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Saufnix  
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Dieses Thema hat 12 Antworten
und wurde 1.545 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Nixverdruss Offline



Beiträge: 49

06.01.2006 15:14
RE: Wo bleibt der Entzug? Zitat · Antworten

Hallo erstmal zusammen,
um mal kurz meinen Fall zu schildern:
Ich habe eigentlich so seit meiner Studienzeit mehr als gesund wäre, getrunken. Damals hielt sich das aber in überschaubaren Grenzen, da waren es mal am Wochenende, bei Feiern usw so Mengen bis 4 Liter Bier und eher alle 2-4 Wochen. Das zog sich dann so hin, bis ich mit einer Trennung von Frau und Kindern konfrontiert wurde. das war vor 4,5 Jahren. Dann folgten Depressionen, Angstkrankheit und alles, was dazugehört.
Als jemand, der nie gelernt hat, wie man damit umgeht, kam es, wie es kommen musste: trotz Psychotherapie musste Alkohol her, die ersten 2 Jahre so etwa 2-3 Liter Bier täglich oder 4-5 Liter Bier alle 2 Tage, später dann unkontrolliert bis zum umfallen, wobei das dann nur 2-3 mal in der Woche stattfand.

In "besten" Zeiten lag ich dann etwa bei 20-24 Liter Bier in der Woche, was ich jedoch selber auf etwa 15 Liter drosselte.
Ich hatte aber immer trinkfreie Tage, dh. 2-3 trinkfreie Tage zwischen den Excessen.
Es kam, wie es kommen musste: meine jetztige Freundin machte das nicht mehr mit, ich erkannte auch selber, dass sie damit recht hat und ich entschloss mich, jetzt endlich aufzuhören.

Dann las ich erst einmal viel, um den Ausstieg zu schaffen und hatte furchtbare Panik vor dem Entzug mit Herzrasen, Schlaflosigkeit, Krämpfen usw.
Dennoch wollte ich es selber und ambulant tun.

Heute ist mein sechster Tag und ich muss sagen....ich hatte keine körperlichen Symptome, die erste Nacht ein wenig geschwitzt,unruhig geschlafen, aber das war es.
Kann nach den 6 Tagen noch etwas kommen?
Ich meine nicht das Psychische, das macht sich durch Schuldgefühle und die Erkenntnis, was ich alles verbockt habe, bemerkbar.


Matthias53 Offline



Beiträge: 318

06.01.2006 15:54
#2 RE: Wo bleibt der Entzug? Zitat · Antworten

Hallo Nixverdruss,
es ist schön, dass es Dir dabei so gut geht. Wenn Du dazu keine Tabletten oder andere "Erleichterungsstoffe" als Suchtverlagerung benutzt hast, bist Du körperlich gesehen entgiftet. Trockendelir u.a. sind Ausnahmeerscheinungen, die ich aber in meinem Umfeld bisher noch nicht kennengelernt habe. Trotzdem ist die Betreuung durch einen fachkundigen Arzt wichtig, denn es muss ja auch mal Inventur gemacht werden, ob es Schädigungen gibt und wenn ja, sind sie dauerhaft oder reparabel. Dauerhafter Alkoholkonsum führt mit Sicherheit zur Schädigung, denn alle Körperorgane werden angegriffen. Von den Haaren über die Zähne, die Sinnesorgane üer das Blutbild bis zu den Nerven. Eine Fettleber kann sich im halben Jahr zurückbilden, aber eine Zirrhose nicht. Ein Mangel an Vitaminen, kaputte Zähne u.a. sind normalerweise vorhanden. Also: medizinischen Check auf Alkoholschädigungen. Und was eben bei den meisten der Fall ist, es findet eine Suchtverlagerung statt: aufs Rauchen, Kaffeetrinken, Torte, Süssigkeiten, Arbeiten etc. statt. Denn das Suchtverhalten ist ja nicht beendet, nur die Einnahme des Stoffes. Daher ist für eine stabile Trockenheit unbedingt die geistige, seelische und soziale Genesungsarbeit erforderlich, sprich Gruppe und Therapie.
Das Fundament hast Du ja offenbar gelegt. Herzlichen Glückwunsch.
Lieben Gruss
Matthias


