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Saufnix  
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Dieses Thema hat 13 Antworten
und wurde 1.099 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Peregrine Offline



Beiträge: 1.056

05.11.2005 13:49
RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten



Es wurde ja schon öfter gesagt, das wir Alkoholiker endlich tun sollen, was wir selber wollen, das wir so sein sollten, wie wir datsächlich sind. Das das Erkennen und Leben der eigenen Wünsche und Bedürfnisse eine Vorraussetzung für zufriedene Abstinenz ist.

Wie habt ihr eure eigenen Wünsche erkannt? Das es tatsächlich die eigenen Wünsche sind und nicht irgendwelche Reflektionen der Umwelt?

Ich frage deshalb, weil ich nie gelernt habe, meine Wünsche und Bedürfnisse anzumelden. Bin in meiner Kindheit eigentlich immer "fremdgesteuert". Immer wieder wurde mir suggeriert Wenn du dies und jenes tust oder läßt, dann haben wir dich lieb, dann und nur dann bist du ein gutes Kind. Dadurch habe ich gar nicht gelernt auf mich selbst zu hören, was ich denn selber will.

Auch mit meinem Alkoholkonsum ist es im Prinzip das Gleiche. Nur das ich irgendwann das Gegenteil gemacht habe, als das was ich sollte. Meine Eltern haben über Besoffene gelästert, vor allem wenn der Nachbar mal wieder sternhagelvoll nach Hause kam. Als Erwachsene habe ich auf Feten auch mit dem Grund: "Jetzt erst recht, ihr könnt mich mal!" angefangen zu trinken. Irgendwann konnte ich das dann nicht mehr kontrollieren. Auch Zuhause, wenn mein Mann mir Vorhaltungen gemacht hat, habe ich mir gesagt: "Du hast mir nichts vorzuschreiben" und dann weitergesoffen.

Mit Sicherheit war das nicht das, was ich wirklich wollte. Und jetzt frage ich mich, wie ich am besten meie eigenen Wünsche erkennen kann. Das ich etwas bestimmtes tatsächlich will, und ich nicht nur auf irgendwelchen äußeren Einflüsse reagiere.

Hat vielleicht irgendjemand Tips für mich?

Liebe Grüße
Peregrine

[ Editiert von Peregrine am 05.11.05 14:38 ]


Lissy01 Offline




Beiträge: 2.780

05.11.2005 14:12
#2 RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten

Hallo Peregrine,

was Du da beschreibst, trifft ja nicht nur auf Alkoholiker zu.
In dem Moment, wo ich als Co gelernt habe, mein Augenmerk mehr auf mich selbst zu richten, war ich zwangsläufig mit der Frage kontrontiert, Was will ich eigentlich wirklich?

Ich war zwar schon lange nicht mehr wirklich fremdgesteuert aber dennoch tue ich viel zu viele Dinge aus Sachzwang, nicht weil ich es wirklich will.

Bei mir besteht die Problematik darin, daß ich zwar genau weiß, was ich n i c h t will, aber es fällt mir unwahrscheinlich schwer, zu definieren, was ich genau will, bzw. zum Teil sind es tausend verschiedene Dinge, die ich am liebsten gleichzeitig will, was auch nicht wirklich weiter führt.

Ich habe kürzlich mit Gewinn die Bücher von Barbara Sher gelesen.
Auf Dein Thema paßt am besten dieses hier:
Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will

Auch wenn ich noch nicht die ultimative Idee habe, in welche Richtung die Reise künftig geht, so tut mir die Auseinandersetzung mit der Fragestellung doch sehr gut.

Ich finde es sehr wohltuend, daß ich mir überhaupt erlaube, der Frage nachzugehen, was ich wirklich f ü r m i c h noch vom Leben erwarte.

Früher im Elternhaus hätte es vermutlich geheißen, sei mal ein bischen bescheidener, andere wären froh, wenn sie hätten, was Du hast.

Aber heute ist nicht früher...Heute habe ich das selber in der Hand....
...und stelle oft fest, daß nur ich mir manche Grenzen auferlege...


