Liebes Forum, im letzten meeting der AA´s in dem ich war, wurde von mir angeregt viel über Partnerschaft gesprochen. Ein Freund sagte mir in der Pause, ein Alkoholiker kriegt Partnerschaft eh nicht hin. Das macht mich sehr nachdenklich. Die meisten im meeting waren auch single und glücklich. Sie hatten Beziehungen und Kinder, aber hatten sich davon gelöst. Einer der eine Frau hatte mußte kürzlich in ein meeting fahren weil er den Druck zuhaus nicht mehr aushielt. Jetzt frage ich mich selber, seit 4monaten in einer Beziehung lebend, halt ich das durch. Hatte erhebliche Kreislaufschwierigkeiten heute und mußte in einigen Fragen schon die Telefonseelsorge anrufen damit ich mit meinen Emotionen in der Partnerschaft klarkomme, ja, und jetzt hier schreiben. Ich hatte mir immer eine Partnerin gewünscht, nun ist der Traum das erstemal wahr geworden. Mit meinen 36Jahren ja auch nichts besonderes. Ich würde mich selbst als doch ganz schön durchgerüttelt durch den alkohol und dem aufwachsen in einer alkoholkranken Familie bezeichnen, bin aber 8J trocken und arbeite hart an mir. Meine Partnerin ist eher mütterlich von ihrer Art. Ich werde weiter die Augen offenhalten, vielleicht habt ihr einige Anmerkungen in Richtung Bindungsangst von Alkoholikern usw. B
Hi Billybob, bin ganz neu hier und gleich über dich gestolpert. erstmal muss ich sagen : RESPEKT für die 8 Jahre !! Was mich interessiert ist, nach so langer trockener Zeit gibts da immer noch ganz viele "Unruhen", Ängste vielleicht, besonders in beziehungen ? Hab grad ein Desaster mit 16 J. Trockenem erlebt, und hab mich sehr erschrocken über seine Reaktionen. Irgendwann war da nur noch Panik, Flucht und ich konnt ihn garnicht mehr beruhigen. Nu sind wir irgendwie in nem blöden Zustand auseinander gegegangen und ich wüsste so gern was einen da noch so bewegt, der doch schon sehr lange trocken ist..Ich würde mich freuen, wenn du mir erzählst , was deine Unruhe hervorruft. LG Christy
Hi ihr lieben, vor kurzem las ich ein Buch über Anthony Hopkins, den Schauspieler. Er ist trockener, seine Frau berichtete über seine ´Macken´ und ´Stimmungen´ die wohl für einen auch trocknen Alkoholiker typisch sind. Kann ich mir doch etwas vorstellen. In meinem fall muß ich sagen das ich retrospektiv auf die meisten Belastungen einfach emotional überreagiere, einfach nicht gelassen. Entweder schwarz/weiß, perfektionistisch oder gleichgültig. Klar, auch bei uns gibt es Unterschiede. Der Alkoholiker der trocken wird und weitgehen problemfrei ist und der, der aufhört und die Probleme scheinen erst loszugehen, mehr oder weniger. Mir kam letzteres wirklich so vor. Scheinbar ist das so mein Weg und ich muß da durch, Partnerschaft und Beruf sind für mich echt harte Nüsse.
welcome back - wir zwei hatten uns ja schon bei Deinem früheren Aufenthalt hier ausgetauscht. Bin ungefähr gleich lang abstinent, habe auch meine Probleme mit Geld, mit Ausrasten. Wie geht es eigentlich Deinen spirituellen Bemühungen?
Jetzt zu Deinen Fragen. Zum einen herzl. Glückwunsch, daß es endlich doch geklappt hat mit einer Partnerschaft - ja auch wenn diese Dir jetzt scheints Probleme macht. Ist doch aber verständlich, meine ich - nachdem Du jahrelang (wenn ich mich richtig erinnere) solo warst.
