Seit ich nicht mehr trinke, bin ich selbstbewusster, selbstsicherer und habe mehr Selbstachtung und Selbstwertgefühl. Ich oute mich auch nicht überall, aber überall dort, wo es gut ist. Wo es nötig ist und wo ich das will, dort oute ich mich, und ich habe nicht das Gefühl, dass mich das stigmatisiert. Aber ich bin nicht der Meinung, dass es jede/n was angeht.
Das normalste ist, dass es mein Freund und mein bester Freund wissen, meine Eltern und Verwandten, meine Hausärztin und jeder Arzt, der mir Tropfen verschreiben will. Meine liebste Kollegin von der Uni weiß es. Meine Kollegen vom Job wissen auch, dass ich trank und jetzt nicht mehr trinke, manche haben selber ein (überwundenes) Alkoholproblem. Dadurch, dass ich ja nicht mehr trinke, muss ich mir auch keine Sorgen machen, dass sie es wissen. Aber ich habe gehört, dass es Arbeitsstellen gibt, wo man das lieber nicht preisgibt. Ich meine, wenn du sowieso nicht mehr trinkst, dann brauchst dich auch nicht dafür rechtfertigen. Wenn man was aufgedrängt bekommt, müsste es reichen, wenn man sagt: "Danke ich möchte nichts!" oder "Danke, ich trinke nichts Alkoholisches!"
Die erste, der ich es klar gesagt habe, dass ich ein Alkoholproblem habe, ist meine Hausärztin; und das war wunderbar und wichtig, so ehrlich und klar sein zu können. Eigentlich eine wichtige Voraussetzung zwischen Arzt oder Therapeut und Patient.
P.S.: Mir ist noch was eingefallen: Wenn ich mich bei einer Stelle bewerbe, werde ich sicher nicht sagen, dass ich trockener Alkoholiker bin. Kann da von euch jemand dazu was sagen? Gibt ja sicher bei Bewerbungen die Frage, wieviel man trinkt, und dann wird nachgebohrt, warum man denn überhaupt nichts trinkt. Vielleicht sagt man am besten, man trinkt nur alle heiligen Zeiten mal was, Weihnachten und Silvester, sonst normalerweise kaum bis nie.
Das wichtigste ist " Ehrlichkeit" ,ehrlichkeit mir selbst gegenüber, das wiederum bedeutet: Ich muss mich outen,nur so kann ich meine Situation begreifen und letztendlich die notwendigen Schritte in die richtige Richtung unternehmen. Sich outen ist gleich zusetzen mit Kapitulation, d.h. aber nicht, das du nicht weiter kämpfen musst, in Sinne von "nicht aufgeben". Nicht aufgeben soll heissen, mein Ziel das ich mir gesteckt habe, möchte ich erreichen. Wie jeder gute Kämpfer musst du an dir arbeiten, nur so kannst du etwas lernen, da kann eine SHG wie ein guter Trainer sein, da sie aus erfahrenen Einzelkämpfer besteht.
Wir hatten das Thema hier schon einige male, aber dennoch.
Wenn dein neuer Arbeitgeber mehr als einen Bewerber mit einer ähnlichen Qualifikation wie du hast und du dich outest, wars das mit dem Job.
@Detlev54
Wie meinst du das mit dem generellen outen
Im Bezug auf deine Partnerin bzw. in der SHG stimme ich dir zu.
Aber generell zu sagen "Mein Name ist Detlev, ich bin Alkoholiker" halte ich für daneben. Fehlt noch der Aufkleber auf Arm und Brust -ich bin Alki, bitte nicht füttern-- .
Es gibt sicherlich auch Leute die schaffen es ohne SHG, sind wohl aber auch Ausnahmeerscheinungen. Und warum sollte es nicht gut sein, sich das "Elend" der Anderen anzuhören? 1. Ist es doch gut zu wissen, dass es noch andere gibt, denen es ähnlich geht. 2. Keiner versteht Dich so gut wie ein Alkoholiker. Versuch mal einem Nicht-Alkoholiker zu erklären was Saufdruck ist, der kann das nämlich net so ganz nachvollziehen - verständlicherweise-. 3. Nun das ist zwar nicht ganz ehrenvoll: aber was ist mit der Motivation? Die ersten Tage sind meist einfach und schnell vergisst man, wie schlecht es einem ging als man noch getrunken hat. Dann geht man in die SHG und sieht die noch "feuchten" und freut sich, dass es einem besser geht.
Die SHG ist auch Prävention! Und ich für mich muss sagen, dass ich die letzten 21 Monate ohne SHG nicht trocken geschafft hätte. So mein Statement zur SHG.
Zum "nie wieder trinken": Schön ist es, was für Köppe sich die Gastgeber einer Party machen, wenn ich komme. Ich bekomme dann noch Anrufe vorher (aus dem Supermarkt herraus), in denen die Leute wissen wollen, welche nicht-alkoholischen Getränke ich denn bevorzuge. Von wegen stigmatisiert... privilegiert! Und wenn das für immer ist, um so besser
Also net so pessimistisch an die ganze Sache rangehen und net so lange im vorraus denken! Denn es kommt 1. anders und 2. als man denkt!
