Minderwertig. So fühle ich mich seit ein paar Tagen. Es ist als ob ich rückwärts gehe. Alles was ich mir für mich erarbeitet habe, ist auf einmal sinnlos.
Ich fühl mich, bei jedem und allem angegriffen und bin nicht in der Lage bei mir selbst zu bleiben. Für alles versuche ich mich zu rechtfertigen.
Ich möchte mich hier im Forum, zu keinem Thema äußern, da ich denke, daß es eh vollkommen unwichtig ist, was ich da schreibe. Ich glaube nicht daran und stehe nicht dahinter was ich schreibe. Ich lese Beiträge von anderen und denke wie klar und deutlich diese doch sind und ich eiere mit meinem Müll durch dieses Forum. Komme mir blöd vor, das so offen zu schreiben. Es sind halt meine Gefühle.
Ich weiß genau, das ist die Krankheit, es gehört dazu und ich kann nicht erwarten, das es so holter di polter vorwärts geht. Jedoch macht mir dieses Gefühl Angst.
Vor ein paar Tagen, ging es mir noch anders. Ich sah meine eigene Entwicklung und konnte das auch zum Ausdruck bringen.
Ich habe keinen Saufdruck dadurch, ich denke noch nicht einmal an Alkohol. Habe aber trotz allem eine innere Anspannung und Unruhe in mir.
Ich sitze hier an der Arbeit und es fällt mir schwer ein Lächeln für die Patienten bzw. die Besucher aufzulegen, da ich mich nicht konzentriern kann.
Hallo Tina, ich habe dich schon vermisst. Hör mal nach über 2 Monaten, fast 10 Wochen , ist es vieleicht normal auch mal eine negativere Phase zu duchleben. Auch ich habe solche Momente ohne deshalb an Alk denken zu müssen. Ansonsten fand ich deine Beiträge immer super und glaube, das du miz deinem Optimismus auch vielen anderen geholfen hast. Versuche doch dir heute nach der Arbeit was gutes zu tun. Mir helfen im Moment die Adventvorbereitungen, viele Kerzen, Tannenzweigenduft und leckere Plätzchen. Liebe Grüße Dorte
Völlig normal in der Phase deines Lebens, in der du dich selbst erst einmal wieder finden, wahrnehmen - und deine Wertigkeit, also das, was du dir selbst wert bist, feststellen und auch festlegen musst. Warum müssen? Weil sonst immer wieder deine Sucht die Oberhand behalten kann.
Dein Ziel ist es, jene Zufriedenheit und Stabilität zu finden, die dir dein Leben nüchtern wieder so lebenswert erscheinen lassen, dass du nichts davon „nur“ mit und unter der Betäubung des Alkohols ertragen und durchleben kannst. So etwas geht nicht von heute auf morgen, wie du selbst schon festgestellt hast.
Am Anfang einer Trockenheit stellen sich viele Betroffenen selbst in Frage. Sich, ihr Leben, ihr Handeln und - sogar ob es sich denn lohnt, nüchtern zu bleiben. Solange die Gefühle, die jahrelang vom Alkoholismus stark beeinflusst waren, alleine, „pur“ sozusagen, nicht als vollkommen „normal“ angenommen werden, also auch die negativen, geht es auf und ab wie in die Achterbahn: Mach ich das richtig, mach ich jenes gut, bin ich überhaupt „wichtig genug“, bis hin zu - werde ich denn überhaupt geliebt (egal von wem), usw.
Deine Beiträge sind wichtig. Sie sollten es aber vor allem für dich sein! Egal wie „klar und deutlich“ die Beiträge anderer dir scheinen mögen - ich sehe, dass dein Beitrag hier nichts an Klarheit und Deutlichkeit darüber, über was du schreiben wolltest, vermissen lässt. Weil du "bei dir" und deinem Problem, das ich auch mal hatte (und vielleicht auch andere), geblieben bist.