Nixverdruss Offline



Beiträge: 49

06.01.2006 16:06
#3 RE: Wo bleibt der Entzug? Zitat · Antworten

Hallo Matthias,
vielen Dank für Deine Antwort.Ich habe keine Tabletten genommen, rauchen tue ich eh, das wurde eher weniger.
Essen tue ich seit sechs Tagen auch nur noch Rohkost.
Mein Problem liegt eher darin, dass ich denke, naja....wenn einem der Entzug so leicht fällt, dann kann man ihn ja öfter tun. Ich weiß, völlig falsche Einstellung!!
Bisher habe ich sie auch nicht, es macht mir auch (noch) nichts aus, beim wöchentlichen Skatabend den anderen zuzusehen.
Das mit dem Arzt ist aber schon in die Wege geleitet, habe gestern ein Blutbild in Auftrag gegeben.
Viele Grüße, nixverdruss.


Nobse Offline



Beiträge: 114

06.01.2006 17:10
#4 RE: Wo bleibt der Entzug? Zitat · Antworten

@ Nixverdruss

Herzlich Willkommen
Es ist schon seltsam
Bei mir war es so,das ich Anfangs gesoffen habe des Turns wegen,aber die letzten zehn Jahre war es einfach Medizin für meinen Körper.Zur bekämpfung der sich nähernden Entzugssymptome. Wenn ich keine Entzugserscheinungen bekommen hätte ,dann hätt ich auch nicht jeden Tag gesoffen.Verstehst du ohne Suff war ich nicht lebensfähig .Ich mußte morgens saufen damit ich mir meine Schuhe zubinden konnte und überhaupt aus dem Haus gehen konnte.
Sei glücklich das es bei dir so abgeht und saufe nicht wieder.Beim nächsten mal kann das schon wieder ganz anders aussehen,Nimm die guten ratschläge der anderen saufnixe/r ernst.Sie haben Recht.

Bleib dem Alk Fern und sei froh das nicht mehr passiert ist.

Nobse


gepard Offline




Beiträge: 851

06.01.2006 20:12
#5 RE: Wo bleibt der Entzug? Zitat · Antworten

Hi Nixverdruss,

du hast Glück gehabt. Das mit dem Entzug dürftest du überstanden haben. Die Frage ist, ob du alkoholfrei bleiben willst. Wenn du jetzt dabei bleibst, dann hättest du das einfachste Trockenwerden geschafft, das man sich nur vorstellen kann. So problemlos wird es nie wieder sein, denke ich. Aber ich glaube, vom bloßen Alkohol weglassen allein ist noch niemand trocken geblieben.

Bei meinem ersten Mal war es auch so wie bei dir. Irgendwann habe ich dann wieder probiert, und innerhalb von Wochen war ich auf dem alten Level und in der alten blöden nassen Situation und dachte mir "demnächst hör ich halt wieder auf". Aber erstens schob ich das dann Monate vor mir her, zweitens war der Entzug (der zweite und letzte) dann viel heftiger. Zum Glück ist mir nichts passiert, aber ich nehme es als Warnung für mich. Jetzt bleibe ich dabei, und dafür habe ich wirklich nur gute Gründe.


WolleW Offline




Beiträge: 42

07.01.2006 10:19
#6 RE: Wo bleibt der Entzug? Zitat · Antworten

Hallo Nixverdruss,
es ist seltsam, es war bei mir genauso: Ich brauchte mindestens meine 4 Liter Bier. Es war kein Problem die Menge auf 10 bis 12 Liter am Tag hochzuschaukeln. Ich hatte mich an den Stoff im laufe der Jahre so gewöhnt, das man mir meine Grundpegel (bis auf die Fahne) nicht einmal anmerkte!
Vor über ein Jahr habe ich mit dem Dreckzeug aufgehört. Genau wie Du, die ersten Tage nur etwas unruhig und schwitzig geschlafen. Keine große Entzugserscheinungen. Keine Körperlichen Schädigungen (Leberwerte ist bei mir OK). Oh man, ich bin total Dankbar das es für mich so abgelaufen ist.
Aber jetzt ist meine Familie, die fast auseinander gebrochen ist (2 Kinder) wieder 100% i.O. Ich habe meine Frau und die Kinder wieder komplett neu kennen und lieben gelernt. Mein Job hätte ich fast verloren. Das ist jetzt wo ich nicht mehr saufe wieder OK.
Lass den Mist in Zukunft bloß stehen. Sei einfach Dankbar das du so gut davon abgekommen bist. Es ist ja so, das wenn Du merkst da ist was Kaputt gegangen, ob körperlich oder in deinem Umfeld, das ist so schwer wenn nicht sogar unmöglich es wieder zu reparieren. Las es nicht so weit kommen.
Und noch was: SHG sind total wichtig. Versuch doch mal Kontakt aufzunehmen. Mir bringt das total viel.
LG Wolfgang


