liebe saufnixen, sein einiger zeit bin ich hier im forum, lese viel, schreibe und chatte manchmal.
dazwischen hab ich mich immer wieder gefragt, ob ich über meine eigene geschichte und jetzige situation schreiben kann, denn ich bin nicht erst seit gestern trocken.
wie arrogant von mir - bin doch der pulle keinen cm weiter entfernt, als ein "frischling"
wo fang ich an? am besten, da wo ich stehe! denn ich bin stehengeblieben und schau mich um und trau mich nicht weiterzugehen, in welche richtung auch immer.
am ende meiner saufzeit hab ich von morgens bis abends auf meinem saufsofa gesoffen! es ging nur ums saufen. Im dusel sah ich mich selbst in einem zug, der mit rasender geschwindigkeit in einen abgrund stürzt und ich konnte nicht abspringen. ich wollte auch nicht! es war mir scheißegal!
ich führte ein doppelleben. für andere - lover, freunde, familie hatte ich die perfekte maskierung inszeniert. niemand durfte hinter die fassade schauen. unter gar keinen umständen. denn meine seele war so schwarz, dass ich der festen überzeugung war: wenn sie jemand entdeckt, wäre er vor entsetzen sofort geflüchtet.
na ja, vielleicht wollte es von meinen lieben auch keiner so genau wissen..
in meinem "ersten leben" bin ich immer vor problemen geflüchtet und ihr, liebe alkis, kennt das beste mittel zur flucht!! irgentwann hatte ich nur noch ein problem: ich soff, weil ich soff! gibt es einen besseren grund?
ich lernte ´92 eine frau kennen und die brauchte keine 2 wochen, dann gab sie mir die verbale Ohrfeige: du bist alkoholikerin!
und wie erstaunlich! ich gab es sofort zu! und wie seltsam! ich hörte auf!
einen tag ohne alkohol war bis dato in meiner vorstellung unmöglich. und dann von einem auf den anderen tag hörte ich zu saufen.
sie gab mir die adresse eines Psychologen, der mir zwei dinge mitgab: 1. "sie werden in jedem fall wieder saufen!" 2. die kontaktkarte von AA
ich zitterte mich durch zwei wochen, bis ich mich ins meeting traute. mann, hab ich gefroren. ich ließ meine dicke winterjacke an. ich fühlte mich so klein und elend. und das war gut so! keinen moment zweifelte ich daran, dass ich hierhin gehöre.
seit dieser zeit gehe ich jede woche zweimal in die gruppen. es ist meine lebensversicherung.
es war rückblickend ein steiniger, schwerer weg mit vielen tränen, selbstzweifeln, selbstmitleid, trauer um meinen "besten freund", jetzt mußte ich jeden fehler, jedes problem, jede unzulänglichkeit an und mit mir allein durchstehen. ich bin froh, dass ich das anfangs nicht wußte.
aber es gab auch super glücksmomente. das erste mal wieder träumen können (ich steh total auf träume :grins2 der erste trockene frühling das erste mal trocken verliebt sein und am besten: ich wurde neugierig - auf mich ich lernte mich ganz neu kennen
und ohne, dass ich mir dessen so bewußt war, stellte ich mitmal fest, dass meine seele durch den waschgang gezogen wurde. klar gibts da flecken, die nich mehr rausgehen, aber das bin ich und das is okey!! mag es eh schon lange nicht mehr 100%, das ist mir unheimlich!
ich hab in AA gespürt, dass da leute mit "schwarzen seelen" sitzen und die zeigen sie auch. und ich mag sie umso mehr dafür und auch mir wird die meiste sympatie entgegengebracht, je ehrlicher und schonungsloser ich meinen dreck rauslasse.