Ob du daran glaubst, was du schreibst, das kannst nur du selbst beurteilen. Ich denke aber, dass auch das zum Alkoholismus (trockener, wie nasser) gehört.: Sich selbst durch etwas Geschriebenes „überzeugen“ zu wollen, was so gar nicht real in der schreibenden Person vorhanden ist. Noch nicht. Aber wer weiß - vielleicht bald? Dann war’s doch die Schreiberei wert, oder?
solche Tage kenne ich auch, bzw. solche Phasen. Es geht einem alles und nichts durch den Kopf, nur nichts Gescheites. Man zweifelt an allem, vor allem an sich selbst. Ich nenne es "das leere Chaos". Und versuche es dann zu bekämpfen, indem ich einfach mal raus an die Luft gehe, ein paar andere Bilder sehe und dadurch auf andere Gedanken zu kommen hoffe. Oder ich höre laute Musik über Kopfhörer, oder lese ein Buch. Es gibt viele Möglichkeiten, um dem leeren Chaos zumindest für eine Weile zu entgehen. Gut aber, daß Du nicht wieder ans Trinken denkst!
ich finde, Sierras bemerkung, dein beitrag lasse an klarheit und deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, kann gar nicht genug bekräftigt werden. das heisst nämlich, du lügst dir nicht in die tasche, und da du genau das hier schreibst, keinem was vor.
und überhaupt hast du einen guten satz geschrieben, der auf rein sachlicher selbstbeobachtung beruht:
Vor ein paar Tagen, ging es mir noch anders.
vor ein paar tagen also ... das heisst, das schwanken der stimmungslage im verlauf des übens trockenen lebens hat auch seine gute seite, von der unguten seite aus betrachtet.
Du hast richtig gehandelt und deine momentane Stimmung hier mitgeteilt!! Deine Beitraege hier lese immer gern, auch diesen hier.
Ich schenke meinen Gefuehlen nicht mehr soviel Beachtung, hoere zwar auch auf sie, versuche sie aber im Griff zu haben und nicht umgekehrt. Nehmen wir mal dich als Beispiel: Du fuehlst dich unsicher und unwichtig. Das Gefuehl beherrscht dich und sagt dir sogar, dass deine Beitraege im Forum unklar und schlecht sind. Was fuer ein Bloedsinn!!Deine Beitraege und deine erfolgreiche Entwicklung sind GUT Dein Gefuehl (woher es auch immer kommen mag) bringt dich auf falsche Tatsachen und laesst dich auch falsch handeln. Im schlimmsten Falle sogar wieder trinken. Fuer alles gibt es Grenzen, sogar fuer Gefuehle!
Ich hoffe ich druecke mich nicht zu Thatcher-maessig aus.
diese Phasen hattest Du mit Sicherheit vorher auch und die kennen durchaus auch viele Menschen, die keine Alkoholprobleme haben. Früher hast Du sie halt weggedrunken und jetzt musst und willst Du sie aushalten.
Lass Dich nicht aus der Ruhe bringen und gehe Deinen Weg weiter. Du wirst sehen, es wird auch wieder besser - ganz bestimmt!!!
Wie schon von meinen Vorgängern geschrieben wurde , es ist einfach normal so eine Berg- und Talfahrt der Gefühle ! Es war bei mir auch so ! Und nach den paar Monaten Trockenheit erlitt ich einen Rückfall , von dem ich glaubte mich nicht erholen zu können.
Nach 4 Tagen fing ich wieder an mich aufzurappeln und siehe da , es geht besser weiter als vorher !
Ich schämte mich vorher bei einem Rückfall , habe aber nun gelernt und akzeptiert dass es eben bei mir vorkam und bin seitdem stärker wie nie zuvor geworden und es fällt mir leichter ein Saufnixer zu bleiben ! Was ich auch wirklich positiv bei dir unterstreichen möchte ist , dass du nicht an Alkohol denkst
Sierra schrieb : Ich denke aber, dass auch das zum Alkoholismus (trockener, wie nasser) gehört.: Sich selbst durch etwas Geschriebenes „überzeugen“ zu wollen, was so gar nicht real in der schreibenden Person vorhanden ist. Noch nicht. Aber wer weiß - vielleicht bald? Dann war’s doch die Schreiberei wert, oder?
Die fehlende "Überzeugung" deiner geschriebenen Posts find ich auch normal , da wir Alkoholiker uns doch immer die Hucke voll selbst belogen haben. Nach einer längeren Zeit der Trockenheit kommt die "Wahrheit" ans Licht , da es toll ist sich und andere nicht mehr belügen zu müssen !
Deshalb ,liebe Tina , schreib uns und anderen weiter , ich bin bestimmt mit vielen anderen hier an Board einer , der deine Beiträge sehr mochte !
Und nun , aufgerappelt , was unternommen und klopf dir selbst mal auf die Schulter ! Denk du hast es verdient !
Manchmal schlägt die Seele eben Purzelbäume. Gestern ging es mir noch gut, und heute habe ich seelisch einen 'grauen Tag' - da kann draußen noch so sehr die Sonne scheinen!
