Ich wusste nicht ob ich ein Thema hier erstellen sollte oder nicht , habs aber dann doch getan weil mich Meinungen immer sehr interessieren und mir meistens neue Kraft geben. Ich war heute beruflich in einer grossen Stadt. Nach dem Meeting war ich was Essen und ging ein wenig spazieren um mir etwas von der Stadt anzusehen. Als ich entlang des Zoos vorbeiging sah ich einen älteren Mann in zerrissener , stinkender Kleidung am Boden liegen ! Ich wollte ihm aufhelfen aber es kamen nur Laute wie gna gna gna...entsetzlich.In seiner Hand hielt er fest umklammert eine Flasche und er stiess mich auch weg!Ich steckte ihm 20€ , ob ich damit was Schlechtes oder Gutes getan habe weiss ich nicht ! Obdachlose (ich nenn ihn mal so )haben in meinem Leben eigentlich nie eine grosse Rolle gespielt obwohl sie mir einfach nur leid taten.In der Gruppe wo ich mal war , war auch ein älterer Mann , komplett zerstört von der Vergangenheit und dem Alkohol aber das war auch alles was ich bisher damit zu tun hatte.(Er hatte alles verloren durch den Suff) Nun hab ich sowas mal am eigenen Leib erlebt , wie der Mann heute , und habe eine Sch...Angst! Schocktherapie oder Zeichen ? Ich musste heute den ganzen Heimweg auf der Autobahn an den Mann denken und würd gerne mal ein bissl darüber erfahren , darüber reden , ob ihr ähnliches schon erlebt habt oder wie man da damit umgeht ? Ist es ein Zeichen ob man so enden will ? Auch jene Menschen haben bestimmt alle ihre Vor-Geschichte , ob schuldlos oder anderswie in den Teufelskreis geraten zu sein. War und bin sehr traurig darüber aber es bestärkt mich im anderen Sinne niemals so enden zu wollen obwohl es hier doch grosse Differenzen gibt. Bin echt getrübt , aber alleine durch den Vorfall heute erwacht in mir wieder eine Power das schöne halbe Jahr der Trockenzeit , die ich hatte , wiederhaben zu wollen , dies allerdings für den Rest meines Lebens.
mir ist vor ca. 4 Wochen ein vollkommen betrunkener Mann vor das Auto gelaufen. Ich wusste mir nicht anders zu helfen als die Polizei anzurufen, weil der Mann echt eine Gefahr für sich und auch eben in dem Fall für mich war.
Ich war danach total fertig. Es war ein Gemisch an Gefühlen wie..."oh göttin was bin ich froh trocken zu sein"....oder aber auch "habe ich jemanden verraten der auch nur krank ist?" dabei weiß ich garnicht ob das so ist.
Jeder Spiegel in allen Farben kam hoch. Ich habe mich in allen Schattierungen in diesem Mann gesehen und das hat mir wahnsinnige Angst gemacht und mir mal wieder gezeigt, wie nah das Thema immer ist und wohl auch noch lange für mich bleibt.....
Das was du da erlebt hast ist ja eigentlich viel schlimmer als das heute von mir.Ich kann dich aber gut verstehen.Dank dir für die Antwort. Du schreibst :
habe ich jemanden verraten der auch nur krank ist
oder ihm per Zufall geholfen hast wieder zu "leben" ?
Hallo Zwerg, auch ich hatte vor einiger Zeit ein Erlebnis mit den Obdachlosen. Hierbei muß ich erwähnen, das mein Herz schon immer für die Ärmsten in unserer Gesellschaft geschlagen hat, ganz nach dem Bibelwort: Was du den gerinsten meiner Brüder hast getan, das hast du mir getan!!! Doch nun mein Erlebnis: In unserer Großstadt kam ich am Vormittag zufällig an dem Platz vorbei, wo sich die Obdachlosen für gewöhnlich aufhalten. Es kam ein Kleinwagen eines Wohlfahrtverbandes angefahren und es stieg ein Schwester in Tracht aus. Sie öffnete die Türen und versorgte die dortigen Personen mit Brot, Tee, Medikamente und auch mit Worten. Dies habe ich mir eine Zeit lang angesehen, dann bin ich zur Schwester gegangen und habe ihr einen 20 € Schein unauffällig mit den Worten "Gott segne Sie" in die Hand gedrückt. Für den Rest des Tages war ich der glücklichste Mensch der Stadt. Ich hatte ständig ein schönes Lied auf den Lippen gehabt und mußte singen und pfeiffen. Helfen tut so gut. Gruß euer Freund Rainer
ich persönlich sehe solche Situationen immer als ein Zeichen. Ich darf mir dann mal anschauen, wie ich enden könnte, manchmal hat es mir geholfen beim Weitermachen.
