@ anita, ich war beim Kreuzbund, danach in einer Motivationsgruppe der Caritas als Vorbereitung für ambulante Therapie. Für zweimal die Woche Gruppe war sich Madame zu fein, für ambulante Therapie letztlich auch. Die Kreuzbund-Gruppe, bei der ich zuerst war, hat sich inzwischen aufgelöst. Womit ein großer Teil des Debakels schon erklärt wäre Jetzt fang ich wieder von vorne an ...
Liebe Sole, ich hatte in den letzten wochen eine ganz merkwürdige zeit- ständig kam mir alk in den kopf- nur mal ein glas wein- nur mal so- ectpp Mich hats mächtig irritiert- bis ich gerade heute morgen endlich auch den rest dieses knäuls für mich gefunden habe. Ich hatte miese gefühle, da war kein deckel mehr der sie aufgehalten hat. Die kamen einfach hoch, ungefragt und unwillkommen. Ich wollte die nicht. Daher diesre blöde gedankensalat. Ich finde es auch immer wieder schwer damit dann umzugehen. Manchmal fühle ich mich wie nach 8 stunden schwerster körperlicher arbeit. Es ist auch verflucht anstrengend immer bei mir zu bleiben, herauszufinden was los ist. Wie körperliches schufften eben. Es fällt mir manchmal echt schwer dann auch noch meinen alltag zu gestalten. Im zweifel gönne ich mir dann eine auszeit- einfach weil ich nix trinken will, weil ich alk nicht mehr als option sehen mag. Dann wird alles andere zur nebensache, aus reinem selbsterhaltungstrieb. Wenn ich dann all die geschichten höre und lese fühle ich mich wie ein weicheialki. So nach dem motto, so schlimm war es ja noch lange nicht..............blablabla......... Wars eben doch, weil ich muss mich doch nicht ganz nach unten saufen- nachts nachschütten- meine familie, meine freunde verlieren u.s.w., nur um mir zu beweisen, dass es noch tiefer geht. Liebe Sole, ich habe respekt für deine offenheit! Und ich denke mal, ich habe gerade wieder diese spirale kennengelernt, die du kurz mit " alltag ohne kleine fluchten" bezeichnet hast. Nur alk ist die schlecht möglichste aller fluchten. Ich wünsche dir von herzen, dass du andere für dich findest und obendrauf die nötige kraft dafür! Ganz lieben Hermine gruss dir geschickt
ich habe über 20 Jahre gesoffen. Und habe in dieser Zeit alles mögliche ausprobiert, um nicht mehr zu trinken. Ich habe versucht kontrolliert zu trinken, weniger zu trinken, nur noch am Wochenende-am Abend, nur noch alle 2 Wochen, alle 4 Wochen oder alle paar Monate etc. Es hat nix genutzt. Ich mußte über 20 Jahre trinken, weil mir die absolute innere Überzeugung fehlte, nicht mehr trinken zu wollen. Alles was ich bis dahin an Abstinenzversuchen unternommen hatte, war halbherzig und ausschließlich auf die Wirkung meines Umfeldes abgestimmt. Es war nicht ich, der aufhören wollte, es war mein Umfeld, das wollte, das ich aufhöre. Und für andere aufhören, das funktioniert nicht. Auch wenn es bitter klingt, du willst weiterhin trinken, weil das Trinken dich weder körperlich noch seelisch noch finanziell soweit runtergebracht hat, dass du es als Option ausschließen kannst. Und wahrscheinlich ist deine größte Hoffnung, dass du eines morgens aufwachst und weißt, dass jetzt der Punkt gekommen ist, endgültig aufzuhören. Der wird dir aber nicht wie Manna in den Schoß fallen, diesen Punkt wirst du dir ertrinken müssen. Und dann wird es auch nicht leicht, aber an diesem Punkt hat der Weg nur noch zwei Abbiegungen.
ZitatAuch wenn es bitter klingt, du willst weiterhin trinken, weil das Trinken dich weder körperlich noch seelisch noch finanziell soweit runtergebracht hat, dass du es als Option ausschließen kannst.
Harter tobak Jörg. Und irgendwie auch gefährlich, jedenfalls für mich. Weil bei mir wars der seelische faktor, der mich zum aufhören gebracht hat. Meiner seele gehts jetzt ja so gut wie nie. Ich weiß ganz viel neues über mich, kenne meine schwachpunkte immer besser. Ergo könnte ich doch mal............?????????? Das meinte ich oben mit dem weicheialkifeeling. Ne eben nicht, weil es letztendlich scheissegal ist- ich bin alkoholikerin, ich habe ein suchtgedächnis, kann alk nicht kontrollieren.
Ich weiß nicht inwieweit du Soles seelenlage kennst, aber ich finde nicht, dass ich mich erst ganz runter saufen muss, um alk als option auszuschließen. In der letzten woche gab es ein paar stunden, da habe ich nur aus lauter sturheit diesem gebrabbel in meinem kopf nicht nachgegeben. Ab und an ist es, wie beschrieben, mega anstrengend, aber immer noch besser, als dieses scheiss versagens gefühl, das mit 100%iger sicherheit am nächsten tag auf mich einfallen würde. Ein freundliches nachdenken, was wäre wenn, macht da für mich schon sinn. Und dieser, ab und an gedanken salat, resultiert ja nur aus meiner sucht. Mist, ich muss jetzt los, termine harren meiner. Lieben gruss erst einmal Hermine, meistens zufrieden
ZitatIch weiß nicht inwieweit du Soles seelenlage kennst, aber ich finde nicht, dass ich mich erst ganz runter saufen muss, um alk als option auszuschließen
Hi Hermine !
