ZitatGepostet von miezegelb [i][quote]So gesehen ist es aber für jeden Alkoholiker, egal in welcher lebenslage wichtig das er die Option Alkohol trinken ausschließt, sich bewusst macht das es die Situation nicht verbessert.
Und genau das nenne ich Rückfallprophylaxe!!
Ich möchte das einfach für mich hier noch mal klar stellen: Für mich gehört Rückfall eben nicht einfach so dazu!! Unabhängig davon gibt es aber Rückfälle (warum und wie auch immer diese geschehen). Das kann man nicht einfach ignorieren.
Da ich ja selbst rückfällig war, war es eben auch notwendig, mich mit dem Thema Rückfall auseinander zu setzen. Und genau das war wieder Rückfallprophylaxe.
Übrigens lebe ich seit 7 Jahren jetzt wieder zufrieden abstinent und Alkohol ist auch in meiner jetzigen Situation für mich KEINE Option !! Ich sorge in dieser Situation natürlich auch für mich und hole mir die Kraft, die ich ich brauche. Und dabei denke ich nicht mal an Alkohol: ich fühle mich erschöpft und hole mir halt Kraft. Mit Alk hat das erstmal nichts zu tun.
Da ich ja selbst rückfällig war, war es eben auch notwendig, mich mit dem Thema Rückfall auseinander zu setzen. Und genau das war wieder Rückfallprophylaxe.
Das Auseinandersetzen mit dem was im Rückfall geschehen ist, oder geschehen kann, halte ich auch für die beste Vorsorge.
Wenn ich in einer bestimmten Situation meines Lebens glaube, das der kürzeste Weg für mich quer über die Autobahn ist, dann ist es sicherlich entscheidend, ob ich mir vorher die Risiken bewusst gemach habe.
Wenn ich wirklich verinnerlicht habe, das sich dabei drauf gehen kann, werde ich vermutlich nicht losrennen....................soweit ich mein Leben nicht aufs Spiel setzten möchte.
Wenn ich von anderen lese, die doch über diese Autobahn Rückfall gelaufen sind. sehe ich zwar, dass einige halbwegs unbeschadet drüben angekommen sind. Doch keiner dieser Geschichten überzeugt mich, das sich dieses Risiko gelohnt hat.
Für mich sieht es erst mal so aus: Ich weis, das mich niemand hindern kann über eine Autobahn zu laufen. Doch ich habe für mich beschlossen, dieses nicht zu tun. Ob das mein Leben lang auch so sein wird, werde ich erst ganz am Schluß sehen.
ZitatGepostet von kahani Hallo Rolf und alle anderen,
Wenn ich in einer bestimmten Situation meines Lebens glaube, das der kürzeste Weg für mich quer über die Autobahn ist, dann ist es sicherlich entscheidend, ob ich mir vorher die Risiken bewusst gemach habe.
Wenn ich wirklich verinnerlicht habe, das sich dabei drauf gehen kann, werde ich vermutlich nicht losrennen....................soweit ich mein Leben nicht aufs Spiel setzten möchte.
Lieber Gruß Anita
Hallo Anita,
deinen Beitrag schätze ich sehr. Für mich gehört da auch dazu, zu ERKENNEN, dass ich mir gerade GEDANKEN ÜBER DEN KÜRZESTEN WEG MACHE...unabhängig davon wie ich dann entscheide. Meine Gedanken darüber fingen nach ungefähr 10 Jahren Abstinenz an und über die Autobahn rannte ich dann erst gut 2 Jahre später...Und nach diesen 2 Jahren war dieses 'Verinnerlichen' eben schon so weit aufgeweicht (unbewusst oder durch 'nicht wahrhaben wollen'), dass ich losgerannt bin und zwar ganz bewusst: ich wollte rennen und niemand hätte mich davon abgehalten.
Ein Rückfall kommt nicht mal so vorbei, er passiert nicht einfach und beginnt auch nicht mit dem Öffnen der Flasche, sondern die Rückfallbereitschaft schleicht sich schon lange vorher ein. Durch viel Ehrlichkeit zu sich selbst (!), durch viel Selbstreflexion usw. kann man da schon vorbeugen. Das ist aber aus meiner Sicht schwierig, wenn man Rückfälle von vorneherein ausschließt. Dies würde nämlich bedueten: ich komme niemals in eine Situation, in der ich vor der Frage stehe 'was ist der kürzeste Weg' (unabhängig von der Entscheidung). Und das kann niemand garantieren.
Wenn ich heute mit dem Wissen, dass ich es nach zwölf Jahren krachen ließ, über mögliche Rückfälle nachdneke, dann bereitet mir das natürlich auch Angst. Das Auseinandersetzen mit dieser Angst von Zeit zu Zeit (nicht täglich, sonst wird man ja irre und vergisst zu leben), ist für mich lebensnotwendig. Ausblenden, weil zur zur Zeit keine Option, wäre für mich 'Augen zu und nur nicht anschauen'.
