Ich habe gerade meinen Entzug hinter mir und fühle mich bestens. Habe auch momentan keinerlei Saufgelüste, sondern konfrontiere mich mit meinen Problemen wegen denen ich abends oft getrunken habe. (Einsamkeit, Zukunftsangst etc.) Klappt eigentlich ganz gut. Es sind an die zwei Jahre gewesen, die ich abends oft getrunken habe - meist Wein oder Sekt. Ich habe meinen Arzt gefragt, ob man nach einem Entzug jemals wieder Alkohol trinken dürfte. Z.b. den Sekt zu Silvester und dergleichen. Der meinte, wenn ich den Alk nicht mehr zur Kompensierung meiner psychischen Probleme missbrauchen würde, wäre es kein Problem - solange ich spüre, dass ich die Kontrolle habe. Aber nun meine Frage. Sind Entzugserscheinungen nicht immer ein Zeichen bereits bestehender körperlicher Abhängigkeit? Würde nicht jeder Tropfen wieder zu EE führen? Ich habe momentan nicht mal Lust Alkohol anzuschauen aber ich frage mich schon, ob ich nun für den Rest meines Lebens abstinent bleiben muss? Liebe Grüße
Moin Tineleyn, ähm, wenn du alkoholikerin bist solltest du nie wieder alkohol trinken, weil du sonst dein suchtgedächnis aktivierst und alles von vorne losgeht. Wenn du keine alkoholikerin bist- warum hast du dann einen entzug gemacht? Wovon? Und warum mit medikamenten? Versteh deine frage nicht wirklich, geschweige denn, dass dir ein arzt eine solche antwort gibt. Lies dich mal hier n bisschen durch- es gibt infos in hülle und fülle. lieben gruß von einer verwunderten Hermine
ZitatDarf man nie wieder auch nur einen Tropfen trinken
Du bist Erwachsen, denke ich zumindest, wer soll es dir also verbieten?
ZitatDer meinte, wenn ich den Alk nicht mehr zur Kompensierung meiner psychischen Probleme missbrauchen würde, wäre es kein Problem - solange ich spüre, dass ich die Kontrolle habe.
Theoretisch könnte dein Arzt sogar Recht haben. Praktisch ist es der größte Quatsch einem Alkoholiker so etwas zu sagen. Das muß ja auf Kurz oder Lang zu dem Gedanken führen, daß man ja wieder trinken kann.
ZitatWürde nicht jeder Tropfen wieder zu EE führen?
Deiner Frage nach zu urteilen denke ich, daß du noch nicht so drauf bist, daß du von geringen Mengen einen körperlichen Entzug bekommst. Dein Problem dürfte wohl eher auf psychischer Ebene liegen. Der nächste Entzug dürfte erfahrungsgemäß so zwischen einem Monat und einem Jahr nach dem ersten Schluck kommen.
Mein Arzt hat mir was von dieser "kontrolliert Trinken" Sache erzählt. Er steht dem aber skeptisch gegenüber und nachdem ich etwas im Internet geschaut habe, ich auch. Ich denke & hoffe, ich werde mit Abstinenz besser fahren; zumal ich sagen muss, dass ich mich das erste mal seit langem körperlich richtig gut fühle. Sauwohl sogar. Mein einziges Problem ist dieses nicht unerhebliche "Loch", das der Verzicht auf meinen (hopefully) Exfreund Alk in mein alltägliches Leben gerissen hat. Bin momentan am grübeln, wer ich bin und was mir Freude macht. Hobbies, Entspannung ... Kennt ihr ja sicher selbst. Ich denke, ich kann das schaffen. Mit viel Zeit und gutem Willen. Dank euch.
Ich schüttle auch ein wenig Kopf ob dieser "kompetenten" ärztlichen Aussage. Wieviel Erfahrungen hat er denn mit Suchtkranken?
Ich habe es schon mal an anderer Stelle gepostet - für mich persönlich ist es z.B. ebenso lebensbedrohlich, mit diesem Gedanken ans "mal wieder nur ein wenig zu trinken" zu flirten, wie beim nächsten Infekt leichtfertig zu denken "mein letzter lebensbedrohender Allergieschock auf Penicillin ist ja schon so lange her, da machts mir doch jetzt sicher nix mehr aus" .
Ich bin schwer und lebensgefährlich allergisch gegen Penicillin, und das bleibe ich mein ganzes Leben lang. Und wenn ich darauf nicht achte, bringe ich mich in große Gefahr, in der ich ziemlich sicher umkomme. Und ganz genauso bin ich eben alkoholabhängig, und das genauso mein Leben lang, und darum bin ich achtsam und setze mich keinen unnötigen Risiken aus.