Auch ein "Obdachloser" ist ein Mensch. Ich habe mir von solchen Menschen, die ich auch beruflich betreute, oft ihre Lebensgeschichte angehört und glaube mir, es waren Sachen dabei, wo man sich echt fragte, wie Jemand solche Schläge überhaupt überstehen kann. Daher hätte ich ebenso gehandelt, wie Du es getan hast.
Mir gefällt, wie Du über diesen Menschen schreibst, das zeigt mir, dass Du ihn nicht aburteilst, wie es manch Anderer getan hätte.
Bei uns im Krankenhaus kommt es nicht selten vor, das ein Obdachloser zur Behnadlung kommt, in der Hoffnung, bei uns stationär eine Nacht im Bett verbringen zu können. Auch hatten wir mal einen, der hat sich abends bei uns eingeschlichen, um sich dann in einer stillen Ecke zu verkriechen, nur um im warmen zu sein. Da ja Nachts die Besetzung nicht so hoch ist bei uns, ist das ein paar Tage lang nicht aufgefallen.
In mir löst das immer ein alarmierendes Gefühl aus, denn es zeigt wie schnell der Soziale Abstieg gehen kann. In meiner nassen Zeit, habe ich gedacht: "Nein, da kommst Du bestimmt nicht hin." Da bin ich mir jetzt nicht mehr so sicher drüber.
Abwertend habe auch ich diese Menschen nie behandelt.
Sorry dass ich jetzt erst antworte aber ich hab mir heute mittag mal einen neuen Monitor gekauft.Meiner hat das Zeitliche gesegnet. Dank euch für die Antworten. Wie ihr vielleicht wisst lebe ich in Luxemburg.Auch hier gibt es zahlreiche Obdachlose aber eben nicht in der Grössenordnung wie in Grossstädten wie bei euch.Deshalb hab ich solche Situation das erste Mal erlebt und es hat mich sehr getroffen , insbesondere das Festklammern der leeren Flasche
sehe es als Zeichen. Nun weißt Du was Dich in letzter Konsqunenz erwartet wenn Du den Alkohol nicht weglässt.
Ich musste im Sommer auch mal einen Obdachlosen ins Krankenhaus bringen. Er saß total hilflos in der Fußgängerzone vor den Läden und wurde von den Ladeninhabern von einem Laden zum nächsten gezerrt. "Hauptsache nicht vor meinem Laden. Igitt, igitt."
Der abgewrackte und dahinvegetierende Obdachlose ist doch ein (reales) Bild einer unserer grössten inneren Ängste, ist es nicht so ? Gibt es etwas schrecklicheres ? Leben auf niedrigstem Niveau, zu allen Jahreszeiten draussen, keine Zukunft vor Augen, im Suff, nur auf das Ende wartend.
Solange man gesellschaftlich eingebunden ist, Arbeit und Familie hat, kann man die Illusion der Sicherheit aufrechterhalten - aber sobald dieses Netz irgendwo einreisst, tut sich plötzlich der Abgrund auf....
Ich bin zur Zeit auch in wenig erfreulichen Umständen, es weht ganz schön rauhe Luft - wie gehe ich damit um ?? Das wichtigste das ich habe ist mein Wille, meine Trockenheit - denn das gibt mir eine innere Sicherheit, die mich auch den widrigen äusseren Umständen gegenübertreten lässt. Die Katastrophe würde da beginnen, wo ich mich innerlich aufgebe nach dem Motto "is eh schon egal.."., denn von dort aus führt ein direkter Weg zur Hölle.
