn wogegen ich nichts tun kann, dafür bin ich auch nicht verantwortlich. Also darf ich auch unglücklich sein, denn das Leben liefert mir ja Gründe genug.
Oder es geht darum, dass ich die Eigenverantwortung auf morgen verschiebe, denn heute ist sie mir noch zu schwer: morgen/nach dem nächsten Urlaub/im neuen Jahr hör ich auf zu saufen/rauchen/koksen/fressen, geh ich in Therapie/reiche ich die Scheidung ein/fang ich neu an, oder: Wenn ich erst einen neuen Job/den richtigen Partner/weniger Streß/dieses und jenes im Griff habe, dann wird alles besser. Und so weiter.

Ein Stück weit ist das alles weder ungewöhnlich noch problematisch, denk ich. Problematisch wird's dann, wenn solche Denkmuster zur Grundhaltung werden und anfangen, das Fühlen und Erleben zu dominieren. Oder wie seht ihr das?

Außerdem frage ich mich, was ist das "spezielle" an "nassem Denken". Denn ähnliche Denkstrukturen finden sich ja nun nicht nur bei Alkoholikern.

Ist Alkoholismus also einfach eine der vielen verschiedenen Arten und Weisen, wie sich Grundkonflikte oder Traumata manifestieren und in eine seelisch-körperliche Krankheit münden können?

Und noch eine letzte Frage: können auch Nicht-Alkoholiker sozusagen "nass denken" oder ist das was ganz typisches ausschließlich bei Alkoholikern, weil der Alkohol ganz bestimmte Spuren im Gehirn und in der Persönlichkeit hinterlässt?

Ich freu mich auf eure Antworten,
die Klabauterin


Lissy01 Offline




Beiträge: 2.780

01.04.2005 08:26
#2 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

Hallo Klabauterin,

ich glaube schon, daß auch Nicht-Alkoholiker diese Form von destruktiver Denke haben.
Es heißt dann halt nicht Nasses Denken.

In der Suchtfibel von meinem Partner ist magisches Denken beschrieben.
Magisches Denken ist z.B.:

"Wenn das und das passiert, dann muß ich einfach was trinken."
oder
"Es ist doch ganz normal, daß ein trockener Alkoholiker mal nen Rückfall baut."

Oder wenn Angehörige denken:
"Oh, mein Partner /Partnerin hat den Job verloren.
Jetzt fängt er/sie bestimmt wieder das Saufen an, war doch schon immer so."

Also, daß man sich nicht an das hält, was Tatsache ist, sondern irgendetwas vorraus sieht, was man für Tatsache hält, weil alte Muster in der Denke uns geradezu dazu zwingen.

Ich als Co kenne diese Abläufe auch sehr gut.
Ich glaube, das hat fast jeder immer wieder mal.

Daß ich durch die Auseinandersetzung mit Thema Alk & Co gelernt habe, mich gegen diese automatischen Abläufe zu sträuben und lieber zu hinterfragen, was wirklich abgeht, betrachte ich als großen Gewinn.

Gruß, Lissy


aladinmio Offline




Beiträge: 138

01.04.2005 08:46
#3 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

Hallo klabauterin,

als ich versuch das mal so zu erklären.

in der sucht manifestiren sich bestimmte schemen. u.a. auch das aufgehen in selbstmitleid (keiner hat mich lieb, alle schieben nur die schuld auf mich, was will denn der schon wieder von mir, is ja klar das das jetzt wieder kommen musste usw.) und kreiseldenken (du bist in einem gedanken gefangen, du beharrst darauf das problem nur aus einer sicht zu sehen, du weigerst dich andere standpunkte überhaupt in erwägung zu ziehen, geschweige denn anzusehen). und es ist nicht leicht aus diesem nassen-denken, und auch nassen-fühlen auszubrechen.
durch die lange zeit in der solche schemas abgelaufen sind hat unser gehirn sie so innerlich gefestigt, das sie immer wieder mal durchbrechen, obwohl auch ich schon seit langer zeit trocken bin.

da kommen wir dann zu einem punkt, der sehr eng mit nassem denken zusammenhängt, nämlich dem nüchtern werden.