Ich erinnere mich, dass ich gerade in den ersten Wochen und Monaten meiner Abstinenz besonders dünnhäutig war. Ist doch kein Wunder: plötzlich musste ich alle Gefühle - und gerade die Unangenehmen - aushalten, die ich vorher jahrzehntelang mit Alkohol zuzuschütten versucht hatte.
Gefühle sind Informationen der Seele und damit jenseits jeglicher Wertung von wahr oder falsch, gut oder schlecht. Höchstens angenehm oder unangenehm, schön oder weniger schön. ALLE Gefühle gehören zum Menschsein dazu.
Jedem Menschen kann es so gehen, egal ob süchtig oder nicht. Für uns Süchtige ist es dann besonders wichtig, uns nicht auch noch selbst abzuwerten. Sätze wie 'ich bin minderwertig' gehören einfach nicht mehr in meinen Sprachschatz.
Ein schlichtes 'Mir geht es nicht so gut' reicht völlig.
Ich versuche, solche Tage als Übung anzusehen, mich 'trotzdem' zu mögen. Mich mindestens zu akzeptieren, wenn mögen nicht geht. Ich versuche, von meinem inneren Perfektionismus wegzukommen und mir zu erlauben, eben nicht immer so tadellos und pflegeleicht zu funktionieren, wie es die Gesellschaft gerne hätte.
Auch solche Tage gehen vorbei. Wichtig ist, dass wir sie ohne Droge überstehen. Und wenn uns das gelingt, sind wir ein großes Stück weiter, stärker, und haben alles Recht der Welt, uns selbst auf die Schulter zu klopfen - wenn es schon sonst niemand tut!
Auch ich kenne solche Stimmungen: dann fühlt es sich an, als sei mein Leben ein Minenfeld - und ich muss auf Zehenspitzen drüber balancieren. Und trotzdem geht es mir dabei noch vergleichsweise gut. Jedenfalls besser, als wenn ich wieder trinken würde!
Sei gut zu dir, und geduldig. Auch ein Affe fällt mal vom Baum - und wird deswegen nicht gleich auf die Idee kommen, nicht mehr klettern zu können!
hab Geduld mit dir. Es gibt Tage, an denen man sich niedergeschlagen fühlt, ohne ersichtlichen Grund.
Du arbeitest an deiner eigenen Entwicklung, bist dabei, herauszufinden, wer du wirklich bist. Keiner deiner Schritte auf diesem Weg ist sinnlos. Mal geht es schneller voran, mal langsamer, aber es geht vorwärts.
Bei innerer Anspannung und Unruhe oder wenn ich mich angegriffen fühle hilft mir der Gedanke „Ich bin nicht allein. Meine höhere Macht ist bei mir.“ Aber das klingt für dich, wenn du nicht AA-vertraut bist, vermutlich seltsam.
Der folgende Text hängt bei mir an der Klotür, damit ich ihn mehrmals am Tag lesen kann:
"Ein wohlbekannter Sprecher startete sein Seminar, indem er einen Scheck von 40€ hoch hielt.
In dem Raum saßen insgesamt 200 Leute. Er fragte: "Wer möchte diesen Scheck haben?" Alle Hände gingen hoch. Er sagte: "Ich werde diesen 40€ Scheck jetzt einem von euch geben, aber zuerst laßt mich nur eines tun." Er zerknitterte den Scheck. Dann fragte er: "möchte ihn nimmer noch einer haben? " Alle Hände waren immer noch oben. Also, erwiederte er: "Was, wenn ich das tue?" Er warf ihn auf den Boden und rieb den Scheck mit seinen Schuhen am dreckigen Untergrund. Er hob ihn auf, den Scheck; er war zerknittert und völlig dreckig. "Nun, wer möchte ihn jetzt noch haben?" Es waren immer noch alle Arme in der Luft.
hallo Tina, da du selber weißt dass du eben NICHT minderwertig bist, dich dennoch (momentan) so fühlst, kann dieses nur einen besonderen Grund haben. Mal so und mal so - kommt mir zu allgemein vor. Aber es könnte auch eine Krise sein, ich meine jetzt eine alkoholkrankheitsbedingte Krise. Solche Krisen treten gelegentlich auf, meist nach 3 Monaten, nach 6 Monaten und nach 1 Jahr. Da fühlt man sich wie wenn man getrunken hätte, oder auch minderwertig. Die alten Automatismen funktionieren noch allzu gut, sie sind noch nicht (in der relativ kurzen Zeit) umgeändert. Dieses wissen, nichts Unüberlegtes tun, warten bis der Anfall vorbei ist, dazwischen Luft und Vitamine. Und fleißig im Bord schreiben !!! Max