Liebe Boardmitglieder, diese Frage richtet sich vor allem an die Betroffenen. In einem einigermaßen *lichten Moment* sagte mein Freund mir, er wisse gar nicht, was mit ihm los sei. Immer, wenn es ihm richtig gut ginge (trocken) und er sich etwas aufgebaut habe und eine schöne Zukunft sähe, sei es wie ein Zwang, das alles wieder zu zerstören. Das scheint ihm ja nun auch schon zum zweiten, vielleicht sogar dritten Mal passiert zu sein. Kennt ihr sowas auch? Und noch was: es schien ihn WIRKLICH zu bedrücken..... Eure Meinungen und Erfahrungen, bitte..... eine sehr ratlose Aries
hallo Aries, "In einem einigermaßen *lichten Moment* . . . sich etwas aufgebaut habe . . sei es wie ein Zwang, das alles wieder zu zerstören" Dann wird der Moment wohl nicht ganz so "licht" gewesen sein. Er "zerstört" ja eigentlich gar nicht, sondern seine Sucht ist es, welche ihn immer weiter vereinsamt. Das wohnt dem Alkholismus so inne. Leider muss er das selber begreifen (sagen kannst du ihm das durchaus, aber begreifen und annehmen muss er es selber), bevor er eine generelle Umkehr machen könnte. Solange er nicht die ganze Breite aller Zusammenhänge sieht, hat er bloß "lichte Momente". Und du stehst ratlos und machtlos daneben und grämst dich. Dieses war meine Meinung, selber erlebt vor 'langen Jahren', ich grüße dich, Max
das ist aus meiner Erfahrung ein häufiges Symptom. Die Probleme lenken ab. Wenn die Probleme weg sind muß er sich plötzlich mit sich selber auseinandersetzen. Deinem Freund scheint aber jedes Elend lieber zu sein.
Dazu kommt das viele der guten Zeit nicht trauen und diese mit dem Allheilmittel festhalten und verstärken wollen.
ja, ich kenne das von mir selbst. Max hat es sehr schön beschrieben.
Dieses Gefühl der Hilflosigkeit und der Ratlosikeit in sogenannten "lichten" Momenten, in denen ich kurz bemerkte, dass ich mich und mein Leben zerstöre, um mich dann aber wieder zu betäuben, da alles irgendwie zu kompliziert war.
Aber in diesem Zustand war ich noch ein ganzes Stück weit entfernt von der Selbsterkenntnis über meine Suchterkrankung und der Kapitulation.
Manchmal ist es ein langer Weg, bis man wirklich in den Spiegel schauen kann - und man muss es selbst tun!!!
Liebe Grüße Gaby
Diem
(
gelöscht
)
Beiträge:
08.08.2005 11:25
#5 RE: ist vielleicht ne komische Frage.......?????
Hallo Aries, vor einiger Zeit hast du in meinem Thread geantwortet, dass ich wohl im Begriff sei richtig in die Tiefe zu gehen und mir dafür professionelle Hilfe suchen sollte. Dies ist nun deinem Freund zu empfehlen, denn diese selbstzerstörerische Ader liegt sicher in einem ganz tief verwurzelten Problem. So wie ich es verstanden habe ist er auch Alkoholiker und immer aml wieder eine Zeitlang trocken. Dieser Drang alles wieder zu zerstören kann in einer Grunderfahrung in seinem Leben liegen, dass vielleicht einiges zerstört wurde, was ihm wichtig war. Es ist egal ob er das selbst(unabsichtlich z.B. durchs Saufen)oder andere zerstört haben, wichtig ist nur, dass dies seine gewohnte Erfahrung ist, die ihm vertraut ist. Damit kann er umgehen, und darum will er die gewohnte Situation wiederherstellen. Das klingt paradox ist aber in der Psychologie häufig beobachtet worden, dass Menschen immer wieder versuchen vertraute Situationen herbeizuführen, egal ob diese positiv oder negativ waren, aber eben vertraut. Das gibt Sicherheit. Ich hoffe, dass dein Freund da raus kommt...lass ihn professionelle Hilfe annehmen... Liebe Grüße Diem
