da bin ich doch tatsächlich über diese tolle Website gestolpert. Habe schon einiges gelesen und bin angenehm überrascht.
Ich bin (noch) 26, leider Alkoholikerin und Gott seis gedankt seit 1 1/2 Jahren trocken. Meine Alkohol-Karriere war kurz (verhältnismäßig), aber dafür um so schmerzvoller.
Ich habe angefangen zu trinken, als sich meine grosse Liebe von mir trennte. Alkohol spendete mir Trost. Und als ich eigentlich keinen Trost mehr brauchte, brauchte ich den Alkohol. Mein Mann lernte mich "saufend" kennen und liebte mich trotzdem. War bestimmt nicht einfach mit mir und heute schäme ich mich auch dafür. Ich hatte zwischen durch sogar aufgehört zu trinken, allerdings nur, weil ich schwanger wurde. Als abgestillt war, stillte ich wieder meine Gier. So 12 - 16 halbe Liter Bier mussten es schon sein, auf Parties oder in der Bar wars etwas mehr. Mein Mann stoppte mich nie, er ließ mich in Ruhe. War auch gut so, Vorwürfe hätten mich nicht aufgehalten sondern weiter in die Sucht getrieben. Tja und Ende 2003 machte es dann "klick" und ich suchte mir Hilfe.
Heute geht es mir gut, ich habe wieder Ziele und keine Angst mehr vor der Zukunft. Das Leben ist nicht einfacher geworden aber lebens- und liebenswerter. Meine SHG besuche ich nach wie vor, sie ist meine "Rückfall-Prävention".
Trotzalledem fühle ich mich immer noch unsicher und Saufdruck stellt sich manchmal auch noch ein. Besonders jetzt, wo es so warm ist und die Biergärten gefüllt sind. Da wird mein "Notfallprogramm" des öfteren aktiviert.
Ansonsten gilt: "Nur wenn es mir gut geht, geht es auch den anderen gut"
ZitatIch habe angefangen zu trinken, als sich meine grosse Liebe von mir trennte.
Das war bei mir auch der absolute "Dammbruch" in Sachen Alkohol - leider. Allerdings habe ich vorher Alkohol schon jahrelang benutzt, um Probleme nicht so zu spüren, mich besser zu fühlen. Da trank ich aber unregelmäßig. Als er mich dann verlassen hatte, jeden abend.
Ich bin jetzt auch 1 1/2 jahre trocken. Zwischendurch auch Pause wegen Schwangerschaft und Stillen und dann gings mit vollem Level direkt weiter.
Hast du eine LZT gemacht?
Ich habe auch ein Notfallprogramm, das habe ich in der Langzeit-Therapie erarbeitet.
Wenn du magst, erzähl doch noch ein bißchen von dir. Ich würde mich freuen!
So ein Notfallprogramm ist individuell, quasi auf Maß geschnitten.
Bei mir lautet Regel Nr.1: Immer was zu trinken bei haben, damit ich nicht auf die Idee komme nen "Durstbier" zu trinken weil es gerade verfügbar wäre (Biergarten, Kneipen - von denen gibt es reichlich in Berlin). Regel Nr.2: Geht es mir emotional mal schlecht, dann gehe ich niemals dorthin wo Alkohol leicht verfügbar ist. Regel Nr.3: Ich habe immer 3 - 4 Telefonnummern von Freunden bei, die ich jederzeit anrufen kann. Und zwar von Freunden, die wissen wie es einem trockenem Alkoholiker geht. Nichts ist schlimmer wie Ratschläge von jemanden zu hören, der vielleicht gerade bei nem "Bierchen" zu Hause sitzt. Regel Nr.4: Kommt Langeweile auf (typische Saufgelegenheit) dann mache ich Sport, gehe spazieren oder schnappe mir mein Kind und fahre durch Berlin. Also: Ablenkung Regel Nr. 5: Einfach mein Sauftagebuch lesen! Da stehen vielleicht fiese Sachen drin!
Im Zweifelsfall renne ich zu meinem Suchtherapeuten. Und selbstverständlich habe ich keine Alkoholvorräte zu Hause.
Ich habe alles ambulant gemacht. Wollte wegen dem Kind keine Langzeit. Bin gut damit gefahren. Ist auch immer eine Frage des Therapeuten und der SHG. Fühlt man sich bei einem von beidem nicht wohl, dann klappts meist auch nicht. War Glück, dass ich gleich das richtige gefunden habe.
Ist wichtig, dass man/frau irgendeine *Lösung* parat hält, falls es mal "eng" wird.
So ausführlich wie du bin ich leider auch nicht vorbereitet...ausser den Spaziergängen. Das ist auch für mich ein ganz probates Mittel, um auf andere Gedanken zu kommen.
Aber wie der/die Einzelne das dann handhabt, ist ganz individuell verschieden.
Hauptsache es funzt..!
Und du hast ja ganz offensichtlich "deinen" Umgang damit gefunden. Freut mich!!!
Hallo zusammen, das mit dem Sauftagebuch finde ich eine super Idee. Ich denke, (da ich keines geführt habe damals) ich werde mir mal meine Geschichten wieder ins Gedächtniss rufen und aufschreiben! Das hilft nämlich gegen das Vergessen. Ich bin vor drei Wochen nach 9 Jahren Abstinenz nämlich auch gestolpert (=ein Besäufniss während einer Bierzelt-Feier), weil sich meine alten schlechten Erinnerungen langsam verflüchtigen (ich glaube das ist in unserem Gehirn extra so einprogrammiert, ist ja eigentlich auch eine super Sache, nur manche schlechten Erinnerungen sollte man unbedingt warmhalten!) Der Sommer ist auch bei mir immer eine Problemzeit, habe davon hier viel gelesen; es ist halt die Zeit wo viele Feste sind und so weiter... wünsche alles Gute, Gruß Jan
Wenn irgendwo Carpe diem steht hab ich schon mal die Schnauze voll. Das geht mir sowas auf den Wecker und wenn mir so eine Frau über den Weg läuft kriegt sie erst mal ein Bein gestellt.
Vor allem das Suchttagebuch finde ich klasse.Für uns ist es einfach wichtig die Erinnerung an die schwarzen Seiten des Alks. aufrecht zu erhalten. Du hast dazu Dein Tagebuch.