Gruß, Lissy


ben bremser Offline



Beiträge: 955

05.11.2005 14:13
#3 RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten

hi peregrine...
tips die hab ich gerade nicht (enttäusch).
tappe , was meine eigenen wünsche angeht auch ganz gern im dunkel.
aber es gibt ja noch die methode,
das pferd von hinten aufzusatteln:

NEIN-sagen

zu dem was du nicht willst.
das sagt dir zwar noch nicht,
was du willst,
ist aber leichter zu erkennen.
der bauch kann nämlich sprechen.

mal sehn was dann bleibt!?

ich habe schon schwierigkeiten mit dem schuhe-kaufen.
"was darf ich für sie tun?"
...ich ...äh... öhhh......schau erstmal!


Ruby Offline



Beiträge: 2.697

05.11.2005 14:24
#4 RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten

moin Peregrine,

es ist schwierig so allgemein gültige Rezepte abzugeben
darum tu ich es auch nicht *lächel*
Ich trainiere seit ich trocken bin mein "Bauchgefühl"
(hatte ich vorher zugesoffen)
Es sagt mir eigentlich ganz schnell und oft was ich will und was nicht. Passt nicht immer in die Situation aber ich versuche wirklich danach zu leben. Sicher gibt es immer Dinge, die tu ich aus einer Zwangssituation heraus und nicht weil ich es gerade will...aber ich tu es dann bewusst und weiß dann auch es gibt wieder "bessere Zeiten"

Vielleicht ist das ein Tip?

Gruß Ruby


Seele62 Offline



Beiträge: 635

05.11.2005 14:26
#5 RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten

Hallo Peregrine,

eigentlich ist es ganz einfach!
Nimm Kontakt mit Dir auf!
Wenn Du wieder Kontakt zu Dir selbst hast, wirst Du auch wieder spüren, welche Wünsche Du hast.

Dieses Fremdgesteuerte kenne ich nur zu gut, aber heute vertraue ich meinem Bauchgefühl und das sagt mir immer, was gut für mich ist. Darauf ist Verlaß!

LG
Seele


Ruby Offline



Beiträge: 2.697

05.11.2005 14:28
#6 RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten

...patsch Seele


Peregrine Offline



Beiträge: 1.056

05.11.2005 14:42
#7 RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten



@Lissy: Das Buch hört sich gut an. Werde ich mir Montag gleich besorgen. Danke für den Tip.

@Ben, Seele u. Ruby: Tja, ich habe noch Schwierigkeiten mein Bauchgefühl uzu hören. Oder besser gesagt zu verstehen, was mir mein Bauch sagen will. Da muß ich erst lernen, ihn zu verstehen. Ich hoffe, das kommt mit der Zeit.

Liebe Grüße
Peregrine


Horn Offline




Beiträge: 456

06.11.2005 09:01
#8 RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten

Hallo Peregrine,

ich bin die ganzen Jahre herumgehetzt. Für Jeden war ich da. Nur meine eigenen Bedürfnisse konnte ich nie ergründen. Wann auch? Ich musste ja immer irgendetwas für irgendwen erledigen.
Dann ging ich für 4 Monate in eine stationäre LZT. Dort habe gelernt in mich reinzuhorchen. Und ich habe gelernt auch mal "nein" zu sagen.
Anschließend habe ich in einer SHG das gelernte vertieft.

Und heute wäge ich sehr genau ab wie ich meine Zeit verbringe. Es ist mir sehr wichtig auch Mal Zeit für mich zu haben. In dieser Zeit mache ich dann etwas was mir Spass macht. Nur für mich. Dafür sage ich dann auch mal eine sogenannte Verpflichtung ab.

