in letzter Zeit hatte ich ziemlich viel Stress (Zeit- und Leistungsdruck) bei meiner Ausbildung, z. T. da ich ja (zum Glück) einen Fulltimejob auch noch habe. Bin aber froh, dass sich alles schön vereinbaren lässt und klopfe auf Holz, dass das bis zum Ende der Ausbildung (noch anderthalb Jahre) auch so bleibt. Womit sich das alles nicht vereinbaren lassen würde: wenn ich noch trinken würde oder wieder angefangen hätte.
Das alkoholfreie Leben ist so selbstverständlich, dass ich meist vergesse, dass alles einmal ganz anders war. Aber dann denke ich schon bewusst daran, dass ich trocken lebe und auf mich stolz sein kann. Gerade in Zeiten, wo das Leben wieder so normal ist und man an Hindernisse stößt, nicht immer gerne macht, was man zu tun hat, sich öfter über Kleinigkeiten aufregt, mit sich selber so streng ist, dass man oft angespannt ist obwohl man genauso gut vieles lockerer nehmen könnte - da kommen mir die Gedanken, dass ich es geschafft habe, vom Alkohol loszukommen, recht gelegen. Bissel stolz auf sich selber sein, erleichtert sein, dann geht es mit der Stimmung wieder besser.
Wenn ich mich erinnere, wie ich Jahre lang schon gewusst habe, dass ich abhängig bin und ich bald mal aufhören muss zu trinken, sonst würden sich die Probleme häufen und aus meinem Leben würde nichts Schönes mehr - das war alles so unangenehm, und ich konnte mir ein Leben ohne Alkohol überhaupt nicht recht vorstellen. Ich stellte mir das Aufhören so richtig schlimm vor, und das Leben danach stellte ich mir entbehrungsreich vor. Nie wieder Alkohol, ein Leben lang würde mir dann was fehlen.
Rückblickend ist weder das Aufhören allzu schlimm gewesen, noch ist die Zeit danach oder das Leben jetzt entbehrungsreich.
Das Schwierige vor dem Aufhören ist, finde ich, dass man sich alles zu schlimm vorstellt, und dass man einfach nicht weiß und nicht glaubt, dass alles ganz anders ist als befürchtet. Ich bin froh, keinen Alkohol mehr trinken zu müssen, und ich bin der Meinung: Der Mensch braucht keinen Alkohol.
Ich würde es gerne jedem, der mit sich ringt und aufhören möchte zu trinken, sagen. Aber ich weiß, es kommt kaum an. Niemand wird es glauben, niemand kann es sich für sich selbst vorstellen. Jeder Einzelne muss es selber erleben, dass ohne Alkohol alles viel besser ist.
ZitatGepostet von gepard Das Schwierige vor dem Aufhören ist, finde ich, dass man sich alles zu schlimm vorstellt, und dass man einfach nicht weiß und nicht glaubt, dass alles ganz anders ist als befürchtet. Ich bin froh, keinen Alkohol mehr trinken zu müssen, und ich bin der Meinung: Der Mensch braucht keinen Alkohol.
Hallo gepard
Ich habe mich zum Schluß gefragt, wie ich es schaffen soll, jemals wieder einen abend ohne Alkohol zu verbringen.
Heute frage ich mich, wie ich mich so etwas je fragen konnte.
Ja es lohnt sich wirklich und zu Recht sollte man sich das öfters mal in`s Gedächtnis rufen.
hallo gepard, "Das Schwierige vor dem Aufhören ist, finde ich, dass man sich alles zu schlimm vorstellt, und dass man einfach nicht weiß und nicht glaubt, dass alles ganz anders ist als befürchtet." // Sehe ich auch so. Ich denke dass kommt von der Tatsache, dass ja der Alk sämtliche "Lösungen" immer binnen einer kurzen Zeit herbeischafft. Daher hatten wir keine Geduld mehr. Und wenn nun schon ohne Alk - weil es geht ja nichts mehr, huch - dann natürlich sofort. Da fehlt noch die (jahrelange?) Umgewöhnung an die wirklichen Verhältnisse, Gruß Max
Moin Gepard, moin Max, jupp geduld ist bei mir tat und sächlich eins der zauberworte und auch eigenschaften, die ich erst einmal wieder ganz neu erlernen musste, mit meiner abstinenz. Hast den nagel auf den kopf getroffen Max, alk war immer die vermeintlich schnell lösung Wenn ich an meine vielen ängste denke, die furcht vor veränderung..............heute sind die K2`s meiner damaligen vorstellung zu winzigen nordseedünen geschrumpft-war ein haufen heiße luft drin, in den angst bergen........ Heute bin ich einfach nur dankbar nicht mehr trinken zu müssen und mich entwickeln zu können! Ich finds super spannend! Schönes wochenende rundum gewünschtt Hermine
Zitat: ....heute sind die K2`s meiner damaligen vorstellung zu winzigen nordseedünen geschrumpft-war ein haufen heiße luft drin, in den angst bergen....