es ist, ich sags mal so, relativ einfach trocken zu werden, das ist in einem zeitraum von 2 wochen machbar. danach beginnt die zeit des nüchtern werdens, und die dauert jahre. ich als alki, muss mein gehirn wieder umprogramieren, back to the roots, zurück zu dem was eigentlich normal ist (andere standpunkte anhören, akzeptieren, auch mal mit sachen klarkommen die nicht gut für mich sind, gefühle zulassen (ja, auch die gibts im kopf, und können gut weggedrückt werden))

der alki ist nie gefeit gegen diese besoffene denkfalle. nur mit der voranschreitenden nüchternheit, dem klarer-werden wird der zeitraum das ich in ein solches schema falle immer länger. es ist auch so, das ich selbst es gar nicht merke, wenn ich wieder besoffen denke, da brauch ich dann schon einen anstoss von aussen. und dann heist es wieder, hoppale, hast mal wieder in der letzten zeit nicht gut auf dich aufgepasst, dir nicht zugehört, jetzt wirds aber verdammt zeit, das ich gegensteuern muss. für mich sind solche situationen immer die ersten anzeichen eines rückfalls.

aus all dem was ich da jetzt geschrieben hab, ergibt sich für mich, das ein nicht-alki, oder nicht alk geschädigter nicht in das besoffene/nasse denken fallen kann. erstens kennt er es nicht, zweitens achtet er so gut auf sich und übernimmt auch die veranwortung für sein leben, was eben der trockene alki alles wieder lernen muss.

LG

aladinmio


Faust Offline




Beiträge: 5.520

01.04.2005 09:13
#4 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

Zitat:

aus all dem was ich da jetzt geschrieben hab, ergibt sich für mich, das ein nicht-alki, oder nicht alk geschädigter nicht in das besoffene/nasse denken fallen kann. erstens kennt er es nicht, zweitens achtet er so gut auf sich und übernimmt auch die veranwortung für sein leben, was eben der trockene alki alles wieder lernen muss.




Hallo aladin,

Und Du glaubst das , was Du da schreibst?

LG
Bernd


Lissy01 Offline




Beiträge: 2.780

01.04.2005 09:22
#5 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

Hallo aladinmio,

Zitat
ergibt sich für mich, das ein nicht-alki, oder nicht alk geschädigter nicht in das besoffene/nasse denken fallen kann. erstens kennt er es nicht, zweitens achtet er so gut auf sich und übernimmt auch die veranwortung für sein leben



...und wenn's so wäre, dann wär das Leben halb so schwer
Dann gäbe es z.B. keine Co's!

Gruß, Lissy


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

01.04.2005 09:23
#6 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

Hi Ihrs,

DAS ich aber auch wissen will


aladinmio Offline




Beiträge: 138

01.04.2005 09:52
#7 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

ja, das glaube ich.

co s, tabbi s, und all die anderen süchtigen haben ihre
eigenen denk-schemata, und dadurch auch andere auswirkungen in ihrem leben.

all das denken von süchtigen ähnelt sich, ist in vielen punkten auch gleich, aber eben nur in vielen punkten, nicht in allen.

nasses und besoffenes denken mit der typischen rückfallgefahr ist atypisch für den alki.

genauso ähnelt sich der entzug von alk und der von tabletten, aber, sie ähneln sich nur. bei tabletten ist er wesentlich heftiger und dauert länger im vergleich zum alk.

bei dem ausdruck süchtiges denken, was nicht gleichzusetzen ist mit suchtgedanken, finden wir die meisten gemeinsamen nenner.
und nasses bzw. besoffenes denken finden wir eben nur bei alkoholikern.

aladinmio - der, der sich gern mit anderen gedanken in dieser richtung auseinandersetzen wird, so andere meinungen existieren


aladinmio Offline




Beiträge: 138

01.04.2005 09:54
#8 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Biene2

DAS ich aber auch wissen will



Was, das ???


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

01.04.2005 10:13
#9 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

Zitat
all das denken von süchtigen ähnelt sich, ist in vielen punkten auch gleich, aber eben nur in vielen punkten, nicht in allen



Dieser Satz ist für mich schon fast nasses Denken.