Ich hab es leidvoll bei meinen Selbstversuchen des kontrollierten Trinken selbst erfahren müssen, dass es bei mir nicht funktionierte mit dem einen Glas. In Gedanken waren es dann eh lieber schon zwei, oder noch besser drei - mir gings auch gar nicht um das Glas, sondern um dxie Wirkung, und dafür reicht eins eh nicht. Irgendwann im Laufe dieser Selbstbeschränkung kam dann Frust, Trotz oder Resignation auf, und es war immer eine Frage der Zeit, bis ich dann dem mühsam auf ein bestimmtes Maß zurechtgestutzten gezügelten Saufdrang nichts entgegenzusetzen hatte. Und schon kurz später dann völlig "Leinen los", und ich war jedesmal noch tiefer drin als je zuvor.... .
Heute weiss ich, dass es für mich essentiell ist, das allererste Glas schon nicht zu trinken, dann erspar ich mir den zwanghaften Drang, das zweite, dritte, achtzehnte eigentlich auch trinken zu wollen und die Quälerei, gegen diesen Drang anzukämpfen. Und die Versagergefühle, wenn dieses Ankämpfen über kurz oder lang nicht mehr funktioniert. Nie wieder will ich so eine Sch... durchmachen! (pardon!)
Und es reicht für mich heute auch nicht, einfach nur "nichts mehr zu trinken". Mit Alkohol ist alles nichts, aber es ist auch nicht alles, nur ohne Alkohol zu sein. Sonst habe ich dem nächsten Anfall vom Gollum nichts etngegenzusetzen. Also tu ich was dafür, damit ich nicht achtlos und leichtsinnig werde. Z.B. mit regelmässigen "Auffrischungs-Schutzimpfungen" hier im Forum oder auch in meiner SHG, die ich zweimal wöchentlich regelmässig besuche.
Dem Körper und viel mehr noch meiner Psyche ist es völlig wurscht, wieviel Zeit dazwischen liegt - gebe ich dem Alkohol den kleinen Finger, reisst es mir den Arm und das Herz raus.
Jemand hier im Forum - weiss leider nicht mehr wer - hat mal einen Satz geschrieben, der alles sagt : "alkoholismus ist eine Krankheit, die Dir versucht klarzumachen dass Du sie nicht (mehr) hast.
Das stimmt und ist das Gefährliche dran, weiss die
die Geschichte mit dem Versuch des "kontrolierten Trinkens" kommt so alle paar jahre mal wieder in die Medien. meistens dann, wenn die Kostenträger mal wieder sparen müssen. Manchmal versucht auch irgendein Professor sich mit so einer Aussage in die Medien zu bringen. Leider sieht das dann so aus: Ankündigung des KT in der Presse: 1 Seite. Wiederuf der Aussagen des KT: 3 Zeilen. Versuche ind dieser Richtung gibt es in den USA schon seit vielen Jahren. Besonders die bekannte St. Barbara Klinik in Kalifornien propagiert das seit Jahren. Und warum müssen dann die ganzen Hollywood-Stars alle 2 Jahre dorthin???? :gruebelLiza Minelli, Liz Taylor, Dustin Hofmann uva.) Übrigens hat auch die Gattin des früheren und Mutter des jetzigen Präsidenten der USA Barbara Bush dort ihren ersten Entzug gemacht. Allerdings ohne dauerhaften Erfolg. Erst eine spätere Kur in einer anderen Klinik ohne diese Experimente hatte den gewünschten Erfolg.
Liebe Grüße Werner
Sinn
(
gelöscht
)
Beiträge:
21.06.2005 14:05
#7 RE: Darf man nie wieder auch nur einen Tropfen trinken
wie dir der Ralph schon geschrieben hat, verbieten kann dir keiner was. Du darfst auch Alk trinken.
Du willst aber nicht.
Wenn du nämlich von der Vorraussetzung ausgehst, ich will ja gern und darf aber nicht, dann hast du immer ein Verzichtsgefühl gegen deinen eigentlichen Willen.
Ist ungefähr so, ich zum Beispiel bin Raucherin. Wenn ich beim Zahnarzt war und der sagt sie müssen einen Tag auf das Rauchen verzichten. dann bin ich froh wenn der Tag rum ist. Wenn ich mir aber sage ich will nicht rauchen, dann hab ich das auch schon mal 14 Tage geschafft.
Wenn dir die Vorstellung von Lebenslang jetzt zu viel Angst macht, dann solltest du es schon in kleinen Schritten tun. Eben ich trink heute nicht und lass das erste Glas stehen.
ZitatDer meinte, wenn ich den Alk nicht mehr zur Kompensierung meiner psychischen Probleme missbrauchen würde, wäre es kein Problem - solange ich spüre, dass ich die Kontrolle habe.
Schwachsinn!!!
Wie lange soll denn ein Suchtkranker spüren, dass er es unter "Kontrolle" hat??? Wenn er es merkt, dass er es nicht hat, dann ist es zu spät!!!