@ Lutz, vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt, was ich meinte ist:
Outen ist gleich zusetzen mit Ehrlichkeit! Ich muss in erster Linie mir gegenüber Ehrlich sein, ich muss vorrangig an mich denken,..... ob und wem man sich outet , sollte jeder für sich entscheiden. @ gepard, selbst wenn er schwul sein sollte..und das ist gut so!
Hallo Gepard Lutz hat recht, niemals ein Outing beim Vorstellungsgespräch (wenn Du Dich nicht gerade als Therapeut in einer Suchtberatungsstelle bewirbst). Habe schon einige mitgemacht (auf beiden Seiten) und es waren oft mehere wirklich gute Leute dabei, da haben dann Nuancen des Ausschlag gegeben. Dies ist eine Be WERBUNG, also niemals schwache Seiten zeigen, es sei denn man fragt dich danach. Darauf kann man sich vorbereiten (die Antwort Ich bin zu ungeduldig ist tabu). Ich würde sagen: Ich trinke wenig, aber bin kein Antialkoholiker. Lügen ist erlaubt. Ich habe es immer wieder festgestellt (Hatte grad ein Gespräch auf Arbeit wg. meinem Alk), vielen Leuten(Männern) (zumindest in meinem Bereich) sind Menschen die keinen Alk trinken suspekt, geradezu unheimlich, vor dieser Angst kann man sie ja verschonen und über Alkoholker wissen sie gar nix. Außerdem sickert der Inhalt von Bewerbergesprächen oft durch. Ich habe Betriebsfeiern erlebt, wo bekennenden trockenen Alkis Schnaps heimlich in den Tomatensaft gegossen wurde ordentlich Pfeffer drauf mal gucken was passiert. Viele werden an das eigene Trinkverhalten erinnert. Ich glaube daher die Angst und wer umgibt schon gerne mit Menschen die einen täglich daran erinnern. Niemals , auch keine anderen Schwächen zugeben. Liebe Grüße Joachim
Ausserdem gelten Alkoholiker als weniger leistungsbereit, weil man ihnen ja nicht nahelegen kann, mal einen zu trinken, wenns zu stressig wird..ich hab diese Erfahrung jedenfalls schon gemacht.
Fürs outen sind die Orte da, wo man hingeht um sich Hilfe zu organisieren.
Ja, so ähnlich habe ich mir das auch gedacht bei Bewerbungen, dass man sich da nicht als Alkoholiker outet, auch nicht als trockener Alkoholiker.
Ich finde das sowieso alles schon so pervers, diese ganzen Knigges, auf die es ankommt, um in die engere Auswahl genommen zu werden, und wie Inhalte von Arbeitszeugnissen interpretiert werden etc etc. Überall Verlogenheit und Schein, meine Welt ist das nicht, obwohl ich natürlich auch bei Bedarf gründlich recherchiere im Internet, was in Bezug auf Bewerbungen zu beachten ist.
Anderes Thema: "Hallo, ich bin schwul" finde ich so plump, und ich habe es als Beispiel gebracht, dass ich das nicht überall sagen würde. Hier habe ich kein Problem mit dem Outing. Sonst auch nirgends, und wenn man mich extra danach frägt, kann ich es jedem sagen, aber wenn es wo (noch) kein Thema ist, wieso sollte ich mich dann damit anbiedern.
im Bekannten und Freundeskreis bin ich gut damit gefahren offen zu sein. Es hat mir am Anfang sehr geholfen, dass es aus meinem Umfeld keine Aufforderungen zum Trinken gab. Wenn an einem Tisch der Stiefel die Runde machte wurde er an mir einfach vorbei gegeben. Da musste ich nicht jedes mal etwas erklären. Das ist aber nur meine persönliche Erfahrung. In anderen Kreisen mag das auch anders sein.
ich halt´s so: Mein Freundeskreis weiß bescheid, das erspart lästige Erklärungen. Der Arbeitgeber weiß nichts, das bleibt auch so, wenn´s nach mir geht. Mir ist das Risiko zu groß, dass negative Konsequenzen folgen.
Bleibt die "Grauzone", also die Leute, die man eben noch "so kennt", die man aber nicht unbedingt als "befreundet" bezeichnen würde. Hier bin ich bislang ganz gut damit zurecht gekommen, dass ich entweder gesagt habe, ich müsste noch fahren (das sollte dann natürlich auch stimmen) oder ganz einfach sage, dass ich nichts trinken möchte, ohne Begründung. Manchmal kommt eine Nachfrage, aber "Nein, ich möchte nicht, danke." reicht dann meistens als Antwort.
Ein generelles Outing erschwert Dir natürlich den Rückweg in die Sucht, weil dann viel mehr Leute mitkriegen, dass Du´s nicht geschafft hast, aber ich persönlich halte das für unnötig. Ich fand den Sticker-Vergleich von Igel dazu ganz passend.