Wenn ich die Angst aushalte und mir passiert nichts dann habe ich die Angst (in dieser speziellen Situation) doch überwunden
das kann ich so nicht beantworten, für dich schon gar nicht. mir ist dann nicht klar, was die "spezielle situation" gerade dann für dich bedeutet.
ich hatte keine angst vor dem rückfall, das war anders. es war auch nicht so, dass ich heute das gefühl hätte, die angst überwunden zu haben. ich hatte mehrfach die erfahrung machen können, dass, wenn die angst kommt und ich dann sozusagen in ihr bin, sie mich nicht umbringt, mir nichts geschieht.
so insgesamt habe ich auch nun das gefühl, keine grosse angst mehr zu haben, dass sie käme, die angst. --- hmm ... jedenfalls glaube ich auch gar nicht, ich müsste sie überwinden, vielmehr fühle ich es so: wenn die angst kommt und haut mich um ... dann steh ich danach wieder auf. es stellt sich für mich eher so dar: es geht, die angst kann mich überwinden -- ich kann mich von der angst überwinden lassen.
ob das beim nächsten mal nicht anders ist, weiss ich nicht, ich glaube, da gibt es keine garantie. es wäre anders, wenn ich auf meinem weg einen berg überwunden hätte, denn wäre ich drüber, läge er eindeutig hinter mir. nicht so die angst, die kann nämlich wieder kommen, vielleicht heftiger als jemals zuvor. -- und dennoch habe ich zuversicht erworben, die jedoch ganz klar zu einem nicht zu unterschätzenden anteil aus meiner distanz zum alkohol erwächst. und die wird nun einmal grösser mit der wachsenden dauer ohne alk.
irgendwelche härtetests sind mir daher auch nicht wichtig. vielleicht kommt auch bei mir die zeit der tests -- dann soll es aber primär lust sein, die mich motiviert, sie bestehen zu wollen.
sind doch recht viele Anworten geworden, aber ich habe sowieso den Entschluss getroffen für dieses Jahr alles abzusagen, was soll das, muss ich mir jetzt nicht antun!!
outing: was mich verwundert: unsere Gesellschaft - und da will ich mich gar nicht von ausschliessen, meine Erinnerung welch unterbewusste Verachtung ich bei dem Thema Alkoholismus früher empfunden habe ist durchaus noch präsent - reagiert doch wenig einfühlsam auf ein solches Outing, scheint es mir...
Woran liegt das, dass man einem Alkoholiker weniger Verständnis einräumt als anderen Süchtigen? Könnte es sein, daß die Gesellschaft da ein schlechtes Gefühl beschleicht?! Ist es möglich, dass vielen in unserer westlichen Kultur eigentlich bewusst ist, dass eine potentielle Droge in viel zu vielen Bereichen unseres Lebens einen zu hohen Stellenwert hat? Bedeutet ein:" Ich bin ein Alkoholiker" ein unterbewusstes Zusammenzucken der Gesellschaft aus Scham das wieder einer dem gemeinschaftlichen Selbstbetrug zum Opfer gefallen ist?
Oder ist es ganz einfach so, dass man für viele zu einem Aussenseiter wird so wie es damals die " Streber" in der Schule waren? Und tatsächlich verlasse ich ja, nachdem ich vor mehr als 15 Jahren feierlich mit einem Glas Wein am Tisch der Erwachsenen aufgenommen wurde, eine Gemeinschaft die sich oft mit hilfe des Alkohols definiert! Werde ich dadurch zur berühmten Spassbremse die nur noch zum Kaffekränzchen taugt( nix gegen kaffee, tolles Zeugs!)? Vielleicht, nein sicherlich hege ich solche Gedanken auch weil ich mich mein ganzes Leben in einem Alkohl konsumierendem Umfeld befunden habe!
Das soll jetzt nicht bedeuten, dass ich ganz fürchterlich leide dieses "Kollektiv" verlassen zu müssen, ich will es ja so unbedingt, aber ein wenig Abschiesdsschmerz ist schon da...
Ich frage mich warum bei dem Them Alkoholismus so empfinlich reagiert wird ( und das dem so ist habe ich mitlerweile selbst erfahren dürfen:" das wird schon wieder", " stell dich nicht so an, reiß dich einfach zusammen", usw,usw.) Es ist doch einfach seltsam, dass die massivste und wohl auch älteste Sucht (?) unsere europäischen Kultur so wenig reflektiert wird? Ich will hier der Gesellschaft keinen Vorwurf machen und bin mir bewußt, dass ich alleine die Kontrolle verloren habe, aber auf dem Weg dahin wurde ich doch recht tatkräftig unterstützt und nun wundern sich einige welche konsequenzen ich zu ziehen habe??? ( verstehe ich einfach nicht...) bin ich da etwa der böse Bube der mit Spiegeln droht?
Oder ist es ganz einfach so, dass man einem Alkoholiker einfach nicht zutraut trocken zu bleiben ( siehe Harald Juhnke) und ihn, falls es sich nicht um ein Genie oder Volksheiligtum handelt, einfach abschreibt? Braucht man als Alkoholiker so oder so eine ganz neue Gemeinschaft weil die alte sich, Grass ausgedrückt, die Gaudi nicht verderben lassen will?
Nun, ich denke ich habe wirklich genug geschrieben und ich weiss, dass ich keine neuen Weisheiten auf den Schirm gebracht habe und so manch einer von euch muss beim lesen dieser Zeilen wohl ein Gähnen unterdrücken ( "ach, die Anfänger...?") Es ist einfach ein Querschnitt meiner momentanen Gedanken und es tut mir einfach gut sie hier niederzuschreiben!