Nixverdruss Offline



Beiträge: 49

07.01.2006 10:43
#7 RE: Wo bleibt der Entzug? Zitat · Antworten

Hallo Wolfgang,
vielen Dank für Deine ermutigenden Worte. Es gibt sie also doch noch, die Leute, die fast eine identische "Saufkarriere" haben.
Bei mir wird es mit der Familie allerdings nichts mehr. Fast 5 Jahre sind da doch ein wenig viel. Allerdings habe ich ja die Kinder 3 Tage in der Woche.
Und, man glaubt es kaum, meine Freundin, die sich wegen der extremen Stimmungsschwankungen trennte, sieht seit gestern auch wieder Chancen. Morgen will sie sich sogar mit mir treffen und essen gehen.
Und auch die Kinder merken, dass sich anscheinend etwas geändert hat.
Das mit der SHG muss ich mir jedoch überlegen, jetzt ist erstmal Psychotherapie angesagt, um die Reste der Angstkrankheit zu beseitigen und auch mal das Saufen aufzuarbeiten.
Ohje, manchmal kann man ganz schön tief sinken, aber.....nach überstandenen Depressionen, Angstkrankheit und dann noch Alkoholkrankheit...fehlt nur noch das Rauchen.
In diesem Sinne: erstmal ab in den Wald, ne Runde joggen, um Kraft zu tanken.
Mit hoffnungsvollen Grüßen, Kai.


Nobse Offline



Beiträge: 114

07.01.2006 15:09
#8 RE: Wo bleibt der Entzug? Zitat · Antworten

Hallo WolleW,
Du schreibst "ich brauchte mindestens meine 4 Liter Bier".
Was wär denn passiert wenn du die nicht bekommen hättest.

Gruß Nobse


Nobse Offline



Beiträge: 114

07.01.2006 15:17
#9 RE: Wo bleibt der Entzug? Zitat · Antworten

Hallo ich noch mal
Eins will mir bei euch beiden einfach nicht aus dem Kopf.
Warum sauft ihr denn so viel Jahre diese unmengen wenn ihr keinen Entzug habt.Ich meine ich habe die letzten Jahre nur gesoffen um keinen Entzug zubekommen.
Das hätte meine Karriere bestimmt um zehn Jahre verkürzt Oder wahrscheinlich hätt ich gar nicht gemerkt das ich Alki bin Ohne Entzug.
Bitte versteht mich nicht falsch .Ich bin auf eurer Seite bin nur etwas verwirrt.

Nobse


Wuchtbrumme Offline




Beiträge: 1.291

07.01.2006 16:32
#10 RE: Wo bleibt der Entzug? Zitat · Antworten

Hallo Nobse

als ich zur Entgiftung ins Krankenhaus ging, hatte ich auch "NULL" Entzugserscheinungen.
(wenn ich mal von einem Blutdruck absehe, der in astronomische Höhen schoss, mir aber nichts ausmachte).
Und das als Schnapstrinkerin, die sich jeden! Abend zuhause die Kanne gegeben hat. (über 10 Jahre lang!)