Liebe Boardmitglieder, danke für eure Antworten. Ja, ich sehe es genau so wie ihr, er selbst muss erkennen, dass es SEIN Problem ist, dass er zunächst den Alkohol endgültig zum Teufel schicken muss und sich dann offenen Auges (und Hirns) mit der Realität auseinander setzen muss. Diem, es ist genau so, wie du sagst. Er hat eine stinkende *Leiche im Keller* und bräuchte dringend professionelle Hilfe. Nur sieht er das nicht ein (dass er dazu Hilfe benötigt), bisher meinte er immer, das könne er allein abarbeiten. In eine Therapie *prügeln* kann ich ihn nicht, das muss er schon selbst sehen.....leider... Wir Cos sind einfach machtlos, können wirklich *nur* zusehen, dass wir uns selbst aus dem Sumpf, in dem wir drohen, mit unter zu gehen, am eigenen Schopf heraus ziehen. Und dabei wird auch bei uns (zumindest bei mir) einiges zu Tage treten, was in meinem eigenen Keller vor sich hin stinkt.... Trotz allem einen schönen Tag für alle
ZitatImmer, wenn es ihm richtig gut ginge (trocken) und er sich etwas aufgebaut habe und eine schöne Zukunft sähe, sei es wie ein Zwang, das alles wieder zu zerstören
sehe ich bisschen pragmatischer.
Indem man immer wieder alles Schöne um sich herum kaputt macht, hält man sich immer und immer wieder einen Saufgrund parat.
Nach dem Motto : ist eh alles scheiße - einschließlich man selbst - dann darf ich auch ausgiebig saufen !
moin aries "zerstörung ist eine schaffende lust"hat mein nickgeber mal behaubtet.ich kenne das verhalten deines freundes nur zu gut.mein ganzes leben hab ich damit verbracht mir etwas aufzubauen um es dann wieder einzureissen.eine dramulette des leuchtenden jammers.immer wieder rein ins schoßkissen des selbstmitleids.scheitern als lebensprinziep.und immer dabei mein lebensregisseur alkohol.ende letzten jahres gabs dann ne umbestzung und seit dem lern ich mein eigener regisseur zu werden.ich hab zwar noch keine ahnung was dabei rumkommt aber jammern und selbstmitleid haben abgespielt.jetzt öl ich mal den vorhang für ein neues drama.vielleicht wirds auch ne komödie...wer weiß...haubtsache aufrecht mit der torte im gesicht !
das Prinzip ist doch, das man glaubt, man ist es nicht "wert" oder kann/darf nichts positives erleben. Der innere Kritiker läßt es nicht zu, man urteilt sich selbst ab.
"Ein Freund in der Not ist die Pest." Habe ich gestern in irgendeinem Film gehört. Bei deinem Beitrag musste ich daran denken, deinem Freund ging es wohl zu gut, viel zu gut so dass es ihm schon wieder schlecht ging, also schlug die "Pest" oder besser der Saufteufel zu. Dein Freund sollte endlich vor seinem Freund/Feind Aklohl kapitulieren, dann hat er eine Chance sein Leben neu und zufriedener zu gestallten.
hallo aries! das mit diesem "wieder alles kaputtmachen" kann ich nachvollziehen. ich habe phasen,da kann ich es nicht aushalten,dass es mir gut geht.hört sich wohl komisch an,aber dann fühl ich mich wohler,wenn es mir schlecht geht.dieses gefühl kenn ich und macht mir nicht so viel angst wird ein gutes thema für mich und meinen terapheuten werden.meiner meinung nach kann diese misere nur mit fachlicher hilfe geknackt werden. liebe grüße dagmar
Moin ihr Lieben Saufnixer(n), danke für eure vielen Antworten. Ich denke ich hab den *roten Faden* in fast allen Posts erkannt und muss das erstmal *sacken lassen*. WENN er sich wieder zum Kampf, oder viel besser noch zur Kapitulation entscheinden sollte, dann muss er ans *Eingemachte*.....so schwer es fällt. Ich glaube, das ist der Tenor eurer Antworten und deckt sich mit meiner Einschätzung. Nochmal 10³ Dank Aries