1. Ein Rückfall gehört NICHT zwangsläufig zur Krankheit.
2. Rückfälle gibt es aber - und zwar eine ganze Menge.
3. Der Rückfall fällt nicht vom Himmel (Rückfallkette).
4. Wenn ich saufen will, dann saufe ich. Egal wie leicht oder schwer mein "Notfallkoffer" ist.
Ziel ist die stabile, zufriedene Abstinenz. Mir wird diese Abstinenz aber nicht geschenkt - ich muss dafür etwas tun. Für mich scheint es, dass in dieser Diskussion verschiedene Vokabeln für die gleiche Aussage benutzt werden:
Einige Personen sagen: Ich betreibe aktive "Rückfallprophylaxe", um ein trockenes Leben zu führen.
Andere sagen: "Beschäftigung mit Rückfall" kommt mir nicht in die Tüte. Aber auch sie tun ja auch etwas für ihre Trockenheit. Nur benutzen sie nicht die Vokalbel "Rückfallprophylaxe" sondern "Strategien und Taktiken für die Abstinenz" oder die Vokabel "Egal was kommt, ich trinke nicht mehr".
Abstinenz <-> kein Rückfall kein Rückfall <-> Abstinenz
Es ist für mich egal, ob ich von rechts oder von links lese.
oder:
meine Telefonnummer besteht nur aus geraden Ziffern = meine Telefonnummer enthält keine ungeraden Ziffern.
Was ich an eurer Autobahn-Metapher nicht verstehe:
Ich weiß doch schon, dass ich nicht auf der anderen Seite ankommen werde. Rennen tue ich doch nur, wenn ich überfahren werden will, und nicht, weil ich in der Autobahn eine 'Abkürzung' sehe für mein weiteres Leben - sondern für meinen Tod...
........wenn ich Saufdruck habe, dann erhoffe ich mir ja durchs Saufen eine gewisse Art von Entlastung. In meiner Metapher erwartet mich die "Entlastung" auf der anderen Seite der AB. Deshalb renne ich..........weil ich schnell dahin gelangen möchte. Der Weg über die Autobahn verstehe ich dabei als das Saufen an sich. Alles auf eine Karte- RISIKO!
Vielleicht sollte ich mir abgewöhnen in Metaphern zu schreiben
ZitatGepostet von Bishamon2003 Für mich scheint es, dass in dieser Diskussion verschiedene Vokabeln für die gleiche Aussage benutzt werden:
yep, genauso ist es!
Es stellt sich aber auch noch eine andere Frage: Lehne ich ein Programm von vorneherein ab, weil Alkohol absolut keine Option darstellt oder kann ich etwas aus dem Programm für mich vielleicht wertvolles herausfiltern ? Die nächste Frage wäre für mich, ob ein Programm am Anfang der Abstinenz überhaupt Sinn macht, weil man damit jemandem der am Anfang des Weges steht, unbewusst tatsächlich mitteilt 'Rückfall gehört dazu'. NEIN, Rückfall gehört NICHT zwangsläufig dazu. Und etwas anders habe ich nie behauptet...
Du hast recht: zufriedene Abstinenz ist ein andauernder Prozess, man muss dafür sorgen. Hört man damit auf, rennt man nach 2 Jahren vielleicht über die Autobahn...
beides gehört dazu..........aber nichts ist zwangsweise und in jedem Fall so.
Ich kenne Alkoholiker die seit 25 Jahren nie wieder losgelaufen sind, andere haben schon nach ein paar Monaten wieder die Hände in die Beine genommen, wieder andere hatte ihren Autobahnlauf nach 2,7,10,12 Jahren.
Und dann gibt es mich , die diesem Lauf 13 Jahre widerstanden hat. Klar gab es Momente, wo ich gedanklich am Autobahnrand gestanden habe......... und das zeigt ja auch mir das Rückfall für mich möglich wäre. Aber ich schliesse es täglich neu aus, das es dazu kommt. Es kommt nicht jeder mit diesem 24 Stundengedanken klar, doch bei funktioniert es, schon lange und nachhaltig.
Zitat "In dem Moment wo ich es tun würde würde ich den Rückfall als etwas akzeptieren was passieren kann. das also etwas passieren kann ohne das ich das beieinflussen kann..."
Für mich gehört das nicht zusammen. Ich akzeptiere, dass es Rückfälle gibt UND DESHALB sorge ich vor.
Für minitiger:
Zitat "Es gibt eine ganze Menge Leute, die ohne Rückfall aufgehört haben, ich gehöre auch dazu."
Etwas provokant: Das kannst Du doch erst in der letzten Sekunde vor Deinem Tod wissen...
Für RolfJR:
Zitat "Was ich allerdings für etwas bedenklich halte, ist, wenn jemand alleine vor einem Glas Alkohol sitzt und dies aushalten soll."
