Hi, ich mach in meiner Schule eine Projektarbeit zum Thema Alkohol und habe nun ein paar Fragen dazu, die ich woanders nicht beantwortet bekomme. Wie kommt man eigentlich zum Alkohol und was fühlt man, wenn man merkt abhängig zu sein. Es wäre nett, wenn mir einer von euch eure Erlebnisse und Erfahrungen schreiben könnte. Vielen Dank Sina
Hallo Sina, das ist ja ein Zufall, ich bereite auch für morgen einen Vormittag über Alkohol vor (Hauptschule).
Du könntest mal hier in der Rubrik "Deine eigene Alkoholkarriere" die alten Beiträge durchforsten, da haben viele geschildert, wie sie sich da hineinverwickelt haben.
Und ganz oben links auf der Seite kannst du Homepage klicken, da findest du Informationen.
Auf der Homepage vom Anton-Proksch-Institut findest du auch Informationen - klickst du hier
Die Fragen sind ein bisschen allgemein und von daher ein bisschen schwer zu beantworten.
Es ist schwer zu erklären, wie ich mit dem Alkohol angefangen habe, weil es langsam anfing. Ich glaube das ganze fing an, als ich ins kirchliche Jugenazentrum ging. Dort gab es eine Dartscheibe und ein Tischfussball und es hingen immer ein paar Leute rum mit denen ich mich anfreundete. einige davon waren ziemlcih übel, das schätzt man natürlich in dem Alter noch nicht richtig ein. Einer ist dann da rausgeflogen, weil er irgendwie Jüngere gedisst hatte. Es war eigentlich nichts wirklich schlimmes, aber weil er halt auch vorher schon aufgefallen war, ist er rausgefolgen und hat dann einige überredet mit ihm in die Kneipe zu kommen was dann auch einige taten. Ich kam dann eines Tages auch mit und hab da noch mehr Leuts kennengelernt. Einige davon hab ich sehr nett gefunden, die waren auch schon älter als ich und cooler und ein vorbild sozusagen. anfangs hab ich kaum Alkohol getrunken. Mir haben die Jungs da sehr viel bedeutet, weil wir auch über Probleme reden konnten und so. Sie meinte halt immer ich sollte doch mal was trinken und der alk war da auch ziemlich billig und irgendwann habe ich dann angefangen mitzutrinken. Ich fing dann an zu studieren und kriegte nichts gebacken, weil ich auch zu lethargisch war mal was für die Uni zu tun. Dazu kam dann noch, dass mir die Beziehung zu einer Frau, die mir viel bedeutet hatte zerbrach. Dann wechselte ich die Stadt und studierte wonaders. Ich lernte aber kaum neue Leute kennen und hockte immer vorm Internet und trank. Ich hab schon mitgekriegt, dass das nicht gut ist un d dachte mir immer "im nächsten Semester hör ich auf".
Naja, man zögert es dann immer so raus bis man es wirklich tut.
... wie alt bist du Sina, ich denke mal so eine Projektarbeit über Alkohol macht man aber nicht in der 5. Klasse, ich geh einfach mal davon aus. Ich geh auch einfach mal davon aus das du selbst oder in deinem Umfeld schon mal mit Alkohol in Kontakt gekommen bist Wenn nicht kannst du ja protestieren.
Also wenn ich in der Schule irgendetwas ausarbeiten musste, habe ich da so weit wie möglich immer bei mir angefangen. Sprich, wenn du in die Disco gehst und Alkohol trinkst, warum tust du das ?? Warum trinkst du nicht Saft ?? Was hat dir der Alkohol gegeben das du beim nächsten Discobesuch wieder Alkohol trinkst. ??
ich erzähl Dir jetzt ganz einfach meine Geschichte. Ich stamme aus einem Elternhaus in dem Alkohol keine Rolle spielte. In der Jugendzeit gab es natürlich einige Partys mit richtigen Besäufnissen aber das war die Ausnahme. Normalerweise habe ich keine Alkohol getrunken. Mit dem Erhalt des Führerscheins habe ich aktiv mit Motorsport begonnen und auch da war Alkohol verpönt. In meinem Freundeskreis war ich immer der einzige der nichts trank. Erst mit ca. 32-33 Jahren habe ich begonnen ab und zu ein Bier zu trinken. Ich habe dann bemerkt, dass ich ansolchen Tagen meine großen Hemmungen gegenüber der Umwelt insbesondere der Frauen verlor. Außerdem schlief ich einfach besser ein wenn ich etwas Bier getrunken hatte. Also habe ich angefangen regelmäßig ein Bier am Abend zu trinken. Nach einiger Zeit merkte ich dann, dass die Wirkung einfach icht mehr wie gewünscht erzielt wurde. Also wurden aus einem Bier deren zwei. So kannst Du nun weitermachen bis zu regelmäßigen 6 -8 Bier an Abend. Dann wurde mir so langsam klar, dass ich wohl doch etwas viel trinke. Ein erster Versuch beim Arzt endete mit den Worten: Sie doch nicht, das kriegen wir schon wieder hin. Ich bekam Medikamente bei deren Einnahme der Genuss von Alkohol sehr üble Nebenwirkungen haben soll. Aber in meinem Gehirn hatte sich der Gedanke an den Stoff wohl schon festgesetzt. Bald habe ich versucht trotz der Medikamente etwas zu trinken. Bei kleinen Alk-Mengen ging das sogar. Nachdem die Medikamente aufgebraucht waren habe ich dann einfach wieder mehr getrunken. Ich hatte ja auch keinen Grund aufzuhören. Der Hausarzt hatte mir doch bestätigt, dass ich kein Problem mit Alk. habe. Die Menge nahm zu und irgendwann konnte ich gar nicht mehr so viel Flüssigkeit aufnehmen wie ich benötigte. Also bin ich auf Wein umgestiegen. Ca. 4 Jahre nach meinem ersten Versuch habe ich dann endlich erkannt, dass ich nun ernsthaft etwas unternehmen muss. Ein 2er Versuch bei einer anderen Ärztin war dann erfolgreich. Ich wurde in eine Klinik eigewiesen zur Entgiftung und habe anschließend eine 4-monatige Therapie gemacht. Inzwischen lebe ich 6 Jahre abstinent.
War jetzt ein langer Bericht. Aber vielleicht hilft er Dir bei Deiner Arbeit weiter.
ich komme aus einem Elternhaus in dem das Feierabendbier und das Schnäpschen zur Belohnung einfach dazugehört haben, das gab es jeden Tag. Ich fand es völlig normal das Erwachsene trinken, ich kannte gar keine anderen. Sie haben ja trotzdem gearbeitet und ein Haus gebaut und ein bürgerliches Leben geführt, waren also nicht so wie ich mir Alkoholiker vorgestellt habe und sie waren meistens auch nicht richtig betrunken.
Als Jugendlicher hatte ich einen Freundeskreis in dem die meisten viel getrunken haben. Ich fand auch das ganz normal.
So wars dann auch bei mir ganz normal daß ich ziemlich oft getrunken habe.
Abhängig hab ich mich erst nach 25 jahren trinken gefühlt, und das war schlimm. Ich konnte nicht mehr so weitermachen, dabei konnte ich mir ein Leben ganz ohne zu trinken erst gar nicht vorstellen, also hab ich es lange immer weiter eingeschränkt damit ich nicht ganz aufhören muss. Das hat am Schluss nix mehr geholfen, es war vorbei mit der Freiheit, ich konnte nicht mehr so wie ich wollte, und so hab ich mich auch gefühlt, wie im Gefängnis.