AA her, A.Hopkins hin - es gibt meiner Meinung nach keine Patentrezepte. Wir haben zwar alle gesoffen, aber unsere Ausgangslagen, unsere Erfahrungen sind unterschiedlich. Ich kann mich in den Geschichten anderer teilweise wiedererkennen, eben nur teilweise. Meine Probleme angehen, meine eigenen Erfahrungen machen - das muß ich ganz alleine. Ich habe für mich inzwischen erkannt, daß manche Baustellen mich mein Leben lang begleiten werden; daß ich zwar "hennadäperlesweis" (=Schrittweise) weiterkomme, aber ich GöttinseiDank nie mein Ideal erreichen werde. Da wäre ich ja noch arroganter und unausstehlicher
ZitatGepostet von vicco55 Wir haben zwar alle gesoffen, aber unsere Ausgangslagen, unsere Erfahrungen sind unterschiedlich. Ich kann mich in den Geschichten anderer teilweise wiedererkennen, eben nur teilweise. Meine Probleme angehen, meine eigenen Erfahrungen machen - das muß ich ganz alleine. Ich habe für mich inzwischen erkannt, daß manche Baustellen mich mein Leben lang begleiten werden; daß ich zwar "hennadäperlesweis" (=Schrittweise) weiterkomme, aber ich GöttinseiDank nie mein Ideal erreichen werde. Da wäre ich ja noch arroganter und unausstehlicher
Dir alles Gute Viktor[/b]
Hallo Vicco
also DAS kann ich alles unterschreiben! Es gibt 1000 Wege (Gründe??) zu saufen...und sicherlich gibt es ganz viele unterschiedliche, da wieder rauszukommen. Gründe und Wege!
Hi Viktor und euch andere, die Spiritualität ist bei mir auch von der Tagesform abhängig. Oft gehe ich in Kirchen um zu beten, meditiere zuhaus, war auch mal 10Tage im Kloster usw. Diese Woche habe ich fast nichts gemacht, ab und an mal den Gelassenheitsspruch von den AA´s.Schön hier alte Bekannte zu treffen.
Menschen, wie Du sie beschreibst, langweilen mich mittlerweile nur noch ... logische Konsequenz: sie werden von mir abgelehnt.
Ich persönlich stehe zu allen meinen Entscheidungen - wer damit nicht klarkommt..na und? ..ist doch jedems Recht!
Ich denke sogar, daß Dir bei der Frage "..Du trinkst kein Bier?" die Antwort: "Nein, denn ich bin trockener Alkoholiker" bei "Deinen" Menschen Respekt entgegenbracht würde. Diese Antwort zeigt nämlich, daß DU zu DIR stehst und auf DEINEM Weg bist und nicht so sein möchtest, wie andere Dich gerne hätten. Viele regt soetwas sogar noch zum Nachdenken an - und die, die nicht damit klarkommen? .. hmm .. laß sie ziehen!..was "tust" Du denn mit solchen Menschen?
Wer Dich liebt, Hörby, der liebt Dich bedingungslos .. MIT Deinen Stärken UND Schwächen .. MIT Deiner guten UND schlechten Vergangenheit. Da darfst Du Deine Ansprüchen, was Dein "Gegenüber" betrifft, ruhig etwas hochschrauben!! Weißt Du, ICH habe lieber keinen Partner als irgendeinen.
Nunja .. in einer Gesellschaft, auf dem Niveau von BigBrother, Dschungelcamp und Co. ist es natürlich nicht einfach "Gleichgesinnte" zu treffen ... aber auch nicht schlimm! Denn: die Quantität spielt doch garkeine Rolle .. wohl die Qualität. ... und so setze ich mich oftmals bequem in die erste Reihe, lehne mich relaxt zurück und schaue mir so manches Szenario von dort aus ganz gelassen an.
ZitatGepostet von Billybob .... Anmerkungen in Richtung Bindungsangst von Alkoholikern usw. B
Hallo Billybob,
ich für meinen Teil sehe hier keine Richtung von Bindungsangst bei einem trockenen Alkoholiker. Mein größeres Problem ist die Gefühlsangst. Das will heißen, dadurch, das ich ja von Anfang an meine Gefühle im großen und ganzen zugeschütett habe, und sie somit nicht aufkommen ließ und in Folge daraus, mich auch nicht mit ihnen Auseinandersetzen musste, hatte ich am Anfang meiner Nüchternheit imense Probleme mit meinen eigenen gefühlen, die in einer Partnerschaft logischerweise aufkommen. Seien es schlechte oder gute. Ich musste auch am Anfang erst einmal das aushalten dieser Gefühle richtig neu übene und lernen, denn wie gesagt, so richtig bewußt hatte ich es vlt. als Kind noch gelebt, aber dann, als der Alkohol in mein Leben trat, traten die Gefühle aus meinem Leben und wurden sehr schnell wieder Vergessen.