es ist manchmal gar nicht so einfach ehrlich zu sein. ich bin schon oft, auch heute noch, aus dem meeting gegangen und hab mich gefragt: "Was haste denn da wieder erzählt??" wollte wohl mal wieder gut da stehen!! und *oh schäm:jemand sitzt mir gegenüber und hat son feines lächeln im gesicht
meine jetzige situation ist brisant! ich kann nicht offen und ehrlich im meeting reden. würde ich das tun, würde ich andere sehr verletzen. ich hab durchs quatschen immer eine lösung gefunden. ich werde eines tages eine entscheidung treffen müssen, aber das braucht zeit. selbst hier red ich um den heißen brei. sorry, geht noch nicht!!
dennoch bin ich froh, hier meine geschichte ansatzweise erzählt zu haben.
schön das du da bist.eine Seele ist nie nur schwarz denk ich.
das du im Meeting nicht alles erzählern willst und das eine oder andere seine Zeit braucht versteh ich. Aber wieso kannst du die anderen im Meeting verletzen wenn du deine Geschichte erzählst oder was von dir preis gibst?
ich wünsch dir jedenfalls weiterhin eine große Portion Optimismus
danke für deine Geschichte. Du schreibst ja wunderschön finde ich, ich kann mich sofort einfühlen! Du hast auch schon wirklich viel durchschaut, finde ich.
Aber das wüßte ich auch gerne genauer:
Zitatmeine jetzige situation ist brisant! ich kann nicht offen und ehrlich im meeting reden. würde ich das tun, würde ich andere sehr verletzen.
Warum? Welche Macht hast du denn, dass andere durch deine Worte zu hilflosen Opfern würden?
Ich träume jetzt auch schon seit 7 Wochen, was das Zeug hält - find' ich total klasse
Was ich nicht so ganz verstehe: was meinst du denn mit einer 'schwarzen' Seele? Sarkawi-mäßig oder eher so Richtung "Wenn ich die blöde Visage von dem nur schon sehe..."
Hallo Jule Ich bin auf die Fortsetzung deiner Geschichte gespannt,mal gucken wann du so weit bist. Übrigens habe ich auch gesoffen weil ich gesoffen habe,zumindest hatte ich so immer ein Alibi dafür.Ich bin auch mit meinem Schiff mit dem Namen "Selbstmitleid" durchs Leben gefahren.Gruß Mirko
@greenery: manchmal hab ich eine komische form der ironie, die nur leute verstehen, die mich kennen. ne "schwarze seele" hat natürlich niemand. hab nur in der gruppe zum ersten mal leute getroffen, die sich nicht als glanzvolle persönlichkeiten, die alles im griff haben, dargestellt haben... (die gibts da natürlich auch :grins2 ...sondern mir gezeigt haben, dass man alle leichen aus seinem seelenkeller erzählen kann, ohne gelyncht zu werden. ich war erstaunt über die parallelen bezügl. meiner und ihrer saufeskapaden.
Puuuhhh! schluck!! mir is klar, das ich den letzten absatz so nicht stehenlassen kann und mittlerw. auch nicht will.
ich habe in der gruppe vor jahren jemanden kennengelernt, mit dem ich mittlerweile verheiratet bin. anfangs war er mein bester freund, der hat echt alles für mich getan. na ja, weil er für mich neben der freundschaft immer "ein kleines flämmchen" in sich trug.
nach dem saufen hab ich noch viel anderen scheiß gebaut, denn sich ändern find ich noch viel schwieriger, als die pulle stehenlassen. ich wollte jetzt das leben spüren und dazu gehörte für mich das verliebtheit sein. Klaro, zum aufpolieren des selbstwertgefühls! die noch unbeholfenen tapser durch mein neues leben wurden dadurch leichter, weil ich die rosa brille auf hatte!
irgentwann merkte auch ich, dass da was nicht stimmte: nach 3, 4 wochen verflogen die schmetterlinge und ich suchte mir ein neues "opfer". gabs probleme, heulte ich mich bei "flämmchen" aus.
is klar, was passierte - irgentwann.. die beziehung funktionierte, aber tief in meinem inneren vermisste ich etwas und ich beschloss, es zu ignorieren. das ging zuerst gut. bis zu einem sommer. da war er für drei wochen weg und ich hatte nichts besseres zu tun, als mich in eine affäre zu stürzen.
