ich hab lange gezögert, mich hier anzumelden! Hab mir monatelang eingeredet, ich sei nicht süchtig, sondern hätte alles unter Kontrolle... Aber allmählich muss ich wohl den Tatsachen ins Gesicht sehen: ICH BIN ALKOHOLIKERIN!
Ein paar Worte zur Vorgeschichte (ich weiß, das ist keine Entschuldigung, aber vielleicht eine Erklärung).
Ich hab schon immer gerne EIN Glas Wein zur Entspannung nach einem hartem Arbeitstag genossen (am Wochenende auch mal zwei oder drei). Das war aber nie ein Problem. Ich konnte dazwischen auch durchaus mal 2 oder 3 Wochen ganz ohne Alk auskommen... Dann kam das Jahr 2003.... da wurde bei mir ein Hirntumor diagnostiziert! Ich bin operiert worden, der Tumor wurde auch komplett entfernt, aber die OP war so "gründlich", dass Teile meines Kleinhirns beschädigt wurden und ich seitdem massive Schmerzen in der linken Körperhälfte (besonders im linken Bein) habe und meine sportlichen Hobbies nicht mehr ausüben kann (Motorrad fahren, Fahrrad fahren, inline skaten etc.).
Und als ob das noch nicht genug ist, hat mein Ex-Gatte mir in genau dem Moment, wo ich wieder halbwegs Mut gefasst hatte (am Vorabend meines Wiederstarts im Job) eröffnet, dass er seit einfem Jahr ein Verhältnis mit meiner bis-dato-besten-Freundin hat...
Ich hatte mich wie Phoenix aus der Asche gekämpft und bin brutal in Treibsand gestoßen worden...
In dieser Zeit begann wohl meine "Alkoholiker-Karriere Seitdem "brauch" ich quasi täglich meine ein-bis-zwei-bis-drei Glas Wein um das Leben zu ertragen...
Inzwischen ist meine Ehe längst Geschichte... und ich hab einen neuen Partner - aber dem kann ich mein Problem nicht offenbaren, denn er hat seine eigene Meinung zu Alkoholikern: "Die sind einfach zu schwach fürs Leben. Und selbst, wenn die mal trocken sein sollten, werden die frühestens bei den ersten Problemen im Leben wieder rückfällig!"
Wie soll ich mich einem solchen Menschen offenbaren???? Auch wenn er sonst der liebste Mensch unter der Sonne ist?
Wir wollen eigentlich bald zusammen ziehen... er ist "Genuss-Trinker" und Wein-Kenner! Wie kann ich meine plötzliche Total-Abstinenz erklären?
ich denke, es geht nur mit der Wahrheit.Denn sonst wirst du weder dein Problem des Trinkens lösen können, noch wirst deine Beziehung auf Dauer zufriedenstellend leben können.
Du fürchtest dich vor seiner Reaktion und den möglichen Konsequenzen. Aber: wie wichtig ist ihm denn sein Wein? Etwa dermaßen, daß er die Beziehung in Frage stellen wird ? Wenn er dich gern hat, wird er dein Problem ernst nehmen, meinst du nicht ?
Hi SOS, erst mal herzlich willkommen hier bei saufnixund Glückwunsch zu Deinem Entschluss den Alkohol in Zukunft zu meiden Die (etwas abfällige) Bemerkung Deines Partners lässt mich vermuten, dass er nicht allzugrosse Erfahrung mit Alkoholikern hat. Aber unabhängig davon ist für Dich im Moment Offenheit das Beste. Ich weiss nicht wie gefestigt Eure Beziehung ist und wie er auf die "Neuigkeit" reagiert. Aber ich weiss, daß Dein Entschluss abstinent zu bleiben nicht mit einer Lüge aufrechtzuerhalten ist. Ist natürlich von mir leicht gesagt, wenn bei Dir die Angst besteht, Ihn u.U. zu verlieren. Aber mal ehrlich, was nützt Dir ein Partner, der Dich im Stich lässt wenn Du ihn dringend brauchst. Ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen, daß Du den Mut findest im "reinen Wein" (zu blöd der Ausdruck:mauereinzuschenken.Nur Mut Tina
wenn wir Alkoholiker endlich beschließen trocken zu werden und auch zu bleiben, dann verbinden wir damit immer den Wunsch, dass unser Umfeld uns wieder ernst nimmt, dass wir nicht mehr lügen müssen, dass wir unser Leben selbstverantwortlich führen können und dass man uns um unserer selbst lieben wird. Das sind neben vielen anderen Beweggründen die elementarsten. Wie willst du denn auf Dauer diese Lebensmaxime erreichen, wenn du deine Trockenheit mit einer großen Lüge beginnst? Und warum, ist aber typisch für Alkis, denkst du denn mit dem Kopf deines Partners. Die Zeiten, in denen du wie ein Schachspieler versucht hast die Gedanken und Reaktionen deines Partners vorauszusehen, um dir ein sicheres Sauffeld schaffen zu können, die willst und musst du doch hinter dir lassen. Alles andere wäre nämlich in der Rubrik " ein bisschen schwanger" einzuordnen. Traue deinem Partner doch das zu, was du auch willst, dass er dir zutrauten möge. Alkoholismus ist kein Tabu, es ist eine Krankheit und mit deiner Tumorgeschichte geht er doch anscheinend auch sehr abgeklärt um.