Mein einziges Problem ist dieses nicht unerhebliche "Loch", das der Verzicht auf meinen (hopefully) Exfreund Alk in mein alltägliches Leben gerissen hat. Bin momentan am grübeln, wer ich bin und was mir Freude macht. Hobbies, Entspannung ... Kennt ihr ja sicher selbst. Ich denke, ich kann das schaffen. Mit viel Zeit und gutem Willen. Dank euch.
Du kanst es auch schaffen, aber nur dank dir selbst!
Zu der vielen Zeit und dem guten Willen würde ich noch etwas ergänzen: Menschen mit denen du dich austauschst! Dann wird es ca. 75 % leichter!! Gehst du schon in eine Gruppe?
Deine erste Regel lautet trotzdem: auf jeden Fall das erste Glas stehen lassen, denn ansonsten werden weitere Schritte absolut unmöglich.
Aber wenn du das durchziehst, dann wird sich das Loch füllen - ganz sicher! Bin jetzt ca. 1,5 Jahre trocken und habe dieses "Loch" schon lange nicht mehr.
Bei Unwohlsein hier schreiben, hilft am Anfang auch sehr!
Nie wieder was trinken, hörte ich das erste mal in der Entzugsklinik. Da sieht man mal, wie naiv ich war
Erst war ich ganz schön geschockt, habe es aber genossen, daß es mir von Tag zu Tag besser ging.
Die erste Zeit hatte ich ganz schlichtweg Angst, was zu trinken. Danach hatte ich mich daran gewöhnt und auch nichts mehr vermisst. Angst ist sicherlich nicht das beste Motiv. Alte AAler haben mir aber gesagt, es wäre am Anfang ganz hilfreich, das würde sich schon legen. Und es hat sich auch gelegt.
Aber um es auf den Punkt zu bringen: NIE WIEDER EIN GLAS
Ich finde es auch immer wieder schockierend, wenn Fachleute etwas von kontrollierten Trinken erzählen. Habe vor neun Jahren 5 Beratungstermine bei einer kirchlichen Organisation genommen, danach habe ich (bis auf einen Rückfall vor 3 Wochen) nichts mehr getrunken. Habe damals schon kapiert, dass man nie wieder etwas trinken sollte, obwohl die Tante, die mich beraten hat, etwas rumgedruckst hat, sie sagte so etwas wie "später kann man dann ja mal wieder ein Glas trinken". Da hatte ich verstanden, dass Sie das Problem NIE verstehen wird, die Leute sind eben keine Alkoholiker und wissen nicht, wie es sich anfühlt, wenn man sich vorgenommen hat, nur ein Bier zu trinken und mal wieder ein gestandenes Besäufniss daraus wurde. Der beste Beweis für mich persönlich, dass ich nie konrtolliert trinken werden kann, sind meine viele gescheiterten Versuche von früher. Ich Vergleiche die Alkoholsucht gerne mit einem Tiger, den man, wenn man trocken ist, in einen Käfig gesperrt hat. Trinke ich ein Glas Sekt zu Sylvester (das ging ja, ich brauichte gar nicht mehr zu trinken, ich glaube ich bin geheilt...) dann löse ich das Schloss des Käfigs unweigerlich ein bisschen. Die Abstinenz wird von innnen ausgehöhlt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis man mehr trinkt und das ganze Gebäude einstürzt (oder der Tiger aus dem Käfig kommt). Das einzige Mittel ist, die Finger vom Alkohol zu lassen, amn kann es gar nicht oft genug schreiben. Gruß Jan
Stardust
(
gelöscht
)
Beiträge:
23.06.2005 21:41
#12 RE: Darf man nie wieder auch nur einen Tropfen trinken
Nein, ich hab das nicht mehr so genau im Kopf aber es war etwa so: 5% wieder normalen Umgang 5% sterben 90% werden abstinent.
Dafür verbürgen kann ich nicht aber die 5% (normaler Umgang) stimmen. Also wenn die Statistik in Ordnung ist. Blöd ist nur, daß das Ausprobieren ob man wieder gemäßigt trinken kann mit dem erheblichen Risiko behaftet ist, daß man einen gewaltigen Rückfall fabriziert.
Grüße Stardust
p.S.: Man kann mit einem Tiger spielen. Die Gefahr ist, daß er einem auch fressen kann.....
Was mich immer wundert, wenn Leute von "normalem" Umgang mit Alkohol reden. Oder von den Leuten die "normal" Alkohol trinken.
Also nochmal!
Alkohol ist ein GIFT. "NERVENGIFT" Alkohol ist eine hoch süchtig machende DROGE
Wie kann man "NORMAL" sein, wenn man GIFT, bzw. eine zerstörerische, hoch süchtig machende Droge nehmen will? Wie kann man normal Gift trinken?
Kontrolliert einnehmen. Das gibt es gar nicht. Das ist Drogenabhängigkeit wer das macht und KONTROLLE haben wir nie besessen. Das muss man erstmal kapieren. Verd...
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