gestern war ich bei einer regionalen Gesprächsrunde zum Thema "Wie können jugendliche an die Selbsthilfe herangeführt werden".
Die Veranstaltung hat ca. 2 h 15 min gedauert wovon eine Mitarbeiterin der bundesweiten Koordinierungsstelle "Selbsthilfe junger Abhängiger" der Caritas am Anfang eine Stunde einen Überblick über das Thema verschafft hat. Im Bereich Alkoholabhängige gilt als jung wär unter 35 Jahre alt ist. Voraussetzung ist ein Minimum an Problembewußtsein für den eigenen Mißbrauch.
- Selbsthilfe ist für jugendliche durchaus interessant - junge Abhängige sind selten an reinen Gesprächsrunden interessiert. Weitere Freizeitangebote sind notwendig. - junge Abhängige brauchen klare Strukturen und Ziele mit nach vollziehbaren aber flexiblen Regeln - "gesundes" Loslösen von der Gruppe muß auf Grund der Mobilität junger Menschen möglich sein
An der anschließenden Gesprächsrunde nahmen auch Mitglieder anderer SHG (z.B. MS, FMSE) teil. Es wurde schnell Klar, daß es Gemeinsamkeiten (Bsp.: ohne Leidensdruck kommt keiner, Infos werden vermehrt aus dem Internet bezogen) und auch Unterschiede (Bsp.: bei Alkohol fehlt lange die Krankheitseinsicht) gibt.
Die Zeit war für die Komplexität des Themas viel zu kurz und es soll ein Anschlußtreffen stattfinden. Das eigentliche Ergebnis war das durch eine vermehrte und gezieltere Informationspolitik auf die SHG hingewiesen werden soll.
Es war eine sehr interessante Veranstaltung und für mich wurde der eine oder andere Zusammenhang etwas Klarer. Interessant war auch die Meinung von Gruppenmitgliedern von SHG die nichts mit Alkohol zu tun haben zu hören.
Der groß Gewinn für mich war das ich mich Gedanken über meine Alkoholkarierre und wann ich bereit war Hilfe anzunehmen gemacht habe: 19 Jahre: ein halbes Jahr Pause zw. Schule und Bundeswehr mit täglichem Rausch => Problemeinsicht Null 24 Jahre: nach einer Woche Dauerrasch im Urlaub erster Flattermann (konnte mein Bierglas nicht mehr halten) in der Öffentlichkeit => Problemeinsicht gering => nach zwei Tage Saufen ein Tag Pause 27 Jahre: starke Entzugserscheinungen nach mehrtägigem Vollrausch => Problemeinsicht gering => Saufen nur noch am Wochenende 30 Jahre: Führerscheinentzug => Problemeinsicht gering 33 Jahre: nach exzessivem Saufen ca. 10 Mal körperlich nicht mehr heruntergekommen und jeweils ca. eine Woche weitergesoffen => Problemeinsicht mittel => 9 monatige Trinkpause in der alle Herausforderungen des Leben, nach meiner damaligen Meinung, gelöst wurden 34 Jahre: ein halbes Jahr nach der Trinkpause das erste Mal für eine Woche in der Entzugsklinik => Problemeinsicht vorhanden => halbjährige Trinkpause mit anschließendem Versuch des KT 36 Jahre: zweites Mal in der Entzugsklinik für vier Wochen => Problemeinsicht ganz klar vorhanden => SHG und Motivationsgruppe mit anschließenden Gespräch mit einem Therapeuten ob eine Therapie notwendig ist. Seither trocken.
Nach meiner Meinung war vor dem 33 Lebensjahr ein Besuch einer SHG für mich überhaupt nicht denkbar. Wünschenwert wäre er aber mit 19 Jahren und dringend notwendig mit 24 Jahren gewesen. In die Tat umgesetzt habe ich den ersten Besuch dann mit 36 Jahren womit ich fast noch als jung gelte.
Moin Ralf, sehr interessant dein Beitrag. Ich selbst bin in meiner SHG (AA) mit 40 auch einer von den jüngeren. Hier und da war da auch schon mal ein junger Mann mit ca. 25. Aber nur weil er vom Gericht zur SHG verdonnert wurde. Nach zwei Besuchen war Schluss. Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube die innere Einsicht kommt leider erst mit den Jahren. Bei mir war das genau so. Um zu Kapitulieren musste ich erst mal richtig oft auf die Fresse fallen.
ZitatWenn der Körper bis dahin nicht schlapp macht ..
... oder man sich durch besoffenes teilnehmen am Straßenverkehr (auch Laufen oder Fahrradfahren) oder schwachsinnige Mutproben oder Selbstmord etc. frühzeitig aus dem Leben katapultiert.