Ich weiß nicht , ob du als zeichen nehmen solltest. zumindest ist es eine mögliche zukunftsperspektive was kommen könnte. du könntest jedoch auch wirtschaftlich abgesichert elend zu Grunde gehen. verständnis oder mitleid für nasse alkoholiker fällt sogar mir als hoffentlich trockenem alkoholiker schwer. gestern abend saß ich in meinem stammlokal mit meiner frau. im lokal ebenfalls anwesend war ein mir bekannter pensionierter pastor. als dieser gehen wollte schaffte er es nicht mehr alleine aufzustehen. die bedienung half ihm auf und geleitete in zu tür. auf sorgenvolles nachfragen beim wirt, ob er denn auch nach hause käme, sagte der wirt das würde schon klappen. es sei ja nicht dass erste mal. mitleid habe er keins. küftig werd er ihm sagen er solle wieder zu den keneipen zurückkehren bei den er sich den pegel angesoofen hatte. nun zum thema. ich könnte dies auch als zeichen sehen. auf jeden fall sehe ich es als zeichen, dass man sich nur selber helfen kann. ihm 20 E zuzusrecken ist m.E. eine beruhigung des eigenen gewissens oder blauäugig, da dieses geld sicher bloß eine möglichkeit auf die nächste flasche darstellt. wenn schon helfen wollen, natürlich auch finanziell, spende es an organisationen die entweder obdachlosen helfen oder suchtberatung bieten. da wüßtest du zumindest was aus deinen 20 E wird und müßtest vielleicht nicht darübernachdenken ob er morgen mit deiner " Flasche " im graben liegt. lg
Eins möchte ich doch zu bedenken geben, ich (wir) habe(n) verdammt viel Glück gehabt, sicherlich könnte ich(wir) in der gleichen Lage wie der Obdachlose sein, und wäre somit auch auf Almosen angewiesen, Recht auf Leben gilt auch für Obdachlose! sicherlich sind viele schwer alkoholkrank, abgestumpft und wollen nicht therapiert oder "resozialisiert" werden; aber wenn nun Zwerg einen Obulus gegeben hat, könnte das aus persönlichen Zwängen geschehen sein, na und ,selbst wenn Zwerg damit sein Gewissen oder sein Helfersyndrom beruhigen möchte, (dabei ist für mich unerheblich ob es sich um eine Sachspende oder eine kleine Geldspende handelt), ...ist das sein Ding, wenn man sich jetzt darüber den Kopf macht, was der Obdachlose mit den paar Euro kaufen wird, nun ....?? diese Art von Doppelmoral finde ich zum
Helfen — aber wie? Bisher liegt das Gott sei Dank im Ermessen derer die es machen möchten!!
Anhang: Obdachlosigkeit in Deutschland Die sichtbare Form echter Armut
Von Andrea Bistrich /
Man nennt sie "Penner", "Tippelbrüder", "Stadt- und Landstreicher", "Wermutbrüder" oder einfach "Obdachlose". Sie sind die Armen in unserer reichen Gesellschaft, arbeits- und mittelslos — Randpersönlichkeiten. In der Fachsprache spricht man von "Menschen in sozialen Schwierigkeiten" oder vielfach auch von "Nichtsesshaften". Darunter versteht man im Sinne des Bundessozialhilfegesetz "Personen, die ohne gesicherte wirtschaftliche Lebensgrundlage umherziehen, alleinstehende Personen ohne Wohnung und regelmäßige, sozialversicherungspflichtige Arbeit, ohne abgesicherte Existenzverhältnisse und häufig ohne existenziell tragende Beziehungen zu Familie oder anderen Lebensgemeinschaften… Personen, deren besondere soziale Schwierigkeiten der Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft entgegenstehen".
Ich wollte mich eigentlich nicht dazu äussern , warum ich dem Mann den Geldschein gab . Da es aber Armin so darstellt ,ich hätte dem Mann damit sein Leben kürzen können... Wer weiss ,vielleicht war er auch hungrig Ich dachte an GAR NICHTS als ich das in dem Moment tat , es war eine Geste die man reinen Herzens macht. Mehr nicht.