ich bin durch einige sucherei auf dieses Forum aufmerksam geworden und wollte mich erst ein mal vorstellen.
Wie fängt man das am besten an?
Nun mein Name ist Carsten bin mittlerweile 40 Jahre alt, geschieden und seit 06.10.2003 trockener Alkoholiker. Und ohne meine Freunde ganz besonders Spannikind und ihren Mann hätte ich diese Zeit wohl kaum durch gestanden.
Und wenn ich bedenke, wie mir klar wurde, ich brauche Hilfe, habe ich mir diese gesucht und auch genommen. Im Mai 2003 hatte ich ein sehr ausführliches Gespräch mit einem anderem Freund, der mir die Augen öffnete. Von da an wollte ich nur eines, eine bis dahin sau guten Freund, Retter, Verführer und Seelentröster (Freund Alkohol) los werden. Nun, wo finde ich Hilfe.....hmmm vielleicht bei der Telefonseelsorge, angerufen, da gab man mir den rat gehen sie doch einfach mal zu ihrem Hausarzt.....ich war neu in der Stadt, wie finde ich einen Hausarzt zu dem ich ein Vertrauensverhältnis aufbauen kann....Telefonbuch, die Ärztetafel durchforstet. Nun so fand ich eine Ärztin, die mir weiter half. Dann Sozialer Dienst und LVA. Ich hatte an diesem Tag den Entschluss gefasst, es geht nicht mehr so weiter. So sind ca. 4 Monate wie im Flug unter fast ständigem Rausch an mir vorbei geflogen. Ich muss dazu sagen, dass ich ein Spiegeltrinker war, mit einem Mindestpegel von ca. 1 – 1,5 %o. Dann kam die schlimmster Zeit für mich, die ersten sechs Wochen einer 16 wöchigen Therapie, denn da kamen fragen auf, was mache ich überhaupt hier, ich bin im falschen Film. Ich habe in dieser Zeit gegen alles rebelliert, nur hätte ich diese professionelle Hilfe nicht gehabt, ich glaube, ich würde heute diese Sätze nicht mehr schreiben können.
Deshalb mein Rat an alle, die wirklich aufhören wollen, nehmt jede Hilfe an die ihr kriegen könnt: Denn ohne Aufmunterung oder sei es nur ein verbaler Tritt in den Hintern, hätte ich es auch nicht geschafft.
Was ich auch jeden Tag vor Augen habe ist ein Dreizeiler aus der Suchtfibel, denn der hängt bei mir an der Wohnungstüre. Und ist so zu sagen mein Leitsatz für jeden neuen Tag.
Gott gebe mir Gelassenheit, Hinzunehmen was nicht zu ändern ist. Mut, zu ändern, was ich ändern kann. Und Weisheit, zwischen beidem zu unterscheiden.
Hmmmm....sorry, das es so eine lange vorstellung geworden ist.
graturliere zu Deiner Trockenheit. Finde ich toll, dass Du schon so lange nichts mehr trinkst. Ich habe am 6.10.2004 zu trinken aufgehört und leider 1 Jahr später wieder 1 Tag getrunken. Seitdem bin ich auch wieder trocken und habe momentan kein Verlangen mehr nach Alkohol. Ich gehe zu den AA und lese hier im bord. Das hilft mir ungemein. Ansonsten habe ich bisher noch nichts weiter unternommen. Weitere viele gute 24 h.
Schön das Du schon so lange trocken bist. Ich habe mir den Gelassenheitsspruch ausgedruckt und an die Küchentür gehängt.
Ich habe schon so manches mal davor gestanden und tief durchgeatmet. Das hilft mir immer wieder, wenn`s mit der Gelassenheit, mal nicht so recht funktionieren will.
Schön, dass du hergefunden ist. JedeR einzelne, der/die keinen Alkohol mehr trinkt, ist eine große Unterstützung für alle anderen. Denn
"Wir haben alleine getrunken - aber wir heilen nicht allein!" (L.Charpentier) Wir sind viele!
Das "Gebet der Gelassenheit" gehört auch zu meinem Alltag: ich finde es immer wieder erstaunlich, wieviel Kraft ich aus diesen wenigen Zeilen ziehen kann! Für mich habe ich den Text allerdings ein wenig geändert, weil ich mit der christlichen Gottheit nicht so viel anfangen kann:
Ich erstrebe die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Die kleine Änderung im Anfang des Textes bedeutet für mich, dass ich selbst etwas dazu tun kann, diese Weisheit für mich Wirklichkeit werden zu lassen: Schritt für Schritt bin ich auf dem Weg dorthin, es ist Teil der Arbeit an meiner Heilung. Und ich stehe eben nicht still und warte darauf, dass mir all das 'von Gott gegeben' gefälligst irgendwann in den Schoß zu fallen hat...
Über die Herkunft des Gebetes gibt es übrigens eine interessante Diskussion. Klickt mal hier
ZitatIch erstrebe die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Genauso hängt er bei mir an der Küchentür. Ich hab`s nämlich auch nicht so mit der religiösen Verknüpfung Gottes.
ich bin auch schwer atheistisch, nur bewirkt der Spruch in seinem Ursprung bei mir mehr, als wenn ich es (nur) "erstrebe".
Ganz schwer zu erklären.... Das Vertauen darauf, der Glaube in mich, ist stärker, wenn es mir geschenkt, gegeben ist, als wenn ich nur versuche, das umzusetzen. Also ich weiß, dass ich mich auf (meine) Gelassenheit, (meinen) Mut und (meine) Weisheit verlassen kann.
Mit geschenkt und gegeben meine ich, dass ich an mich glaube - es ist einfach da. Ich zweifle nicht an meinen Entscheidungen, sie sind immer richtig - im Moment. Auch wenn sie sich später als ungünstig herausstellen, waren sie doch richtig, weil lehrreich.
Gelassener werde ich tatsächlich von Tag zu Tag, mehr geht noch nicht, egal, denn es wird ja mehr. Ich weiß es!
Ich will hier keine philosophischen Betrachtungen dazu vom Zaun brechen, ist nur so MEIN Gefühl. Das löst Zufriedenheit aus, ich kann mich auf mich verlassen oder umgekehrt .... oder so.