Jörg
minitiger2
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04.07.2006 09:43
#5 RE: Hallo.. bin neu hier (Sorry für die epische Länge)
wenn wir Alkoholiker endlich beschließen trocken zu werden und auch zu bleiben, dann verbinden wir damit immer den Wunsch, dass unser Umfeld uns wieder ernst nimmt, dass wir nicht mehr lügen müssen, dass wir unser Leben selbstverantwortlich führen können und dass man uns um unserer selbst lieben wird.
und wenn wir das nicht kriegen, saufen wir weiter? Ich widerspreche Dir ungern, aber ich glaube, diese Einstellung wäre nix für mich. Denn das würde ja irgendwo heissen, daß ich mich auch ansonsten so verhalten muss, daß mich meine Umwelt trägt, ich wäre jederzeit erpressbar, und das wäre für mich Abhängigkeit pur. Eine Abhängigkeit gegen die andere getauscht, das wär ja ne traurige Veranstaltung.
Und ich glaube es wäre auch eine reichliche Zumutung für meine Lebensgefährtin, wenn sie mich nun quasi lieben müsste weil ich deswegen trocken geworden bin...und wenns zwischen uns mal irgendwann schiefgehen sollte, dann wäre weder sie noch ich frei, weil dann die Sauferei wie ein Klotz am Bein hängen würde - nö, das kanns nicht sein, ich mache mich unabhängig vom Alkohol, egal was kommt.
das du mir ungern widersprichst, dass verweise ich mal ins Reich der Phantasie Und ich vergaß natürlich, dich explizit als Ausnahme zu erwähnen Ich habe das in diesem Fall wohl zu sehr verallgemeinert.
Also werde ich noch mal neu ansetzen. Für mich und sicherlich eine erkleckliche Anzahl(Rolf ausgenommen) ist der Wunsch von seinem Umfeld wieder ernst genommen zu werden, nach einem Leben ohne Lügen und einem selbstverantwortlichen Leben sehr wohl eine Triebfeder, die ein trockenes Leben mit sich bringen sollte. Und wenn ich mir dieses Leben wünsche, dann ist es mir auch scheißegal ob ich mich damit in irgendeiner Form "erpressbar" mache. Dieses Leben will ich und sollte ich es nicht bekommen, dann habe ich natürlich die Option des saufens, aber ich muß diese ja nicht ergreifen. Ich kann mir ja durchaus Alternativen überlegen, warum ich trotzdem trocken bleiben will. Den obigen Weg kann ich ja erstmal als reinen Ansatz sehen, um überhaupt mal aus dem Sumpf rauszukommen. Wie schon oft geschrieben, den Königsweg gibt es sowieso nicht. Jeder setzt doch seine Priorotäten eh anders.
Will mir echt nicht runter, wie ich mich erpressbar mache, wenn ich nicht trinke.
Ich meine, ich war es, solange ich getrunken habe.
Wenn ich heute von meinem Umfeld, oder wem auch immer, nicht so angenommen werde, wie ich es gerne hätte, kann ich den Alkohol getrost außen vor lassen ... dann liegt es doch an etwas anderem.
Helft mir mal auf die Sprünge
LG Wuchtbrumme
minitiger2
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04.07.2006 10:28
#8 RE: Hallo.. bin neu hier (Sorry für die epische Länge)
Bei mir ist die Haupttriebkaft der Trockenheit wohl eine Art Freiheitsdrang, und damit hängt irgendwo auch mein Widerspruchsgeist zusammen.
Allerdings glaube ich persönlich nicht, daß ich so sehr die Ausnahme bin. Ich meine, für jeden der aus Unangepasstheit heraus getrunken hat - und das sind ja nicht wenige -, müsste Unabhängigkeit doch auch eine Triebkraft sein, wenn Saufen eben nicht mehr frei macht.
wenn ich auf die Liebe anderer für meine Trockenheit angewiesen wäre, dann wäre ich durch Liebesentzug oder überhaupt emotional erpressbar. Da reichts vielleicht sogar, wenns einfach nicht läuft, und das liegt nicht unbedingt in meiner Macht. Also wenn meine Lebensgefährtin und ich uns wegen unterschiedlicher Meinungen streiten und uns vielleicht sogar trennen würden, dann wäre das ja in dem Fall gefährlich für mich.
Ich möchte aber nicht bei jeder Auseinandersetzung - denen wir ja bekanntlich nicht aus dem Weg gehen - das Damoklesschwert der Sauferei drüber hängen haben. Das hindert mich nur am freien Austausch.
Zitataus Wikipedia: Andreas Hofer (* 22. November 1767 am Sandhof bei St. Leonhard in Passeier (Südtirol); † 20. Februar 1810 in Mantua) war Wirt, Viehhändler und ein Tiroler Freiheitskämpfer und ist der Vaterlandsheld Tirols.
musste erstmal nach dem Männe googlen
Du bist der Wirt, Viehhändler Freiheitskämpfer und noch ein Vaterlandsheld ? wow, minitiger, da hab dich ja völlig verkannt
Aber mal im Ernst: Da geb ich Dir schon recht. Für jemanden Dritten das Trinken aufzuhören, oder gar von dessem Wohlwollen abhängig zu machen, ist völlig daneben und wenig bis gar nicht hilfreich.
Zitatvon Spieler wenn wir Alkoholiker endlich beschließen trocken zu werden und auch zu bleiben, dann verbinden wir damit immer den Wunsch, dass unser Umfeld uns wieder ernst nimmt, dass wir nicht mehr lügen müssen, dass wir unser Leben selbstverantwortlich führen können und dass man uns um unserer selbst lieben wird.
und genau damit bin ich nicht erpressbar. Für mich wird erst andersrum ein Schuh draus.
LG Wuchtbrumme
minitiger2
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04.07.2006 12:00
#12 RE: Hallo.. bin neu hier (Sorry für die epische Länge)
Na ja, dafür daß mich meine Umwelt ernst nimmt, muss ich eventuell was tun. Und zwar eventuell weit mehr als ich tun will. Also lass ich das als Ziel erst mal im Nirvana.
Selbstverantwortung ist ein Begriff, mit dem ich in Zusammenhang mit meiner Sauferei gar nichts verbinde. Als ich noch gesoffen habe, habe ich das auch selbst verantwortet und war überzeugt, daß es das richtige für mich ist. Vielleicht ist meine Situation aber auch anders, weil ich immer offen gesagt habe, daß ich nicht aufhören will.
kleine Ausrede gefällig? Die Schmerzen in Deiner linken Körperhälfte werden immer dann stärker, wenn du was trinkst. Deshalb trinkst Du nix mehr! Und keine weiteren Fragen!
Tschüß Luke
P.S.: Komisch aber wenn ich irgendwo Alkohol ablehne fragt keiner nach dem Warum. Nur Alkoholiker meinen sich rechtfertigen zu müssen! (Das geht mir natürlich auch so)
hallo SOS, " . . seine eigene Meinung zu Alkoholikern: "Die sind einfach zu schwach fürs Leben. Und selbst, wenn die mal trocken sein sollten, werden die frühestens bei den ersten Problemen im Leben wieder rückfällig!" - Wie soll ich mich einem solchen Menschen offenbaren????" // "nein danke ich trinke lieber Wasser" wäre mir zu dünn. Überhaupt eine Unwahrheit ginge bei mir nicht. Aber "seine" Behauptung, dass trockene Alkoholiker beim Auftreten von Problemen wieder trinken würden, was soll das denn?!! Probleme lösen wir ohne Alk! na wie denn sonst! mit Alk ging das nämlich gar nicht. Sicherlich gibt es auch 'solche', aber wir sind eben 'sone' (und nicht solche). Gruß Max
würdest du schreiben, du brauchst den Alkohol, um die Schmerzen, die du nach der Operation hast, zu lindern, könnte ich das nachvollziehen, denn Schmerzen hatten mir auch immer einen Trinkgrund geliefert. Aber gegen Schmerzen gibt es andere Hilfe als Alkohol.
Du schreibst aber unter Bezug auf die schlimmen Ereignisse, die dir das Jahr 2003 gebracht hatte
Zitat:
Seitdem "brauch" ich quasi täglich meine ein-bis-zwei-bis-drei Glas Wein um das Leben zu ertragen...
Du müsstest dir vielleicht mal bewusst machen, dass dein Leben sich seitdem wieder zum Guten gewendet hat, auch wenn du deinen sportlichen Hobbies nicht mehr nachgehen kannst. Lass dein heutiges Leben nicht überschatten durch die Ereignisse, die du in der Vergangenheit ertragen musstest.
Die Meinung deines Partners zu Alkoholikern: "Die sind einfach zu schwach fürs Leben. Und selbst, wenn die mal trocken sein sollten, werden die frühestens bei den ersten Problemen im Leben wieder rückfällig!" zeigt m. E. auch, dass er von Alkoholikern wenig weiß. Jetzt hat er dich kennen gelernt, weiß, was du überstanden hast. Glaubst du, wenn du trocken wirst, wird er dich für weniger stark halten als wenn du trinkst? Ich glaube kaum dass er sein Alkoholiker-Bild auf dich anwenden wird. Oder er wird an deinem Beispiel sehen, dass seine Meinung nicht allgemeingültig ist.
Wie auch immer, wenn du Alkoholikerin bist, gibt es nur eine richtige Entscheidung: SELTERS.