Liebe Grüße an alle Karlson (tatsächlich immer trockener)
P.s. Barfuss hatte ich ja gerade mit den Worten:" toll das du noch da bist" begrüßt und schon war sie weg?! ( wasche meine Hände in Unschuld!! )
Also, ich hab' nicht gegähnt - aber ich bin ja auch noch 'Anfänger'
ZitatWoran liegt das, dass man einem Alkoholiker weniger Verständnis einräumt als anderen Süchtigen? Könnte es sein, daß die Gesellschaft da ein schlechtes Gefühl beschleicht?! Ist es möglich, dass vielen in unserer westlichen Kultur eigentlich bewusst ist, dass eine potentielle Droge in viel zu vielen Bereichen unseres Lebens einen zu hohen Stellenwert hat? Bedeutet ein:" Ich bin ein Alkoholiker" ein unterbewusstes Zusammenzucken der Gesellschaft aus Scham das wieder einer dem gemeinschaftlichen Selbstbetrug zum Opfer gefallen ist?
Meine bescheidene Meinung ist die, dass die Zusammenzucker meist selbst was mit Alk am laufen haben, das ihnen nicht so ganz geheuer vorkommt. Für die anderen bietet sich der Alkoholiker als Projektionsfläche für vieles, was in unserer Gesellschaft als 'schlecht' und unerwünscht gilt, geradezu an: nach landläufiger Meinung ist er faul, willensschwach, verlogen und disziplinlos. Er lässt sich gehen und sch**** in seinen akuten Phasen auf alles und jeden (einschließlich sich selbst :grins2. Er bietet also eine hervorragende Projektionsfläche für die hauseigene 'dunkle Seite der Macht', des 'sich-auch-gehen-lassen-wollens', der eigenen Destruktivität. Ich glaube, es war Rost, der das in "Psychoanalyse des Alkoholismus" ganz gut beschrieben hat. Obwohl es schon ein paar Jahre her ist, dass ich das gelesen habe, ist mir das hängengeblieben, weil es mir auf Anhieb einleuchtete
ZitatWoran liegt das, dass man einem Alkoholiker weniger Verständnis einräumt als anderen Süchtigen? Könnte es sein, daß die Gesellschaft da ein schlechtes Gefühl beschleicht?! Ist es möglich, dass vielen in unserer westlichen Kultur eigentlich bewusst ist, dass eine potentielle Droge in viel zu vielen Bereichen unseres Lebens einen zu hohen Stellenwert hat? Bedeutet ein:" Ich bin ein Alkoholiker" ein unterbewusstes Zusammenzucken der Gesellschaft aus Scham das wieder einer dem gemeinschaftlichen Selbstbetrug zum Opfer gefallen ist?
Meine bescheidene Meinung ist die, dass die Zusammenzucker meist selbst was mit Alk am laufen haben, das ihnen nicht so ganz geheuer vorkommt. Für die anderen bietet sich der Alkoholiker als Projektionsfläche für vieles, was in unserer Gesellschaft als 'schlecht' und unerwünscht gilt, geradezu an: nach landläufiger Meinung ist er faul, willensschwach, verlogen und disziplinlos. size][/b]
Ich habe mich auch schon gefragt, woran es liegt, das man als Alkoholiker schnell das Stigma "Versager" an die Stirn gepappt bekommt. Nikotin z. B. ist auch ein Suchtmittel. Wenn jetzt ein Kettenraucher sagt, er möchte mit dem Rauchen aufhören, bekommt er von allen Seiten Zustimmung. Wenn jemand sagt: Ich will mit dem Saufen aufhören, kommt oft der Spruch: Och, du Spaßbremse (Jedenfalls von Leuten, die niht so mit dem Thema vertraut sind wie Betroffene).
@Greenery: Das mit dem Zusammenzucken kenn ich. Die letzten Monate vor meinem Entschluß ist mir in jeder Zeitung Berichte über Alkoholiker (meist diese 4-Zeiler über Promies)ins Auge gesprungen. Irgendwie habe ich das Wort "Alkoholiker" aus dem ganzen Bericht gleich rausgefiltert. Da wollte mir wohl mein Unterbewußtsein sagen, das mit mir was im Argen ist.
Hallo Ihr LIeben, also ich weiss nicht,aber ich denke,die anderen machen sich gar nicht so sehr einen Kopf wie ich es mir vielleicht damals gedacht habe,ich habe mir wahrscheinlich manchmal deren Köpfe mehr zerbrochen als sie selbst! Heute ist mir das ganz egal was andere denken,zwei Mal war ich durch meinem damaligen "Freund" Alkohol klinisch tod,aber eignetlich ja durch meine Verhaltensweisen,wie es auch immer zustande gekommen ist! Ich beantworte,wenn denn überhaupt mal FRagen kommen,die FRAgen genauso wie bei Kindern,genauso weit wie sie gestellt werden und wenn jemand bis zum Schluss Antwort haben,na bitte schön,denn trockene Alkoholiker sind Helden....!!!!Kennt Ihr den? In diesem Sinne,ach so,sonst habe ich immer nach Gefühl gehandelt oder nicht!!Das hat mir geholfen,ich muss mir nichts antun,zu dem ich nicht 100%ig stehe,von wegen ausprobieren,das hört sich schon wieder ganz schön nass für mich an!!Schönen Abend!Bummi