Ich meine Alkoholiker sind untereinander so unterschiedlich im Denken wie Menschen nur sein können, das einzige was sie verbindet ist die Tatsache, daß sie Alkohol verwenden um ihre Gefühlslage in in irgeneiner Weise zu beeinflussen und daß sie durch fortgesetzten Alkoholgebrauch verlernt haben, manche ihrer Gefühle anderweitig auszuhalten oder zu kanalisieren.

Nasses Denken sind dann die Gedankenkonstrukte die die Trinkerei als zwangsläufig, als sachlich begründet erscheinen lassen. Zum Beispiel so Begründungen "ich trinke weil ich mich nicht entscheiden kann ..oder weil ich Probleme hab...mit genau der gleichen Begründung könnte ich auch NIX trinken, aber das wäre dann halt nicht nass.
Zu nassem Denken gehört für mich auch daß ich mir Gleichgesinnte suche bzw. in andere reinprojiziere daß sie das genauso sehen wie ich, s.o. also eigentlich alles was der Abwehr des eigenen schlechten Gewissens beim Trinken dient.
Ich hab sachliche Gründe zum trinken und andere sehen das genauso...und die vielen anderen die das anders sehen werden ausgeblendet oder angefeindet.

Nu ja mit dem Begriff "nasses Denken" kann ich nicht so sehr viel anfangen was vielleicht damit zusammenhängt daß ich nur in Ausnahmefällen "nur" getrunken hab. Ich hab auch nach dem Ende meiner gröberen Drogenkarriere bis zum Ende meiner Trinkerzeit fast immer dazu gekifft denn der Alkoholrausch allein war mir zu "flach" und ich konnte mit reinen Trinkern meist auch gar nicht so besonders viel anfangen.

Jetzt ist mir doch noch was zum N.D eingefallen deswegen hab ichs editiert. Trotzdem ist es nur ein unbeholfener Versuch, ich hab sogar schon mal gegoogelt was dieser Begriff eigentlich aussagen soll.

der minitiger

[ Editiert von minitiger2 am 01.04.05 10:45 ]


alberd ( gelöscht )
Beiträge:

01.04.2005 10:30
#10 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

Guten Morgen

Also mir wurde hier ja schon öfters nasses Denken unterstellt (ok, wenn man trinkt trifft das meistens auch zu, hi, hi). Trotzdem wage ich zu behaupten, dass nasses Denken schon in dem Wort Alki liegt. Was ist das eigentlich Für mich eine Verharmlosung des Themas mit nur einem einzigen Wort. Ich weiss für mich, dass ich Alkoholiker mit allen daraus resultierenden Konsequenzen bin. Alki ist doch noch kein richtiger Alkoholiker und ist für mich nasses Denken.


viele Grüße alberd


duennerwolf Offline




Beiträge: 445

01.04.2005 10:43
#11 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

Tach aladin,

du schreibst :

Zitat
nasses und besoffenes denken mit der typischen rückfallgefahr ist atypisch für den alki.



ähemmm ?

Wie du darauf kommst, dass alle nicht-Alkoholiker auf sich achten und Verantwortung für ihr Leben übernehmen ist mir auch ein Rätsel. Aber ich bin ja wissbegierig und lernfähig und lasse mich hier gern aufklären.


aladinmio Offline




Beiträge: 138

01.04.2005 11:09
#12 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von minitiger2
das einzige was sie verbindet ist die Tatsache, daß sie Alkohol verwenden um ihre Gefühlslage in in irgeneiner Weise zu beeinflussen und daß sie durch fortgesetzten Alkoholgebrauch verlernt haben, manche ihrer Gefühle anderweitig auszuhalten oder zu kanalisieren.



da gibt es aber schon noch viel mehr gemeinsamkeiten.
z.b. die sorge um den stoff, wo bekomm ich ihn her, die fehlende einsicht der abhängigkeit,

der alkohol wird nicht bewusst verwendet um die gefühlslage zu beeinflussen.
sie setzen sich nicht hin und sagen sich, das schöne/schlechte gefühl kann ich jetzt nicht aushalten.
ich und mein gehirn haben doch so schön gelernt, das durch den alk keine gefühle mehr kommen.