und er kam ziemlich schnell dahinter, auch weil ich rückblickend keinen hehl daraus machte.
und obwohl wir uns getrennt und wieder zusammengeschlossen haben, blieb bei ihm verständlcherweise ein latentes misstrauen.
vielleicht hab ich zum heiraten deshalb "ja" gesagt.
seit einiger treffe ich mich heimlich mit jemanden. und ich könnte für ihn alles aufgeben. anfangs hab ich gedacht, es sei nur ein strohfeuer. das ist es nicht. ich stelle alles in frage und weiß nicht weiter.
mein mann merkt natürlich, dass was nicht stimmt und leidet wie verrückt darunter und ich habe schuldgefühle, weil ich ihn so quäle. aber ich kann den anderen nicht aufgeben..........
Du möchtest zum Einen gerne jemanden auf den du dich verlassen kannst. Eine "solide" Beziehung. Einen Fels in der Brandung. Jemanden der immer zu dir hält, der dich versteht, der geduldig ist. Den hast du gefunden und geheiratet.
Zum Anderen wünschst du dir Aufregung, Pricklen, Verliebtsein, Spontanität. Das hast du nie in größeren Ausmaßen bei deinem jetzigen Mann gefunden, wenn ich richtig lese, dafür aber viele andere Qualtäten, die so wichtig für dich sind, dass du ihn geheiratet hast.
Du schreibst, dass du in einer festen, verlässlichen Beziehung tief im Inneren etwas vermisst. Die Frage wäre nun, was genau du vermisst?
Vermisst du etwas, was früher anders war in der Beziehung? War dein Partner früher spontaner, aufregender etc.? Oder vermisst du vielleicht, dass du dich selbst in einer sicheren Beziehung nicht so sehr gefühlmäßig einlassen kannst?
Natürlich ist es immer viel spannender, romantischer und berauschender eine Verliebtheit mit jemandem zu entdecken mit dem man weder Schmutzwäsche, Haushaltskasse, öde Familienfeiern oder Grippeerkrankungen teilen muss. Ob es nach der Verliebtheit in einer dauerhaften Beziehung trotzdem so rosarot bleibt, wirst du natürlich erst wissen, wenn du es ausprobierst.
Ich würde an deiner Stelle nichts überstürzen. Überprüfe für dich selbst, ob es nicht sein könnte, dass du in der Beziehung vielleicht die "eierlegende Wollmilchsau" erwartest.
Ich hatte auch mal so eine ähnliche Phase, in der ich mich von meinem Mann trennte. Es war wichtig für mich, um außerhalb der Beziehungsverknüpfungen erkennen zu können, was ich denn nun will. Ich wollte dann doch gerne meinen Mann, so wie er ist und glücklicherweise wollte er mich auch noch.
Trotzdem vermisse ich nach fast 16 Jahren, die mein Mann und ich nun zusammen sind, oft irgendwas an Gefühl, Romantik oder Spontanität. Hier und da hängt der Haussegen schief und wir müssen das ein oder andere Betrachten. Aber ich bekomme auch viel in der Beziehung. Ich habe mich für meinen Mann ganz bewußt entschieden. Ich wußte schon damals, dass er kein wortreicher Romantiker ist und habe auch nie erwartet, dass er einer wird.
Zitater leidet wie verrückt darunter und ich habe schuldgefühle, weil ich ihn so quäle. aber ich kann den anderen nicht aufgeben..........
aber Klarheit könntest du schaffen, oder soll dein Mann nur der Lückenbüßer sein, falls es mit dem anderen nicht klappt?
