ich habe seit heute zwei Wochen Urlaub und deshalb wieder etwas mehr Zeit für Saufnix. Ich hatte in letzter Zeit etwas Stress in der Firma und habe mir außerdem ein neues Motorrad gekauft was zu gekürzten Saufnixzeiten führte.
Ich wurde am Mittwoch zum Besuch in die Suchtklinik in der ich genau drei Jahre vorher entzogen habe geschickt um den Patienten den Vorteil einer SHG nahezubringen. Damit bei mir auch ganz sicher keine Lockerheit aufkommt wurde mir ein relativ unerfahrenes Grupennmitglied mitgeschickt und ich wurde darauf hingewiesen welche Verantwortung ich trage und das vor drei Jahren sechs neue Gruppenmitglieder in die SHG kamen. Das die letzten beiden Jahre keine neuen Mitglieder gekommen sind, wurde allerdings nicht erwähnt. Ich hatte schon am mittag leichte Kopfschmerzen und meine Begleiterin kam auch noch zu spät zum Treffpunkt. Dadurch waren wir 10 Minuten zu spät dran und wurden von ein paar Patienten mit den Worten begrüßt, daß sie nicht mehr länger gewartet hätten.
Nach der Begrüßung und der Vorstellung von meiner Begleiterin und mir habe ich noch ein paar Minuten über den Nutzen einer SHG gesprochen. Nach einer kurzen Pause kamen die ersten Fragen von einem Patienten der wohl zur Zeit der Wortführer war und auf mich den Eindruck machte, daß er mich provozieren wollte. Ich bin aber nicht darauf eingegangen und habe ihm ruhig und sachlich geantwortet. Das hat in wohl aus dem Konzept gebracht und er war daraufhin ruhig. Es kam eine Diskussion auf und ich hoffte schon das schlimmste wäre überstanden, da fing meine Begleiterin plötzlich an mir Fragen zu stellen. Damit hatte ich natürlich nicht gerechnet und auch die Patienten machten einen verdutzten Eindruck...
Ich dachte schon das ist heute nicht mein Tag da kamen die ersten Rückmeldungen von Patienten das sie einer SHG bisher eigentlich skeptisch gegenüberstanden, es aber nicht Schaden kann wenn sie es doch einmal versuchen. Wir wurden dann um einiges herzlicher verabschiedet wie wir begrüßt wurden und meine Begleiterin war ganz hin und weg wie toll das gewesen ist uns sie will mich nächstes Mal auf jeden Fall wieder begleiten.
Ich habe wieder viel mitgenommen und bin gespannt wie viele Patienten die guten Vorsätze umsetzen und am Montag in unsere SHG kommen.
hallo ralf, irgendwie fühle ich bei dir ein gefühl der entäuschung oder.... mir fehlen spontan dafür die worte. ich bin noch ein stiller beobachter und habe gerade nach 4 tagen versagt, aber ich bin sicher!, du hast alles getan, wass du auf grund deiner eigenen erfahrungen rüberbringen konntest. es grüßt dich kleinergelberfisch und wünschst dir eine ruhige nacht
Ich habe versagt nach! 4 tagen Ich schäme mich! aber es geht weiter,meine freundinnen wissen es und mein chef hat mich mit seinem schulterschlag fast in den boden gerammt. aber meine hochachtung liegt bei leuten , die den mut haben offen zu sprechen und irgendwie sogar da noch auf hinterfotzige art angeschißen werden, deswegen aller mut für dich ralfi
Dann nimm mal Deinen ganzen Mut zusammen und reiße Dich los. Den Mut brauchst Du erst einmal nur für Dich, um den Anfang des Knäuels zu finden, ihn in die Hand zu nehmen und mit dem Entwirren zu beginnen.
@ Ralfi
Viele Gruppen gehen in Suchtkliniken, um die Hilfsangebote an die Betroffenen heran zu tragen. Ich habe in Summe mehr als ein halbes Jahr in solchen Einrichtungen verbracht und saß daher oft auf der Seite der Zuhörer. Daher ist mir die von Dir geschilderte Situation bekannt.
Ich finde diese Art der Öffentlichkeitsarbeit gut und richtig.
Aber unverständlich sind mir Deine Worte "ich wurde geschickt" und eine unerfahrene Begleiterin wurde "mit geschickt". Ebenso die Frage nach "Frischfleisch", wenn ich es mal ein wenig überspitzt ausdrücke. Darüber hinaus stellt sich mir auch die Frage - wofür bin ICH verantwortlich?
Ich bin für MICH verantwortlich. Und wenn mich jemand um Hilfe bittet, möchte ich ihm die Hand reichen. Aber was darüber hinaus geht, muss ich selber entscheiden. Immer unter dem Gesichtspunkt - tut es mir gut?
Einmal mehr verstehe ich die Wirkungsweise der AA-Grundsätze immer besser.
falls das falsch rübergekommen ist, ich habe mich freiwillig zu dem Besuch gemeldet und habe mich auch darauf gefreut weil ich in der Klinik entzogen habe und sehen wollte wie es da heute aussieht. Natürlich wäre mir ein(e) erfahrene(r) Begleiter(in) lieber gewesen.
Ich habe gewußt auf was ich mich einlasse und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich habe für mich wieder einiges mitgenommen und habe das Gefühl, daß ich den Patienten einige Denkanstöße gegeben habe. Sollten am Montag dann ein paar in die SHG kommen wäre das für mich ein Rießenerfolg. Diese werden höchstwahrscheinlich die Gruppe wieder verlassen weil die meisten von weiter weg kommen. Mir ging es auch nicht primär darum neue Mitglieder zu werben sondern darum den Patienten die Hemmungen haben den ersten Weg in die SHG ein bißchen zu ebnen.
am Montag ist kein Patient der Suchtklinik in der SHG erschienen. Nach der positiven Rückmeldung von einigen Patienten hatte ich schon auf ein paar gehofft.
Mich hat ein Virus erwischt, so das ich heute bei herrlichem Wetter nicht mit meinem neuen Motorrad fahren konnte.
Dafür habe ich heute ausgiebig Zeit mich um Saufnix zu kümmern.
mach dir nichts draus. Als ich das erstemal in der Klinik unseren Verein vorgestellt habe, sind die Insassen hinterher alle zum Pflegepersonal gerannt und haben gefragt in welcher Gruppe ich sei; denn da wollten sie auf keinen Fall hin
ich war heute wieder in der Suchtklinik. Diesmal sind von sechs Patienten die erschienen sind, trotz Sauerstoffmangel, nur zwei eingeschlafen.
Wir haben den Kreis auf Grund der geringen Teilnehmerzahl gleich etwas kleiner gemacht und hatten von Anfang an eine gute Stimmung und intensive Gespräche. Ich bin nach einer Stunde mit einem guten Gefühl gegangen.
Ich habe zwar mit Sicherheit keine neuen Mitglieder geworben, was auch nicht mein Ziel ist, da alle sechs Patienten nicht aus der näheren Umgebung waren. Ich habe das Gefühl, daß die Patienten sich Gedanken über einen SHG Besuch gemacht haben. Meine Begleiterin war ganz happy und ich habe auch den Eindruck die Zeit sinnvoll investiert zu haben.
Gruß Ralf
Zufriedenheit hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst.