heute früh erst habe ich diese Seite gefunden und mich sehr darüber gefreut.
Ich bin Anfang 40, Alkoholikerin und seit genau 6 Monaten trocken. Mit dem Trinken habe ich wohl wie die meisten Menschen in unserem Kulturkreis mit etwa 15 Jahren angefangen. Der Verdacht Alkoholikerin zu sein, kam mir erst vor ca. 1 Jahr. Meine Umgebung hatte keine Ahnung davon, dass ich Alkoholikerin bin. Mit meinem Mann habe ich am Abend vielleicht 1 oder 2 Gläser Wein oder Bier getrunken. Erst nachdem er ins Bett gegangen war, habe ich meine Flasche aufgemacht und ausgetrunken. Ich habe einen wunderbaren Job und meine Kollegen bekamen auch nichts mit. Trotz "Kater" war ich morgens immer pünktlich und zuverläßig und erledigte meine Arbeit mit viel Freude.
Erst als meine "Abende" an meinen freien Tagen schon gegen 12 Uhr Mittags anfingen und aus der einen Flasche immer öfter auch mal 2 wurden, bin ich unruhig geworden.
Meine Ehe war inzwischen zerbrochen. Ich lebte mit meinen beiden Söhnen allein und bekam nichts mehr auf die Reihe. Als ich meinen jüngsten Sohn am Morgen in die Schule brachte, das war am 15. August 2005, dachte ich ernsthaft daran, mir eine Flasche Bier zu kaufen. An diesem Morgen konnte ich dann nichts mehr verdrängen. Wer morgens Bier trinken will, der ist Alkoholiker. Das kann man sich auch nicht mehr schön reden. Also bin ich statt zum Bier kaufen gleich zu meinen Hausarzt. Dort bin ich dann verzweifelt zusammengebrochen.
Am nächsten Tag war ich dann zur Entgiftung im Krankenhaus, sechs Wochen später trat ich meine stationäre Langzeittherpie an. Dort fand ich wieder zu mir selbst. Habe begriffen, dass ich krank bin. Doch diese Krankheit kann ich in den Griff kriegen.
Der Alkohol ist mir heute gleichgültig. Ich weiß, ich kann nicht kontrolliert trinken, also lasse ich es.Es gibt auch keinen Grund zu trinken. Gegen den Alkohol habe ich keine Chance, ich habe vor ihm kapituliert, weil er stärker ist als ich. Doch ich werde nicht vor meiner Suchterkrankung kapitulieren! Das ist der große Unterschied.
Lebe ich heute glücklicher und zufriedener ohne Alkohol, als früher mit Alkohol? Das ist nicht so einfach zu beantworten. Auf jeden Fall bin ich freier. Mein Tagesablauf wird nicht vom Alkohol bestimmt. Das genieße ich sehr.
Was mir noch sehr schwer fällt, ist das aushalten der Emotionen ohne Alkohol. Seit meiner Kindheit leide ich schon an extremen Stimmungsschwankungen. Alkohol war meine Strategie damit umzugehen. Alkohol will ich aber nicht mehr. Nun muß ich lernen, neue Strategien zu entwickeln. In der nächsten Woche beginne ich mit einer Einzel-Psychotherpie. Die wird sehr lange dauern, ist aber natürlich ambulant. In dieser Therapie kann ich endlich meine wirklichen Probleme angehen. Der Alkohol hat nur verhindert sie ernsthaft anzugehen, doch gelöst hat er natürich gar nichts. Im Gegenteil.
Mindestens einmal in der Woche besuche ich Selbsthilfegruppen. Das ist für mich sehr wichtig. Auch das Lesen und Schreiben in Internetforen, wie in diesem, ist ein Halt für mich. Ich freue mich darauf Euch kennenzulernen und viel von Euch zu lernen.
Schön das Du den Weg hierher gefunden hast, bin selber noch neu hier. Deine Vorstellung klingt so klar und ohne Schuldzuweisungen an andere. Ich hoffe noch viele Beiträge von Dir zu lesen.
war tatsächlich so. Doch das heißt ja überhaupt nicht, dass es leicht war. Ich denke heute, an diesem Morgen habe ich endlich mal was Richtiges gemacht.
Schön zu lesen wie du an dich arbeitest und so langsam wieder neuen Lebensmut bekommst! Mein Mann hat es nach langen Jahren irgendwann selbst gemerkt das Alkohol nur schadet und keine Probleme löst, sondern nur neue Probleme schafft. Ich habe immer zu ihm gehalten, auch wenn ich manchmal selbst keine Kraft mehr hatte.Ich mußte stark bleiben, nur so konnte ich für ihn da sein! Seine LZT hat ihm sehr geholfen.
Du bist auf den richtigen Weg und darauf kannst du sehr stolz sein! Hier findest du jeder Zeit Rat und Verständnis!
mir gefällt sehr dein realistisches Denken, was die Alkoholkrankheit betrifft. Du hast richtig erkannt und richtig gehandelt. Besonders gut gefällt mir auch der Satz "Es gibt keinen Grund, Alkohol zu trinken." So ähnlich habe ich mir das auch schon oft gedacht: Man braucht keinen Alkohol. Wer das nicht glaubt, hat es sicher schwerer, alkoholfrei zu bleiben.
hallo Mohnblume, " . . Also bin ich statt zum Bier kaufen gleich zu meinen Hausarzt. Dort bin ich dann verzweifelt zusammengebrochen. " // Glückwunsch. Wie bei Feli lagen dazwischen bei mir noch Jahre. Auch ich gehe regelmäßig in "meine" Selbsthilfegruppe und treibe mich hier auf dem Bord rum. Gruß Max
ich möchte Euch recht herzlich für die Willkommensgrüße bedanken.
Mein bisheriger Weg liest sich nur so gradlinieig. Er wurde begleitet von unendlich vielen Tränen der Verzweiflung, von Angst-, Scham- und Schuldgefühlen sowie Selbsthass. Ich war an meinem persönlichen Tiefpunkt. An diesem besagten Sommermorgen habe ich endlich mal was richtig gemacht, weil mein damaliges Selbstbild mir sagte, allein bekommst Du sowieso nichts vernüftiges auf die Reihe, also geh mal lieber gleich zum Arzt.
habe hier schon geschrieben, bin seit dem 19.01.06 ohne Alk. Ich stand neben mir und dachte das legt sich. Ist aber nicht so, ich stehe immer noch neben mir d.h. so als hätte ich ein ganz schlimmes Verbrechen begangen und bin in einem Schockzustand. Unsicher, ängstlich, mit viel Herzklopfen. Kennt das jemand und was kann ich dagegen tun?
Das mit dem Tiefpunkt war bei mir ähnlich. Nach der letzten durchzechten Nacht und den üblichen Schamgefühlen dachte auch ich damals, jetzt reichts. Davor hab ich auch so ungefähr ein halbes Jahr rumgeeiert und versucht, mehr nüchterne Tage zwischen die Trinkereien zu bekommen. Nur hab ich dann gemerkt, das bringt mir nix, weil wenn ich trinke, stürze ich genauso ab und kann nicht aufhören.
hatte mich hier vom Board mal für ein paar Monate ausgeklinkt. Habe meine Gründe gehabt. Ich habe in der Zwischenzeit weiter an meinem trockenen Leben gebaut. Ein Jahr bin ich in der nächsten Woche trocken. Noch ein paar Tage also, dann werde ich ganz für mich allein so richtig schön feiern.
Mir geht es sehr gut zur Zeit, auch wenn nicht alles gut ist. Aber wird es das jemals? Irgendwas ist doch immer.
Hauptsache ich bin trocken, nur das ist wichtig für mich.
Werde bestimmt jetzt wieder öfter hier sein und freue mich.
Moin Josefine, schön von dir zu lesen! Hatten dich beim ferkeln vermisst. Gruppen hatten, wegen weil wir derer mehrere waren, die vermissten. Lieben gruss dir, wir lesen uns Hermine , noch immer ganz beseelt
Kein Grund zum Ausruhen, aber trotzdem schön. Wie ein Baby habe ich angefangen, die ersten Schritte zu gehen. Noch zaghaft und mußte noch oft an die Hand genommen werden, damit ich nicht falle, doch jetzt schon mit genug Selbstvertrauen, auch die nächsten Schritte zielstrebig zu gehen.
Ich muß weiter verdammt gut auf mich aufpassen, damit ich nicht hinfalle. Wenn es brenzlig wird, werde ich mich festhalten. Ich habe immer Menschen in meiner Nähe, die mir Halt geben können, wenn ich ins Straucheln gerate.
Noch vor einem Jahr war ich allein. Allein mit meinem Selbstmitleid.
Doch das ist vorbei.
Ich brauche den Alkohol nicht mehr in meinem Leben, doch ich muß verdammt gut aufpassen, damit mich falscher Stolz und Überheblichkeit nicht dazu bringen, dass ich meinen 1. Jahrestag nicht noch öfter "feiern" muß, bevor ich meinen Weg in die dauerhafte Nüchternheit endgültig finde.
Ich bin zufrieden und trocken. Das schönste Geschenk, dass ich mir selbst machen konnte. Und wieviel harte Arbeit steckte dahinter und wird noch vor mir liegen!
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