das mit mit dem aushalten oder kanalisieren gibt es im stadium des alkoholismus nicht mehr.
ich hatte keine gefühle mehr, die es auszuhalten galt, oder die ich kanalisieren konnte. es war egal, ob liebe freunde/frau/kinder "urplötzlich" weg sind. trost gabs ja an jeder ecke. probleme mit den gefühlen kamen erst nach weiterschreitender nüchternheit. hier galt es jetzt auszuhalten, kanalisieren und vor allem umgehen und akzeptieren dieser neuen(alten)gefühle in mir.

heute ist es mir klar, was da ablief und noch weiter abläuft, wie ich mit meinen gefühlen umzugehen habe (obwohl manches noch schwerfällt, auch nach zwei jahren)
nur damals in meiner nassen zeit wusste und fühlte ich es nicht mehr.

schönes gefühl
auch schönes gefühl
auszuhalten
ausleben
auch befreiend
nie mehr wollend

schön, in ein netzwerk grüßen zu können

LG
aladinmio der sich gerne


aladinmio Offline




Beiträge: 138

01.04.2005 11:13
#13 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von duennerwolf
Tach aladin,
nasses und besoffenes denken mit der typischen rückfallgefahr ist atypisch für den alki
.



nimm bitte den ganzen satz (besoffenes denken und rückfallgefahr ist atypisch).

ich möchte damit nicht sagen, das alle die mit alkohol umzugehen wissen auch gleichzeitig gut mit sich umgehen oder nicht in ein kreiseldenken verfallen, absolut nicht, es gibt genug beispiele dafür


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

01.04.2005 11:33
#14 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten

aladinmio,

zuerst: atypisch heisst un-typisch und ich glaube nicht daß Du das sagen wolltest

und dabei:

Zitat
z.b. die sorge um den stoff, wo bekomm ich ihn her, die fehlende einsicht der abhängigkeit,

der alkohol wird nicht bewusst verwendet um die gefühlslage zu beeinflussen.



solltest Du Dir bewusst sein, daß daß Du mehr über Dich als über mich schreibst.

Das mag vielleicht damit zusammenhängen, daß ich nie stärkere Entzugserscheinungen wie einen Flattermann hatte. Mir hat zwar eine Zeitlang die Einsicht in die Sucht gefehlt, aber Sorge um den Stoff hatte ich nicht unbedingt. Und ich hab meinen Konsum auch gezielt und mit Timing geplant, wenn ich mal von den (wenigen) letzten Wochen meiner langjährigen Karriere absehe. Und ich hab getrunken um besser draufzukommen und meinen Stress abzubauen, was vielleicht nicht ganz geeignet war aber genau dem Ziel der Gefühlsbeeinflussung gedient hat. Na ja und "Trost" läuft ja auch in die Richtung.

Also nach Deiner Definition war ich vermutlich noch gar kein Alkoholiker oder grade mal so. Von der Klassifizierung her "kritische Phase", aber noch nicht chronisch. Nur greift das für meine Begriffe zu kurz, denn der Alkoholismus fängt nicht erst da an wo ein zitternder Idiot seinen Schluck braucht um überhaupt funktionieren zu können. Und ich war auch dreimal in der Woche sturzblau also es war bestimmt schlimm genug auch wenn es meist beabsichtigt war.

Alkoholismus fängt für mich da an, wo man sich ein Leben dauerhaft ohne nicht vorstllen kann, und das hängt zuallererst mit der Gefühlslage zusammen. Und erst wenn ich sehr lang die Kurve nicht kriege lande ich dort wo Du "alle" siehst.

der minitiger


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

01.04.2005 11:51
#15 RE: Nasses Denken Zitat · Antworten



Hallo @all,

hab´hier etwas gefunden zum Umgang mit Gefühlen.

http://www.gute24.de/li-umgang%20mit%20Gefuhlen.htm


liebe Grüße
Ramona


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