Liebe Grüße
Werner


Ruby Offline



Beiträge: 2.697

06.11.2005 09:53
#9 RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten

Liebe Peregrine,

ich finde du bist auf dem besten Weg deinen "Bauch" zu erforschen
Und der alte Spruch passt immer ...Der Weg ist das Ziel *lach*

Gruß Ruby


Bummi Offline



Beiträge: 266

06.11.2005 18:34
#10 RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten

Hallo Ihr Lieben,
ein super interessantes Thema und spannend.Es ist eine Entwicklung und ich spreche dabei nur von mir und meinen Erfahrungen!Meine Erziehung und mein Tun und Handeln war von anderen Bedürfnissen und Wünschen anderer ausgefüllt und ausgerichtet,ich habe gelernt nicht an mich zu denken sondern an andere!
Durch meinen Beruf hat sich mein Helfersyndrom dann weiter in eine Richtung fest gefahren,Mitte dreißig habe ich dann erkannt,das ich mit Alkohol ein Problem habe und Alkoholikerin bin,andere bestritten es, auch Ärzte,aber für mich wusste ich das.
Ich habe weiter Wünsche und Bedürfnisse anderer erfüllt und nicht an mich gedacht,mich zugeschüttet wenn ich wieder einmal etwas geschafft hatte und jemanden helfen konnte,aus Frust habe ich eigentlich nie getrunken,es ging mir gut und ich habe dieses Gefühl für mich nicht zulassen können,das ich ein Recht darauf habe das es mir auch gut gehen darf und das ich auch noch andere Rechte habe und ich absolut nicht die "Göttin" bin die die Welt retten muss.Wenn ich dann wieder einmal in Gruppen sass und in der Beratungsstelle oder wieder einmal auf der Entgiftungsstation im Säuferbett lag und ich die ERfahrungen und Rat S C H L Ä G E anderer hörte negierte ich immer alles.denn bei mir war ja alles ganz anders und überhaupt glaubte mir ja keiner und keiner verstand mich.
Ja und ausserdem bin ich ja nun einmal so erzogen worden und da kann man sich eben nicht mehr ändern!!!SO!!
Aber ich habe es geschafft und das ist eben ein Prozess,ein Prozess,der mit ganz "banalen" Entscheidungen am Tag beginnt und die bewusst!
Ganz bewusst habe ich mich dabei beobachtet und auf meine Gefühle geachtet,ich habe gelernt nein zu sagen , meine Ich-Zone zu ziehen um mich herum,bis hier her und nicht weiter.Und Entscheidungen die ich jetzt und hier treffe sind zunächst gut,wenn es mir dabei gut geht,das kann sich ändern,für alles gibt es seine Zeit!
Auch ist es mir nicht so wichtig was andere über mich denken,die meisten denken ich sei eingebildet,sollen sie,das ist ein ganz natürlicher Schutz für mich auszuloten,mit wem möchte ich,wo mache ich auf und was lasse ich zu!
Glaube mir,ganz langsam und vor allen Dingen bewusst sich selbst lernen wahr zu nehmen.
Was mir auch geholfen hat; Meine Mama war eine sehr weise Frau,nie getrunken,nie geraucht und immer nur für andere da gewesen,sie ist relativ schon früh verstorben und ich habe mir dann vor gestellt wie sie denn nun da oben vor ihn steht(ich bin leider nicht gläubig!) und erfragt nach,was hast du denn nun von Deinem Leben gehabt und sie zählt all ihre guten Taten für andere auf,ja sagt er dann,aber Du,was hast Du von Deinem Dir geschenkten Leben gehabt!Sie hebt die Schultern!!Es war mehr oder weniger ein fremdbestimmtes Leben,sehr anerkennenswert und für andere Menschen ja auch sinnvoll,aber für mich habe ich eben etwas anderes entdeckt und das versuche ich mit meiner Kraft und meiner Verantwortung für das Geschenkte Leben umzusetzen,Dazu gehört vieles,was ich für mich vorher als unmöglich hielt und unmachbar.Dazu gehört aber auch das man lernt sich zu mögen und allein sein Bewusstsein wahr zu nehmen,sich ernst zu nehmen und die Einmaligkeit begreift!!
ich wünsch Euch was!
Bummi


Peregrine Offline



Beiträge: 1.056

10.11.2005 15:37
#11 RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten



@Ruby: Ich hoffe du hast recht, und ich bin auf dem besten Weg.

Ich habe mir jetzt jedenfalls das Buch gekauft. Ich denke mal, das es mir was bringt, die ersten Kapitel klangen schon vielversprechend.