Wie meinst Du das? Denkst Du an ein sog. Expositionstraining in einer Therapie? Oder an einen Selbstversuch zu Hause, wenn der Saufdruck da ist?
beides gehört dazu..........aber nichts ist zwangsweise und in jedem Fall so.
Ich kenne Alkoholiker die seit 25 Jahren nie wieder losgelaufen sind, andere haben schon nach ein paar Monaten wieder die Hände in die Beine genommen, wieder andere hatte ihren Autobahnlauf nach 2,7,10,12 Jahren.
Klar gab es Momente, wo ich gedanklich am Autobahnrand gestanden habe......... und das zeigt ja auch mir das Rückfall für mich möglich wäre. Aber ich schliesse es täglich neu aus, das es dazu kommt. Lieber Gruß Anita
Ich sehe das ja genauso wie du, Anita. Es kommen immer wieder einmal Situationen, in denen man neu entscheiden muss, regelmäßig. Es ist für mich eben nicht so, dass man sich einmal für Abstinenz entscheidet und dann hat man ein Leben lang Ruhe.
Und wenn man in solche Situationen kommt, dann ist es für mich halt wichtig, dass man sich vorher mit seinen 'Hintertürchen', mit seinen 'Mustern' und vieles mehr soweit auseinander gesetzt hat, dass man IN DER SITUATION wieder zu einer positiven Entscheidung FÜR Abstinenz kommt.
Ich rede ja für mich, Anita, und ich weiss wie ich früher davon ausging: Rückfall kommt für mich gar niemals in Frage. Rückfall hängt eben immer von der Entscheidung ab, die ich für mich treffe. Und wenn ich nicht merke, dass meine Entscheidung nicht mehr klar und eindeutig steht, dann besteht eben die Gefahr, dass ich mich bei einem klitzekleinen Auslöser (den ich mir womöglich sogar noch selbst kreiere) anders entscheide.
Mit der 24-Stunden-Taktik käme ich für mich überhaupt nicht klar. Das gilt aber für mich Ich beschäftige mich eben nicht jeden Tag mit Alk. Es gibt auch noch ein Leben OHNE Alk.
Alkoholiker, die nach 25 Jahren noch über keine Autobahn gerannt sind, kenne ich auch...und auch die anderen (inclusive mich selbst). Das heisst aber auch: Rückfälle sind möglich. Sie müssen aber nicht zwangsläufig sein, nur weil sie möglich sind.
Es klingt vielleicht jetzt etwas provokativ, aber ich für mich möchte meine Rückfallerfahrung wirklich nicht missen. Ich weiss für mich wie man da rein kommen kann und ich weiss auch wie ich da wieder heraus kam. Aber die Arbeit an mir bezieht sich nur darauf, da nicht wieder rein zu kommen. Das Wissen um das Herasukommen ist dann eher nützlich bei der Hilfe zur Selbsthilfe für andere.
Manche Langzeittrockene mögen und dürfen das gerne anders sehen. Es ist mein Leben und meine Abstinenz, die ich mir erhalten möchte.
ich glaube, dass wir im Grunde das selbe meinen. Und zu diesem Punkt kam der Eine von uns mit Rückfall und der ander bist heute, ohne Rückfall. Das ist jetzt keine Bewertung - es ist einfach so.
Zum 24 Stunden möchte ich nur sagen, dass es bei mir kein akitves Tun ist. Ich sitze hier nicht rum um Mühe mich täglich um einen Plan, wie ich den Tag trocken überstehe.
Es ist eher eine Grundhaltung meinem Leben gegenüber. Wenn ich den Tag heute gut lebe, dann habe ich meinen Job für heute getan und morgen sehen ich dann weiter. Natürlich mach ich auch Pläne übers Heute hinaus, Arbeit, Urlaub Familee usw.
Aber ganz gleich............ob mit oder ohne 24 Stundengedanken.........am Abend ins Bett gehen und sagen "Es war ein guter Tag" das ist es wohl was zählt.
Zitat "Es gibt eine ganze Menge Leute, die ohne Rückfall aufgehört haben, ich gehöre auch dazu."
Etwas provokant: Das kannst Du doch erst in der letzten Sekunde vor Deinem Tod wissen...
Kommt wohl auf die Sichtweise an. Mit ein paar Jahren Trockenheit im Rücken sag ich einfach daß ich im ersten Anlauf da hin gekommen bin.
Natürlich, ich hab hier auch schon geschrieben daß ich noch ein halbes Leben Zeit habe, um wieder anzufangen. Fragt sich nur ob ich da momentan was dran ändern könnte, denn das würde ja vermutlich in Situationen geschehen die ich im Augenblick sowieso nicht "vorfühlen" kann.
Also lebe ich heute einfach so wie wenn das Alkoholproblem erledigt ist, ich glaube für mich ist das die beste Prophylaxe. Eine Entscheidung für oder gegen das Trinken kann ich erst fällen, wenn ich direkt vor dieser Entscheidung stehe.