Ich sehe das schon wie der Jörg ( ohne Dialekt).
Im Prinzip schreibst du ja auch nix anderes :
ZitatWeil bei mir wars der seelische faktor, der mich zum aufhören gebracht hat.
... es ist doch letzlich egal, welcher Faktor einen "am Boden" sein läßt. Dein Faktor war, du warst seelisch am Boden.
Und ganz ehrlich, Überlegungen diesbezüglich halte ich schon für gefährlich, weil es insgeheim den Alk als Option doch wieder einschließt. Auch wenn ich schon am Gedanken " morgen wird es mir aber schlecht gehen dann" angekommen bin. Dann hab ich doch gedanklich die Folgen schon durchgespielt ?
Mich hat meine Sauferei zwar angekotzt, aber seelisch am Boden war ich nicht, als ich aufgehört habe. Ich hatte auch nicht das Gefühl, daß ich aufhören MUSS, ich hatte viel eher das Gefühl daß ichs mir leichter mache wenn ich nicht noch mal reduziere, sondern gleich ganz aufhöre. Vor allem wars einfach ein glasklares Gefühl: "Ich hör jetzt auf".
Ich bin mir jetzt schon eine ganze Zeitlang dessen bewusst, daß es nicht die Angst vor den Folgen des Trinkens ist, die mich trocken hält. Sicher hat die Angst vor den Folgen bei der Entscheidungsfindung mal eine Rolle gespielt, aber noch entscheidender war, daß mir das Trinken selbst einfach nix mehr gegeben hat. Wenn ich trinken wollte, dann würde ich halt trinken - aber der Zustand macht mich überhaupt nicht mehr an. Und das betrifft selbst den Zustand nach ein oder zwei Bier.
großen respekt für euer beider mut und konsequenz, hier im forum von rückfällen zu berichten.
das hilft mir. weil ich einerseits sehe, dass es möglich ist, einen solchen zu durch- und überleben. viel wichtiger aber ist mir, von euch zu lernen, was alles 'schief' laufen kann - und für mich daraus neue lehren zu ziehen; mit mir achtsam und wachsam zu sein und die antennen immer wieder neu auszurichten.
denn ich weiß, ein rückfall käme für mich niemals frontal, sondern immer eher schleichend, sickerte unbemerkt durch die ritzen des alltags...
mir ist es bislang gelungen, ohne rückfall auszukommen. dafür bin ich dankbar, und da bin ich stolz auf mich.
euch beiden an dieser stelle mein 'lieblingsrückfallsprichwort' aus japan:
auch ein affe fällt mal vom baum. (und käme doch niemals auf die idee, nicht mehr klettern zu können....)
was das 'spielerische ganz unten' angeht: für mich sehe ich das anders. jörg, ich finde es gut, dass du hier deine persönlichen erfahrungen uns mitteilst und mit uns teilst. aber ich finde es nicht schön, wenn du deine persönlichen erfahrungen für andere zum maßstab machst. das fordert meinen widerspruch!
ich war und bin in meiner abstinenten zeit zeitweilig oft sehr viel mehr 'unten' als früher mit alkohol. körperlich, seelisch, wirtschaftlich, sozial. das ist das leben.
ich trinke nicht, weil ich nicht trinken will. weil ich weiß, dass es davon nicht besser würde.
und ich trinke nicht, weil es mir eine ungeheure würde gibt, zu wissen, dass das, was schlecht läuft in meinem leben, nicht daher rührt, dass ich mich selbst vergiftet habe. sondern weil das leben eben so ein luder sein kann.
und wenn das leben noch so schwierig ist, ich kann mir morgens immer immer geradewegs im spiegel in die augen schauen, nüchtern. und feststellen, dass es außer der alkoholsucht noch ne menge anderer baustellen in meinem leben gibt, die bearbeitet sein wollen....
als ich vor fast 4 Jahren das erste Mal professionell entgiftet wurde und anschliessend in die Reha ging war ich weder emotional,noch finanziell am Boden und das Meckern meines Mannes hätte ich auch noch ne ganze Weile ganz gut ertragen können. Mich trieb und treibt noch heute was Anderes an.
Ich war es einfach leid,daß zwischen dem,was ich im Innersten fühlte und das,was ich in Wirklichkeit tat,ganze Welten lagen. Ich wollte endlich auch so stark werden,wie all die Anderen,die nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit zur Flasche griffen oder greifen mussten. Wollte auch,trotz aller Widrigkeiten,morgens aufstehen können und,zwar manchmal abgeschlagen und erschöpft,aber dennoch sauber in den Spiegel blicken können. Wollte mich nicht mehr verstecken,tarnen und verstellen müssen. Nach Aussen hin die Saubere und innen durch und durch mit Alkohol verseucht.
Wasser predigen und Wein trinken...im wahrsten Sinne des Wortes. Nee...bah...pfui...daran haben auch die Rückfälle Nichts geändert.Im Gegenteil. Ich bleibe definitiv auf der Seite,die sich gegen Alkohol entscheidet und wenn ich dafür Zeit meines Lebens jeden Abend meinen Glückskeks einwerfen muss.
@Igel,
ich wünsch Dir gutes Gelingen (und mir auch )
@Sole,
bei dir isses doch nichts anderes. Soweit ich das mitgekriegt habe,bist Du doch auch ein Mensch,der sich sehr für die spirituellen Seiten des Lebens interessiert. Dann weißt Du doch auch,daß man sich vor den dunklen Seiten des Lebens nicht zu fürchten oder zu flüchten braucht. Die holen Dich eh wieder ein. Dazu passt doch auch das Wegbeamen und das in Mauselöcher flüchten doch nicht wirklich...oder?