ich erinnere mich an Zeiten, da tanzte der Bär und die Kuh flog, als ich noch getrunken habe. Es war lustig und ich lebte nach dem Motto: Hallo Welt, du gehörst mir.
Leider habe ich gar nicht bemerkt, dass mir vor lauter tralala, die Welt und das eigentliche Leben davon lief und der Suff immer mehr nachlief.
Wenn ich zurück schaue, bin ich vielen Irrtümern aufgegessen, die mir nüchtern wohl nicht passiert wären. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die nie oder nur wenig getrunken haben, aber trotzdem, aufgrund anderer Umstände vieles verpassten oder heute einiges anders als früher machen - vielleicht auch mit wehmütigen Gedanken an verlorene Zeit. Was solls? Ich lebe heute und jetzt. Und gerade die Erfahrungen sind es doch, um heute und künftig das negativ Erlebte nicht zu wiederholen. Ich weiss, dass mir der Alkohol nie mehr etwas Positives bringen wird. Also bleib ich nüchtern und geniesse es, so zu sein und zu leben, wie es mir heute gerade passt.
Vor ewigen Zeiten las ich mal einen Bericht von einem Mann, der 18 Jahre im Koma lag und dann aufwachte. Der musste vieles neu lernen und vor allem begreifen, dass ihm 18 Jahre fehlen. Der war voller Energie und neugierig, auf das was kommt und dankbar, dass er überhaupt aufgewacht ist. So sehe ich es auch bei mir. Ich bin dankbar, dass ich die Chance hatte, dem Alkohol zu entkommen. Ein größeres Geschenk konnte ich mir gar nicht machen. Sei gut zu dir selbst und schau mal in dich, warum die Abstinenz wie ein Verzicht bei dir rüberkommt, anstatt wie eine Befreiung.
wer sagt Dir, dass in der Vergangenheit unsere "besten" Jahre liegen?
Ich für mich weiß, dass die beste Zeit in meinem Leben JETZT (danke PP) ist. Ich bin Mitte 30 und hoffe, mindestens nochmal so lange leben zu dürfen. Ich freue mich jeden Tag auf das Leben. Und meine vielen vielen Trinkjahre waren nicht "umsonst", niemals wäre ich heute die, die ich bin. Und ich mag mich sehr so wie ich bin, auch mit meiner Vergangenheit. Was zählt ist das HEUTE.
Den Gedanken den Du aufwirfst, dass trockene Alkoholiker ob der Tatsache über die versoffene Zeit Frust schieben, der will mir nicht in den Kopf. DAS widerspricht sich in meinen Aufgen total. Entweder ich akzeptiere mich und damit auch meine Fehler die gemacht wurden - oder ich komme doch gar nicht soweit, dass ich trocken leben kann. Oder?
Ich finde das Leben schön, interessant, manchmal aufregent, spannend - auch oder gerade wegen den "Problemen" die man auch als Trockener hat - aber siehe da, sie lassen sich OHNE Alkohol LÖSEN
aber natürlich, jetzt verstehe ich Deine Fragen, Deine Labilität. Auch ich habe Tage, manchmal Stunden oder auch nur Minuten dabei, in denen ich mit meiner Vergangenheit hadere, in denen es mir nicht so gut geht und ich das JETZT nicht im Blickwinkel habe. Wo mir ganz schwer um's Herz ist, ich traurig bin, mut-und kraftlos. Momente in denen ich an's Trinken denke - Gollum lässt grüßen.
Wir müssen nur Wege und Möglichkeit haben, aus solch depressiven Phasen unbeschadet (sprich: ohne zu trinken) rauskommen. Und ich bin mir ganz sicher, dass gerade auch weniger schöne Daseinszeiten uns wachsen lassen, uns die Möglichkeit geben, ein Stück näher an unser ICH zu kommen.
Die Täler in die ich ab und an gerate sind meist hausgemacht. Eine gewisse Sorglosigkeit oder Nachlässigkeit führt immer abwärts. Ich fange mich immer rechtzeitig auf, lenke mich ab, lese AA-Literatur oder hier, gehe in die Natur oder zu Freunden, mach mir mein derzeitiges Dasein bewusst - und strecke den Kopf wieder aus dem Wasser, seh mich um und merke, wie gut es mir doch geht, seit ich nicht mehr trinken brauche.....
meine letzten suffjahre waren nicht bloß koma, will sie auch nicht nicht gelebt haben.
aber die chance, von tag zu tag die alkkrankheit nicht zu leugnen, aber ohne alk, und die damit sich bietenden chancen nüchtern lächelnd wahrnehmen und für wahr nehmen zu können, das will und möchte ich nicht vermissen- jetzt und dann.
In den ersten Wochen meiner Abstinenz habe ich ständig darüber gejammert und mich selbst bedauert, was für ein Idiot ich war, meine "besten Jahre" versoffen zu haben.
Heute bin ich für mich zu der Erkenntnis gelangt, dass ich diese Zeit gebraucht habe, um der zu werden, der ich jetzt bin.
Heute bin ich ein trockener Alkoholiker, der jeden Tag etwas neues entdeckt, der ständig neue Freunde kennen lernt und vor allem eine Menge über sich erfährt.
Ich werde noch jede Menge Zeit brauchen, um "zufrieden" trocken zu sein und ich freue mich auf diese Zeit.
Bringt mich doch jede Minute dieser Zeit auf ein neues "Level" meiner Selbstfindung.
Ich hab damit aufgehört, mit Wehmut auf die Vergangenheit zu blicken und statt dessen mit Zuversicht in die Zukunft.
Heute bin ich ein trockener Alkoholiker, der jeden Tag etwas neues entdeckt, der ständig neue Freunde kennen lernt und vor allem eine Menge über sich erfährt.
auf diesen und diesen jeden tag freu ich mich jetzt schon ein bißchen, obwohl ich das mit dem freuen noch lernen muß.
ich gehöre zu den sogenannten recht jungen Leuten. Bin "erst" 27 und seit 1 1/2 Jahren trocken. Ich habe trotz meines jungen Lebens eine beachtliche Alkoholkarriere hinter mir und möchte mir nicht ausmalen, was noch alles passiert wäre, wenn ich weiter gemacht hätte. Ich machte mir in der ersten Zeit ganz andere Gedanken. Ich dachte nicht: "Schade um die Zeit!" sondern " Man man, wegen so nem Schei... kannst/darfst du 89 Jahre nichts mehr trinken (habe vor 115 Jahre alt zu werden)" Mittlerweile freue ich mich über jeden Tag und über das, was ich in meiner trockenen Zeit geschafft habe. Nass wäre ich nicht soweit wie heute.
Letztendlich ist es egal wie rum man es sieht, passiert ist passiert. Der eine grübelt über die verlorene Zeit, der andere über die Zukunft und der nächste nimmt es so wie es kommt. Wichtig ist, dass man es geschafft hat und dabei ein gutes Gefühl hat.
"Bin "erst" 27 und seit 1 1/2 Jahren trocken", sagst du, aber das ist alles nicht grade eine frage des geringeren oder höheren lebensalters. ich bin 44 und fang grad an, auf eigenen füßen zu stehen und zu laufen.
hi, paphos
zu sprichst vom lachen, das nicht verlernt werden darf. ich hatte das ziemlich vollständig verlernt. aber seit einigen tagen, in denen ich aus dem alten herausgehe und der isolation, hab ich tatsächlich wieder kontakte zu lang vergessenen lieben menschen gefunden. mit einigen von denen hab ich tatsächlich auch von herzen lachen können. tat gut.