Ruby Offline



Beiträge: 2.697

10.11.2005 15:48
#12 RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten

hi Peregrine,

wenn du das Buch gelesen hast (Tip kam von Lissy) erzähle mal, würde mich auch sehr interessieren.

Gruß
Ruby


Aries Offline




Beiträge: 101

10.11.2005 19:29
#13 RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten

Hallo Ihrs ,
ein wirklich interessantes Thema, was ganz bestimmt nicht nur die stofflich Abhängigen betrifft, wie Lissy in ihrem Post schon ganz richtig angemerkt hat.
Bummi, in deiner Geschichte erkenne ich mich wieder, nur dass bei mir nicht die Flasche sondern der Kühlschrank (bzw. sein Inhalt) und das *Liebgehabtwerden* für meine Selbstverleugnung die *Droge* war, mit der ich meine eigenen Wünsche betäubt habe.
Heute denke ich, es war vorhersehbar, dass ich irgendwann eine Beziehung mit einem Abhängigen eingehe, so wie ich *programmiert* bin/war. Wirklich *nein* sagen zu können, fällt mir immer noch nicht leicht, aber zumindest habe ich erkannt, dass ich es tun MUSS und wende das Wort auch zunehmend an. Zuerst rief das blankes Entsetzen hervor, vor allem bei meinen Kindern, die aber mittlerweile schon ganz gut damit umgehen können.
Nun bin ich auf dem Weg, meine Beziehung auf meine eigenen Anteile hin zu durchleuchten. Ich war wirklich durch und durch Co-Abhängig. Seit meinen ersten Beiträgen hier auf dem Board hat sich allerdings einiges getan, ich beginne, mich selbst ernster zu nehmen und Dinge zu machen, die mir Spaß bringen. Nebenbei bemerke ich, dass ich zunehmend meinem Freund überlassen kann, wie er mit seinem Leben umgeht. Es gibt auch Rückfälle bei mir, ich lasse mich immer noch viel zu leicht verletzen. Aber Abgrenzung tut gut und ich empfinde sie auch als Befreiung.Ich bin wesentlich weniger manipulierbar geworden dadurch.
Mittlerweile kenne ich meine eigenen Wünsche eigentlich recht gutm, vor allem weiß ich, was ich NICHT will und gestehe mir selbst das Recht zu, glücklich zu sein. Im Moment sind es (noch) die kleinen Freuden des Lebens, ein Spaziergang mit meinen Hunden, ein schönes Buch lesen, ein Bad mit schönem Badesalz, auch die schönen innigen Stunden mit meinem Freund, die es durchaus gibt....all das kann und will ich genießen. Pläne in die weitere Zukunft mache ich momentan nicht, denn ich habe gelernt, dass diese wie Seifenblasen zerplatzen können. Ich lasse alles gelassen auf mich zukommen und höre auf meine innere Stimme, die mir schon ganz gut den richtigen Weg weist.
Puh, das klingt nach *Predigt*.......ist aber nur meine augenblickliche Befindlichkeit

Einen schönen Abend wünsch euch allen

Aries


Peregrine Offline



Beiträge: 1.056

14.11.2005 20:53
#14 RE: eigenen Wünsche / Bedürfnisse Zitat · Antworten



So, nun habe ich mir die Buchempfehlung von Lissy mal durchgelesen. War ganz interessant. Ich habe mich in den Kapiteln 12 (nichts interessiert mich wirklich) und 4 (im sicheren Hafen) wiedererkannt.

Schade fand ich, das die Übungen in Kapitel 12 sehr kurz waren. Das hat mir nicht so viel gebracht. Aber immerhin bin ich mir jetzt klar, worin mein Problem liegt. Eben, das ich als Kind oft kritisiert wurde und mir vorgeschrueben wurde, was ich zu wollen hatte. Das Kind war ja zu dumm, kennt sich nicht aus. Und die Eltern wissen, was für ihm gut ist. Das fing bei Hobbies an und hörte bei meinem Beruf auf. Und dann noch das ängstliche: "pass auf, das dir nichts passiert".

Naja, vielleicht bin ich auch nur einfach zu ungeduldig. Bei mir müssen die Ergebnisse vorgestern da sein

Liebe Grüße
Peregrine


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