ich bin Uwe, ich bin Alkoholiker. Habe gestern das erste Mal im Thread „Psychosomatische Klinik“ gepostet, und will mich heute kurz bei Euch vorstellen. Ich bin 46 Jahre, verh. und habe zwei erwachsene Söhne. Meine Geschichte ähnelt den vielen anderen „Alkoholkarrieren“, die ich hier schon gelesen habe, und deren Facetten die meisten von Euch hinlänglich kennen.
Ich habe seit 30 Jahren regelmäßig Alkohol getrunken, eigentlich gab es da nur wenige Tage ohne. Anfangs mit Kumpeln Bier und Wein, mit 18 dann in der Kneipe die üblichen „Würfelgetränke“ Asbach, Wodka und den ganzen Mist. Und das manchmal in Mengen die mich heute umbringen würden. Besser wurde es erst mal als ich meine Frau kennen lernte und meine Söhne auf die Welt kamen. Ganz ohne Alkohol ging es aber da auch nicht. Meine 3 oder 4 Bier am Tag waren normal. Mein Konsum kam mir zwar manchmal schon las zu viel vor, aber Gedanken ans Aufhören habe ich keine verschwendet. Es lief im Leben ja auch ganz zufriedenstellend, ich war nie so richtig besoffen, habe meine Funktion als Mann, Vater und Arbeitnehmer eigentlich so erfüllt wie es erwartet wurde. Habe sogar auf der Abendschule die Fachhochschulreife nachgemacht und bin beruflich vorangekommen. Ich hatte also immer auch meine Rechtfertigung um mir um mein Saufen keine großen Gedanken machen zu müssen.
Der „eigentliche“ Abstieg begann vor eineinhalb Jahren. Ich hatte in meiner Firma einen neuen Job angetreten, war 2 Tage die Woche unterwegs bei Kunden und drei Tage im Büro. Irgendwie hatte ich das Gefühl es läuft nicht mehr so richtig, ich bin nicht kommunikativ genug für diesen Job, kann nicht so richtig überzeugen etc. Anstatt danach zu gucken woher dieses Gefühl kommt und was ich evtl. ändern muss habe ich meine Trinkmengen gesteigert, anfangs nachmittags, später mittags und zum Schluß schon morgens getrunken. Und natürlich ging dadurch im Job immer weniger. Meine Frau hat mich zwei- oder dreimal auf meine Sauferei angesprochen, aber mir nur die Aussage „abgerungen“ – „Ja, ich höre bald damit auf.“
Ich fühlte mich körperlich und seelisch immer schlechter und wollte irgendwas machen, aber die Angst mit Saufen aufzuhören war zunächst größer. Anfang des Jahres begann ich – immer noch nass bis unter die Haarspitzen – im Internet mich mal „so ein bißchen“ über Alkoholismus zu informieren. (Dabei bin ich unter anderem auf diese Site gestoßen und lese seitdem mit.) Theoretisch hatte ich das System der Sucht irgendwie schon erfasst, aber vom Saufen hat es mich immer noch nicht abgehalten.
Es klingt jetzt komisch, aber der entscheidende Punkte war der dass mir meine Frau sagte „Du mit deiner Sauferei bist krank, geh doch mal zum Arzt“. Gelesen hatte ich das schon oft, dass Alkoholismus eine Krankheit ist – aber in dem Moment ist mir bewusst geworden, dass ich was dagegen machen kann und muss. Und dann fiel mir noch der 1. Schritt der AA ein, und ich hatte mein Aha-Erlebnis. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber einer Krankheit , der Unfähigkeit darüber Kontrolle zu haben – so wenig wie ich über den Alkohol Kontrolle ausüben konnte - stattdessen hatte beides mich im Griff und Kontrolle über mich, lies mich erkennen „ich bin machtlos, ich brauch Hilfe, ich schaffs nicht allein“ !!
Ja, und dann ging es relativ schnell ! Termin bei Hausarzt, Information des Arbeitgebers, betriebliche Suchtberatung, Sozialbericht, Antrag zur LZT, Überweisung ins Krankenhaus zur Entgiftung, zwischen Entgiftung und LZT fünf Woche zuhause (krank), LZT – und seit 4 Wochen wieder voll im Berufsleben Letztes Bier am 08. Mai. – seitdem trocken und mich langsam ins trockene Leben tastend.
Soviel zu meiner Geschichte, ich freue mich bei euch mitmachen zu dürfen.
ZitatJa, und dann ging es relativ schnell ! Termin bei Hausarzt, Information des Arbeitgebers, betriebliche Suchtberatung, Sozialbericht, Antrag zur LZT, Überweisung ins Krankenhaus zur Entgiftung, zwischen Entgiftung und LZT fünf Woche zuhause (krank), LZT – und seit 4 Wochen wieder voll im Berufsleben Letztes Bier am 08. Mai. – seitdem trocken und mich langsam ins trockene Leben tastend.
Hallo Uwe,
herzlich willkommen hier im Forum.
da hast du ja gleich von beginn an "Nägel mit Köpfen" gemacht.
Da kann ich dir nur noch wünschen bleib bei der Stange.
Und sollte es mal dicke kommen, dann denke dran,
es gibt nichts was mit Alkohol besser werden könnte .
Ich freu mich immer zu lesen,wenn jemand den richtigen Weg gefunden hat und ihn auch konsequent geht und alle Hilfen in Anspruch nimmt,die sich bieten.Die Chancen auf ein langfristig abstinentes Leben steigen dadurch ja nicht unbeträchtlich!
