Ich bin erst seit kurzer Zeit hier im Forum und habe aufmerksam viele Beiträge gelesen.
Nun möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich kurz vorstellen und euch von meiner Alkeholikerkarriere berichten.
Mein Name ist Jürgen, bin 47 Jahre jung, geschieden, lebe allein mit meinen beiden Katzen in einem kleinen Ort in OWL. Nach meiner Umschulung zum Ergotherapeuten (werden einige von euch kennen, wenn sie eine LZ gemacht haben), bin ich jetzt seit vier Monaten ohne große Perspektive arbeitslos.
Seit meinem 14. Lebensjahr ist der Alkohol mein ständiger Begleiter. Am Tag meiner Konfirmation sagte mein Vater (selbst Alkeholiker), das ich alt genug wäre um mein erstes Bier zu trinken. Der Anfang war gemacht! Da ich als Jugendlicher sehr schüchtern und zurückhaltend war, lernte ich sehr schnell, den Sprit gezielt einzusetzen.
Bis zu meinem 34. Lebensjahr verlief mein Leben mit Alkohol in fast normalen Bahnen. Habe geheiratet, ein Haus gebaut und hatte einen guten Job. Doch dann haben meine Frau und ich uns getrennt und das gemeisame Haus mußte verkauft werden.
Jetz ging es los; ich habe meine "Freiheit" genossen, von einer Party zur nächsten, vom vermehrten trinken am Wochenende bis zum täglichen trinken. Von Woche zu Woche stieg mein Konsum; ich wurde unzuverlässig und verlor einige Monate später meinen Job. Der Anfang vom Ende war da..
1998 totaler Absturz, einweisung in die Psychiatrie, Tagesklinik, weiter getrunken. Erste LZ, 3 Monate trocken, wieder ein Absturz für 3 Monate. Dann wieder Psychiatrie, Auffangtherapie (6 Wochen), Adaptionseinrichtung für 3 Monate, ambulante Nachsorge.
Super ich hatte es geschafft. War 5,5 Jahre trocken, habe mein Leben wieder in den Griff bekommen und meine Umschulung beendet.
Doch dann ging es wieder los. Ich viel in mein nasses Verhaltesmuster zurück. Besuchte meine Gruppe nicht mehr, isolierte mich von Freunden und Bekannten und wurde wieder leichtsinnig. Was in meinem Kopf schon lange klar war, habe ich in die Tat umgesetzt. Vor 6 Wochen kam der Tag und ich habe einen Monat lang wieder getrunken.
In einem lichten Moment habe ich meine Beratungsstelle angerufen und bekam auch sofort einen Termin.
So, und nun bin ich seit 14 Tagen wieder trocken, besuche meine Gruppe wieder und gehe auch wieder in die Öffentlichkeit.
Ich hoffe, das die einmonatige "Abstinenzpause" für lange Zeit beendet ist und ich mein derzeitiges Verhalten konservieren kann.
Zuerst mal ein herzliches "Grüß Gott" bei uns auf dem Board.
Ich denke im Moment ist es für Dich ganz wichtig wieder in Deine Gruppe zu gehen. Es ist ein Erfahrung die wir leider immer wieder machen. Zuerst lässt der Gruppenbesuch nach. Dann kommt die Nachlässigkeit im Umgang mit Alkohol und dann der Rückfall.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Hilfe für die nächsten Wochen.
Da bin ich jetzt auch ein wenig ratlos. Normal ist das eigentlich nicht, das gar keine Reaktion auf so einen Bericht kommt. Dass es an Deinem Outing als Ergotherapeut liegt kann ich mir nicht vorstellen.
Mir hilft das Forum sehr. Schau dich nur weiter um und schreibe, wenn du magst - mache es nicht von der Ressonanz abhängig, denn es geht um DICH! Der Rest kommt von alleine.
ich finde ob du fremde Hilfe brauchst in welcher Form auch immer Selbsthilfegruppe, Suchtberatung etc., das kannst nur du herausfinden.
Denn nur du weisst doch wo deine Probleme liegen und wo du allein nicht weiterkommst, das kann einfach niemand anderes wissen. Da kannst du dich auch nicht an anderen orientieren, die oder der hat doch auch ohne Selbsthilfegruppe....
Die anderen haben ja ganz andere Probleme wie du, aus anderen Ursachen getrunken usw....
Du allein musst dein Massstab sein
Was mich immer wieder verwundert nämlich, das es viele gibt die erstmal einen Rückfall bauen und dann anschliesend sagen, na gut, oder jetzt brauch ich eine Selbsthilfegruppe.
Wenn ich aber nix mehr trinken will und ein bisschen in mich gehe dann merke ich doch auch vor dem ersten Schluck, Mensch hier ist ende, hier komme ich allein nicht weiter.
Das Gefühl und die Erkenntnis, im richtigen Moment auch Hilfe annehmen zu können die wünsch ich dir.
hallo Seelchen, ganz alleine kannst du es kaum schaffen, es sei denn als Trockenleiche. Ich jedenfalls brauche immer einen Zweiten. Da kann ich Dialog haben, schon wegen der Korrektur meiner Fehler (gilt nicht bloß für den Alk). Auch deine Entwicklung - d.h. Erkenntnis deiner faulen Stellen und Umänderung gegen brauchbare - kannst du nicht alleine schaffen. Daher denke ich, dass die Hauptsache ist zu fragen, z.B. alle lieben Leute des saufnix-boardes, oder auch eine Gruppe. Allerdings gibt es Gruppen, die eher zum fürchten sind wegen der Zusammensetzung der Leute. Also Vorsitzende ist Dauerredner, oder Unehrlichkeit in Sachen Absztinenz etc. Hier auf dem Board ist es ja zum kotzen ehrlich, lieb, hilfreich, eckig, missverständlich usw., also alles was du zum Leben brauchst. Gruß Max