Wenn du dich doch wieder für deinen Mann entscheiden würdest (falls er auch will), dann wäre es eine neue Entscheidung - für alles andere ist es schon zu spät, Jule. Die Fakten müssen auf den Tisch, ansonsten würdest du dir ziemlich was vormachen, wenn du z.B. einfach so die Ehe fortführen würdest und wieder versuchen würdest "normal" zu sein, falls du dich gegen den anderen entscheidest.
hallo Jule, du schreibst sehr schön, auch einfühlsam in dich selber. "und *oh schäm:jemand sitzt mir gegenüber und hat son feines lächeln im gesicht" - dieses feine Lächeln lächelt dich aber an, nicht aus, und dann ist es doch gut so. Mit deiner "Flamme" ist es arg. Da möchte ich nicht tauschen mit dir. Liebe sollte immer vorgehen, alles andere verdünnt sich sowieso in Abhängigkeit von der Zeit. Aber wenn deine "Verflossenschaft" immer so nach paar Wochen wieder aus war, tja was ist es denn dann jetzo?!!?? Gruß Max
die beziehung zwischen meinem mann und mir lief über monate nicht gut, bevor ich diese neue angefangen hab. das ist vielleicht keine entschuldigung, sofort in einer krise alles hinzuschmeißen..
aber - trotz rosa brille und trotz der tatsache, dass der andere mann kompliziert ist,nur...
(hä - wer is das nich... :sly
..., ich hab sowas noch nie empfunden...
sicher hab ich vorher nach zuneigung gelechtzt, die ich zu hause nicht bekam. früher hab ich leute belächelt, die von großer liebe gesprochen haben. ich fühlte mich so "abgeklärt"
und jetzt stehe ich hilflos vor einem riesengeschenk von oben (?), habs ausgepackt, ganz sachte, und es ist das drin, was ich mir immer gewünscht hab.
Zitatund jetzt stehe ich hilflos vor einem riesengeschenk von oben (?), habs ausgepackt, ganz sachte, und es ist das drin, was ich mir immer gewünscht hab.
ja dann...
Vermutlich liegt es an der Verliebtheit, dass du "hilflos" vor dem Geschenk stehst, es aber doch ausgepackt hast, da ist man ja manchmal ein bißchen "out of control"....hmhmhm..
Da ich im Moment nicht hochgradig verliebt bin, sehe ich das ganze etwas nüchterner...entschuldige bitte. In dem Moment wo du "auspackst" bist du nicht mehr hilflos.
Und auch jetzt bist du nicht hilflos, dir ist vielleicht mulmig davor, die Karten auf den Tisch zu legen...aber das ist was anderes wie hilflos....
der "andere" hat in der letzten zeit mehrere rückfälle gehabt und schon beim ersten hab ich gedacht: "verdammt, du musst loslassen!!"
wir haben seit heute "Pause"... die "nüchternen" von euch werden mir sicher gratulieren und mir alles gute in meiner ehe wünschen - hähä!!
ich bin süchtig! alkoholsüchtig - trocken, aber auch nüchtern?? süchtig nach zigaretten süchtig nach kaffee süchtig nach arbeit süchtig nach nixtun süchtig nach ... süchtig nach anerkennung süchtig nach zärtlichkeit süchtig nach liebe ... in allem bin ich so verdammt unnormal EXTREM und jammer vor selbstmitleid und halte den kopf zu hoch und lüge betrüge und wenns mir das genick bricht, verdammt ich will nicht anders sein. die situation kann noch so beschissen sein, aber ich lebe und das weiß ich nur, weil ich mal ein zombie war.
wisst ihr, was das beste ist: MUT das ist das schwerste, anstrengenste (und ich bin sone faule sau..) und es gibt mir freiheit
jetzt muss ich noch ne runde mit mir jammern
und kann dann wieder neu starten puhh - tut gut, hier zu schreiben auch wenns für euch mumpitz is
hi Jule, "wir haben seit heute "Pause"...die "nüchternen" von euch werden mir sicher gratulieren " //nix Gratulation! kann ich wehmütig nachempfinden. Vielleicht brauchst du auch jemanden, der tatsächlich so ist wie deine "Pause", aber schon länger also nüchtern und trocken und frei so ist? Die gibt es durchaus, solche Exemplare,. aber selten, Gruß Max