Hallo an Alle, lese mit Spannung jeden Tag hier. Ihr Alle habt mir geholfen mit Euren Beiträgen, dass ich nun seit 74 Tagen ohne Alk bin. Aber meine Stimmung hellt sich nicht auf. Das Gegenteil ist der Fall. Habe keine Freude, keine gute Stimmung, zu nix Lust. Nach der Arbeit liege ich nur auf dem Sofa und schaue Ferns. aber auch das rauscht an mir vorbei. Gehe abends müde schlafen und stehe morgens müde auf. Sondere mich auch hier (auf der Arbeit) ab, gehe nicht mehr mit zum Mittagessen, rede wenn es sein muss nur dienstlich. Alles fällt mir schwer.
War gestern abend mit meinen Damen zusammen zum Essen und habe ganz offen über mein Saufen gesprochen. Diese wussten zwar, dass ich ganz schön schlucken konnte aber nicht welches Ausmaß es jeden Abend und an den Wochenenden bei mir zu Hause hatte. Habe mich ganz schlimm geschämt. Aber hier habe ich gelernt ich muss zu mir und somit auch zu den anderen offen sein. Die Damen haben natürlich ganz schön getrunken, aber ich spürte keine Lust mithalten zu müssen. Nun wäre ich gern wieder die Frau die ich war, gesellig, spontan, immer ein Scherzlein auf den Lippen, und mit beiden Beinen auf der Erde stehend. Natürlich ohne Alk. Dieser Zustand in dem ich mich jetzt befinde ist schon beängstigend nicht Fisch noch Fleisch.
Was kann ich tun? Freue mich auf Eure Antworten und es grüsst ganz lieb ein auf und ab fliegendes federlein
Hallo Ingo. Deine Frau macht eine Therapie und Du rufst jeden Tag an-das kann auch extrem nerven. Ich kann mir vorstellen, dass Sie einfach viel Freiraum für sich braucht, um trocken zu werden- das ganze Denken, die Gefühle spielen verrückt- die ganze Persönlichkeit ändert sich...das ist geppart mit mögl. Ängsten verständlicherweise zu viel, um eine Beziehung zu führen !
Du hast ja auch Deine Ansprüche, bspw. möchtest Du JEDEN TAG von Ihr höre, wie es Ihr geht- das kann auch ihre Kehle (Seele) einschnüren !
Die Frau, der Du jahrelang "beigestanden" hast, existiert möglicherweise gar nicht mehr...Ihren wahren Charakter und Ihre wahren "Lebensziele" hatte sie unter Fässern von Alkohol begraben...Du warst vielleicht nur Statist- die Hauptrolle war an die Flasche vergeben.
Lasse Sie doch einfach eine Zeit "erholen", neu sammeln, sich- klarwerden.
Der Seitensprung ist grausam für Dich- möglicherweise aber auch ein deutliches Signal , dass Eure Beziehung nicht mehr existent ist.
Ich würde mich an Deiner Stelle allein aus Selbstschutz ganz, ganz weit zurückziehen. Dir geht es ja sehr schlecht- der Weg da hinaus führt über die Stärkung des eigenen Selbstbewußtseins und nicht über den Weg der Demütigung, den Du durch das Verhalten Deiner Frau erleidest.
Gehe doch bitte zu einem Psychologen- er wird Dir sicher helfen
"Nun wäre ich gern wieder die Frau die ich war, gesellig, spontan, immer ein Scherzlein auf den Lippen, und mit beiden Beinen auf der Erde stehend."
vielleicht BIST du diese frau ja gar nicht. vielleicht bist du auch mal eigenbrötlerisch, nachdenklich, ernsthaft und träumerisch - so what?
74 tage ohne alk sind zwar eine respektable leistung aber dennoch noch nicht soooo lange. lass dir doch einfach mal zeit, zu schauen WER oder WAS du bist, so ohne alk. setze dich um himmels willen nicht unter druck, jetzt unbedingt irgendeinem idealbild von dir hinterherzujagen, das es vielleicht SO nur in alkoholisierter form gibt.
es kann so unendlich befreiend sein, sich von zwängen und erwartungshaltungen frei zu machen - denen von anderen und vor allem den eigenen.
ich schließe mich Bernard an. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Das beste, was du jetzt tun kannst (und das könnte sogar das einzige sein, was für die Beziehung gut ist), ist, dass du dich jetzt um deine eigenen Angelegenheiten kümmerst, die dich betreffen und nicht die Frau. Dinge, die für dich wichtig sind - wenn möglich, steigere dich ruhig in irgendwas rein, Hauptsache es tut dir gut und lenkt dich von der Krise ab. Sich die eigene Selbstständigkeit und Kompetenz bei gewissen Dingen beweisen, stärkt das Selbstwertgefühl, und mit diesem verschwindet die Eifersucht. Dann wird sich die Partnerin auch nicht bedrängt fühlen und kann selber bestimmen, wann sie dich kontaktiert, und in dem Fall hast du dann auch die Gewissheit, dass es ihr ein Bedürfnis ist, auf dich zuzukommen.
ich kann dich gut verstehen. Ich habe mich auch gefragt, wann denn diese berühmte Zeit endlich kommt, wo alles viel besser als früher ist, da ich ja nun ein sauberer, giftfreier, gesunder Mensch bin. - Obwohl ich dazusagen muss, dass ich anfänglich schon etwas euphorisch war, da ich einfach so erleichtert und stolz war, endlich wirklich nicht mehr zu trinken. Aber dann dachte ich auch wieder mehr an den normalen Alltag, der sich nun besser meistern ließ, weil die alkoholischen Probleme wegfielen. Die gute Stimmung stagnierte oder ließ zu wünschen übrig. Ganz abgesehen von anderen Problemen wie Müdigkeit, Appetit auf Süßes, etc.
Es ist die Frage, was für eine Art Gutgehen man eigentlich erwartet. Vielleicht erinnerst du dich an Momente des Betrunkenseins, aber STOPP! Diese Erinnerungen sind verklärt und nicht realistisch. Das Gutgehen, das nun kommen soll, ist ein anderes, stabileres. Es ist erstmal mehr so wie ein "Normalsein".
Aber erstmal sei bitte noch geduldig mit dir selber. Es gibt da nämlich eine ganz banale Komponente, die du berücksichtigen musst: Die sogenannte Gehirnchemie funktioniert noch lange nicht normal. Dadurch, dass früher lange Zeit der Alkohol in den Stoffwechsel eingebaut war, sind die Glückshormonproduzenten etwas verkümmert. Sie regenerieren sich, aber es dauert! Und das ist diese Fadesse und dieser oftmalige Mangel an Ausgelassenheit oder auch Ausgeglichenheit. Man hört oft von "einem Jahr". Vielleicht klingt das unerträglich lange, aber bei mir hat es eher bewirkt, dass ich die Zeit wieder erträglicher fand, denn so hatte ich also noch Hoffnung, und außerdem fiel ein gewisser Druck weg durch die Gewissheit, dass ich quasi im normalen Bereich bin und mir keine Sorgen machen muss, dass bei mir womöglich was nicht klappt mit dem besseren Leben, das ich mir durch das Trockensein erhoffte.
Lass dich nicht von Erwartungen unter Druck setzen, weder von deinen Eigenen (die musst du wahrscheinlich sowieso mal überprüfen, ob die überhaupt gut für dich sind), noch von denen anderer Menschen wie zum Beispiel der trinkfesten Ladies. Du veränderst dich, und man will dich aber wieder so haben, wie man dich gewohnt war. Gottseidank bist du nicht mehr so.