Danke für diesen Satz, der mich an diesem trüben, regnerischen Morgen aus meiner schlechten Stimmung gezogen hat. Er hat mich daran erinnert, was auch ich gewonnen habe.
ich habe lange nichts hören lassen von mir, habe aber täglich gelesen.
es hört sich alles so einfach an und ich werde ganz neidisch! doch kann ich trotz der stundenlangen leserei bei mir einfach keinen punkt setzen. es ist schlimm, warum nur geht das nicht?!
ich habe eigentlich keine angst vor dem "danach" und vor dem "ohne", ich habe angst davor vielleicht 4 monate nicht zu hause sein zu können. das ist etwas was nicht funktioniert. habe seit einem jahr erst wieder arbeit, dort kann ich nicht mal so ein paar wochen fehlen.
bei mir ist es seit dem ich hier lese nun der dritte versuch. ich bin heute nicht so euphorisch wie ich es am 3. tag beim erstenmal (miesi) war. auch den stolz laß ich nicht aufkommen. ich möchte den ball flach halten, den nach den 10 tagen beim 1. mal, war es aus lauter euphorie dann doch wieder passiert und.........ich hatte es schwer wieder raus zu kommen. hatte so viel gelesen und mich als nicht alki eingestuft, weil ich ja 10 tage ohne weiteres durch gehalten habe!!!
im innersten weiß irgendetwas was mit mir los ist, doch das seil um aus diesem loch zu kommen muß noch zu ende geknüpft werden. immer wieder reißt es auseinander!
hallo Muschelchen, du darfst weder euphorisch noch traurig sein, wenn du aufhören willst mit dem Alk. Das jahrelange Training in die falsche Richtung hin ist es, was uns so schwer tun lässt. Da sind wir nun schon tapfer und einsichtig und willig und motiviert, und dann klemmts immer noch. Aber nützt ja nichts, weil es keine schnelle Lösung geben kann, zur Reaparatur der ganzen Seele. Aber es geht nur in völliger Abstinenz. Weißt du, eigentlich ist das doch aber sehr positiv, dass es überhaupt geht?!! Gruß Max
Zitatstimmt. leider ist das meist ein langer, scheinbar auswegloser kampf (mit sich selbst)
Ohne meist. Denn für mich war es auch wie bei gepard.
Und irgendwie habe ich den Eindruck, du willst diesen Kampf. Dann hast du eine Rechtfertigung zum alles so belassen wie es ist, denn es ist ja ein "Kampf" und soooo schwer.
Erstmal vielen Dank für Deinen wirklich sehr guten Beitrag
Nach meiner Erfahrung steckt da sehr viel wahres drinn!
Du schreibst:
ZitatIch würde es gerne jedem, der mit sich ringt und aufhören möchte zu trinken, sagen. Aber ich weiß, es kommt kaum an. Niemand wird es glauben, niemand kann es sich für sich selbst vorstellen. Jeder Einzelne muss es selber erleben, dass ohne Alkohol alles viel besser ist.
Genau das ist die Crux. Ich habe es mir damals auch nicht vorstellen können,bzw. habe es nicht glauben wollen(können) Genau diese Einsicht(oder der Glaube daran)ist aber so ungeheuer wichtig...
ZitatRückblickend ist weder das Aufhören allzu schlimm gewesen, noch ist die Zeit danach oder das Leben jetzt entbehrungsreich.
Genau,und genau das kann sich der/die noch "Nasse" absolut nicht vorstellen...Nie wieder ein Schluck Alkohol
Dazu mußte ich auch erst ganz am Boden liegen.Erst als ich nichts mehr zu verlieren hatte,ausser mein Leben,war ich bereit das in Erwägung zu ziehen
Es ist wirklich schade,das die "Nassen" das von den "Trockenen" nicht annehmen können...aber das ist halt die Sucht..Leider
ich empfinde "Kampf" im Zusammenhang mit Alkohol einfach vom Ansatz her falsch...Kapitulation war bei mir angesagt. Wirklich das ganz demütige "ich bin dankbar nicht mehr trinken zu müssen" musste in mir sein um es lassen zu können.