Ich habs damals ohne Therapie,nur mit Hilfe meiner SHG gemacht.Im Nachhinein ganz schön leichtsinnig!
Mittlerweile bin ich aber über 1 Jahr trocken,und- was das Wichtigste ist,zufrieden trocken.Kenne überhaupt keinen Saufdruck oder dergleichen und hab schon einige schwierige Situationen "ohne" überstanden.Selbiges wünsche ich Dir auch,lieber Uwe!
Ich hatte gerade letzte Woche in meiner SHG darüber gesprochen ob ich es ohne LZT nur mit Hilfe der SHG auch geschafft hätte. Ich war mir recht unsicher, obwohl ich ja die 5 Wochen zwischen Entgiftung und LZT auch durchgestanden habe. Sicher bin ich nur darüber, dass ich durch die 8 Wochen Langzeit in der Gestaltung meines trockenen Lebens, meiner zwischenmenschlichen Beziehungen und in der Beziehung zu mir selbst sehr viel schneller vorangekommen bin, als ich es durch das wöchentliche Meeting geschafft hätte.
Trotzdem sehe ich mich sowohl was Lebensgestaltung als auch Abstinenz angeht erst noch am Anfang eines weiten Weges.
@ mieze....bislang gabs schon einige Situationen, die ich nass nie so gut hingekriegt hätte wie trocken (wenn überhaupt). Trotzdem danke für deine Hinweis - das kann man sich nie oft genug sagen
Auch ich bin gerade begeistert, wie konsequent Du die Sache angegangen bist, nachdem der Groschen fiel und Du beschlossen hast, aufzuhören.
Ich wünsche mir für mich selber, dass ich das auch noch so hinbekommen werde und das Übel an der Wurzel packe.
Weil es klingt schon überzeugend, dass man schneller voran kommt, wenn man sich "professionelle" Hilfe sucht. Man kann sicher eine Menge alleine erreichen bzw. mit AA-Meetings und ähnlichen Gruppen. Aber ich gehe davon aus, dass man als Alki noch ganz andere Leichen im Keller hat, die man ohne Therapeuten wohl erst nach Jahren ausgräbt.
auch von mir ein herzliches willkommen im forum...
die gedanken ob nur mit einer shg der weg auch machbar gewesen sein würde... so what...du hast halt gleich das volle programm gewählt...und das war gut so...
zitat Trotzdem sehe ich mich sowohl was Lebensgestaltung als auch Abstinenz angeht erst noch am Anfang eines weiten Weges.
ich hab auf meinem weg so viele positive überraschungen erlebt...die geh'n schon auf keine kuhhaut mehr...
dafür hab ich mir dann auch ein ordentlich verdicktes fell wachsen lassen...
ich habe mich ja auch dreißig Jahre konsequent geweigert mein Problem zu sehen und mit dem Saufen aufzuhören. Und ich habe nun nur ein bischen was von der Konsequenz eingesetzt um mir damit was gutes zu tun. Für diesen Weg habe ich mich unter anderem auch deshal entschieden, weil ich hier im Forum sehr viel über "Wege" im allgemeinen gelesen habe.
Wirklich schlimm war eigentlich nur der Anfang, mich vor meinem Arbeitgeber zu meiner Sucht zu bekennen - das andere lief irgendwie (fast) von selbst.
Ich wünsch Dir, dass Du diesen Anfang auch bald findest, egal welchen Weg du einschlägst !
Klasse das Du Dich nach so vielen Jahren nun auf Deinen Weg machst
Ich selbst bin vor ziemlich genau 5 Jahren in meine hoffentlich letzte Entgiftung gegangen. Anschließend habe ich eine 16 wöchige LZT gemacht,und möchte diese auch nicht missen
Ohne wäre es mir sicher nicht gelungen vor dem Alkohol zu kapitulieren und MEINEN WEGzu finden.
Euch beiden auch herzlichen Dank für die herzliche Begrüßung !
Das mit dem dicken Fall war und ist bei mir so eine Sache, ich hatte schon eines, nur - bildlich gesprochen - auf der falschen Seite. Habs inwendig "getragen" und nichts nach draussen gelassen so nach dem Motto "Meine Gefühle und Probleme gehören mir, die gehen niemand etwas an". Merke aber, dass mit jedem Tag das innere Fell dünner wird und das äußere dicker (oder so)
"Meine Gefühle und Probleme gehören mir, die gehen niemand etwas an"
ich kann nur aus eigener erfahrung sagen, ich kenn das gut. sehr gut. bei mir war das dann soweit, dass mich das selber lange zeit nichts anging und, woam, plötzlich war nur noch verzweiflung und fast unendliches selbstmitleid.
noch ein paar woams --, und seither bin ich durch, und wenn's denn sein muss, kann ich jetzt auch fruchtbar frieren, nicht mehr bloss furchtbar.
auch von mir ein freundliches Willkommen hier am Board.
Nicht immer ist das "Wie" entscheidend, einen Weg zu gehen, wichtig ist es, dass man sein Ziel erreicht.
Ich war auch in keiner Selbsthilfegruppe und habe auch nicht die Absicht, es jemals zu tun. Und trotzdem ist es mir gelungen, inzwischen drei Jahre abstinent zu leben und das wird sich auch in der Zukunft nicht ändern. Alkohol ist etwas, was ich mir nicht mehr antun muss - denn das trockene Leben gefällt mir weitaus besser.
Dir alles Gute weiterhin auf deinem alkfreien Weg!