Bei mir ging es darum, einen "Kreislauf" zu durchbrechen, meine "Gewohnheiten" zu ändern.
Ohne das, ich hätte nicht aufhören können - nicht auf Dauer

Lieber Gruß
Wuchtbrumme


Nixverdruss Offline



Beiträge: 49

07.01.2006 16:39
#11 RE: Wo bleibt der Entzug? Zitat · Antworten

Hallo Nobse,
nun...ich zumindestens redete vom körperlichen Entzug.
Das Geifern nach dem nächsten Bier zähle ich weniger dazu. Die andere Sucht mag bleiben, da gebe ich mich auch keinen überzogenen Hoffnungen hin.
Andererseits bemerke ich im Moment, wie froh und erleichtert alle Menschen sind, mit denen ich näheren Kontakt habe (Kinder, Freundin (oder eher Exfreundin? wird sich zeigen), Eltern und Geschwister), dass ich denke, ich darf sie nicht mehr enttäuschen.
Irgendwie merkt man erst jetzt, wie schlimm das ganze für sie war.
Aber zum körperlichen Entzug wollte ich sagen: Klar hatte ich nach dem letzten durchzechten Tag Unruhe, hohen Blutdruck und auch leichte Angstgefühle hatte (so bis mittags)(ist das ein Kater oder was ist der Unterschied zwischen Kater und Entzug?), aber ich habe noch nie versucht, diesen Minientzug durch Alkohol zu beenden, d.h. ich habe dann etwa 2 Tage Pause gemacht, bis es mir wieder körperlich besser geht und dann wieder damit angefangen. Das war ein stetiger Wechsel: Saufen-morgens am Ende-mittags und abends erholen-ein Tag normal-saufen.
Vielleicht ist das auch ein anderes Trinkmuster, als viele andere es hier haben.
Viele Grüße.


WolleW Offline




Beiträge: 42

07.01.2006 22:20
#12 RE: Wo bleibt der Entzug? Zitat · Antworten

Hallo Nobse,
du schreibst:

„...Was wär denn passiert wenn du die nicht bekommen hättest...“

„...Das hätte meine Karriere bestimmt um zehn Jahre verkürzt Oder wahrscheinlich hätt ich gar nicht gemerkt das ich Alki bin Ohne Entzug...“

Das ich Alkoholiker bin hat bestimmt nichts mit den körperlichen Entzugserscheinungen zu tun! Ich konnte auch mal ein paar Tage ohne Alk durchkommen. Aber das war im warsten Sinne eine „Durststrecke“. Was passiert denn genau wenn ein Suchtkranker das Suchmittel weglässt, eben außer den evt. körperlichen Warnsignalen.
Nervosität, man kommt mit seiner Umwelt nicht mehr klar, Angst, Selbstmitleid, Schuldzuweisungen, die Seele ist ein einziger Müllhaufen, ständig die Gedanken um den Alk und, und, und....
Ich habe auch nicht von heute auf morgen schlagartig aufgehört, obwohl ich das wollte. Ich hatte schon 3 Tage gebraucht. Zuerst hatte ich auch meiner Frau versprochen „jetzt ist Schluss“. Aber als ich dann wieder alleine war, trank ich wieder um mich besser zu fühlen. Aber eben nicht so viel wie sonst. Am dritten Tag schließlich gestand ich, das ich wieder getrunken hatte. Dann suchten wir beide alle meine Verstecke ab und weg damit in den Ausguss. Seit dem war Schluss. Das ist mir dann die erste Zeit ganz bestimmt nicht leicht gefallen.
Ich glaube auch das der Seelische Entzug weitaus die größere Hürde ist. Warum fangen viele Alkoholiker nach ein paar Wochen wieder an zu trinken? An den Entzugserscheinungen kann es ja wohl nicht liegen die sind nach einigen Tagen vorbei.

Ach ja und zu:
„Bitte versteht mich nicht falsch .Ich bin auf eurer Seite bin nur etwas verwirrt.“
Also ich verstehe dich nicht falsch, immerhin sitzen wir alle im gleichen Boot.

LG Wolfgang


schroeder1 Offline



Beiträge: 26

08.01.2006 21:12
#13 RE: Wo bleibt der Entzug? Zitat · Antworten

hallo nixverdruss,

meine mengen an bier liegen in derselben range.
ich hatte wohl mit entzugserscheinungen zu kämpfen und bin froh, dass ich soweit durch bin.

das musst du dir echt nicht antun. sei froh, dass es bei dir so ausging!!

grüsse

schroeder


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