Ich habe den Film gestern gesehen. Hat mich sehr gefesselt. Ich sehe gerne Filme, in denen ich ein Stück weit jeden Beteiligten verstehen kann. So war es auch gestern. Nur den Reporter, den hätte ich von Anfang an fressen können.
Hin- und hergeschüttelt war ich mit meinen Gedanken um den Hauptdarsteller. Immer, wenn sich ein "habe ich nie gemacht, hätte ich nie getan" in meinen Kopf grub blitzte der Gedanke "hätte dir auch passieren können, wenn du andere Lebensumstände gehabt hättest" quer dagegen.
mir ist es eiskalt den Rücken runtergelaufen, als ich den Säugling röcheln hörte und sein Vater sich nur besoffen in (blöden) Selbstmordgedanken erging und dann wegpennte...
Wir mußten zweimal nachts den Notarzt rufen, weil unser Kind kaum mehr Luft bekam...Pseudo-Krupp hieß es... Da war ich aber noch nicht "so gut" drauf, auf Alk. Wir schliefen damals noch zu dritt und man wurde wach, wenn mit dem Kind was nicht stimmte. Keine Ahnung, warum, aber hat funktioniert, das innere Alarmsystem.
Ist ein Trinker ein potentieller Mörder? Naja, man würde es wohl unter "fahrlässiger Tötung" abbuchen oder Vernachlässigung, reicht ja aber auch...:-(
Nee, man soll sich ja rückwirkend nicht zuviele Vorwürfe machen, aber wenn man dann doch mal ins Nachdenken kommt, was alles hätte passieren können...du lieber Himmel!*grusel*
Die finsteren Gedanken wegsaufen? _Nein_, danke! _Das_ (hoffentlich) niiie wieder! Gibt mir ne ganze Menge "Abstinenzzuversicht", wenn ich da jetzt so drüber nachdenke... Besoffen in einer blutgefüllten Badewanne enden, wie ein Schwein beim Schlachtefest?! Nein, _ich_ hoffentlich nicht!
habe den Film zwar nicht gesehen, da ich den Threat erst zwei Stunden später gelesen hatte und überhaupt wenig Fernsehen gucke.
Was Du da aber so schreibst, da läuft mir auch eine Gänsehaut den Rücken runter. Mein Sohn war auch ein Pseudo-Krupp-Kind. Damals habe ich aber noch nicht der Flasche zugesprochen. Und die Anfälle kamen immer nachts. Hatte im Kühlschrank als Notfallmaßnahme immer Cortison-Zäpfchen.
Fallada, jetzt wo ich lese, dass dich der Film teilweise an Situationen aus deinem Leben erinnert hat, da werden mir meine Gedanken klarer. Ich konnte Reporter, Schwiegermutter und Frau teilweise überhaupt nicht verstehen und dachte bei mir: Oh Marianne, Mitleid mit dem Trinker? Was soll denn das jetzt?
Nun wird es mir deutlicher. Als ich 8 Jahre alt war, bekam die Freundin meines Bruders ein Kind. Also Heirat. Bruder nächtelang Karten gespielt; Frau mit Kind zu ihren Eltern und ihren drei Brüdern gezogen. Oft brachte sie den Säugling zu meinen Eltern. Kurz: Alle soffen derart, dass das Baby vernachlässigt, wund und ständig hungrig war. Also haben meine Eltern das Kind zu sich genommen (ohne irgendwas, niemand hatte etwas dagegen). Das hat mir natürlich überhaupt nicht in den Kram gepasst. Zack - über Nacht groß. An einen Satz meiner Mutter kann ich mich erinnern: Sauft ihr Erwachsenen euch meinetwegen tot, das Kind bleibt hier.
Das Kind wird Ende des Monats 36 Jahre alt, viele Leute halten uns für Schwestern.
So, Ei ausgebrütet. Mir ging der hier oft geschriebene Begriff "nasses Denken" nicht mehr aus dem Kopf, weil ich die Schuld nicht allein bei dem Alkoholiker gesucht habe. Die Erinnerung an die Kindheit wird´s gewesen sein, wie so oft.