Versuch mal in dieser Richtung weiterzudenken. Mich würde auch die Meinigung anderer hierzu interressieren.
Für mich ist das gleich zu setzten mit einer Entdeckungsreise. Wobei mir auch immer wieder auffällt das es nicht nur die negativen Gefühle auszuhalten gilt, sondern ich habe auch mit positiven oft meine Probleme. Anfangs konnte ich manchmal noch nicht mal unterscheiden, ob das nun ein gutes oder schlechtes Gefühl in mir ist. So tief saß das alles.
Für mich sind das "Berührungsängste". Die Angst mit den eigenen Gefühle in Kontakt zu kommen und diese zu leben.
bei mir geht's auch ganz stark ums Fühlen bzw. überhaupt erst mal das Wahrnehmen davon, dass da was ist, was gefühlt werden kann/will.
Es passiert mir noch recht häufig, dass ich in bestimmten Situationen regelrechte Fluchtgedanken habe, und mir dann erst danach klar wird, dass sich da in mir was geregt hat, was ich in dem Moment nicht haben/zulassen wollte oder konnte.
Früher haben sich all diese teilweise winzig kleinen Streßmomente dann immer total angehäuft, weil ich ja auch vollkommen unfähig war, drauf zu reagieren. Und die einzige Möglichkeit, die ich kannte, den Streß 'weg' zu machen, war, mich zu besaufen.
Heute achte ich sehr darauf, wie es mir in vergleichbaren Situationen geht - und gelegentlich kann ich auch schon identifizieren, um was es geht, und entsprechend handeln - sei es durch Verlassen der Situation oder aber auch durch Ansprechen dessen, was mich da dann stört.
Es ist wirklich nicht immer leicht - und viel zu oft noch halte ich auch die Klappe ohne Reaktion. Aber es wird besser, Schrittchen für Schrittchen. Und wenn's mal wieder geklappt hat, ist's einfach ein wunderbares Gefühl
ja, weil das Saufen und dessen Abstinenz nicht mit dem Kopf zu steuern ist, ist es so schwierig, Gefühle zuzulassen, auszuhalten, zu durchleben.
ich glaube auch, dass man das wieder erlernen muss. das halte ich überhaupt für den wichtigsten Schritt, um langfristig trocken zu bleiben. Denn nicht die Pulle verursacht Saufdruck. Es ist doch das gespeicherte Gefühl, der Alkohol hilft, schottet mich kurzfristig ab von Magenschmerzen, Kopfkino, Herzklabastern, usw. (Was anderes kannte ich doch gar nicht mehr!)
Die Feinabstimmung von Gefühlen hab ich mir total kaputtgesoffen. Beispiel: Ich hab ein Recht darauf, wütend zu sein, wenn es der Situation entspricht. Ich darf brüllen, toben, meckern, beleidigt sein und beleidigen, ironisch werden, Geschirr ausm Schrank schmeißen, loslaufen bis außer Atem..... Egal.. Ich darf dieses Gefühl ausleben und fühle mich dabei als Mensch. UND Andere verstehen mich, auch wenn sie vielleicht nicht einverstanden sind, aber auch sie kennen sowas!
Aber was hat mein Säufergedächtnis parat? Eine einzige Handlung!
Was raube ich mir erst bei schönen Gefühlen??
Also, um wieviel reicher bin ich, wenn ich dieses Etwas weglasse! LG Jule
hi jule, ich habe mir zwar nicht meine gefühle kaputt gesoffen, sondern als co dazu beigetragen, dass mein mann das getan hat. DAmit hab ich aber auch meine gefühle unterdrückt und nicht richtig zu gelassen -> eine schraube ohne ende. Auch wenn mein mann jetzt trocken ist, mussten wir den umgang, das zulassen und das äussern der gefühle erst wieder lernen. Das ist einerseits schwierig, andererseits erleichert es unser zusammenleben, denn wir unterdrücken weder das schlechte noch das gute, was früher durch den alk und mein co-verhalten zugeschüttet wurde. gruß varkentje